Charmant, witzig, ehrlich - aber leider mit einigen Schwächen!
Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer - Band 1Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane ...
Wer sich vielleicht wundert, warum ich in letzter Zeit so viele Kinder-/Jugendromane lese - ich habe beim SuB-Abbauen noch ein tolles Paket vom Magellan Verlag gefunden, das mir (2016!!!!) drei Jugendromane eingebracht hat. Jetzt entspreche ich natürlich leider nicht mehr ganz der Zielgruppe (dank galaktisch langer Gammelzeit auf meinem SuB), musste mich den süßen Geschichten aber trotzdem unbedingt noch annehmen. Mein Fazit zu dieser Geschichte: charmant, witzig und ehrlich - wird aber den eigenen Ansprüchen nicht ganz gerecht.
Das Cover ist wie immer aus dem Magellan Verlag sehr aufwändig, liebevoll und süß gestaltet. In rosa und blau gehalten sind Tagebuchmotive, verspielte Kringel und Ranken zu sehen, was einen bunten Blickfang ergibt. Auch der Titel macht neugierig und deutet schon an, dass es wahrscheinlich eine Reihe wird. Durch verschiedene Schriftarten werden Lizzys Tagebucheinträge und ihre Erzählungen aus der Ich-Perspektive visuell voneinander abgegrenzt. Der kleine Countdown, der den Kapitelüberschriften angefügt ist, gibt an, wie viele Tage noch bis zum Schulfest verbleiben, bei dem Lizzy und ihr neu gegründeter Klub der Verlierer ihre Ergebnisse vorstellen müssen. Insgesamt eine runde, nette Gestaltung, die der Zielgruppe (Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren) angemessen ist.
Wir steigen durch einen ersten Tagebucheintrag Lizzys in die Geschichte ein und lernen, dass sie und ihre Freundin Krissi in der Nahrungskette der Mittelstufe ganz unten stehen, dass sie sich von ihren Eltern, ihrem Körper und ihrem ganzen Leben verraten fühlt - die üblichen Teeanger-Probleme eben. Als sie bei einer Assembly der Schule über die Verteilung von Ämtern in Projektgruppen ihren Unmut äußert ist es rum mit ihrem unsichtbaren, gemächlichen Außenseiterleben - sie soll ihre eigene Projektgruppe mit all denen gründen, die in ihren Gruppen gemobbt werden - ihren eigenen Klub der Verlierer. Doch ist das wirklich nur neue Art der Erniedrigung, ein weiteres Kapitel der Schande oder ist das endlich ihre Chance, allen zu beweisen, dass auch Außenseiter etwas können?
"Und deswegen sind wir das, was wir sind", sagte Carsten, während er die Hand an seinem gestreiften Pulli abwischte. "Man sieht bei uns das, was man bei sich selbst verheimlicht."
Im Klub der Verlierer lässt der Autor unsere impulsive, spontane, etwas verpeilte Protagonistin zusammen mit ihrer opportunistischen besten Freundin Krissi auf eine übergewichtige Frustesserin, einen popelessenden Nerd, eine stille Zeugin Jehovas, einen türkischen Sohn eines Imbissbesitzers und einen schüchternen Jasager treffen. Was diese Kombination aus liebenswerten, am Klischee vorbeigeschriebenen Außenseitern alles auf die Beine stellen kann, lässt nicht nur Lizzys Eltern, ihre Lehrer und Mitschüler sondern auch den Leser staunen. Mit originellen Ideen und einer sensiblen Befassung mit den ernsten Themen wie Mobbing, Ausgrenzung und Mut zum Anderssein lässt der Autor die 240 Seiten wie im Flug vergehen. Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.
Leider kann die Geschichte, den ernsten, wichtigen Themen, die sich der Autor vornimmt, nicht ganz gerecht werden. Wir erleben ehr Slapstick als cleveren Dialogwitz, die einzelnen Figuren wirken eher wie eine Parodie ihres zugrundeliegenden Klischees anstatt echten Tiefgang aufzubauen und der Humor geht oft auf die Kosten der Protagonisten. Hauptziel für die Witze des Autors ist die Protagonistin Lizzy, die leider etwas blass bleibt und mit der ich mich (vielleicht aufgrund des Alters?) nicht identifizieren konnte, da sie stellenweise widersprüchlich und unglaubwürdig wirkt. Ihre Ausdruckweise und ihr Hintergrundwissen passen oftmals nicht damit zusammen, wie sie sich benimmt, sich selbst sieht und wie sie auch durch ihre schulischen Noten beschrieben wird. Da sie aber erst am Anfang der Pubertät steht und noch viel Entwicklung, viele Probleme, Katastrophen, Glücksmomente und Offenbarungen vor sich hat, wird wohl auch viel ihrer Charakterisierung auf die zwei folgenden Teile verschoben.
Außerdem zieht sich der Mittelteil trotz der geringen Seitenanzahl ein bisschen, da zeitweise nicht viel Neues passiert und das Ende, das interessante Ideen und eine Wendung, die man nicht kommen sieht, beinhaltet, gerät dagegen etwas kurz. Die N-Experience hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht - so dahingestellt wirkt da Ende einfach nicht ganz rund und teilweise fragwürdig.
Fazit:
Mit charmantem, lockerem Erzählstil und vielen Witzen schildert er die schulischen Abenteuer, persönlichen Katerstrophen, Gedanken und Gefühle aus dem Leben eines ganz normalen Teeangers, der vor allem eins will: endlich dazuzugehören. Die jugendliche Erzählerin macht Mut für alle Außenseiter, die sich (scheinbar auf sich alleine gestellt) durch die Irrungen und Wirrungen der Pubertät kämpfen.
Leider störten mich aber Widersprüche, fehlender Tiefgang und Schwächen in der Handlungskonzeption zu sehr, um ein wirklicher Fan der Geschichte zu werden.