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Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Komplott mit Folgen

Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten
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Mit "Commissaire Le Floch & der Brunnen der Toten" von Jean-Francois Parot erschien der zweite Band der historischen Paris-Krimis. Wir treffen Commissaire Nicolas le Floch bei seinem zweiten großen Fall, ...

Mit "Commissaire Le Floch & der Brunnen der Toten" von Jean-Francois Parot erschien der zweite Band der historischen Paris-Krimis. Wir treffen Commissaire Nicolas le Floch bei seinem zweiten großen Fall, der zunächst, so scheint es, mit einem Selbstmord hinter verschlossener Tür beginnt. Allerdings wirft die Leiche einige Fragen auf, dessen Antworten es herauszufinden gilt und Le Floch erneut über Lug und Trug in eine mehr als verzwickte Lage führen. Mit Le Floch gelingt ein Blick in die verschiedenen Gegenden und Ränge zur Zeit des Königs Ludwig XV. Dieses Mal führt der Fall uns ins Theater, die Klöster und den Hof von Versailles, allerdings so ganz ohne verbotene Glücksspiele und einem Besuch in dem berüchtigten Edelbordell geht es auch dieses Mal nicht. Ich könnte nun auch weiter auf den Inhalt eingehen, aber gerade das Spiel der verworrenen Tatorte und Tatmotive macht diesen Roman so spannend, dass ich an dieser Stelle darauf verzichten möchte.

"Ja, Monsieur, es gibt mehrere Komplotte. Ein privates Komplott, das ich als Rache gegen den Comte de Ruissec bezeichnen würde. Ein geheimes Komplott, das ich als politische Verschwörung gegen das Leben des Königs bezeichnen würde, und schließlich ein Komplott von Interessen oder vielmehr der eigennützige Aktion einer Dame, die um ihre Position zu behalten und zu schützen, Sie wissen schon wen, charakterschwache Personen manipuliert."

Für mich ist dieser Teil eine gelungene Fortsetzung des ersten Bands und wie bereits bei "Le Floch & das Geheimnis der Weißmäntel" beschreibt Parot ein sehr detailreich, faszinierendes Bild von Paris und das Leben auf Hofe zur damaligen Zeit. Ich würde ihn nicht als einen brutalen, zum Mitfiebern anregenden Krimi nennen, dafür liegt der Fokus viel mehr auf dem Geschehen der damaligen Zeit, den Komplotten und Machenschaften zwischen Untergrund und Königshof. Ich habe mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut und mindestens genauso vorfreudig warte ich schon jetzt auf den im Herbst erscheinenden dritten Teil.

"Und dann schien es ihm, dass an jenem Abend in der Oper alles in Gang gesetzt worden war wie eine ungeheure Maschinerie, die erst wieder anhielt, als das Schicksal befriedigt und mit Trümmern und Toten gesättigt war."

Veröffentlicht am 27.09.2019

Wenn eine Reise das Leben verändert

Elf Tage in Berlin
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"Elf Tage Berlin" von Hakan Nesser ist ein Buch, auf dass ich schon eine Weile lang ein Auge geworfen habe. Es erschien bereits im vergangenen Jahr und kam des häufigeren mal bei einem Besuch in der Buchhandlung ...

"Elf Tage Berlin" von Hakan Nesser ist ein Buch, auf dass ich schon eine Weile lang ein Auge geworfen habe. Es erschien bereits im vergangenen Jahr und kam des häufigeren mal bei einem Besuch in der Buchhandlung in die engere Auswahl. Vielleicht aufgrund des Covers oder da ich Schweden sehr favorisiere oder es einfach ein Nesser ist, wer weiß das schon so genau. Jedenfalls ist es nun in mein Regal gewandert und ich hab's dann auch mal kurz gelesen.
Die Ausgangssituation ist allerdings nicht gerade neu. Der Schwede Arne Murberg, bekommt vom im Sterben liegenden Vater eine Aufgabe oder gar letzten Wunsch mitgeteilt, den er nach dessem Tod erfüllen möchte. Er soll seine Mutter finden, die damals nach Berlin durchgebrannt ist und wahrscheinlich auch noch immer dort lebt. Er soll aber nicht nur seine Mutter kennenlernen, sondern ihr auch eine kleine, verschlossene Schachtel übergeben.

"Man muss es zu einem guten Ende bringen, und es gibt Dinge, die man vorher noch regeln sollte. Verstehst du, was regeln bedeutet?"

Dies wäre vielleicht alles gar kein Problem, denn eine Adresse hat er bereits. Arne verunglückte jedoch in seiner Kindheit bei einem Kopfsprung von einem Felsen und ist daher etwas zurückgeblieben. Doch es hapert nicht nur am Denken, denn mit seinen 34 Jahren ist er noch nie unbehütet gewesen oder konnte große Dinge selbst entscheiden, geschweige denn so einen Ausflug erleben. Mit Hilfe seines Onkels bereitet er sich nun intensiv auf seine Reise vor, lernt die wichtigsten deutschen Worte und erstellt Pläne. Doch dass es dann alles ganz anders kommt, Arne eine falsche Adresse hat, beklaut wird, auf einen ominösen Hypnotiseur trifft und diese Reise sein Leben verändern wird, ahnen sie noch nicht.

"In diesem Moment hatte Arne einen Geistesblitz. Er begriff erst im Nachhinein, dass es einer war, da es sein erster Geistesblitz in dreiundzwanzig Jahren war."

Den Roman "Elf Tage Berlin" fand ich einfach toll, auch wenn er wie bereits erwähnt doch recht klassisch war. Vor allem gegen Ende, wird die Geschichte hin und wieder etwas fragwürdig. Das tut dem Ganzen zwar keinen Abbruch, macht es allerdings auch nicht ganz so rund. Da sich diese 'Stellen' allerdings recht am Ende befinden und somit den Ausgang verraten, möchte ich hierzu auch eher schwammig bleiben. Sprachlich ist es recht angenehm, zwar bleibt die Spannung aus, man hofft jedoch mit Arne, dass alles ein gutes Ende nehmen wird und gerade das treibt einen nahezu durch die Seiten.
Insgesamt eine recht niedliche Geschichte und so würde ich sagen, dass es sich hier um ein Buch handelt, dass man gut verschenken kann, wenn man den Beschenkten kaum kennt. Außer eingefleischten Krimi, Thriller und Fantasy-Fans hat fast jeder seine Freude damit und daher kann man eigentlich kaum falsch liegen.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Antworten des Buddhismus

Wie hilft der Bär beim Glücklichsein?
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Mit "Wie hilft der Bär beim Glücklichsein" erschien Mitte des Jahres der dritte Teil, der besonderen buddhistischen 'Tier-Reihe' von Ajahn Brahm. Doch anders als bei "Die Kuh, die weinte" oder "Der Elefant, ...

Mit "Wie hilft der Bär beim Glücklichsein" erschien Mitte des Jahres der dritte Teil, der besonderen buddhistischen 'Tier-Reihe' von Ajahn Brahm. Doch anders als bei "Die Kuh, die weinte" oder "Der Elefant, der das Glück vergaß" geht es dieses Mal nicht um buddhistische Geschichten, sondern eher um Fragen und Antworten, die den Leser zum Nachdenken und positiveren Denken ermutigen sollen.

Ajahn Brahm hat eine ganz besondere Art und Weise, um Menschen den Buddhismus oder besser gesagt den Glauben und Blick in die Welt näher zu bringen. In diesem Buch widmet er sich nun Fragen, die Teilnehmer auf Versammlungen ihm mit Zettelchen anonym stellen durften. Es ist eine Art Antwortssammlung über das Leben, denen er sich mit seiner bekannten sehr humorvollen, ruhigen, aber dennoch glaubensinspirierten Art widmet. Ich kann es gar nicht so genau in Worte packen, dennoch merkt man einfach, dass er eine scheinbar 'andere' und inspirierende Weltanschauung besitzt und diese auch voll und ganz verkörpert. Dabei ist es weniger spirituell, es ist einfach typisch buddhistisch.

Wer sich nun erst einmal thematisch dem Ganzen widmen möchte, wäre hier sicherlich eher schlecht beraten, da man dann doch schon geringe Vorkenntnisse über den Buddhismus als solches mitbringen sollte, aber hierzu eigenen sich seine anderen Bücher wunderbar. Dieses Buch fasst es nun irgendwie noch einmal in einzelnen thematischen Abschnitten zusammen, kombiniert mit Geschichten aus seinem Leben und weiteren Gedankenanstößen, die beinahe auch bei jedem Anklang finden. Ich, als eh schon buddistisch veranlagter Mensch, mochte dieses Buch mindestens genauso gern wie seine Vorgänger, dennoch ist es kein Roman der einfach mal so kurzen Lesegenuss verspricht, es ist ein inspirierendes Buch, das weit über das Lesen und Unterhaltenfühlen hinaus geht.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die Genesung bedarf mehr als nur eine Pille - Krankheit und das Verlangen nach Zwischenmenschlichkeit

Die andere Hälfte der Heilung
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Ich muss gestehen ich hatte an "Die andere Hälfte der Heilung" von Leander Steinkopf sehr hohe Erwartungen. Steinkopfs Erzählung "Stadt der Feen und Wünsche" hatte mich Anfang/Mitte des Jahres inhaltlich ...

Ich muss gestehen ich hatte an "Die andere Hälfte der Heilung" von Leander Steinkopf sehr hohe Erwartungen. Steinkopfs Erzählung "Stadt der Feen und Wünsche" hatte mich Anfang/Mitte des Jahres inhaltlich wie sprachlich sehr beeindruckt und ein ähnliches Empfinden habe ich nun auch bei diesem Sachbuch erwartet. Steinkopf ist nämlich nicht nur Autor und Journalist, sondern hat auch Soziologie und Psychologie studiert.
Und ja, dieses Buch hat mich gepackt. Es hat mich auch begeistert, aber mindestens genauso oft aufgeregt. Vieles ist dabei meiner persönlichen Erfahrung und gebildeten Meinung geschuldet, aber ich habe hier mehr oder einfach anderes erwartet.

"Gesundung ist zwar wichtig, aber die Liebe geht vor.

Bereits der Klappentext stellt interessante Thesen bzw Fragen in den Raum. "Warum helfen Globuli? Warum findet sich für manche Leiden scheinbar keine Ursache? Warum funktioniert Akkupunktur?" Und natürlich spielt bei unzähligen Erkrankungen das Vertrauen in den Therapeuten und Arzt eine sehr große Rolle. Zwischenmenschliche Beziehungen sind in der Genesung beinahe wichtiger als das eigentliche Medikament. Nicht ohne Grund spricht man auch in der Schulmedizin immer wieder von Placeboeffekten und Tests bei denen es Menschen mit einer einfachen Zuckerpille besser geht oder eine vorgegaukelte Operation das eigentliche Leiden des Patienten plötzlich auslöscht. Es gibt auch einen Grund, warum viele Menschen scheinbar immer in ihrem Urlaub krank werden oder Erkältungen sich stets aufs Wochenende verlagern. Doch Symptome sind eigentlich nur Folgen bzw. Reaktionen des Körpers, der sich gerade gegen einen Virus, ein Bakterium, einer Fehlfunktion oder äußeren Einflüssen wehrt. Diese können dann wiederum bei Außenstehenden sowie einem selbst oft als eine Art 'Aufmerksamkeitswink', einem Wunsch nach Veränderung, Unterstützung oder auch Vorsicht, gedeutet werden kann.
Für vieles gibt es dabei evolutionsbiologische Hintergründe und Entwicklungen auf die Steinkopf in seinem Buch auf eine sehr leicht verständliche Art und Weise eingeht, sensibilisiert und gleichzeitig auch zum Nachdenken anregt.

"Kranksein ist nicht bloß das isolierte Problem des einzelnen Körpers, sondern ein soziales Phänomen, das auf zwischenmenschlicher Wechselwirkung beruht, genauso wie Paartanz, Fußball oder die Rede vor Kollegen."

"Die andere Hälfte der Heilung" ist ein Buch, mit dem ich mich beim Lesen sehr intensiv auseinandergesetzt habe. Das kann man nun sowohl als positiv, als auch negativ deuten.
Steinkopf studierte Soziologie und Psychologie und genau dies wird auch in diesem Buch deutlich. Es scheint eher eine Hommage an die Psychologie und der damit verbundenen Erwartungshaltung des Menschen in Bezug auf seine Genesung zu sein. Es gibt unzählige Aussagen, die ich hier eindeutig treffend und evolutionär begründet großartig finde. So gibt es z.B. in Sachen Genesung und Fortpflanzung eine Priorisierung. Auch das offensichtliche Leiden unterscheidet den Menschen von anderen Lebewesen und ist evolutionär bedingt und das Überleben der Gemeinschaft steht stets vor der eigenen Krankheit.
Aber es gibt eben auch ähnlich viele 'Antworten' und Hypothesen, die einfach zu leicht beantwortet werden und nicht über den Tellerrand der veralteten psychologischen Ansicht hinausgehen oder gänzlich eindimensional betrachtet werden. Genau das ist dann leider auch mein größter Kritikpunkt. In jedem Kapitel habe ich mindestens einmal aufgeregt. Das ganze Thema wird mir in diesem Fall einfach zu westweltlich betrachtet. Es gibt weltweit verschiedene Theorien und Ansätze - In Deutschland, sowie der ganzen westlichen Welt sind diese eher symptomfokussiert, während sie im asiatischen Raum einzelne Symptome eher ganzheitlich gedeutet werden. Das ist mitunter auch ein Grund warum die von Steinkopf beleuchtete Depression und andere psychische Probleme hauptsächlich im westlichen Raum als eigenständige Krankheitsbilder betrachtet werden.

"Aus evolutionärer Perspektive dienen depressive Symptome dazu, soziale Probleme anzugehen; der Verlust eines Kooperationspartners, Überlastung durch eine große Herausforderung, der Umgang mit dem großen Scheitern vor den Augen der anderen."

Die versprochene "neue Perspektive", die Krankheit und Heilung beleuchtet blieb so leider aus. Es ist eher ein Ansatz und wissenschaftliche Begründung warum Menschlichkeit in der heutigen Medizin so unterschätzt und dennoch wichtig ist. Er deklariert dabei alle nicht schulmedizinischen Therapien als Humbug und doch als wirksam. Ein Gegensatz, der zwar logisch betrachtet, sicherlich auch richtig ist, aber dem keine wirkliche tiefgründige Auseinandersetzung mit der energetischen Ebene, Einflüsse der Ernährung und deren Verarbeitung und Einfluss auf Gefühle und Gedanken oder Möglichkeit, die hinter dem eigentlichen Hokuspokus zu Grunde liegt. Auch in puncto Evolution ist es eindeutig, dass sich das Gehirn erst nach dem Darmhirn gebildet hat und ihm eigentlich eine eher untergeordnete Funktion zuteil wird. Zwar ist das Thema in diesem Fall eindeutig die Zwischenmenschlichkeit, allerdings erwarte ich dann auch, wenn es z.B. um Erkrankungen wie Depressionen geht, diese nicht so einseitig dargestellt werden. Entzündungen, die anfänglich auch als Ursache gelten könnten, werden einfach im frühen Anfangsstadium der Analyse erwähnt und dann gänzlich bzw. mit der Nennung, dass möglicherweise zukünftig Antidepressiva mit Entzündungshemmer entwickelt und eingesetzt werden könnten, fallen gelassen. Es ist ein großes Thema, was in diesem Buch den Rahmen sprengen würde, allerdings erwarte ich, wenn solche Faktoren Erwähnung finden, einfach etwas mehr. Was ist mit sonstigen Einflüssen? Vitaminen? Zwischenmenschlichkeit und Gefühle, die verschiedene Stoffwechsel und Hormonproduktionen fördern? Ruhe und Selbstheilung? Ablenkungen? Die Welt der Psyche und ihre Einflüsse ist sehr groß und je nachdem mit wem man spricht, erhält man auch hier verschiedene Antworten, selbst Psychologen unterscheiden sich da teilweise stark von einander. Da mir selbst das Fachliche fehlt, kann ich bei vielen mir fraglichen Hypothesen an dieser Stelle keine weitere Auskunft geben. Steinkopf belegt vieles mit Studien, wobei diese Studien auch wieder nur aus der westlichen Welt stammen und ich mich mit der wirklichen unparteiischen Glaubwürdigkeit dieser nicht weiter beschäftigt habe.

Insgesamt ist es dann in dem gewählten Rahmen ein wirklich gut durchdachtes, fachlich entsprechendes, und theoretisch tolles Buch, allerdings ist es für mich einfach nicht umfassend genug oder ausreichend begründet.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Es ist nie zu spät um neu anzufangen.

Agathe
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Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für ...

Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für mich ein kurzes Lesevergnügen der besonderen Art.


"Ich bin hier [...] weil ich wieder die Lust am Leben verloren habe. Ich hege nicht die Illusion, mich irgendwann gut zu fühlen, aber ich möchte gern zurechtkommen" - Agathe

Ein Psychiater möchte sich eigentlich mit 72 in den Ruhestand begeben. Geschlagene fünf Monate und damit 800 Gespräche bleiben ihm bis dahin. Alles scheint im total banal. Seine Patienten hören und sehen ihn kaum, denn sie erzählen nur von sich und wollen eigentlich gar keine wirkliche Hilfe. Sie berichten von Kleinigkeiten über die sie sich aufregen, großen Banalitäten, die sie furchtbar stören und auch sonst scheinen alle mehr ein Problem mit sich selbst zu haben - so wie der Psychiater auch. Er hat es nie gelernt zu lieben oder die Nähe zu anderen Menschen zuzulassen. Ein großes Hindernis und damit geht ein großer Teil seines Lebens verloren. Eines Tages möchte Agathe bei ihm einen Termin vereinbaren, doch aufgrund der begrenzten Zeit, lehnt er ab. Madame Surruge, seine Sekretärin, schleust sie förmlich ein und packt sie auf die Behandlungsliste und bringt damit einfach alles ins Wanken.

"Man kann als sehr kleines Wesen enden, wenn einen niemand mag. Manchmal frage ich mich, ob so ein Wesen überhaupt noch ein Mensch ist."

Man könnte nun meinen, dass diese kleine Geschichte in ein kitschiges Irgendwas abdriftet, aber genau das macht es nicht. Anne Cathrine Bomann schafft es nämlich genau diesen Teil zu umgehen. Agathe ist bereits verheiratet und eben nur eine Patientin, die ihn herausfordert und den Psychiater aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Es geht hier auch nicht um eine Liebesbeziehung, denn wo die genaue Reise hingehen mag, bleibt ein Teil der Fantasie. Daher ist es insgesamt auch eher ein leichtes Buch für Zwischendurch, ohne komplexe Handlungsstränge. In kleinen Passagen, lernen wir einzelne Patienten, die Probleme des Psychiaters, Agathes und seiner Sekretärin Madame Surruge kennen. Agathe ist dabei die Rettung und irgendwie hilft sie ihnen allen, dem Leben eine neue Chance zu geben. Und was soll man da groß sagen? Ich fand diesen Roman wirklich unterhaltend, leicht und nicht zu viel. Dieses Buch ist wie ein liebes
Geschenk, eine kleine Aufmerksamkeit, die optisch wie inhaltlich wahrscheinlich vielen eine kleine Freude bereitet.

"Nur noch vierhunderachtundvierzigmal musste ich mit diesen Menschen sprechen, die ich inzwischen nicht einmal mehr versuche zu verstehen."
Es gleicht einer "vormittäglichen Parade"