Profilbild von Yvicutie

Yvicutie

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Yvicutie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Yvicutie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2019

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Der Berg, der nie bestiegen wurde
0

„Der Berg, der nie bestiegen wurde“ erzählt die Geschichte von Bela, welcher Zeit seines Lebens auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Als kleiner Junge erlebt er den 2. Weltkrieg und die politischen ...

„Der Berg, der nie bestiegen wurde“ erzählt die Geschichte von Bela, welcher Zeit seines Lebens auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Als kleiner Junge erlebt er den 2. Weltkrieg und die politischen Unruhen in Ungarn mit. Schließlich flüchtet seine Familie in die Schweiz und baut sich ein neues Leben auf. Belas Leben ist jedoch gekennzeichnet durch Rückschläge, er sucht Zuflucht im Glauben und tritt in den Jesuiten Orden ein. Doch auch hier findet er keine Erfüllung und so tritt er einige Jahre später wieder aus. Er gerät an einen verräterischen Freund, der ihm erneut viel Leid zufügt und resümiert auf dem Sterbebett sein Leben, welches von vielen Wendungen und Unruhen geprägt war.
Zunächst hat mich das Cover des Buches mit seinen wunderschönen Pastelltönen in seinen Bann gezogen. Es zeigt Belas einsamen Blick in die Ferne auf der Suche nach dem lichtgefluteten Berg, dem Sinn des Lebens.
Der Anfang des Buches gefällt mir sehr gut. Die lebendigen Erzählungen des Autors haben mich gefesselt, der realitätsnahe Einblick in die Nachkriegszeit und das traurige Schicksal des jungen Bela haben mich sehr berührt. Die historischen Hintergrundinformationen empfand ich als gut in die Geschichte eingebunden und eine hilfreiche Unterstützung, wenn man nicht so gut über die geschichtliche Entwicklung Ungarns informiert ist. Besonders bei der riskanten Flucht nach Österreich konnte ich spüren, wie der Autor in dieser fiktiven Geschichte von Bela seine eigene Biografie verarbeitet. Der Autor gestattet dem Leser einen intimen Einblick in diese schwere Zeit. Mich hat die Flucht emotional sehr mitgenommen, doch bin ich zugleich dankbar, eine so realistische Darstellung der Ereignisse geboten bekommen zu haben. Mir ist ebenfalls positiv aufgefallen, dass es viele vorgezogene Rückblicke gibt, so dass Bela in einigen Situationen die er gerade durchlebt Rückblicke aufzeigt, in denen sein zukünftiges Ich erfährt was zwischenzeitlich woanders passiert ist. Nach der gelungenen Flucht in die Schweiz und seinem Schulabschluss tritt Bela in den Jesuitenorden ein. Bela erweist sich als eifriger Lehrling, doch nach anfänglicher Freude am Studium entwickeln sich zunehmend Zweifel am Glauben. Sein Wunsch, den Sinn des Lebens zu finden bleibt unerfüllt, doch es ergeben sich interessante Textpassagen die zum Nachdenken anregen. Bela tritt aus dem Kloster aus und findet nach einem weiteren schweren Schicksalsschlag seine Frau, welche ihm eine ungetrübt glückliche Zeit beschert und auch am Sterbebett zur Seite steht. Doch ohne zu viel verraten zu wollen, bin ich von dem abrupten Ende überrumpelt worden und sehr enttäuscht. Zum einen haben mich die zuvor ausführlichen Beschreibungen und Einblicke in Belas Leben fasziniert, welche am Ende des Buches nur sehr kurz dargestellt werden. Zum anderen sind die unruhigen Gedankengänge von Bela für mich nur mühsam greifbar, so dass die Pointe schwer zu verstehen ist. Insgesamt konnte mich „Der Berg, der nie bestiegen wurde“ jedoch überzeugen, da der Schreibstil große Freude bereitet hat und die geschichtlichen, sowie religiösen Einblicke durchaus lesenswert sind.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Made in Greece

Made in Greece
0

Andreas Deffner veranschaulicht in seinem Buch griechische Unternehmer die in den Zeiten der Krise das Potenzial ihrer Heimat ausschöpfen und erfolgreiche Geschäftsideen verfolgen. Hierbei gibt er interessante ...

Andreas Deffner veranschaulicht in seinem Buch griechische Unternehmer die in den Zeiten der Krise das Potenzial ihrer Heimat ausschöpfen und erfolgreiche Geschäftsideen verfolgen. Hierbei gibt er interessante Einblicke in die griechische Mentalität und Lebensweise. Kurzen Kapitel, welche ich als sehr angenehm zu lesen empfand, beschäftigen sich mit verschiedenen Unternehmern und ihren Konzepten. Deffner berichtet über seinen Kontakt zu den Landsleuten und dessen Hintergrundgeschichten. Am jeweiligen Kapitelende offenbaren Rezepte die kulinarische Vielfalt Griechenlands. Neben Köstlichkeiten wie gefüllte Tomaten oder einer griechische Variante von Spaghetti Carbonara, gibt es jedoch auch etwas speziellere Gerichte wie Drosseln und Schneckenfilets, die mich persönlich etwas abstoßen, jedoch auch nicht gerade zum nachkochen geeignet sind. Das ist schade, da die griechische Küche doch sehr vielfältig ist und es sicherlich andere Gerichte gegeben hätte, die geeigneter gewesen wären.
Inhaltlich ist „Made in Greece“ jedoch leider nicht so wie ich es erwartet habe. Obwohl die Kapitel relativ kurz sind, wirken sie durch den Schreibstil des Autors sehr langatmig. Zudem gibt es häufig unnötige Abschweifungen, die mich das Interesse am Produkt verlieren lassen. Generell wirkt das Buch für mich ein wenig wie eine Werbebroschüre griechischer Unternehmer. Deffner versucht der Krise zu trotzen und stellt die Entwicklung und das Potenzial junger Unternehmer in den Vordergrund, dies verzerrt meiner Meinung nach jedoch die Realität.
Als Bücherwurm hat mich besonders Deffners Treffen mit Pétros Márkaris angesprochen. Das Interview war aufschlussreich und informativ, doch auch hier ist bei mir leider der Funke nicht übergesprungen. Das Buch thematisiert natürlich die Krise in Griechenland, dennoch hat mir insbesondere die Interviewführung in diesem Zusammenhang nicht gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass Márkaris auf die Schattenseiten (Bsp. Obdachlose in der Altstadt) aufmerksam machen wollte, diese negativen Folgen der Krise jedoch nicht vertieft wurden, da sie nicht in das Konzept der Buches passen. Besonders seine Worte „[die] Sehnsucht nach der Vergangenheit verbaut den Blick auf die Zukunft“ bringen mich zum Nachdenken, da diese in vielerlei Hinsicht wohl auch auf uns Deutsche zutreffen.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Bedrückende Familiengeschichte

Neujahr
0

Henning verbringt gemeinsam mit seiner Familie den Jahreswechsel im Urlaub auf Lanzarote. Als er am Neujahrsmorgen eine Fahrradtour unternimmt, führt er sich voller Unmut seine Familiensituation vor Augen. ...

Henning verbringt gemeinsam mit seiner Familie den Jahreswechsel im Urlaub auf Lanzarote. Als er am Neujahrsmorgen eine Fahrradtour unternimmt, führt er sich voller Unmut seine Familiensituation vor Augen. Seit Jahren leidet er unter Panikattacken, die seine Frau nicht mehr ernst nimmt. Sie tanzt lieber mit einem Franzosen beim Silvesteressen. Henning fühlt sich überfordert, als Ehemann, Vater, großer Bruder und Geldverdiener. Seine Schwester Luna ist seiner Frau ein Dorn im Auge, da sie ihren freien Lebensstil nicht gutheißt. Henning schleppt sich schlecht vorbereitet und gänzlich erschöpft den Berg hinauf. Oben angekommen hilft ihm eine freundliche Dame, die ein abgelegenes Häuschen in Femés bewohnt in dem Henning bereits als kleines Kind mit seinen Eltern und Luna war. Es beginnt ein sehr bedrückender und schmerzhafter Rückblick in die Kindheit von Henning, eine Zeit die dieser erfolgreich verdrängt hatte.

Der Roman beschäftigt auf vielen Ebenen mit Hennings Gefühlen. Am Schluss fügt sich vieles jedoch wie ein Puzzle zusammen. Henning leidet unter den Panikattacken seit der Geburt seiner Tochter, welche er nun vielleicht genauso gut beschützen möchte, wie er es für Luna tut. Er muss stets auf sie aufpassen und steigert sich dort gegebenenfalls auf Grund der Verdrängung seiner Vergangenheit zu sehr hinein, so dass er in Panik gerät. Mir gefällt, dass der Roman so vielschichtig ist und nichts ohne Grund erwähnt wird. Dennoch schafft es Juli Zeh nicht mich mit ihrer Geschichte zu fesseln und besonders die erste Hälfte des Buches war für mich sehr anstrengend zu lesen, so dass Hennings eigene Motivation weiter zu radeln für mich zu einer Metapher wurde weiter zu lesen „Erster-Erster“. Dies liegt vor allem an der negativen Einstellung von Henning, in nichts etwas Positives zu sehen und sich selbst auch nicht dafür einzusetzen, dass sich etwas an seiner Situation ändert. Daher bleibt mir sein Charakter leider sehr unsympathisch. Der Rückblick auf Henning und Luna hat mich emotional jedoch sehr ergriffen. Auch die Beschreibungen aus der Sichtweise eines Kindes empfand ich als sehr gelungen. Die darauf folgenden Reaktionen des Erwachsenen Hennings haben sich mir jedoch nur teilweise erschlossen, ebenso wie das jahrelange Verhalten seiner Mutter, so dass viele Fragen ungeklärt bleiben. Da das Gesamtkonzept für mich nicht ganz schlüssig ist kann ich dem Buch nur 3/5 Sternen geben.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Mangelnde Spannung & klischeehaftes Beziehungsdrama

Mein Herz so schwarz
0

Am Tag ihrer Hochzeit springt Evie von einer Klippe in den Tod. Ihr frisch gebackener Ehemann ist fassungslos und kann sich das handeln seiner Frau nicht erklären. Gemeinsam mit Evie´s bester Freundin ...

Am Tag ihrer Hochzeit springt Evie von einer Klippe in den Tod. Ihr frisch gebackener Ehemann ist fassungslos und kann sich das handeln seiner Frau nicht erklären. Gemeinsam mit Evie´s bester Freundin Rebecca versucht Richard dem ganzen auf den Grund zu gehen. Dabei ahnt er nicht, dass Rebecca in Evie´s dunkelste Geheimnisse eingeweiht ist und bereits wusste, dass Evie bei ihrer eigenen Hochzeitsfeier dem Leben ein Ende setzen wollte. Dennoch decken die beiden gemeinsam einige Geheimnisse auf, doch als Rebecca Botschaften erhält, die sie der Mittäterschaft bezichtigen, weiß sie, dass sie sich vorsehen muss, denn sie hat die Abgründe im Leben ihrer Freundin gefährlich unterschätzt.

Das Cover wirkt für mich sehr ansprechend. Es ist sehr schlicht gehalten und passt thematisch ideal zur Hochzeit. Mir gefällt der schlichte Brautstrauß sehr, da er meiner Meinung nach sehr gut zu Evie passt. Da mir die Kennzeichnung Psychothriller direkt ins Auge springt und der Inhalt einen atemberaubenden Thriller vermuten lässt, bin ich jedoch schon nach wenigen Seiten enttäuscht. Das Buch beginnt mit dem Selbstmord, welcher aus der Sicht von Evie erzählt wird. Anschließend wechseln die Erzählperspektiven und man erfährt in vielen, gut eingegliederten Rückblicken mehr aus dem Leben von Evie und Rebecca. Dieser Aufbau macht die Charaktere greifbar und ermöglicht es dem Leser eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Dennoch fehlt es durchgehend an Spannung und entwickelt sich stetig zu einem größeren Beziehungsdrama, welches reichlich Klischees bedient und am Ende doch recht realitätsfremd erscheint.

Leider konnte mich das neue Buch von Jenny Blackhurst nicht so recht überzeugen, da ich erst gegen Ende des Buches etwas überrascht wurde. Ich kann nicht verstehen wie „Mein Herz so schwarz“ als Psychothriller gehandelt wird?! Da erwarte ich doch etwas mehr Spannung und Nervenkitzel. Da mich das Beziehungsdrama jedoch unterhalten hat und das Ende immerhin eine überraschende Wendung offenbart, vergebe ich 2 von 5 Sternen.