Ich wollte dieses Buch vor allem deshalb lesen, weil ich mir gedacht habe, dass diese Geschichte mal etwas anders ist. Über CEOs, Bodyguards oder Profisportler habe ich schon viele Geschichten gelesen, aber noch keine einzige mit einem heißen Koch. Umso gespannter war ich natürlich auf Killian und "The Opposite of You" allgemein.
Der Schreibstil der Autorin hat mir von Anfang an wirklich gut gefallen. Er ist meiner Meinung nach jetzt nicht total außergewöhnlich oder besonders intensiv, aber dafür sehr flüssig und an genau den richtigen Stellen super humorvoll.
Den Einstieg in die Geschichte fand ich persönlich leider ziemlich langatmig. Besonders die ersten 100-120 Seiten haben sich unendlich gezogen, ohne dass irgendetwas passiert ist. Es dreht sich zunächst fast alles ausschließlich um Essen und dessen Zubereitung und kurzzeitig hatte ich wirklich das Gefühl, als würde ich ein Kochbuch mit allerlei Rezepten anstatt eines Romans lesen. Danach wurde es tatsächlich echt gut. Es kam Spannung auf, ich wurde immer neugieriger und habe angefangen, einige Dinge zu hinterfragen und mir Theorien einfallen zu lassen. Es ging nicht mehr schleppend voran, sondern mit Schwung und Unterhaltung.
Die Protagonistin, Vera, war für mich leider nicht so greifbar. Das liegt auf gar keinen Fall daran, dass man zu wenig über sie erfährt - denn kennenlernen tut man sie sehr intensiv. Mein Problem lag glaub ich eher darin, wie sie dargestellt worden ist. Sie hat sich über alles mögliche den Kopf zerbrochen und das IMMER. Die ganze Zeit über sind ihre Selbstzweifel sie am Zerfressen gewesen und irgendwie haben mich ihre Gedanken ganz oft runtergezogen. Dadurch, dass Angst und Selbstzweifel aber so viel Raum einnehmen, ist kaum mehr Platz dafür, auch ihre anderen Seiten kennenzulernen. Und das fand ich sehr sehr schade. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass ich mehr von ihr zu Gesicht bekommen hätte.
Aber ich brachte es nicht über mich, ihm zu trauen. Das hätte bedeutet, mich verwundbar zu machen, ihm Platz in meinem Leben einzuräumen, und gäbe ihm die Macht, mich zu verletzen.
Dass es bei den ganzen Selbstzweifeln und Ängsten nicht gerade einfach für sie ist, als sie auf Killian trifft, erklärt sich von selbst. Denn Killian ist nicht nur der Chefkoch des angesagtesten Restaurants der Stadt und somit Vera's Konkurrent, sondern dazu auch noch super gutaussehend und arrogant. Anfänglich ist er ziemlich distanziert, geradezu unfreundlich, doch nach und nach wird klar, dass er es gut mit Vera meint. Er erkennt ihr Talent und will ihr helfen - auch wenn seine Art und Weise, dies zu tun, vielleicht nicht gerade die Beste ist.
Als wäre meine Vergangenheit ganz in Schwarz-Weiß gewesen und Killian Quinn hätte endlich Farbe in mein Leben gebracht.
Die Liebesgeschichte bzw. die Entwicklung er Beziehung zwischen Vera und Killian ist in meinen Augen nicht ganz so überzeugend und authentisch. Nachdem zunächst erstmal lange Zeit kaum etwas zwischen ihnen passiert außer unterhaltsame Streitereien mit bissigen Kommentaren, geht auf einmal alles ziemlich schnell. Es wird plötzlich von einer enormen Anziehungskraft geredet, die ich zuvor kein einziges Mal gespürt habe. Killian, der sonst eher distanzierter war, interessiert sich auf einmal unglaublich doll für Vera und innerhalb kürzester Zeit ist dann auch schon von tieferen Gefühlen von beiden Seiten aus die Rede. Das konnte ich leider überhaupt nicht nachvollziehen, weil es meiner Meinung nach gar kein wirkliches Kennenlernen zwischen den beiden gab. Mir hat das Verständnis für diese Gefühle und auch das Gefühl selbst gefehlt, ich habe kein Bauchkribbeln verspürt und konnte mich auch sonst nicht so richtig auf das Ganze zwischen ihnen einlassen.
Er hatte mir einen Teil meiner selbst zurückgegeben, welchen ich selbst nicht finden konnte, ein Geschenk, das ich den Rest meines Lebens bewahren wollte.
Was mir wiederum unglaublich gut gefallen hat war, wie Vera lernt, sich endlich von ihren Selbstzweifeln zu befreien. Sie macht, wenn leider auch erst recht spät, eine super Entwicklung durch und man kann sehen, wie sie zu sich selbst zurückfindet. Viele ihrer Gedankengänge diesbezüglich fand ich wirklich richtig schön und es gab einige tiefgründige Passagen, die man sich selbst als Leser / Leserin ebenfalls zu Herzen nehmen kann.
Das Ende hat mir dafür leider überhaupt nicht gefallen. Es war zu viel, es war zu schnell, es war zu perfekt und vor allem war es viel zu klischeehaft. Es wurde kurz vorher nochmal etwas Drama mit in die Geschichte eingebaut, welches dann aber urplötzlich wieder verschwunden war. Danach kam, was ich befürchtet, aber von dem ich gehofft hatte, es würde nicht so kommen. Da schon die plötzlich auftretenden starken Gefühle zwischen Vera und Killian für mich keinen Sinn gemacht haben, hat es das Ende noch weniger.
Ich habe mich wirklich auf das Buch gefreut, wurde jedoch an einigen Stellen echt enttäuscht. Manchmal musste ich mich regelrecht zum Weiterlesen zwingen, was meine Freude ziemlich eingedämmt hat und auch sonst würde ich nicht sagen, dass mich die Geschichte so wirklich begeistern konnte. Sie war okay, vielleicht mal was für zwischendurch, aber nichts, was mich berühren oder wirklich packen konnte.