Spritziger Humor, spannender Krimi, viel Schwazwälder Lokalkolorit...
Totentracht„Totentracht“ von Alexander Rieckhoff und Stefan Ummenhofer war mein erster Krimi dieser beiden Autoren – und wird sicherlich nicht mein letzter gewesen sein!
Die Kommissarin Marie Kaltenbach kehrt nach ...
„Totentracht“ von Alexander Rieckhoff und Stefan Ummenhofer war mein erster Krimi dieser beiden Autoren – und wird sicherlich nicht mein letzter gewesen sein!
Die Kommissarin Marie Kaltenbach kehrt nach Jahren in Berlin wieder in ihre Schwarzwälder Heimatstadt Villingen zurück, sie wird im Team mit ihrem Kollegen Karl-Heinz Winterhalter arbeiten. Wobei diese „Zusammenarbeit“ jeweils beide an ihre Grenzen bringt: Marie ist überzeugte Veganerin, während Karl-Heinz im Privatleben ebenso überzeugter Jäger ist – klar, dass da zwei Weltanschauungen massiv aufeinanderprallen...
Die beiden Autoren beschreiben ihre Geschichte so voller Situationskomik und skurrilen Begebenheiten, dass ich immer wieder schmunzeln musste, bzw. laut gelacht habe – und das einmal in einem vollen Bus, wo ich doch sehr befremdete Blicke meiner Mitfahrer erntete. Ein Höhepunkt war für mich u.a. (aber wirklich nur unter anderem!) der unbeabsichtigte und versehentliche Besuch von Marie und Karl-Heinz bei einem Ehetherapeuten (nein, kein Spoiler, steht auf dem hinteren Klappentext!) Sämtliche Klischees werden bedient, aber es ist einfach nur amüsant...
Aber die beiden haben gemeinsam mit ihrem Kollegen Francois Kiefer (einem Elsässer, im Rahmen eines Austausches für ein Jahr in Villingen) auch einen Mord aufzuklären, dies machen sie natürlich mit unterschiedlichen Ansätzen - wie sollte es auch anders sein? Aber letztendlich kommen sie gemeinsam mit Bravour ans Ziel. Die Aufklärung ist für uns Leser verständlich, nachvollziehbar und logisch.
Nebenbei habe ich auch viel über den Schwarzwald, seine Trachten, der Landschaft und seine touristischen Highlights (z.B. Triberg mit seinen Wasserfällen) erfahren, z.B. weiß ich doch jetzt, dass der Bollenhut (ganz „unschwarzwälderisch“ erklärt: der mit den roten Pompons – Bollen – auf dem Strohhut, für mich als Norddeutsche bisher der Inbegriff der Schwarzwälder Tracht) eigentlich nur in drei Ortschaften des Schwarzwaldes getragen werden darf. Und die Trachtenordnung wird ernst genommen: „Der hat die traditionelle Tracht der Lächerlichkeit preisgegeben (…) Völlig willkürlich zusammengewürfelte Trachten. Gutacher Trachten mit Villinger Haube kombiniert. Bollenhut mit Furtwanger Tracht. (…) Mit rosa Bollenhüten, das müssen Sie sich mal vorstellen!“ (S. 144) Ich habe zwischendurch durchaus befürchtet, dass jemand diesen unglaublichen Frevel nicht einfach hinnehmen konnte und deshalb einen Mord begeht... Aber auch einen „Herrgottswinkel“ habe ich kennengelernt, und Hilde Winterhalters „Bärlauch-Peschto“ werde ich sicherlich in der nächsten Bärlauch-Saison ausprobieren...
Man spürt beim Lesen deutlich, dass die Autoren wahrscheinlich auch sehr großen Spaß beim Schreiben ihrer wirklich witzigen Charakterdarstellungen (aber sehr liebevoll, mit einem Augenzwinkern) und auch spannenden Kriminalgeschichte hatten, dieser Eindruck „schwappt“ 1:1 auf uns Leser über! Ich kann „Totentracht“ mit wirklich gutem Gewissen weiterempfehlen und hoffe auf eine baldige Fortsetzung!