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Annafrieda

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2019

Das Mazur'sche Schweigen - Eine Liebe in schweren Zeiten

Luzies Erbe
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Dieser Roman erzählt von der Liebe zwischen der jungen Luzie und dem polnischen Zwangsarbeiter Jurek im zweiten Weltkrieg. Ihr Leben ist geprägt von der Willkürlichkeit des Regimes, von Misstrauen und ...

Dieser Roman erzählt von der Liebe zwischen der jungen Luzie und dem polnischen Zwangsarbeiter Jurek im zweiten Weltkrieg. Ihr Leben ist geprägt von der Willkürlichkeit des Regimes, von Misstrauen und Verrat. Ihre Liebe durfte es nicht geben und sie mussten jederzeit damit rechnen, ihre Liebe mit dem Tod zu bezahlen. Zwei Kinder wurden geboren, die für die Bewohner des Dorfes immer Bastarde blieben. Die Autorin schildert die Schrecken des Krieges sehr eindrucksvoll am Beispiel dieser zwei Menschen, die "Rassenschande begehen" und an diesem Schicksal fast zerbrechen. Eine folgenschwere Entscheidung beeinflusst Luzies weiteres Leben und das ihrer Nachkommen. Ein Schweigen senkt sich über die Familie, das über Jahrzehnte anhält. Jeder einzelne versucht, auf seine eigene Weise mit der mütterlichen Unzulänglichkeit umzugehen. Erst mit Luzies Tod beginnt es aufzubrechen.

Der Roman berichtet von den Greueltaten im Krieg, von Verfolgung, Verrat und Misstrauen untereinander. Aber auch von Aufbegehren und stillem Heldentum der Menschlichkeit. Eine eindringliche Geschichte am Beispiel einer einzelnen Familie. Bewegend zählt er die Folgen einer Zeit auf, die schrecklicher nicht sein konnten. Die Traumata der leidgeprüften Menschen der damaligen Zeit dauern an bis zum letzten Atemzug. Es gab keine Aufarbeitung, kein Verarbeiten der Geschehnisse. "Das Schweigen" lag nicht nur über den Mazurs, es lag über vielen Familien, die sich der Willkür der Befehlshaber und des Krieges nicht entziehen konnten.

Helga Bürster hat hier die eindringliche Geschichte ihrer Familie einfließen lassen. Eine stille, aber gewaltige Geschichte in einem tollen Erzählstil und einer oftmals poetischen Sprache. Sie wählte wunderbare Worte und auch die teilweise plattdeutsche Sprache macht das Ganze autentisch. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende in seinen Bann gezogen und mich emotional tief berührt. Ein Highlight dieses Jahres!

Veröffentlicht am 13.09.2019

Mit Bumerang kehrt das Leben zurück

Die Tage mit Bumerang
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Die Halbfinnin Annu lebt alleine in einem kleinen Dorf in einem windschiefen Haus. Ihre Eltern sind tot, doch sie ist noch sehr mit ihnen verbunden. Sie stellt keine großen Ansprüche an das Leben, regelmäßige ...

Die Halbfinnin Annu lebt alleine in einem kleinen Dorf in einem windschiefen Haus. Ihre Eltern sind tot, doch sie ist noch sehr mit ihnen verbunden. Sie stellt keine großen Ansprüche an das Leben, regelmäßige Treffen mit ihren Freunden bereichern ihren Alltag. Das hat jäh ein Ende, als Annu einen tragischen Unfall verursacht, der der das Leben der Familie ihres besten Freundes Lars aus der Bahn wirft.
Danach ist nichts mehr wie es war. Die Dorfgemeinschaft schneidet sie und auch die Freunde wenden sich von ihr ab. Ihr Leben ist fortan bestimmt von Schuldgefühlen und Einsamkeit.
Da taucht eines Tages ein Schaf in ihrem Garten auf und fordert ihre Aufmerksamkeit. Als dann auch noch ein junger Mann in ihr Leben tritt, findet sie ganz allmählich in ihr Leben zurück.

Dieser wunderbare Roman kommt auf leisen Sohlen daher. Mit wunderbaren Worten findet die Autorin Nina Sahm die Balance zwischen Tragik und Humor. Alleine die Idee, ein Schaf als Weichensteller fungieren zu lassen, finde ich klasse, und hier hat es gut funktioniert. Die plötzliche Aufgabe, sich um das Tier kümmern zu müssen, hat Annu aus ihrer Starre geführt.
Der Roman zeigt uns die Widrigkeiten des Lebens auf. Ein winziger Moment kann das ganze Leben ändern. Darauf haben wir keinen Einfluss. Auf den Weg, der aus einem Tief rausführt, schon. Doch so einfach ist das meistens nicht und manchmal bedarf es eines Anstoßes, das Zepter wieder in die Hand zu nehmen. Das ist hier glaubwürdig rüber gekommen. Auch der leise Humor kommt nicht zu kurz. In Zukunft werde ich immer, wenn ich an Finnland denke, auch an die finnischen Lebensweiseiten von Annus Vater denken!

Dieses liebenswerte Buch hat einen tiefen Sinn. Es handelt von menschlichen Schwächen, von Schuld, von Trauer, Verzweiflung und Einsamkeit. Aber auch von Liebe und Verzeihen, von Hoffnung und Neubeginn. Und von Chancen. die einem das Leben gibt.
Ein kleines Juwel - fünf Sterne

Veröffentlicht am 20.05.2019

Findet Lilly in der Provence die Liebe und eine Heimat?

Das kleine Hotel in der Provence
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Lilly zieht der Liebe wegen nach Rostock. Leider wird sie nach kurzer Zeit von ihrem Freund eiskalt abserviert und muss gucken, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie entschliesst sich, ihr bisheriges Leben ...

Lilly zieht der Liebe wegen nach Rostock. Leider wird sie nach kurzer Zeit von ihrem Freund eiskalt abserviert und muss gucken, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie entschliesst sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen und will in der Provence ein kleines Hotel für Singles eröffnen. Mit Hilfe ihrer Cousine setzt sie ihren Plan in die Tat um und renoviert und restauriert das Gebäude sehr liebevoll. In Nullkommanichts kommen die ersten Gäste. Da sie dem männlichen Geschlecht erst mal enttäuscht abgeschworen hat, ist es gar nicht so einfach, ihr Herz zu gewinnen.

Der Roman hat mit seinen Beschreibungen mein Kopfkino entfacht. ich konnte mich sehr gut einfühlen in die Umgebung, in das kleine, besondere Hotel und in das Geschehen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Charaktere sind autentisch, gut differenziert und ausgearbeitet. alles wirkt lebendig, so als würde man mitten in der Geschichte sein. Und auch die Wendungen der Story haben mir sehr gefallen und neugierig gemacht. Der Schreistil ist locker und leicht und gefällt mir gut.
Eine schöne Wohlfühlgeschichte mit der Message, auch in schweren Lebenslagen den Mut nicht zu verlieren und neue Wege zu suchen. Vielleicht sogar seine Traüme zu leben, so unrealistisch sie auch erscheinen. Sich auf Neues einzulassen und dem Schicksal eine Chance geben.

Auch das Cover ist sehr schön. Es spiegelt den Inhalt und man hat sofort das Gefühl, an einem wunderschönen Ort zu sein.
Gerne geb ich volle Punktzahl und spreche eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Ein beeindruckender Roman über menschliche Abgrüne

Fliege fort, fliege fort
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Im idyllischen Fürth am See geschehen seltsame Dinge. Es wird ein kleines Mädchen entführt, doch es wird keine Lösegeld gefordert. Und es werden misshandelte ältere Menschen in ein Krankenhaus eingewiesen, ...

Im idyllischen Fürth am See geschehen seltsame Dinge. Es wird ein kleines Mädchen entführt, doch es wird keine Lösegeld gefordert. Und es werden misshandelte ältere Menschen in ein Krankenhaus eingewiesen, für deren Verletzungen es aber anscheinend keine Ursache gibt. Und es gibt Fälle von Vandalismus. Der Psychiater Horn und Kommisar Kovacs werden mit diesen Fällen beauftragt. Kein leichtes Unterfangen. Hängen alle diese Fälle zusammen, doch wo sind die Verbindungen? Die Spuren führen in die Burg, die in früheren Zeiten ein Kinderheim war, heute jedoch jugendliche Migranten beherbergt.

Dieser Roman fordert den Leser heraus. In zweierlei Hinsicht. Erstens bei Lesen und zweitens beim Verstehen. Der Autor schreibt wortgewaltig. Jedes Wort scheint hier genau plaziert es gibt Stellen, die muten fast poetisch an. Er erzählt intensiv, was die Protagonisten denken und bewegt und warum sie so handeln, wie sie es tun. Ich musste mich teilweise wieder daran erinnern, dass es sich hier um einen Krimi handelt. Es gibt Passagen, da konnte ich mich teilweise darin verlieren. Sehr hohes literarisches Nieveau! Auch ein fein nuancierter Humor fehlt nicht. Wie z. B. Horn, der Sachen denkt und nicht merkt, dass er sie manchmal ausspricht.

Es gibt hier mehrere Handlungsstränge und es ist gar nicht so einfach, denen zu folgen, bzw. sie einzuordnen. Auch der Wechsel zwischen den Zeitebenen machte es mir manchmal schwer, das alles zusammen zu bringen. Das fordert schon einiges an Konzentration und somit ist "Fliege fort, fliege fort" kein Buch, das man nebenbei lesen kann. Ich finde es schon ziemlich anspruchsvoll, aber das machte für mich auch den Reiz aus. Die Charaktere finde ich gut ausgearbeitet und rund. Obwohl ich die Vorgänger nicht gelesen habe, fehlte mir hier nichts. Am Ende blieben für mich einige wenige Fragen offen, vielleicht müsste ich das Buch ein zweites Mal lesen, um mehr zu verstehen. das Grundsätzliche hat sich mir jedoch erklärt.

Ich finde es sehr wichtig, auf den Plot hinzweisen. Er ist außergewöhlich und hat mich auch betroffen gemacht. Ich müsste jetzt zuviel vom Inhalt verraten, um das zu erklären. Nur soviel: Dieses Thema ist einfach bedrückend und leider auch immer wieder aktuell, wie hier zu lesen. Und er entwickelt sich hier in diesem Roman erst nach und nach.

Alles in allem findet man hier einen anspruchsvollen Roman, auf den man sich einlassen muss. Dann verspricht er aber großes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 19.09.2020

Realer Mörder oder Spuk?

Das Haus
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Der Bewohner eines Hauses mit vielen Mietparteien lädt seine Mitbewohner einmal monatlich zum Umtrunk und Kennenlernen in sein Apartment ein. Am Tage nach solch einer Zusammenkunft wird ein Medizinstudent ...

Der Bewohner eines Hauses mit vielen Mietparteien lädt seine Mitbewohner einmal monatlich zum Umtrunk und Kennenlernen in sein Apartment ein. Am Tage nach solch einer Zusammenkunft wird ein Medizinstudent tot vor dem Haus aufgefunden. Und auch im weiteren Verlauf gibt es Tote oder es verschwinden Menschen.

Unter den Bewohnern stellt so manch einer eigene Theorien der Geschehnisse auf. Besonderes Augenmerk legt man auf Nadja, die mit ihren parapsyhologischen Wissenschaften die Ursache eher in diesem Bereich vermutet.

Ich fand das Buch ziemich spannend, der Bogen war gut espannt. Auch die unterschiedlichen Charaktere mit ihrem gesellschaftlichen Hintergrund fand ich gut beschrieben. Den parapsychologischen Ansatz in einem Krimi einzuweben fand ich spannend und außergewöhnlich, das hat mir gut gefallen. Einzig der Schluss hat mich nicht so ganz überzeugt, irgendwie erschien er mir ein wenig zu "überladen". Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten und der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Also gebe ich hier gerne eine Leseempfehlung.

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