Gefangen im Keller
SterbekammerEine Nachbarin bitte Frida um Unterstützung, der Hund des Eigenbrötlers Hader bellt wie verrückt. Als die beiden Frauen zur Deichmühle kommen, finden sie den alten Mann tot am Fuß der steilen Treppe. Ein ...
Eine Nachbarin bitte Frida um Unterstützung, der Hund des Eigenbrötlers Hader bellt wie verrückt. Als die beiden Frauen zur Deichmühle kommen, finden sie den alten Mann tot am Fuß der steilen Treppe. Ein Unfall, so wie es scheint. Doch bei der Besichtigung der alten Mühle fällt eine Bodenklappe auf, die in einen schallisolierten Kellerraum führt. Ein Gefängnis und noch nicht lange leer.
Frida Paulsen erster Arbeitstag unter dem neuen Chef Nick Wahler fängt nicht gut an. Eine staubedingte Verspätung von 5 Minuten zur ersten Teambesprechung reicht für einen Rüffel vor dem versammelten Team und einer anschließenden Standpauke im Personalgespräch. Ausgerechnet jetzt ist Fridas Mentor und Kollege Bjarne Haverkorn noch offiziell krankgeschrieben. Aber erinnert sich an einen alten, nie aufgeklärten Fall. Vor 10 Jahren verschwand eine junge Frau spurlos, alle Ermittlungen und Suchen liefen ins Leere – war der Kellerraum ihr Gefängnis?
Romy Fölck hat mit „Sterbekammer“ ihre Reihe um die junge und unangepasste Kriminalistin Frida Paulsen fortgeschrieben. Wie viele Leser habe auch ich schon auf das neue Buch gewartet und wurde nicht enttäuscht. Es entwickelt sich ein vielschichtiger Kriminalfall, der alle Beteiligten an ihre Grenze führt.
Die Sprache und der Erzählstil haben mich wieder überzeugt. Die Autorin schreibt einfach fesselnd und ihr gelingt es starke Bilder im Kopf zu erzeugen.
Ganz besondere Dynamik und Spannung ergibt sich durch Einschübe, die die Gedanken einer Frau schildern, die in einem dunklen Keller gefangen ist. Ihre Verzweiflung angesichts ihrer Hilflosigkeit, die Ausweglosigkeit ihrer Situation macht sie anfangs klein, doch immer stärker wird ihr Überlebensinstinkt. Diese Kapitel sind mir wirklich sehr nahe gegangen und haben mich tief berührt, weil sie natürlich auch die Erinnerung an reale Fälle geweckt haben.
Während Frida allmählich zu hoffen beginnt, das Opfer aus dem Keller könnte noch leben, nimmt das Tempo der Ermittlungen dramatisch zu. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und Frida steht gleich vor mehreren Zerreißproben. Denn so ganz kann sie ihr Privatleben nicht ausschalten. Der Apfelhof der Eltern steht nach zwei schwierigen Jahren vor der Pleite und einen Verkauf des Hofes, der seit Generationen im Besitz der Familie ist, kann sie sich nicht vorstellen. Aber sie versteht ihren immer älter werdenden Vater, der die Arbeit nicht mehr allein schafft. Wird sie da eine Lösung finden, ohne auf ihren Beruf zu verzichten?
Die Mischung zwischen spannend und realistisch erzählter Polizeiarbeit und Privatleben stimmt. Die Figuren bekommen dadurch noch mehr Tiefe und werden zu Menschen, in die man sich einfach gut einfühlen kann. Wobei mir Frida und auch Bjarne Haverkorn schon seit dem ersten Buch ans Herz gewachsen sind.
Sehr viel zur Atmosphäre trägt auch die Landschaft bei, die Elbmarschen im Herbst sind ein idealer Hintergrund für diesen Roman, der aber alles andere als ein Regionalkrimi ist.
Ein richtig guter Kriminalroman, fesselnd wie ein Thriller, mit einer furiosen und absolut schlüssigen Auflösung, den ich nur wärmstens empfehlen kann.