Cover-Bild Farben der Nacht
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 21.08.2018
  • ISBN: 9783737100410
Davit Gabunia

Farben der Nacht

Rachel Gratzfeld (Übersetzer)

Surab, glücklicher Vater und weniger glücklicher Hausmann – er hat seine Arbeit verloren –, bekommt einen neuen Nachbarn. Gelangweilt beginnt er, den auffälligen jungen Mann mit dem roten Alfa Romeo zu beobachten – und gerät schnell in den Bann des fremden Lebens. Bald weiß Surab immer mehr über den anderen, auch über die Besuche seines Liebhabers, eines hohen Beamten. Doch dann beobachtet er einen furchtbaren Streit mit furchtbaren Folgen – und sieht seine Chance, wieder für seine Familie sorgen zu können. In all dem bemerkt er nicht, dass seine Frau Tina sich in eine Amour fou gestürzt hat; und nun flieht Tina aus ihrer Ehe, in das von Hitze und Aufruhr aufgepeitschte Tiflis – es ist der Sommer 2012, in dem der Milliardär Iwanischwili an die Macht kommt.
Fünf Menschen suchen ihr Glück und setzen alles aufs Spiel, was sie haben – auch wegen der unversöhnlichen Ansprüche einer Gesellschaft, in der Vergangenheit und Zukunft sich feindlich gegenüberstehen. Zwischen Patricia Highsmith und Hitchcocks „Fenster zum Hof“: Ein herausragender Roman, der das vielschichtige Bild eines Landes zwischen Tabu und Tradition zeichnet, spannungsreich und literarisch raffiniert.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2019

Der Wunsch nach Veränderung - Im Bann eines fremden Lebens

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"Farben der Nacht" von Davit Gabunia ist ein Roman der mich sehr stark beeindruckt hat. Nicht aufgrund seiner Länge oder Geschichte als solches, eher durch das erschaffene Abbild einer ganzen Gesellschaft. ...

"Farben der Nacht" von Davit Gabunia ist ein Roman der mich sehr stark beeindruckt hat. Nicht aufgrund seiner Länge oder Geschichte als solches, eher durch das erschaffene Abbild einer ganzen Gesellschaft. Grob gesagt geht es in dem Roman nämlich um fünf Menschen auf der Suche nach ihrem Glück, für das sie im Endeffekt alles aufs Spiel setzen - ihr Leben, ihren Glauben und alles um sie herum. Über ein Land im Aufbruch und Wandel, über Aufstände und Machtwechsel, Chancen und Veränderung.

Surab, ein eigentlich glücklicher Mann und Vater zweier Kinder, hat vor einer Weile seinen Job verloren und wird zum Hausmann degradiert. Seine Frau geht arbeiten und er? Er versinkt bekümmert in der Wohnung eines trostlosen Wohnblocks und soll nun auf die Kinder aufpassen, mit ihnen 'blöde' Spiele spielen und sich langweilen. Statt nach einer neuen Arbeit zu suchen, vegetiert er auch noch spät nachts auf dem Sofa vor sich hin und beginnt irgendwann den neuen Nachbar von gegenüber mit seinem roten Alfa Romeo zu beobachten. Auch spät in der Nacht sind die Fenster des Nachbarn noch hell erleuchtet. Surab starrt gebannt auf das fremde Leben und beobachtet das bunte Treiben der Männer auf der anderen Seite. Fast regelmäßig erscheint in dessen Wohnung ein höherer Beamter im Anzug und Surab beobachtet durch das Fenster das homosexuelle Liebesspiel der beiden.

Von Irrsin, Faszination und Aufregung getrieben, beginnt Surab die beiden zu observieren, Fotos zu schießen und diese säuberlich auf dem Rechner abzuspeichern. Er geht auf in der Rolle des Spitzels und sein ganzes Leben scheint sich nur noch darum zu drehen. Eines Tages beobachtet Surab einen furchtbaren Streit zwischen den beiden. Eine Vase fliegt, der Beamte verlässt schnellstens die Wohnung und Surab wittert seine Chance. Eine Chance auf ein besseres Leben. Eine Chance auf Veränderung. Doch nicht nur sein Leben bewegt sich in eine ganz andere Richtung ...

Gabunia erschafft mit seinem Buch ein sehr eindrucksvolles Bild einer Gesellschaft im Wandel. Es ist der Sommer 2012 in dem die Menschen auf die Straße gehen. Ein Sommer, der die Regierung zum Sturz bringt. Es entstehen neue Chancen, Möglichkeiten und Hoffnungen. Surab und seine Familie stehen für mich sinnbildlich für die Perspektivlosigkeit, fernab aller Hoffnung, die aufgrund dramatischer Ereignisse und Veränderungen, neue Möglichkeiten erlangen. Es ist ein literarisch sehr starkes, raffiniertes und spannendes Abbild, dessen Ende ungewiss bleibt.
Was soll ich anderes sagen? Mich hat dieser Roman sehr mitgerissen, bewegt und irgendwie auch betrübt. Gerade diese stets mitschwingende trostlose Vegetation und Schwere, die ich bereits bei "Das Birnenfeld" oder "Das achte Leben (für Brilka)" erlebt habe, macht diesen Roman so wahnsinnig intensiv und faszinierend. Es ist diese Vielschichtigkeit innerhalb dieser Geschichte, die zunächst mit einem Ende beginnt und dann Schritt für Schritt die Beobachtungen, Gedanken und Erlebnisse der Protagonisten schildert.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Eine Geschichte über Stolz und Wandel

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Mitten in der georgische Revolution im Jahre 2012 hat Surab seinen Job verloren. Seine Frau, die sich längst von ihm emotional entfernt hat, bringt das Geld nach Hause, was gewaltig an Surabs Ego kratzt. ...

Mitten in der georgische Revolution im Jahre 2012 hat Surab seinen Job verloren. Seine Frau, die sich längst von ihm emotional entfernt hat, bringt das Geld nach Hause, was gewaltig an Surabs Ego kratzt. Als neben ihm ein neuer Nachbar einzieht, erwacht Surab aus seiner Lethargie und beobachtet das Leben des neuen Nachbarn von seinem Balkon aus...

Die männerdominierte Geschichte behandelt die Angst vor Veränderung. Gleichzeitig sind die Männer in der Geschichte mit sich selbst im Unreinen. Nach außen hin versuchen sie die Fassade zu wahren, während sie innerlich mit ihren Konflikte und der Frage kämpfen, was einen echten Mann ausmacht. Ein äußerst unterhaltsames und nachdenkliches Werk.