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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Berührend

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
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Harold ist seit sechs Monaten pensioniert, aber auch vorher bestand sein Leben aus mehr Routine und wenig Abwechslung.

Eines Tages erreicht ihn ein Brief einer Frau mit der ihn einmal eine Freundschaft ...

Harold ist seit sechs Monaten pensioniert, aber auch vorher bestand sein Leben aus mehr Routine und wenig Abwechslung.

Eines Tages erreicht ihn ein Brief einer Frau mit der ihn einmal eine Freundschaft verband und die genauso lautlos wie sie in sein Leben trat, dieses auch wieder verließ. Queenie hat Krebs, sie wird sterben und sie will Harold davon informieren. Nach 20 Jahren das erste Lebenszeichen von ihr.

Harold ist überrumpelt, er verfasst eine kurze Antwort und will den Brief in den nächstgelegenen Briefkasten einwerfen. Doch während er losgeht, verändert sich etwas in ihm, ein Drang, manches zurecht zu rücken und dem eigenen Leben einen Sinn zu geben, eine Spur zu hinterlassen beseelen Harold von einer Sekunde auf die andere. Er beschließt den Weg zu Queenie quer durch England zu Fuß zu gehen und er geht einfach los.

Menschliche Schicksale begegnen ihm auf seiner Wanderung und mit jedem Schritt kommt Harold nicht nur Queenie näher sondern ganz langsam auch sich selbst und seiner eigenen Wunde, seinem eigenen Schicksal.

Rachel Joyce bedient sich eines sehr philosophischen Schreibstils, der durch den geschickten Einsatz von Metaphern es den LeserInnen erleichtert sich mit Harold auf die Reise zu begeben.

Harold ist ein sympathischer Protagonist, dessen Stärken aber auch Schwächen so deutlich dargestellt werden, dass es die LeserInnen oft schmerzt.

Ein gefühlvolles Buch, das ab und an ein wenig zu blumig umschreibt, uns aber dennoch tief im Herzen zu berühren vermag.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Packender Jugendthriller

Schattengrund
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Nico ist 17 und in einigen Wochen 18 und damit volljährig. Eine Großtante, an die sie sich kaum erinnert hinterlässt ihr ein Haus. Schon bei der Testamentseröffnung zeigt sich, dass die verstorbene Großtante ...

Nico ist 17 und in einigen Wochen 18 und damit volljährig. Eine Großtante, an die sie sich kaum erinnert hinterlässt ihr ein Haus. Schon bei der Testamentseröffnung zeigt sich, dass die verstorbene Großtante einen Sinn für das Mystische zu haben schien. Sie stellt Nico drei Aufgaben, die sie zu lösen hat bevor sie ihr Erbe antreten kann. Doch noch sind Nocos‘ Eltern berechtigt ihre Entscheidungen zu treffen und lehnen das Erbe ab. Sie weigern sich mit Nico über ihre Gründe zu sprechen.

Nico fühlt sich verraten und hintergangen und sie spürt, dass auf „Schattengrund“ dem Haus ihrer Großtante ein Geheimnis auf sie wartet, dass ihr Leben von Grund auf verändern kann.

Also macht sie sich alleine auf den Weg nach Siebenlehen um die Rätsel zu lösen und herauszufinden was sie mit ihrer Großtante verbindet…

Schattengrund ist ein packender, rasant geschriebener Jugendthriller, der es versteht Gefühle der Beklemmung hervorzurufen und die eigene Fantasie ankurbelt ihre dunkelsten Blüten zu zeigen.

Nico ist eine starke junge Frau, die sich nicht mit vorgefertigten Wahrheiten zufrieden gibt. Sie legt den Finger auf die Wunde und sieht dahin wo andere die Vergangenheit im Dunkel versinken lassen. Elisabeth Herrmann hat eine sympathische, wirklichkeitsnahe Protagonistin geschaffen, die auch Fehler machen darf und genau deswegen so echt wirkt.

Die Umgebung rund um Siebenlehen wird geheimnisvoll, mystisch dunkel aber auch voller fantastischer Möglichkeiten dargestellt, sie ist gefährlich und mitunter todbringend aber auch wunderschön und angefüllt mit zarter Poesie.

Einzig einige kleine Logikfehler, aus dem Enkel wird plötzlich ein Sohn und aus einer Cousine wird eine Nichte sowie die Tatsache, dass einige Erzählstränge ins Leere laufen und die LeserInnen sich einen Hintergrund herbei denken müssen hemmt das Lesevergnügen.

Insgesamt hat Elisabeth Herrmann mit „Schattengrund“ einen packenden Jugendthriller geschaffen, der begeistert.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Mittelteil

Saphirblau
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Gwendolyn und Gideon sind gerade aus einer Zeitreise zurück, die gänzlich anders verlief als geplant. Statt Lady Tilney um ein wenig Blut zu erleichtern gerieten sie in einen Hinterhalt der VerräterInnen ...

Gwendolyn und Gideon sind gerade aus einer Zeitreise zurück, die gänzlich anders verlief als geplant. Statt Lady Tilney um ein wenig Blut zu erleichtern gerieten sie in einen Hinterhalt der VerräterInnen Lucy und Paul. Wieder zurück in der Gegenwart versucht der Geheimbund der Wächter herauszufinden, wo die undichte Stelle in den eigenen Reihen ist und haben als Hauptverdächtige Gwendolyn oder besser gesagt ihr zukünftiges Ich im Visier.

Frisch und sympathisch präsentiert sich auch der zweite Teil der Edelsteintrilogie, die LeserInnen begleiten Gwendolyn und Gideon wieder bei deren Reisen durch die Zeiten. Dabei stellt sich bald heraus, dass Gwendolyn bei weitem nicht so ein tollpatschiges Ding ist wie ihr einige Vertreter der Wächter weismachen wollen. Bald tritt auch zutage, dass Gideons hitzköpfiges Temperament, die Reisen oft zu einem gefährlichen Balanceakt machen aus dem die beiden ProtagonistInnen sich nur mit Mühe wieder heraus manövrieren können.

Spannend sind die mystischen Hintergründe, die von Kerstin Gier immer wieder eingeflochten werden, wie etwa die Geheimschriften des Grafen von St. Germain, die auch die Esoterik-Szene anhaltend beschäftigen.

Der Lesefluss wird nur manchmal durch den recht einfach gehaltenen Schreibstil gehemmt, dann kommen einzelne Passagen recht plump daher und die LeserInnen sind versucht zu überlegen ob Rechtschreibregeln hier nicht doch etwas zu sehr strapaziert wurden.

Insgesamt ein abgerundetes Buch, mystisch, spannend und mit frischer, lebendiger Romantik.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Überrascht

Glits
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Jay ist ein Einzelgänger, nicht besonders beliebt hält er sich von seinen SchulkollegInnen fern und verbringt seine freie Zeit mit Liedtexten und dem Mischen von Songs. Seine Mutter ist ihm fremd und er ...

Jay ist ein Einzelgänger, nicht besonders beliebt hält er sich von seinen SchulkollegInnen fern und verbringt seine freie Zeit mit Liedtexten und dem Mischen von Songs. Seine Mutter ist ihm fremd und er spürt sich meist nur wenn er an physische oder psychische Grenzen geht.

Als er einem Aufruf eine Textpassage zu übersetzen nachkommt, verstrickt sich Jays’ Schicksal untrennbar mit dem eines fremdartigen Wesens von dem anscheinend niemand weiß woher es kommt und was es will.

Mit „Glits“ legt Robert Wolfe einen surrealen Jugendroman vor, der sich ein wenig im Sci-Fi-Sektor bewegt ohne tatsächlich dort eingeordnet werden zu können.

Das Wesen des Glits bleibt den ganzen Roman hinweg undurchschaubar. Doch viel wichtiger als seine Herkunft oder seine organische Zusammensetzung sind dem Autor die Zwischentöne und Stimmungen, die er durch den Glits übertragen zu sucht.

Über weite Strecken ist das Buch sehr abstrakt und bewegt sich im Reich zwischen den Zeilen, erklärt nichts und berührt dennoch immer und immer mehr, sodass die Gedanken der LeserInnen bald die wunderbarsten Blüten treiben können.

Die Charaktere sind lebensnah und oftmals sogar bedrückend authentisch beschrieben, sodass ein Hineindenken in Jay oder Rachel ganz leicht und schnell geschieht.

Ein Roman voller Stimmung der vieles sagt ohne es wirklich beschreiben zu müssen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Überraschend gut

Crossfire. Offenbarung
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Eva und Gideon genießen ihr Zusammensein. Sie zeigen einander wie viel sie sich bedeuten und das sehr oft körperlich. Doch beide haben ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen können. Als Gideons’ Ex-Verlobte ...

Eva und Gideon genießen ihr Zusammensein. Sie zeigen einander wie viel sie sich bedeuten und das sehr oft körperlich. Doch beide haben ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen können. Als Gideons’ Ex-Verlobte auftaucht, brennen bei Eva die Sicherungen durch. Getrieben von dem Drang sich gegenseitig zu verletzen, befinden sich Eva und Gideon schon bald wieder am Abgrund ihrer Beziehung.

Sylvia Day schließt Teil 2 „Offenbarung“ nahtlos an die Ereignisse von „Versuchung“ an. Sie spinnt die Charaktere konsequent weiter und gibt der Geschichte abseits der prickelnen Erotik eine überraschende Tiefe indem sie eine gut durchdachte Handlung anbietet.

Erfrischend wirken die Schlagabtäusche zwischen Eva und Gideon, sind doch beide sehr von ihren Standpunkten überzeugt und schenken sich bei einer Meinungsverschiedenheit nichts.

Die Autorin schildert recht detailverliebt einzelne Begebenheiten und verliert sich mitunter in Beschreibungen von Kleidern oder Interieur. Der Aufbau der Geschichte aber erlaubt dies und somit wirken sowohl die Beschreibungen, Dialoge aber auch Akte als Teil eines stimmigen Ganzen.

Ein wenig Tiefe mögen die LeserInnen bei den auftauchenden Nebencharakteren vermissen, die durchwegs gute Unterhaltung leidet deswegen aber kaum.

„Offenbarung“ ist ebenso wie „Versuchung“ in sich abgeschlossen, macht aber Freude auf den finalen Band.