Ein Neuanfang in Illinois
Ein Neuanfang in Illinois
„Wir sind alle nur Menschen. Uns gehen Dinge kaputt. Was zählt ist, was wir aus den Scherben machen.“
Sophie Neumann fühlt sich zwei Jahre nach der Flucht mit den beiden Waisenkindern ...
Ein Neuanfang in Illinois
„Wir sind alle nur Menschen. Uns gehen Dinge kaputt. Was zählt ist, was wir aus den Scherben machen.“
Sophie Neumann fühlt sich zwei Jahre nach der Flucht mit den beiden Waisenkindern Olivia und Nicholas als Versagerin. Um auf der Straße überleben zu können, tat sie Dinge, derer sie sich im Nachhinein schämt. Als Sophie Zeugin eines Mordes wird, muss sie erneut mit den beiden Kindern weiterziehen. Die „Children‘s Aid Society“ bietet mit ihren Waisenzügen in den Westen die ideale Gelegenheit, um unterzutauchen. Das Trio landet nach einer langen Reise schließlich in Mayfield, Illinois, wo bereits einige Familien darauf warten, ein Waisenkind aufzunehmen. Sich von Olivia und Nicholas zu trennen scheint Sophie schlichtweg unmöglich – sie liebt die beiden wie eigene Kinder, kann ihnen jedoch eine liebende Familie nicht ersetzen. Als der Zeitpunkt der Trennung naht, wird Sophie vor die große Herausforderung gestellt, sich für die gesicherte Zukunft der Kinder zu entscheiden, dafür jedoch vielleicht für immer von ihnen Abschied nehmen zu müssen.
Nachdem ich bereits in den Vorgängerbüchern gespannt die Schicksale der Geschwister Neumann verfolgen durfte, konzentriert Jody Hedlund sich in diesem Abschlussband auf die jüngste der drei Schwestern. Sophie Neumann gilt als verschollen, ihre beiden Schwestern Elise und Marianne suchten lange Zeit vergeblich nach ihr. Die Autorin erzählt im vorliegenden Buch vom langen, steinigen Weg der Protagonistin, die ihr eigenes Leben aufgab, um sich um zwei kleine Waisen zu kümmern. Einleitend werden die vergangenen zwei Jahre und die Gründe für die Flucht in den Westen beleuchtet.
In einem zweiten Erzählstrang steht Reinhold Weiß im Mittelpunkt des Geschehens. Der Sohn deutscher Einwanderer erfüllte sich seinen Traum und erwarb eine Farm in Illinois, die er mit seinem jüngeren Bruder Jakob bewirtschaftet. Der gutaussehende Reinhold pflegt zudem freundschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarn. Die siebenköpfige Familie Duff ist mir sofort ans Herz gewachsen, sowohl das humorvolle und gutherzige Familienoberhaupt Barclay Duff, als auch seine mütterliche und liebevolle Frau Euphemia spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle im Buch.
„In Euphemias Haus zu sein war so, als würde sie unter eine warme Daunendecke schlüpfen. Die Liebe und Freude in dieser Familie hüllten sie wärmend ein und versprachen ihr eine Zukunft, die sie sich bis vor Kurzem nicht einmal hätte erträumen können.“
Abgesehen von Sophies Freundin Anna und Reinholds Bruder Jakob treten in diesem Roman nur wenige Nebenfiguren auf, Sophies Schwestern erhalten ebenfalls nur einen kleinen Gastauftritt.
Die Autorin vereint die Zusammenführung einer Familie mit einer zarten Liebesgeschichte und einem Neubeginn im Amerika des Jahres 1859. Der wunderschöne Schreibstil und die liebevoll gezeichneten Charaktere haben mich unverzüglich in den Bann gezogen. Durch das ungewisse Schicksal der beiden Waisenkinder Olivia und Nicholas wird darüber hinaus ein gewisser Spannungsbogen eingebracht. Eine starke Gewichtung auf den christlichen Glauben runden das Gesamtpaket ab, wobei besonders die mitfühlende und scharfsinnige Euphemia hervorzuheben ist. Der lebenserfahrenen und gottesfürchtigen Frau sind auch viele in die Geschichte eingestreute Weisheiten zu verdanken, die ihr gesamtes Umfeld prägen und verändern.
„Die Dinge verändern sich nur langsam, nach und nach. Wenn wir endlich bereit sind, das Chaos, das wir angerichtet haben, loszulassen, kann der Herr eingreifen und etwas Gutes daraus machen.“ (Euphemia Duff)
„Manchmal lässt Gott zu, dass wir in unserem eigenen Elend versinken, bis wir schließlich ganz am Boden sind und endlich bereitsind, den Blick zu heben und uns nach ihm auszustrecken.“ (Euphemia Duff)
Fazit: „Weil du mich hältst“ war der schönste Band dieser Buchreihe und bildet den krönenden Abschluss einer eindrucksvollen Trilogie. Der Roman hat meinem Lesegeschmack in jeder Hinsicht entsprochen und mir durch den einnehmenden Schreibstil und die überzeugende Handlung wundervolle Lesestunden bereitet. Ich kann dieses Buch jedem Liebhaber christlicher Romane mit historischem Hintergrund ans Herz legen, eine Kenntnis der Vorgängerbücher ist aus meiner Sicht jedoch zum tieferen Verständnis unabdingbar.
Völlig begeisterte fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!