Ein schicksalsträchtiges Wohlfühlbuch
Allgemein:
Die amerikanische Autorin Moriah McStay feiert mit „Der Zufall, das Schicksal und ich“ ihr Roman-Debüt und der dtv-Verlag hat es sich nicht nehmen lassen, Anteil daran zu nehmen, so dass die ...
Allgemein:
Die amerikanische Autorin Moriah McStay feiert mit „Der Zufall, das Schicksal und ich“ ihr Roman-Debüt und der dtv-Verlag hat es sich nicht nehmen lassen, Anteil daran zu nehmen, so dass die New Adult – Geschichte im Sommer 2019 in Deutschland erschien. Zwischen den Seiten lernt der Leser zwei Varianten des Lebens einer jungen Frau kennen: Was wäre, wenn Fiona Doyle den Tag ihres Unfalls nie erlebt hätte und damit die Narben in ihrem Gesicht nie Thema gewesen wären. Würde sie sich ihrem Schwarm Trent selbstbewusster zeigen, ihre Leidenschaft Songwriter und Sängerin zu sein, offen ausleben und sich nicht mehr verstecken? Ein Leben ohne den Unfall zeigt Fi Doyle. Ihre sehr selbstbewusste Art katapultiert sie zum Star der Lacrosse-Mannschaft ihrer High School und öffnet ihr sämtliche Türen. Bis das Schicksal auch vor ihr nicht Halt macht…
Mein Bild:
Ich muss sagen, dass das Cover und der Klappentext an und für sich nicht wirklich zum Buch passen. Die Optik des Paperbacks spricht eher für eine Liebesgeschichte im romantisch-naturbelassenen Style und die Info zur Story liest sich beim ersten Mal so, als ginge es um Zwillinge, die total verschieden sind. Es sei also jetzt schon gesagt, dass die 331 Seiten mehr beinhalten als die Hülle verrät und ich war sooo überrascht und habe so viel darüber nachgedacht.
In meinem Leben habe ich viele Bücher gelesen und die Frage „Was wäre, wenn…?“ liegt in vielen Geschichten in der Luft, jedoch wurde die Fragestellung für mich nie so greifbar angewandt wie hier. Moriah McStay schaffte für die Protagonistin Fiona Doyle zwei verschiedene Lebensvarianten, die der Leser abwechselnd über mehrere Jahre (begonnen vom Ende der High School bis zum Verlauf der Collegezeit) begleitet. Was wäre, wenn Fiona den Unfall als Kind nicht gehabt hätte? Wie würde ihr Leben aussehen? Genau das ist der grundlegende Gedanke für Fi´s Ich-Perspektive, quasi das Leben der Fiona ohne den Unfall. Im Gegensatz dazu gibt es das Leben mit den Narben und der Möglichkeit sie über eine Transplantation los zu werden.
Niemand braucht zu erwähnen, dass der Mensch sich über seine Entscheidungen, Erlebnisse und seiner Umwelt entwickelt. Man wird geprägt, zeigt gewisse Talente und Charaktereigenschaften. So ist es auch mit den „beiden Fiona´s“. Ich war total fasziniert davon, dass ich die Eine in der Anderen wieder erkannte, sie jedoch wahnsinnig verschieden waren. Absolut authentisch und menschlich. Ich kann in der ganzen Geschichte keine unglaubwürdigen Geschehnisse ausmachen. Die Autorin bedachte ebenso, dass sich je nach Entwicklung der Protagonistin auch die Beziehungen zu Eltern, Freunden und Geschwistern anders verhalten. So lernte ich auch die Nebendarsteller von einer ganz anderen Seite kennen. Ich gebe zu, bei den Nebendarstellern habe ich das ein oder andere Klischee entdeckt, aber das blieb mir bei Fi bzw. Fiona erspart. Keine von beiden ist perfekt, manche ihrer Eigenarten nervten mich sogar und trotzdem würde ich mit beiden ins Kino oder ein Käffchen trinken gehen, weil sie so nahbar sind.
Der Schreibstil von Moriah McStay besitzt eine schwungvolle, jugendliche Note ohne flach zu wirken. Im Gegenteil, ich konnte die Gedankengänge und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ok, es gab Momente, in denen ich mit den Augen rollte, ertappte mich dann aber dabei, dass es mir wahrscheinlich in dieser oder jenen Situation ähnlich gehen würde. Immerhin sind die Fionas zu Beginn der Story 17 Jahre alt. Wie war ich denn mit 17? Nicht viel anders. Interessant fand ich die gefühlte Mauserung eines YA-Romans zu einem NA-Roman, weil ich die Fionas schließlich über Jahre verfolgte – eine gelungene Ausgestaltung, trotz der gerade mal über 300 Seiten.
Der Plot selbst zeichnet sich zum einen durch die charakterliche Entwicklung der Prota(s), den zwischenmenschlichen Beziehungen, wichtigen Entscheidungen, die ihre Zukunft beeinflussen können und einer Leichtigkeit aus, die das Buch zu einem Wohlfühlbuch macht. Es gab einige Twists, bei denen ich arg mitfieberte, dass sie anders ausgehen mögen, einfach, weil es meinem Herzchen wirklich nahe ging. Jedoch ist das Leben selten ein Ponyhof und die Autorin hat dahingehend alles richtig gemacht. Für mich ist „Der Zufall, das Schicksal und ich“ eine Punktlandung.
Fazit:
Eine Person und zwei Varianten ihres Lebens, verpackt in einem emotionalen Roman, der Young- und New Adult super verbindet. Authentisch, lebendig mit der Message, dass jedes Ereignis ein Leben verändern kann.