Cover-Bild Der Duft von Erde und Zitronen
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 13.01.2014
  • ISBN: 9783442746958
Margherita Oggero

Der Duft von Erde und Zitronen

Roman
Peter Klöss (Übersetzer)

Ein fesselnder Sommerroman!

Wie eine Gefangene lebt Imma in der Wohnung einer Tante hoch im Norden Italiens, weit weg von ihrem Heimatdorf bei Neapel. Die Dreizehnjährige ist in großer Gefahr, denn als der Sohn des Clanchefs sie zu vergewaltigen versuchte, schlug sie mit einem Stein zu. Jetzt soll sie dafür bezahlen. In der Einsamkeit der endlos scheinenden Tage wird Immas Wunsch nach Freiheit immer größer, bis sie sich schließlich stundenweise hinausschleichen kann und den jungen Buchhändler Paolo kennenlernt. Seine Bücher eröffnen ihr eine neue Welt und geben ihr den Mut, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Wunderschön!

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Imma lebt bei ihrer Tante. Sie nennt sie schlicht Ex-Tante. Die Tante ist nicht unbedingt angetan von Imma und ihrem Zusammenleben. Imma darf die Wohnung nicht verlassen, sie muss sich verstecken. Ihre ...

Imma lebt bei ihrer Tante. Sie nennt sie schlicht Ex-Tante. Die Tante ist nicht unbedingt angetan von Imma und ihrem Zusammenleben. Imma darf die Wohnung nicht verlassen, sie muss sich verstecken. Ihre Tante schließt sie ein, nimmt die Fernbedienung des Fernsehgeräts mit und schottet Imma von der Außenwelt ab.

Warum muss Imma eingesperrt bleiben? Wo sind ihre Eltern? Warum fragt niemand nach ihr? Diese und auch viele andere Fragen tun sich gleich zu Beginn der Geschichte auf und lösen bei den LeserInnen ein sanftes aber beständiges Kribbeln aus.

Langsam Kapitel für Kapitel wird Immas Geschichte erzählt und damit nicht nur die ihre sondern auch die ihrer Eltern und Großeltern und auch noch andere Themen beleuchtet, die in Italien eine große Rolle spielen.

Die LeserInnen erfahren im Laufe der Geschichte viel über familiäre Bande und Schicksale. In dem kleinen Dorf in dem Imma mit ihrer Familie früher lebte, regiert eine graue Eminenz aus dem Hintergrund. Ihre Macht liegt wie ein dunkler Schleier auf dem Dorf und seinen BewohnerInnen und ab und an passiert ein Unglück, mal ist es ein kleines und manchmal auch ein großes, das die Welt aus ihren Fugen reißt.

Der Duft von Erde und Zitronen ist eine Geschichte, erzählt durch viele Geschichten. Eine Liebeserklärung an Bücher, das Leben, die Liebe und nicht zuletzt die Hoffnung.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Eine Reise nach Italien

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Mit ihrem Roman „Der Duft von Erde und Zitronen“ entführt Margherita Oggero ihre Leser nach Italien und lässt sie teilhaben am italienischen Lebensgefühl und dem Flair italienischer Großfamilien. Marktbesuchte, ...

Mit ihrem Roman „Der Duft von Erde und Zitronen“ entführt Margherita Oggero ihre Leser nach Italien und lässt sie teilhaben am italienischen Lebensgefühl und dem Flair italienischer Großfamilien. Marktbesuchte, Essensdüfte, Sonnenschein, Blicke in unberührte Natur und beeindruckende Landschaftsbilder – sofort fühlt man sich wohl und heimisch und vor allem willkommen im fernen Land Italien. Umso erschreckender wirken dagegen die Szenen, die von der Macht der Mafia berichten. Diese sorgt für Angst und Schrecken, hat die Bewohner der kleinen italienischen Dörfer voll im Griff und bestimmt deren Alltag.

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist sowohl ein Familien- als auch ein Gesellschaftsroman. Denn Großfamilien wie die von Imma, der dreizehnjährigen Hauptperson des Buches, sind wohl typisch für italienische Lebensverhältnisse. Die Autorin spielt mit Klischees: der überfürsorglichen Großmutter; den draufgängerischen Männern, die meinen, das Zepter in der Hand zu halten: dem Wert von Traditionen. Aber so stellt man sich das Leben in Italien einfach vor, weshalb das Buch nicht urteilend oder kritisierend oder belächelnd wirkt.

Das Buch umfasst das Schicksal dreier Generationen. Das Leben von Imma, ihren Eltern und ihren Großeltern sowie allen dazugehörigen Familienmitgliedern wird beleuchtet. Dabei springt die Handlung zwischen den drei Generationen und den daraus resultierenden drei Handlungssträngen hin und her. Am Anfang sind diese Sprünge noch etwas verwirrend, da man als Leser mit vielen Namen konfrontiert wird, von deren Namensträgern man sich zunächst noch kein klares Bild machen kann und auch nicht weiß, wer wie mit wem zusammenhängt. Im Verlauf des Buches werden die Zusammenhänge aber deutlich und spätestens nach dem ersten Drittel des Buches sind die Verwandtschaftsbeziehungen klar.

Bruchstückhaft und wie bei einem Puzzleteil ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild. Dabei ist es erstaunlich, wie bereits das Leben von Immas Großeltern Grundsteine dafür gelegt hat, wie Imma heute lebt. Erzählt wird von ungewollten Schwangerschaften, ungeliebten Schwiegertöchtern und überraschenden Mordversuchen. Teilweise mutet die Handlung schon recht grotesk an, bleibt aber durchweg authentisch und nachvollziehbar.

Die Figuren des Buches sind allesamt herrlich lebendig. Dabei werden sie von der Autorin gar nicht sonderlich umfangreich beschrieben. Aber das macht ihren Reiz aus: Sie charakterisieren sich selbst. Durch ihr Verhalten und durch ihre Äußerungen. Durch den Aufbau des Buches und die Gliederung in drei Handlungsstränge, die alle den gleichen Umfang einnehmen, kann man als Leser jeden Charakter gleichermaßen gut kennen lernen.

Imma ist als Dreizehnjährige schon sehr erwachsen für ihr Alter. Aber aufgrund dessen, was sie schon alles erlebt hat, wirkt dies dennoch realistisch. Ich habe ihr ihre Neunmalklugheit, ihre Besonnenheit und ihre Intelligenz problemlos abgenommen. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter und letztendlich auch mein Lieblingscharakter, obwohl sie sich diese Position fast mit Tante Rosalia teilt, bei der Imma nun lebt.

Als Imma zum ersten Mal einen Schritt aus der Wohnung der Tante wagt und schließlich auf den jungen Buchverkäufer Paolo trifft, habe ich sehr mit ihr mitgefiebert. Ein besonderes Detail, das mich als Leseratte natürlich sehr begeistert hat, ist übrigens, dass Imma von Paolo immer wieder Bücher kauft und diese dann heimlich liest. Das Lesen an sich spielt dadurch eine gewisse Rolle in diesem Buch und die diesbezüglichen Szenen waren immer sehr liebevoll beschrieben. Es ist übrigens sehr bezeichnend, dass Imma während ihrer „Gefangenschaft“ – als Gefangene fühlt sie sich zumindest – das Tagebuch der Anne Frank liest.

Das Buch wird von einer melancholischen und irgendwie auch bedrückenden Grundstimmung beherrscht. Imma muss sich verstecken – die Hintergründe dazu sind brutal und gefährlich - und sehnt sich täglich nach nur ein paar Stunden in Freiheit. Immas Tante Rosalia ist unglücklich verliebt. Doch auch die Handlungsstränge, die in der Vergangenheit spielen, sind nicht immer schön. Und doch steht im Vordergrund immer der Familienzusammenhalt.

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein Buch über Liebe, Freundschaft, Familie, verzeihliche Fehler, das Erwachsenwerden. Es umfasst nur knapp mehr als 300 Seiten, und doch ist es ein tiefgründiger und bewegender Roman. Schön finde ich übrigens auch, wie das Buch zu seinem Titel gekommen ist, aber das verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht.

Das Ende des Buches ist leider recht offen, aber vermutlich hat die Autorin an der richtigen Stelle aufgehört. So bleibt Vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Und das ist doch auch mal ganz schön.

Der Schreibstil von Margherita Oggero ist sehr lebendig und gefühlvoll. Die Autorin versteht es, ihre Leser zu berühren, sie an in ihre Geschichte zu fesseln und sie für das Schicksal ihrer Figuren zu begeistern. Stellenweise mutet der Stil etwas poetisch an, ist insgesamt sehr warm und liebevoll.

Mein Fazit:

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein Familienroman, der seine Leser nach Italien entführt und sie am italienischen Flair und Lebensgefühl teilhaben lässt.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Italienische Lebenswirklichkeit

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Ich hatte keine allzu hohen Erwartungen als ich an dieses Buch herangegangen bin. Die Beschreibung bei vorablesen.de klang interessant – es sollte um das Lesen und um Italien gehen sowie um ein Mädchen, ...

Ich hatte keine allzu hohen Erwartungen als ich an dieses Buch herangegangen bin. Die Beschreibung bei vorablesen.de klang interessant – es sollte um das Lesen und um Italien gehen sowie um ein Mädchen, das durch die organisierte Kriminalität dazu gezwungen wird unterzutauchen – und die Leseprobe war auch nach meinem Geschmack. Dennoch habe ich nicht viel mehr erwartet als einen soliden Roman. Letztlich hat sich das Buch aber als kleines Juwel herausgestellt. Obwohl ich es bei dem schweren Thema nicht erwartet hatte liest sich dieser Roman mit einer Leichtigkeit als würde man ein Dessert essen. Margherita Oggero, von der bereits zwei Krimis im Piper-Verlag auf Deutsch erschienen sind, war mir vorher leider kein Begriff, aber ich bin sehr froh dass sich das jetzt geändert hat.

„Der Duft von Erde und Zitronen“ ist ein erzähltes Familienpanorama! Es geht um die Mitglieder einer italienischen Familie (mit Angeheirateten und „über-5-Ecken-Verwandten“) und ihre jeweilige Geschichte. Zwischendrin ist immer wieder die Ich-Erzählung der Protagonistin Imma geschaltet, die fernab ihrer süditalienischen Heimat bei einer Nenn-Tante inkognito leben muss, weil sie unfreiwillig mit der Mafia in Kontakt gekommen ist: sie hat den Sohn des örtlichen Mafia-Paten mit einem Stein attackiert, nachdem dieser sie vergewaltigen wollte. Mit dem Gedanken ihn erschlagen zu haben muss sie im Norden Italiens bei Rosaria untertauchen. Auch deren Hintergrundgeschichte erfährt der Leser nach und nach. Imma ist mit ihren 13 Jahren bereits schwer vom Schicksal gezeichnet: die Mutter (Melina) wurde vom untreuen Vater verlassen und starb früh bei einem Autounfall, den Imma mit ansehen musste. Auch von einem grausamen Verbrechen wurde die träumerische Jugendliche Zeugin, verübt ausgerechnet von dem Mann, der ihr eigener Peiniger werden sollte…

Das Buch wurde als ein Roman verkauft, in dem es um das Lesen geht und darüber, wie es einem aus einer schlimmen Lebenssituation qua Eskapismus hinweghelfen kann. Ich würde sagen: es geht auch darum, aber nicht an erster Stelle. Imma verliebt sich am Ort ihres Exils in einen Studenten, der für seinen Onkel Bücher auf dem Markt verkauft. Auf Nachfrage nach ihren Lektürevorlieben sagt sie, dass sie Bücher über Kinder bzw. Jugendliche lesen, die eingesperrt sind oder sich stark angesichts ihren harten Schicksals verhalten. So kommt sie in Kontakt mit Anne Frank und Oliver Twist, aber auch mit Guy Montag, dem es in „Fahrenheit 451“ verboten ist zu lesen und der es trotzdem tut. Auch Immas Lesen ist zunächst geheim, hat sie doch von Zuhause nur Schulbücher mitgebracht und eigentlich darf sie nicht nach draußen (die neuen Bücher würden verraten, dass sie doch rausgegangen ist). Sie liest die Bücher und holt sich immer wieder Nachschub von Paolo.

Nebenbei wird die Geschichte Immas und ihrer Familie erzählt, der Leser erfährt immer mehr Details und kann sich aus der Rückschau ein kompletteres Bild machen.

Mir ist aufgefallen, dass das Buch weitaus weniger pathetisch ist, als es vermarktet wurde. Es ist von einem warmen Humor durchsetzt und stellt die Lebenswirklichkeit der Personen so dar dass es nie artifiziell oder konstruiert wirkt. Das ist für mich die absolute Stärke dieses Buches – weniger der scheinbarere Überbau (Emanzipation, Lektüre als Befreiung). Man fühlt sich in diese italienische Familie und ihr Umfeld hinein, kann mit ihr lachen und weinen ist nicht zuletzt entsetzt über die tatsächliche Allmacht der mafiösen Strukturen, die den italienischen Süden wie ein starres Korsett umschließen. Italienische Tradition (Familie steht an erster Stelle, die Schönheit des Landes, kulinarische Highlights, die Mafia) und globalisierte Moderne (Jobs in anderen Ländern, die Zerstreuung von Familien durch Mobilität und der hohe Einfluss der Technik) prallen aufeinander in diesem Roman. Hier wird Gegenwart erzählt und spürbar gemacht.

Man merkt zwar, dass Oggero eine Kriminalautorin ist, denn Mord, Tod und Totschlag spielen eine große Rolle. Dennoch durchzieht das Buch der Gedanke, dass man sich davon nicht einschüchtern lassen darf und das Leben feiern wo es geht – sei es durch Essen, Familie, Lektüre oder die bedingungslose Liebe eines Hundes.

Fazit: Ein einnehmender Roman voller Lebenswirklichkeit und Wärme, den ich jedem ans Herz legen möchte!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Beklemmend und mitreißend!

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Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der ...

Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der Duft von Erde und Zitronen" - Margherita Oggero
[S. 83]

Inhalt:
Im Süden Italiens lebt eine kleine Familie, die besonders eines auszeichnet: Ihre Liebe zueinander und ihre Loyalität. Denn egal welcher Schicksalsschlag sie heimsucht, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Ein Teil dieser Familie ist die dreizehnjährige Imma. Das junge Mädchen hängt ständig ihren Gedanken nach, sucht die Nähe zur Natur und versucht ihren Platz in der Welt zu finden. Doch in dem kleinen Dorf, indem Imma mit ihrer Familie wohnt, ist dies gar nicht so einfach, denn das Dorf wird von der Mafia beherrscht - und dies soll ihr bald zum Verhängnis werden. Als Imma eines Tages mit dem Sohn des Mafiabosses Enzino aneinandergerät, ändert sich ihr Leben schlagartig und sie muss überstürzt die Stadt verlassen. Die Flucht treibt sie in den Norden Italiens, zu ihrer Tante, wo sie wie eine Gefangene ihr Dasein in dessen Wohnung verbringen muss, fernab von allen Blicken. Voller Sehnsucht nach zu Hause, hält sie es schon bald nicht mehr in der Wohnung aus und flüchtet nach Draußen, wo sie nicht nur auf den attraktiven und sympathischen Buchhändler Paolo stößt, sondern auch die Liebe zu Büchern und Geschichten entdeckt.

Immas Leben ist nicht immer einfach gewesen. Immas Leben ist gefährlich. Immas Leben ist ein Geheimnis.

Meinung:
"Der Duft von Erde und Zitronen" ist ein ganz besonderer Roman, der einen mit seiner ländlichen und lebendigen Kulisse schon nach den ersten Seiten, wie ein warmer Mantel umhüllt und in die Tiefen Italiens und dessen Kultur entführt. Auf sehr bildliche und verzaubernde Weise erzählt Margherita Oggero von Sitten, Bräuchen und eines der wohl dunkelsten Italienthemen: der Mafia. Sehr eindrucksvoll und sehr gefühlvoll geht sie auf die Geschichte der dreizehnjährigen Imma und ihrer Familie ein, indem sie zunächst weit ausholt und den Erzählstrang von drei Generationen aufnimmt. Der Anfang der Geschichte ist so zunächst verworren wie ein großes, von riesigen grünen Hecken umsäumtes Labyrinth. Die Kapitel sind relativ klein, die Zeitsprünge bzw. die Perspektivsprünge hingegen sehr groß, so dass man sich zunächst nicht leicht tut, sich auf den Seiten zu Recht zu finden. Dies ändert sich jedoch im Verlauf und wenn sich am Ende alle Vorhänge gelüftet haben, vermag man erst das ganze Ausmaß zu verstehen und begreift, warum die Autorin hier soweit zurückgehen musste.

Obwohl die Figuren relativ schemenhaft gezeichnet werden, schaffen sie es doch, sich kraftvoll und nachhaltig im Kopf der Leser zu materialisieren. Ihr Charakter erschließt sich erst, wenn man das ganze Buch in sich aufgenommen hat, denn ihre Eigenschaften zeigen sie mit dem, was sie tun - wie sie lieben oder was sie bereit sind, für das Leben anderer zu riskieren. Frau Oggero spielt hier auf den ersten Blick mit vielen Stereotypen, wie etwa mit des der temperamentvollen und ihre Kinder und Enkel beschützenden Mutter, der störrischen Tochter, die nur eines will, ihrem Herzen folgen und mit dem der Mafia, die Dörfer und Menschen beherrscht und sich nicht nur einmal über die Justiz hinweg setzt und nach eigenem Ermessen Selbstjustiz übt und diese gekonnt weiß zu verschleiern. Jedoch benutzt sie diese Stereotypen auf ganz einfache, glaubwürdige und somit authentische Art und Weise.

Was mir jedoch besonders gefallen hat, dass dieser farbenfrohe und atmosphärische Roman so schön uneindeutig ist. Dadurch bleibt er selbst lange nach der letzten Seite noch im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an. Man setzt sich intensiv mit jedem Buchstaben auseinander und versucht hinter diesem geheime Botschaften zu entdecken. Besonders als Imma bei einem ihrer heimlichen Ausflüge auf dem Markt den jungen Paolo kennenlernt, der Bücher verkauft. Imma findet in den Geschichten, die er ihr gibt, ganz viel Hoffnung und Mut. Dabei steht an keiner Stelle der Buchtitel, des jeweiligen Werkes, aber wenn man ganz genau hinsieht, die Geschichte an sich ran lässt, fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen.

Die liebevollen Beschreibungen des, mich schon immer anziehenden und faszinierenden Landes Italien, stehen in einem guten Kontrast zu den düsteren Machenschaften der Mafia. Jedes Wort ist Poesie und trägt viel zur eigentlichen Grundstimmung des Werkes bei. Auf den ersten Blick wird hier lediglich eine Familiengeschichte erzählt, aber sieht man genauer hin, dann geht es um viel tiefer gehende Themen, wie Freiheit und den Mut das Richtige zu tun um sein Glück zu finden. Am Ende keimt in einem das Bedürfnis auf, sein eigenes Leben mit dem gleichen Mut und der gleichen Willensstärke wie Imma entgegen zu treten. Man hat das Gefühl, dass man die ganze Welt verändern könnte. Das offene Ende stört mich deshalb in keinster Weise, denn gerade durch dieses, kriecht die Handlung unter die Haut und sorgt nach dem Zuklappen für ein wohlig warmes Gefühl und Gänsehaut.

Letztlich war ich jedoch doch ganz schön überrascht von diesem Werk. Der Klappentext hatte mir von einer Geschichte erzählt, in der es um ein kleines Mädchen geht, dass ihrer Gefangenschaft durch ihre neu entdeckte Liebe zu Geschichten und Abenteuern entgeht und darin Trost findet. Leider gestaltet sich die eigentliche Handlung dann doch anders und Immas Bücher nehmen darin nur eine kleine Nebenrolle ein. Zwar eine Entscheidende, aber doch eine Nebenrolle. Auch die Tatsache, dass hier schon der Grund ihrer Flucht und Gefangenschaft aufgegriffen wird, der sich im Buch erst auf den letzten Seiten enttarnt und beim Leser noch mehr unter die Haut gehen und für Überraschung sorgen würde, würde er dies nicht schon von Beginn an wissen, ist wohl eher nicht sonderlich geschickt und raubt dem Roman ein Wenig an Reiz. Weshalb ich an dieser Stelle nur davon abraten kann, den Beschreibungstext zu lesen.

Fazit:
"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt von beklemmenden Wahrheiten und unterlegt diese, fast schon auf spielerische Art, mit greifbaren Methapern und Beschreibungen, wodurch jedes Kapitel, mag es auch noch so kurz sein, eine lebendige Kulisse und lebhafte Figuren hervorbringt. Frau Oggero hat hier einen Roman erschaffen, der tief unter die Haut geht, sich dort einnistet und noch lange Zeit, nach den letzten gelesen Seiten, Worten und Buchstaben zum Nachdenken anregt. Ein Werk voller Magie, Hoffnung und Kraft, welches das Bedürfnis im Leser weckt, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und die Welt zu verändern.

Veröffentlicht am 30.12.2017

4 Sterne

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Hier war ich wieder ein bisschen uentschlossen.
Eigentlich hat mir das Buch gut gefallen.
Der Schreibstil war flüssig und gut lesbar.
Die immer abwechselnden Kapitel von Vergangenheit und Gegenwart haben ...

Hier war ich wieder ein bisschen uentschlossen.
Eigentlich hat mir das Buch gut gefallen.
Der Schreibstil war flüssig und gut lesbar.
Die immer abwechselnden Kapitel von Vergangenheit und Gegenwart haben mir auch gut gefallen.
Das Familienleben mit den Konflikten wurde gut geschildert.
Insbesonders das Verhältnis zur Extante hat mir sehr gut gefallen.
Allerdings fand ich die Vergewaltigungszene ein bisschen flach.
Die "Ausflüge" in die Stadt fand ich auch recht gut.
Ich hatte (insbesondere in der Vergangenheit) manchmal schwirig, die Namen zu behalten und einzuordnen. Hier wäre ein Stammbaum vielleicht hilfreich gewesen.
Das Ende fand ich auch ein bisschen wenig (enttäuschend wäre wirklich das falsche Wort). Das offene Ende an sich hat mir gut gefallen (ich mag offene Enden), allerdings fand ich den Auslöser weniger gut.
Also insgesamt 4 gute Sterne.
Das Buch hat mir gefallen, und ich danke für diese Leserunde.