Staatsanwältin Riley einmal anders
Hotel CartagenaIn einer schicken Bar in St. Pauli treffen sich Staatsanwältin Chastity Riley und fünf weitere Kriminalbeamte, um den 65. Geburtstag von Faller, dem Chef der Mordkommission, zu feiern. Doch die lustig ...
In einer schicken Bar in St. Pauli treffen sich Staatsanwältin Chastity Riley und fünf weitere Kriminalbeamte, um den 65. Geburtstag von Faller, dem Chef der Mordkommission, zu feiern. Doch die lustig lockere, alkoholgeschwängerte Feier endet plötzlich: Ein Dutzend schwer bewaffneter Männer dringt in die Bar ein und nimmt alle Barbesucher als Geiseln. Die Geiselnehmer ahnen nicht, dass sie es mit einem zusammengeschweißten Team von Kriminalbeamten und der Staatsanwältin zu tun haben, die sich auch nur mit Blicken bestens untereinander verständigen können. Zuvor mussten alle Geiseln ihre Mobiltelefone abgeben. Nur gut, dass KHK Calabretta neben einem Messer ein Zweittelefon in seinen Cowboystiefeln trägt und Hilfe rufen kann.
In vielen Rückblenden bis ins Jahre 1984 wird langsam klar, dass es sich hier um Rache an einem Hamburger Schnösel handelt, der die Familie des nunmehrige Anführers der Geiselnehmer auf dem Gewissen hat. Etwaige aktuelle Opfer sind Kollateralschäden. Doch welche der Geiseln ist er?
Meine Meinung:
Dieser nunmehr 9. Krimi rund um die unkonventionelle Staatsanwältin Chas Riley ist ein wenig anders als die bisherigen. Nicht Riley und ihr eher ausschweifendes Privatleben und der erhöhte Alkoholgenuss stehen im Mittelpunkt, sondern Henning Garbarek, der vor Jahren aus Hamburg fortging, um in Cartagena, Kolumbien, sein Glück zu machen. In diesem zweiten Handlungsstrang und gekonnt erzählten Rückblicken erfährt der Leser, wie es Henning in Cartagena ergangen ist. Wer bei „Kolumbien“ sofort an Drogen denkt, liegt nicht so ganz falsch.
Wer Simone Buchholz‘ Schreibstil nicht kennt, wird ein wenig irritiert sein. Ihre kurzen, knappen Sätze und die manchmal derbe Ausdrucksweise stoßen manche Leser vor den Kopf. Aber, das macht genau den Reiz dieser Krimi-Reihe aus. Die Wirklichkeit im Hamburger Kiez ist rau, derb, brutal und voll mit Drogen aller Art - das färbt auch auf die Ermittler ab.
Diesmal kommt sogar etwas wie Humor auf, denn die Autorin gibt ihren Kapiteln seltsam anmutende Überschriften wie „Ein Mann eine Wurst“ oder „Kopf in der Kreissäge“. Auch die kurzen Passagen, die in einer Art Lyrik dargeboten sind, wirken abgefahren.
Skurril auch, dass Chas mit fast jedem der anwesenden Polizisten ein Techtelmechtel hatte, aber der aktuelle Lover (noch) nicht dabei ist. Der wird einen waghalsigen Befreiungsversuch starten. Gleichzeitig taxiert sie die Geiselnehmer, ob die auf von ihr angebotenen Sex anspringen würden. Besonders den Anführer hat sie diesbezüglich im Visier.
Ein kleiner Kritikpunkt ist das Aufsehen, dass um Chas‘ lädierten linken Daumen gemacht wird. Wo hat sie sich diese Verletzung, die sich im Laufe der Zeit zu einer veritablen Blutvergiftung auswächst, überhaupt zugezogen?
Fazit:
Wie gewohnt, ein Krimi abseits des Mainstreams, anspruchsvoll und mit überraschenden Wendungen gespickt. Hochspannung für die Fans von Chas Riley und 5 Sterne für das Buch.