Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

Spannender Auftakt einer Dystopie-Reihe

Eve of Man (I)
0

50 Jahre lang wurden keine Mädchen mehr geboren, erst mit Eve gab es den ersten weiblichen Nachwuchs. Nun ist sie zu einer jungen Frau aufgewachsen. Mit ihr verknüpft ist die Hoffnung auf den Fortbestand ...

50 Jahre lang wurden keine Mädchen mehr geboren, erst mit Eve gab es den ersten weiblichen Nachwuchs. Nun ist sie zu einer jungen Frau aufgewachsen. Mit ihr verknüpft ist die Hoffnung auf den Fortbestand der Menschheit. Sie wächst im goldenen Käfig auf, mit der Verantwortung für das Überleben der Menschheit. Doch als sie Bram trifft, beginnt sie erste Anzeichen von Zweifel an dieser Gesellschaft zu bekommen, in der sie aufgewachsen ist. Kann es sein, dass sie nur einen Teil der Wahrheit kennt, dass man sie um ihre Kindheit, um ihre Freiheit betrogen hat? Sie will endlich selbst die Kontrolle über sich erhalten…

Sehr realistisch dargestellt ist diese Welt, in der Eve lebt, unwirtlich inzwischen für alle Lebewesen und damit auch für die Menschen. Mit ihren 16 Jahren hat Eve bisher vieles klaglos hingenommen, was ihr für wichtig präsentiert wurde. Aufgewachsen ohne Eltern – die Mutter gestorben kurz nach Eves Geburt, der Vater krank vor Schmerz über den Verlust seiner Frau -, hat die junge Frau nie in Frage gestellt, weshalb sie mit vielen Müttern, aber ohne weiteres Wissen um ihre Eltern sowie ohne den männlichen Teil der Gesellschaft auskommen musste. Nun allerdings beginnt sie eigene Gefühle und Ideen zu entwickeln, und das passt so gar nicht zu den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Nach und nach zeigt die Geschichte immer mehr Perspektiven dieser Gesellschaft, in der Eve aufgewachsen ist, man erfährt dies mit den Augen der jungen Frau. Umso realistischer erscheint deshalb die Handlung selbst, man fühlt sich Eve und Bram beim Lesen sehr verbunden.

Die Geschichte weist neben den Zügen der Dystopie auch die einer Liebesgeschichte auf, die jedoch nur sehr dezent bleibt und nie ins Kitschige abrutscht. Der erste Teil dieser Geschichte endet eher offen, viele Fragen wollen noch beantwortet werden. Damit heißt es für den neugierigen Leser warten auf die Fortsetzung.

Mir hat dieses Buch einige spannende Lesemomente gegeben, es ist eine solide Geschichte für Jugendliche und junge Erwachsene, die wohltuend in die Tiefe geht und einige spannende Fragen zur Zukunft der Menschheit anreißt. Ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch unbedingt weiter.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Eine Entdeckung und ihre Folgen

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
0

Erin und Mark stehen kurz vor ihrer Hochzeit, als Mark seine Arbeit bei der Bank verliert. Ihre Hochzeitsreise führt sie nach Bora Bora, wo sie bei einem Tauchgang eine gefährliche Entdeckung machen. Sie ...

Erin und Mark stehen kurz vor ihrer Hochzeit, als Mark seine Arbeit bei der Bank verliert. Ihre Hochzeitsreise führt sie nach Bora Bora, wo sie bei einem Tauchgang eine gefährliche Entdeckung machen. Sie wird ihr Leben radikal verändern – das ahnt Erin ziemlich schnell. Doch wie sehr sich ihr Leben verändert, das geht über jede Ahnung hinaus.

Warum wird eine Frau, frisch verheiratet mit dem Mann ihrer Träume, seinen Leichnam vergraben? Rasant ist der Einstieg in das Buch, und das Rätsel, das die Autorin Catherine Steadman dem Leser bereits auf den ersten Seiten präsentiert, wird zu mancher Grübelei verführen. Das Buch beginnt mit dem Ende zuerst, doch gleich darauf folgt die Frage, wie es denn dazu kam. Nach und nach erst breitet sich die Geschichte aus, lässt den Leser verschiedene Überlegungen verfolgen und schickt ihn dabei immer wieder in die Irre. Die Auflösung ist dafür umso stringenter, die Sympathie bleibt bis zum Schluss bei Erin. Manches allerdings zwischendrin gerät etwas langatmig, hier hätte man durchaus straffen können.

Unabhängig von dieser kleinen Kritik hat mich die Geschichte jedoch schnell fesseln können. Sehr gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch weiter.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Thriller mit spannenden Mystery-Anteilen

Kalte Wasser
0

Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Kurz nach der Geburt, in ihrem Zimmer im Krankenhaus, schlägt ihr eine seltsame Frau, selbst Mutter von Zwillingen, einen Deal vor: eines von ihren Kindern ...

Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Kurz nach der Geburt, in ihrem Zimmer im Krankenhaus, schlägt ihr eine seltsame Frau, selbst Mutter von Zwillingen, einen Deal vor: eines von ihren Kindern gegen eines von Laurens, sonst würde sie sich beide von Laurens Kindern holen. Doch es gibt anschließend keine Spur von ihr. Eine Wochenbett-Psychose bei Lauren, wie die Ärzte diagnostizieren? Lauren weiß, dass mehr dahinter steckt, und sie will alles tun, um ihre Babys zu retten.

Wochenbett-Psychose oder die grausame Geschichte, in denen Kinder durch Wechselbälger vertauscht wurden? Mit dieser Frage muss sich auch der Leser herumschlagen. Mal deutet alles auf die eine Annahme, mal eher in die andere Richtung. Geschickt versteht es die Autorin Melanie Golding, den Leser mit all dem zu verwirren, was Lauren zustößt. Tief greift die Autorin dabei in die Sagenkiste über das Feenvolk, das Neugeborene rauben möchte und dabei ein Wechselbalg in die Wiege legt. Nicht ganz überzeugt hat mich allerdings der Schluss der Geschichte, der mir etwas zu offen erscheint. Lauren selber- mit ihrer Überforderung als frischgebackene Zwillingsmutter ohne Unterstützung und mit fehlendem Schlaf, anfangs mit einigen Zweifeln an ihrer Geschichte, jedoch zunehmendem Vertrauen in sich selbst - fand ich gelungen dargestellt, bis zum Schluss konnte ich ihre Gefühle und Ängste nachvollziehen. Auch der Schuss Mystery an der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, ich liebe es, wenn alte Mythen in einen Plot eingebaut werden.

Genau dieser Mystery-Anteil ist es jedoch, der dem Leser auch zusagen muss, dann wird die Begeisterung über dieses Buch sehr groß sein. Wer sich darauf jedoch nicht einlassen kann, wird wiederum einfach nur enttäuscht sein. Sinnvoll wäre es gewesen, schon auf dem Cover auf diesen Mystery-Anteil hinzuweisen. Ich selbst vergebe jedoch sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch weiter.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Ein fast perfekter Mord

Am Ende der Schmerz
0

Andrea wird von ihrem Mann Greg um Hilfe gebeten: Einer seiner Cousins in Bielefeld wird beschuldigt, seine schwangere Frau und seine beiden Kinder ermordet zu haben. Sie wurden in ihren Betten getötet, ...

Andrea wird von ihrem Mann Greg um Hilfe gebeten: Einer seiner Cousins in Bielefeld wird beschuldigt, seine schwangere Frau und seine beiden Kinder ermordet zu haben. Sie wurden in ihren Betten getötet, und Matthias wachte auf mit einem Messer in der Hand, kann sich aber an nichts erinnern. Gerne hilft Andrea als Profilerin aus und arbeitet Hand in Hand mit dem ermittelnden Beamten.

Obwohl Andrea nicht mehr als Profilerin arbeitet, ist sie diesmal gerne und schnell bereit auszuhelfen. Und mit ihr gelingt auch ein ganz anderer, differenzierter Blick auf den Fall, und es wird schnell klar, dass Matthias gar kein Motiv zu dieser Tat hatte. Doch wer hat denn tatsächlich ein Motiv für diese brutale Tat? Mit Andreas Hilfe gelingt es auch hier, den Täter dingfest zu machen – nicht ohne Gefahr für Andreas Leben allerdings. Wieder einmal, bereits zum siebten Mal, darf Andrea als Profilerin Ideen finden, die entscheidend sind, um den Täter zu finden. Und dabei merkt sie (und auch Greg), wie sehr sie sich nach dieser Arbeit sehnt. Der Fall ist realistisch geschrieben (bis auf ein paar klitzekleine Ausnahmen, die ich als künstlerische Freiheit einordne) und vor allem spannend, mit einigen überraschenden Wendungen. Auch wenn diesmal der Täter relativ bald klar ist, bleibt das Buch spannend bis zum Schluss. Denn dieser Mord scheint perfekt zu sein – wenn nur Andrea nicht wäre, die sich in die Psyche des Täters einfinden und somit den Fall entscheidend weiterbringen kann.

Wieder einmal empfehle ich sowohl das Buch wie auch die gesamte Reihe gerne weiter. Sinnvoll ist es, die einzelnen Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil man dabei auch die Entwicklung der Protagonistin und ihrer Familie mitbekommt. Ich vergebe für diesen Band 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Berührende Geschichte über eine schwierige Zeit

Wo die Freiheit wächst
0

Lene Meister ist 16 Jahre alt, wohnt in Köln und hat eine Lehre als Frisörin begonnen. Doch es ist 1942, ihr großer Bruder ist Soldat an der Front, ihr Vater tot. Noch scheint der Krieg weit weg zu sein, ...

Lene Meister ist 16 Jahre alt, wohnt in Köln und hat eine Lehre als Frisörin begonnen. Doch es ist 1942, ihr großer Bruder ist Soldat an der Front, ihr Vater tot. Noch scheint der Krieg weit weg zu sein, doch bald wird auch Köln von Bombenangriffen schwer getroffen. Ihr Leben verändert sich plötzlich auf unvorhergesehene Weise. Dabei beginnt sie immer mehr an Hitlers Propaganda zu zweifeln. Währenddessen lernt sie Erich kennen, einen jungen Mann, der sich den Edelweiß-Piraten angeschlossen hat. Diese beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen, teilen regimekritische Flugblätter aus und fallen damit immer häufiger der Gestapo auf. Zunächst aus Liebe zu Erich, später aus eigener Überzeugung schließt Lene sich den Edelweiß-Piraten an.

In einem reinen Briefroman lässt der Autor Frank Maria Reifenberg die (fiktive) Geschichte von Lene Meister erzählen. Dabei hat er die Hintergründe der Edelweiß-Piraten sorgfältig recherchiert und Lenes Geschichte in diesen Kontext eingebettet. Aus den Briefen, die Lene schreibt und erhält, lässt sich erkennen, wie sie immer mehr nach der Wahrheit sucht und dabei selbst in die Fänge der Gestapo gerät. Dieses Jugendbuch erzählt realistisch über das Leben im Dritten Reich, über die Gefahren im Alltag und vor allem im Widerstand gegen die Staatsmacht. Aus der Sicht von Jugendlichen selbst erzählt, gibt es jungen Lesern einen guten und sehr persönlichen Einblick in die Kriegsjahre in Deutschland.

Lenes Geschichte, wenn auch fiktiv, erzählt lebendig aus einer schwierigen Zeit. Der Autor hängt an die Briefe selbst noch eine Zeittafel sowie einen Artikel über „Unangepasste Jugendliche im Dritten Reich“ an, die Lenes Geschichte selbst ergänzen. So entsteht ein berührendes Buch, das ich sehr gerne weiter empfehle und mit 4 von 5 Sternen bewerte.