Wäre da nicht das unnötig dramatische letzte Drittel ...
Ich hatte nach Danningers Liebesroman »Nachbarschaftsverhältnis« (den ich schon als einen meiner Lieblingsliebesromane bezeichnen würde) relativ hohe Erwartungen, die jedoch durch einige negative Rezensionen ...
Ich hatte nach Danningers Liebesroman »Nachbarschaftsverhältnis« (den ich schon als einen meiner Lieblingsliebesromane bezeichnen würde) relativ hohe Erwartungen, die jedoch durch einige negative Rezensionen wieder etwas gedämpft wurden. Aufgrund dessen war ich nach zwei Dritteln des Buches angenehm überrascht. Aber dann …
Das Buch fängt sehr stark an, weil sich schon nach wenigen Seiten eine Art Hassliebe-Geschichte ankündigt, wie es auch in „Nachbarschaftsverhältnis“ der Fall ist. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sich die Geschichten sonderlich ähneln würden, obwohl zumindest die Rollen gleich verteilt sind: Die Frau ist kratzbürstig und abwehrend, der Mann keck, charmant und wird von der Frau falsch eingeschätzt. So viel zu den Ähnlichkeiten.
Die Sachlage in »Vorhofflimmern« ist jedoch anders: Desiderio macht sich Lena zur Feindin, indem er die letzten Konzertkarten für P!nk ergattert. Obwohl sofort eine gewisse Anziehungskraft zwischen ihnen besteht, verhält sich Lena auch bei ihren nächsten zufälligen Begegnungen abweisend, während er unverkennbar mit ihr zu flirten versucht. Als sich dann herausstellt, dass er der neue Assistenzarzt in dem Krankenhaus ist, in dem sie arbeitet, kann sie sich vor seinen Annäherungsversuchen kaum noch retten. Wobei sie das irgendwann auch gar nicht mehr möchte.
Mir haben die anfänglichen Neckereien zwischen Lena und Desiderio richtig gut gefallen. Ich habe gegrinst, gelacht und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Lenas manchmal schlagfertige, manchmal unbeholfene Erwiderungen und Desiderios charmante Beharrlichkeit ergeben eine amüsante Mischung. Leider haben mir beide Charaktere im letzten Drittel des Buches weniger gut gefallen.
Durch Lenas vorurteilendes und uneinsichtiges Verhalten hat sich die Story genau in die Richtung entwickelt, die man als Leser schon erwartet und befürchtet hat. Dabei hätte das gar nicht sein müssen, die Geschichte hätte das nicht gebraucht. Lena hat sich unnötig misstrauisch verhalten und dadurch einiges an Authentizität eingebüßt, denn jeder normale Mensch hätte wohl einfach das Gespräch gesucht. Die Situation wurde künstlich dramatisiert und hinausgezögert, worüber ich nur die Augen verdrehen und seufzen konnte.
Desiderio ist mir dagegen in die andere Richtung negativ aufgefallen: Er war zu lieb, zu säuselig. Seinen Brief an Lena konnte ich zum Beispiel gar nicht mehr ernst nehmen, weil es mir vorkam, als hätte er sich mehrere Liebesromane herausgesucht und ein paar kitschige Sprüche zusammengetragen, um sie dann allesamt in seinen Brief einfließen zu lassen. Auch wenn ich seine Bemerkungen die meiste Zeit sehr süß fand, wurde es mir da dann einfach zu viel.
Für mich kommt das Buch leider nicht an »Nachbarschaftsverhältnis« heran, aber zumindest hat mir die erste Hälfte des Buches wieder gezeigt, dass die Bücher der Autorin immer einen Versuch wert sind.
Fazit
Vermutlich wäre »Vorhofflimmern« ein 4,5-Sterne-Buch für mich geworden, wenn da nicht dieses überspitzte, dramatische letzte Drittel gewesen wäre, in dem sowohl Lena als auch Desiderio jeweils auf ihre Weise viel zu übertrieben agieren. Wirklich schade, denn zwei Drittel waren sehr vielversprechend. So sind es jetzt nur 3,5 Sterne.