Wer braucht schon Gedankenkontrolle, wenn das Essen auf zwei Beinen freiwillig ins Haus kommt? Und wer braucht die Kraft Feuer zu entzünden, wenn es Feuerzeuge gibt? Quentin auf jeden Fall nicht. Als einziger verwandelter Spross von Graf Dracula lässt es sich der junge Kerl lieber gut gehen. Aber nicht mit Onkel Vlad, denn der schickt ihn postwendend – im Sarg – nach Rumänien.
Er soll ein echter Vampir werden.
Feuer machen. Wolf töten.
Fehlt ja nur noch, dass er einer Frau die Steinkeule über den Kopf ziehen muss
und sie in seine Höhle verschleppt.
Tja. Oder die Frau kommt halt freiwillig….
Mit dem blassen, großen Kerl, der plötzlich vor ihr im Schatten der ortsnahen Burg steht, hätte Abby bei ihrem ersten Ausflug in den Sommerferien bei der Oma nicht gerechnet. Sonst war dieser fast schon magische Ort immer verlassen. Aber Angst hat sie… naja sagen wir nicht lange, und eigentlich wieder doch. Denn sich mit einem echten Vampir zu arrangieren braucht seine Zeit. Am besten fand ich da die Taschentröte. Dieses kleine Ding wird unserem lieben Quentin gehörig das Hirn durch pusten.
Doch Anna Katmore wäre nicht sie selbst, würden wir hier nur eine kitschige Liebesgeschichte aufgetischt bekommen. Ein Werwolf im Schafspelz, mutige kleine Säbelzahntiger und seltsame Großmütter spielen auch noch eine große Rolle. Und so gibt es immer wieder was neues zu entdecken.
Die Charaktere haben mir echt Spaß bereitet. Über die rumänische Oma musste ich oft staunen, da sie schon eine außergewöhnliche Ausstrahlung hat. Aber diese Details… naja. Ihr kommt schon selbst drauf. Über Abigail hab ich geschmunzelt, lauthals gelacht, aber auch abartig mit ihr gelitten. Vor allem zum Ende hin sind mir kurz Niagarafälle aus den Augen geflossen. Sie ist so echt, so greifbar und ihre bodenständige, erstmal stark misstrauischer Art mit dem frechen Mundwerk hat es mir leicht gemacht, mich mit ihr zu identifizieren. Es gibt nichts schlimmeres als Mädchen, die in Vampirbüchern die Welt verklären. Sie ist einfach besser und hat ordentlich was im Kopf.
Quentin hat mir nach kurzer Zeit mein Herz gestohlen. Ja, zu Beginn ist er echt ein verzogener Bengel, aber er ist auch so wahnsinnig sensibel und liebevoll. Im Grunde seines Herzens ist er ein totaler Romantiker und er lernt so viel dazu. Seine Entwicklung ist sichtbar und zum Schluss steht da ein beeindruckender junger Mann. Mit seiner empathischen Art und den schlagfertigen Antworten, mit dieser Natürlichkeit im Umgang mit der Situation hat er mich gekriegt. Er ist authentisch dar gestellt und ein richtiger Vampir. Zum Glück ohne Glitzer.
Der Hergang der Geschichte hat mich unterhalten, aber nicht vollständig fesseln können. Ich fand es schon interessant, wie immer wieder Spannungsspitzen eingebaut wurden. Aber ab und zu hätte es für meinen Geschmack etwas knackiger sein dürfen. Ich stolperte ab und zu über ein paar Längen und so mancher Verlauf war mir etwas zu vorhersehbar. Die gewichtigen Situationen und das Ende gingen mir dann ein klein wenig zu schnell. Hier hätte ich irgendwie noch ein bisschen mehr erwartet. Dafür gab es andere Überraschungen, die mir dann wiederum richtig gut gefallen haben.
Dafür ist die Schreibweise von Anna Katmore ganz toll. Leicht und locker, flüssig und abwechslungsreich im Sprachgebrauch. Man fliegt meistens über die Seiten und lässt sich von ihrer malerischen Art zu beschreiben in die wunderschöne Landschaft von Rumänien führen. Außerdem ist diese aufkommende Romanze zwischen den Hauptcharakteren absolut intensiv und wunderschön. Wenn sie aufeinander treffen, fliegen die Funken und die Spannung baut sich hier immer wieder auf.
Die Emotionen waren demnach sehr mitreißend. Es hat sich von klein an aufgebaut und explodiert dann quasi in einem Feuerwerk der Gefühle. Das müsst ihr selbst erleben. Es ist schwer ihre Verbindung zu erklären und ihr braucht vielleicht sogar Taschentücher.
“Don’t bite” ist ein Vampirbuch, dass mich unterhalten und berühren konnte, jedoch nicht komplett überzeugen. Für Zwischendurch ist es definitiv empfehlenswert und ich hatte ein paar angenehme Lesestunden.