Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Sichtweisen auf das Regime Gilead

Die Zeuginnen
0

Ich kannte von Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ noch nicht und habe es daher noch vor diesem Buch gelesen – und das war gut so, denn sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden. Am Ende des Vorgängerbandes ...

Ich kannte von Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ noch nicht und habe es daher noch vor diesem Buch gelesen – und das war gut so, denn sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden. Am Ende des Vorgängerbandes sind sehr viele Fragen offengeblieben, die Atwood nun, nach 35 Jahren, beantworten wollte. Auch dieses Mal ist der Schreibstil flüssig zu lesen, die Atmosphäre aber bleibt bedrückend und düster.
Es sind eine Reihe von Jahren vergangen und nun berichten drei Erzählerinnen aus ihrer Sicht über den totalitären Schreckensstaat Gilead. Tante Lydia kennen wir ja schon aus dem Vorgängerband. Die beiden andere sind Agnes, die in besseren Kreisen in Gilead aufwächst und Daisy, die in Toronto aufwächst. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt in Gilead.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen ermöglichen einen guten und tiefergehenden Einblick in die Verhältnisse von Gilead und es werden offene Fragen aus dem Vorgängerband beantwortet. Ich habe mich gefragt, wie gebildete Menschen sich einfach so in diesem Regime unterordnen konnten. Das ist mir bei Desfred im vorigen Buch so ergangen und auch jetzt wieder bei Lydias Sicht. Aber um am Leben zu bleiben, wird man wahrscheinlich vieles tun. Die nachfolgenden Generationen denken schon ganz anders, da sie ein anderes Leben nie kennen gelernt haben. Die Frauen finden Wege sich in dem System einzurichten, auch wenn ihnen ihre Rechte abgesprochen sind.
Alle sind in diesem System gefangen und müssen sich unterordnen, ganz gleich, in welcher Position sie sich befinden. Aber wenn man die Sicht der Protagonisten kennenlernt, betrachtet man das System nicht mehr ganz so schlecht. Das Leben bietet nicht nur schwarz und weiß, es gibt doch eine Menge Grautöne.
Obwohl sich in diesem Roman so vieles klärt, hat mir „Der Report der Magd“ dennoch besser gefallen.
Auch dieses Buch macht mich wieder wütend, denn ich finde die Geschichte auch weiterhin sehr bedrückend.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Der Report der Magd

Der Report der Magd
0

Dieses Buch wurde bereits 1985 geschrieben und ist immer noch aktuell. Frauen haben dafür gekämpft, dass sie gleichberechtigt sind. Nicht alles war geschafft, aber wir befanden uns auf einem guten Weg. ...

Dieses Buch wurde bereits 1985 geschrieben und ist immer noch aktuell. Frauen haben dafür gekämpft, dass sie gleichberechtigt sind. Nicht alles war geschafft, aber wir befanden uns auf einem guten Weg. Doch in letzter Zeit wendet verändert sich diese Entwicklung und orientiert sich rückwärts. Es ist erschreckend.
Aber genauso erschreckend ist es, was Desfred in der Republik Gilead erlebt. Man hatte sie vor eine Wahl gestellt, die kaum eine war. Entweder sie wurde an der Mauer gehenkt oder sie fügt sich in das Leben als Magd. Als Magd hat sie Kinder zu gebären für Frauen, denen es nicht möglich ist, ein Kind auszutragen. Nur dafür ist sie da, ansonsten hat sie keine Rechte. Alles in Gilead ist Regeln unterworfen und diese Regeln verbieten Frauen, dass sie Lesen und Schreiben dürfen. Sie müssen seltsame Kleidung tragen, an der man erkennen kann, was sie sind und die den Blick einschränkt. Es gibt Wächter, Tanten, Marthas und Mägde. Aber eines kann man nicht verhindern, dass Frauen denken.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, die Atmosphäre aber bedrückend und düster. Wir erfahren diese Geschichte aus der Perspektive von Desfred. Sie hat nicht viel zu tun und daher Zeit, Zeit zum Nachdenken. Ihre Gedanken schweifen immer wieder ab in die Zeit vor Gilead, als sie noch über sich selbst bestimmen konnte und Mann und Kind hatte. Diese Gedanken sind nüchtern und sehr sprunghaft. Die Charaktere blieben mir zu fremd, als dass ich hätte mit ihnen fühlen können.
Auch wenn ich finde, dass das Buch Längen hat, so war es durchaus auch spannend. Das Ende lässt einen etwas ratlos zurück, denn es bleibt vieles offen.
Es ist eine bedrückende Geschichte über eine Gesellschaft, die totalitär und patriarchalisch geprägt ist und mich eigentlich nur wütend gemacht hat.

Veröffentlicht am 28.09.2019

In den Fängen einer Sekte

Nichts wird dir bleiben
0

Der Psychoanalytiker Thomas Kern muss den Freitod einer jungen Patientin mit ansehen. Die junge Frau war zwar erst einmal bei ihm, dennoch ist er geschockt, dass er ihr nicht hatte helfen können. Wenig ...

Der Psychoanalytiker Thomas Kern muss den Freitod einer jungen Patientin mit ansehen. Die junge Frau war zwar erst einmal bei ihm, dennoch ist er geschockt, dass er ihr nicht hatte helfen können. Wenig später steht die Polizei vor seiner Tür und behauptet, dass die Tote Kern in einem Abschiedsbrief der Vergewaltigung beschuldigt hat. Dann trifft es Kern Schlag auf Schlag. Seine Frau wirft ihn hinaus, Kollegen wenden sich ab, Freunde meiden ihn und auch seine Tochter will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ihm bleibt nicht anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er beauftragt den Privatdetektiv Walter Goldman. Als Kern erfährt, dass der neue Freund seiner Tochter Natascha ein einer gefährlichen Sekte ist, ahnt er, welch perfides Spiel mit ihm getrieben wird.
Zunächst einmal, das Cover ist einfach genial. “Nichts wird dir bleiben“ ist ein spannender Psychothriller, der allerdings die volle Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Dazu trägt auch bei, dass es gleich eine ganze Reihe von Personen gibt, die am Anfang eingeführt werden. Kurze Kapitel und viele Perspektivwechsel sorgen für ein hohes Erzähltempo. Auch wenn man denkt, dass man die Lösung erkannt hat, sollte man sich nie sicher sein, denn immer wieder gibt es Wendungen, welche die Geschichte dann wieder anders aussehen lassen. Rückblenden sorgen dafür, dass man als Leser noch einen anderen Blick auf die Personen bekommt.
Alle Charaktere sind wirklich gut und vielschichtig ausgearbeitet. Ich habe mit Thomas kern gefühlt, der seine Unschuld beteuert. Trotzdem hält niemand zu ihm. In Goldman hatte ich erst keine großen Hoffnungen gesetzt, aber er zeigt dann, dass mehr in ihm steckt, als zunächst vermutet.
Am Schluss spitzt sich alles noch einmal zu und es kommt zu einem überzeugenden Ende. Mich erschreckt immer wieder, welche Abgründe sich in Menschen auftun können und wie viel Einfluss Gemeinschaften auf den Einzelnen haben.
Ein spannender Psychothriller.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Geheimnisse einer Familie

Im Wald der Lügen
0

USA, 1960: Angie ist glücklich verheiratet mit Paul und Mutter eines kleinen Jungen. Doch unverhofft wird sie durch einen Anruf aus ihrer heilen Welt herausgerissen. Sie reisen nach Stonekill, um ihrer ...

USA, 1960: Angie ist glücklich verheiratet mit Paul und Mutter eines kleinen Jungen. Doch unverhofft wird sie durch einen Anruf aus ihrer heilen Welt herausgerissen. Sie reisen nach Stonekill, um ihrer Nichte Ruby beizustehen. Die Mutter der siebzehnjährigen ist spurlos verschwunden und ihr Vater Henry, Pauls Bruder, wurde tot im Wald gefunden. Henry soll sich das Leben genommen haben, weil er mit Siljas Verschwinden nicht klargekommen ist. Aber Ruby verhält sich seltsam, als würde das alles sie kaum berühren. Sie benötigt den Trost ihrer Tante nicht. Mit der Zeit deckt Angie eine Reihe dunkler Geheimnisse auf und sie hinterfragt sogar ihre eigene Ehe.
Was sich fast nach einem Krimi anhört, entpuppt sich nach und nach als eine Familientragödie. Erzählt wird diese Geschichte in einem sehr ruhigen Tempo, was einiges an Spannung nimmt. Allerdings hat die Atmosphäre von Anfang an etwas Bedrohliches.
Die Gegenwart erfahren wir aus der Perspektive von Ruby und Angie. Zwischendurch gibt es Rückblenden, so dass wir auch Siljas Geschichte kennenlernen können.
Die Charaktere sind gut dargestellt. Angie findet heraus, dass die Ehe von Silja und Henry wohl nicht so glücklich war wie ihre eigene. In Silja konnte ich mich gut hineinversetzen. Ihre Tochter Ruby dagegen bliebt mir die ganze Zeit über fremd, da sie sich so seltsam verhalten hat, so als hätte sie etwas zu verbergen. Angie versucht herauszufinden, was geschehen ist, und muss dabei erkennen, welche Abgründe in der Familie stecken. Dazu kommt, dass auch Paul sich zunehmend verändert.
Die Geschichte ist schlüssig aufgebaut, aber mir fehlte einfach die Spannung. Ich ahnte schon recht früh, auf was es hinauslaufen wird, und wollte wissen, ob ich richtig liege. Das war allerdings nicht so packend, wie ich es erwartet hatte. Am Ende gab es für mich keine Überraschung mehr.
Eine tragische Familiengeschichte, bei der sich einige Abgründe auftun. Wenig Spannung, aber eine bedrohliche Atmosphäre.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Eine magische Uhr

Secret Keepers 1: Zeit der Späher
0

Der elfjährige Ruben lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Da seine Mutter sogar zwei Jobs hat, damit sie über die Runden kommen, ist er viel allein. Beim Herumstromern fällt ihm ein Kästchen ...

Der elfjährige Ruben lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Da seine Mutter sogar zwei Jobs hat, damit sie über die Runden kommen, ist er viel allein. Beim Herumstromern fällt ihm ein Kästchen mit einer seltsamen Uhr in die Hände. Er untersucht sie und findet dabei heraus, dass die Uhr den Besitzer unsichtbar machen kann, wenn sie genau auf zwölf eingestellt wird. Aber der Schatten - ein böser Mann, der Rubens Heimatstadt beherrscht – schickt seine Späher aus, um die Uhr zu bekommen. Dabei sind seine Helfer nicht gerade zimperlich. Doch es gibt noch eine zweite Uhr und wenn man beide hat, wird man unsterblich.
Dieses Buch ist er erste Teil einer zweiteiligen Reihe. Blöderweise hört die Geschichte mittendrin auf und lässt einen etwas ratlos zurück.
Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und die Handlung ist spannend. Dennoch konnte sie mich nicht so ganz fesseln.
Der Schatten hat die Stadt im Griff, denn seine Späher treten immer zu viert auf und sind angsteinflößend. Sogar die Polizei wagt es nicht, ihnen entgegenzutreten. Ruben will natürlich mit dem unverhofften Fund erst einmal die Not zu Hause bessern, doch als er bemerkt, welche Fähigkeiten die Uhr hat, möchte er sie natürlich behalten. So richtig sympathisch ist er mir nicht. Aber ich war natürlich gespannt, wie Ruben mit der Situation fertig wird.
Doch dann ist leider Schluss und ich muss nun warten, bis ich im nächsten Band meine Fragen hoffentlich beantwortet bekomme.
Nicht ganz zufriedenstellend, aber trotzdem spannend.