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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

Beeindruckend!

Die Welt in allen Farben
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Nova ist blind und kann durch eine Operation ihre Sehkraft wiedererlangen. Wobei wiedererlangen nicht ganz korrekt ist, denn Nova ist seit ihrer Geburt blind. Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die ...

Nova ist blind und kann durch eine Operation ihre Sehkraft wiedererlangen. Wobei wiedererlangen nicht ganz korrekt ist, denn Nova ist seit ihrer Geburt blind. Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die wegen häuslicher Gewalt hospitalisiert wurde. Die beiden Frauen finden sofort einen Draht zueinander und sehr schnell ist Nova klar, dass es für sie Liebe auf den ersten Blick ist. Doch Kate ist verheiratet und ist sich unsicher, wie sie mit den Gefühlen umgehen soll...


Fast ein Drittel des Buches laufen die Lebensgeschichten von Nova und Kate nebeneinander her. Einerseits lernt man die blinde Nova kennen, die nach einer OP wieder sehen lernen muss. Die Passagen zu Beginn, in denen sie noch nicht sieht, sind sehr eindrücklich beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und nachvollziehen, wie es ist, überall gegen Barrieren zu rennen. Sehr interessante Ausführungen begleiten Novas Entscheid die OP zu wagen. Erstaunt hat mich, dass sie nicht Angst hat, dass was schief geht. Sondern wie es ist, nach einem Leben in Dunkelheit plötzlich sehen zu können. Nicht einfach, wie sich im Lauf der Geschichte zeigt. Ich habe mir das nie so überlegt, wie es ist, nach 20 oder 30 Jahren plötzlich sehen zu können. Dass man sehen üben und trainieren muss!

Andererseits ist man als Leser haunah dabei, als Kate von der fröhlichen Frau zu einem Häufchen Elend wird. Wie ihr Mann irgendwann eine Grenze überschreitet und sie schlägt. So ist auch diese Perspektive sehr fesselnd. Ich empfand gerade die Stimmung, die immer mehr kippt in dieser Beziehung, wirklich toll ausgearbeitet.
Dann verbinden sich die beiden Perspektiven und neue Fragen, Unsicherheiten und auch Ueberraschungen tauchen auf. Die Figur Kate, die sich mehr und mehr vorstellen kann eine Frau zu lieben, ist hervorragend charakterisiert. Aber auch Nova, die sehr sicher weiss, was sie will und herausfinden muss, ob Kate dasselbe fühlt, ist gut ausgearbeitet. Wie die Liebesgeschichte ausgeht, spoilere ich hier natürlich. Nur so viel dazu : Auf den Leser wartet noch einiges an überraschenden Wendungen.

Sehr ausdrucksstark ist der Schreibstil. Ich konnte mich so richtig in die Figuren hineinversetzen und das ohne, dass langatmig seitenlang Gefühle beschrieben werden.
Dieses Buch bietet so vieles: Es zeigt das Leben von blinden Menschen, das Schicksal geschlagener Frauen und auch eine wunderschöne Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen.
Und dann ist es noch sehr tiefgründig und fesselnd! Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.09.2019

Rätselfaktor : hoch!

Bis ihr sie findet
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Ein neunjähriges Mädchen, das mit ihrer Familie in Brinken Wood, nahe dem Städtchen New Forest zeltet, macht eine grauenvolle Entdeckung. In einem Erdloch unter einem Baum findet sie menschliche Knochen. ...

Ein neunjähriges Mädchen, das mit ihrer Familie in Brinken Wood, nahe dem Städtchen New Forest zeltet, macht eine grauenvolle Entdeckung. In einem Erdloch unter einem Baum findet sie menschliche Knochen. Chief Inspektor Jonah Sheens, der aus seinem Urlaub zu dem Leichenfund gerufen wird, beschleicht ein schlimmer Verdacht. Vor dreissig Jahren verschwand genau an der Stelle die 14 jährige Aurora Jackson beim Zelten mit Freunden. Spurlos! Kann er und sein Team endlich einen dreissig Jahre alten Fall abschliessen?

Das Debüt der Autorin zeichnet sich mit einer wunderbar runden und schlüssigen Handlung aus. Gestaltet als Cold Case, bei dem die Ermittlungen nach dreissig Jahren wieder belebt werden.
In zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und 1983, erzählt die Autorin die Geschichte von Aurora und ihren Freunden.
Häppchenweise bekommt man als Leser die Geschehnisse in der Vergangenheit serviert und jeder Handlungssprung entfacht die Neugier und bietet Raum für Verdächtigungen und Spekulationen.
Der Rätselfaktor in diesem Buch ist hoch, denn einige falsche Spuren werden nach und nach eingestreut. Man erlebt die Figuren als Jugendliche, die auf dem Zeltplatz ihren Spass haben …. und unverhofft durch das Verschwinden von Aurora aus ihrer Sorglosigkeit gerissen werden.
Und trifft in den Passagen der Gegenwart wieder auf sie. Ich empfand es als sehr spannend und bereichernd zu sehen, wie und wohin sie sich entwickelt haben.

In beiden Zeitsträngen spielen Freundschaft, Loyalität, aber auch Geheimnisse unter einzelnen Figuren eine grosse Rolle. Die Autorin nimmt in der Erzählung in der Gegenwart sehr oft Bezug zur Vergangenheit und dadurch ist die Story wunderbar rund und durchdacht.

Die Ermittler sind erfrischend normal. Zwar wird relativ schnell ein Geheimnis aus Jonah's Vergangenheit angedeutet. Doch dies sehr dezent und gerade so, dass man gespannt ist zu erfahren, was früher geschehen ist. Auch hier ist der Rätselfaktor hoch.
Sehr gut hat mir gefallen, wie die Autorin die Ermittler eingeführt hat. Indem zwei Ermittler über ihre Kollegen sprechen, erfährt man als Leser nebenbei Details aus ihrem Leben.

Ein toller und gelungener Auftakt in eine neue Krimiserie!

Veröffentlicht am 04.09.2019

3. Teil!

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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1915: Die Ärztin Ricarda Thomasius arbeitet nach der Rückkehr aus China an der Charité in Berlin. Ihre Patienten sind gezeichnet vom Krieg. Junge Männer, die kreigsverletzt zurückkehren. Frauen und Kinder, ...

1915: Die Ärztin Ricarda Thomasius arbeitet nach der Rückkehr aus China an der Charité in Berlin. Ihre Patienten sind gezeichnet vom Krieg. Junge Männer, die kreigsverletzt zurückkehren. Frauen und Kinder, die in den Munitionsfabriken Arme und Hände verlieren. Ricarda bangt zudem um ihren Sohn Georg, der einberufen wurde und dessen Schicksal ungewiss ist. Tochter Henny setzt ihren Kopf durch und heiratet einen Mann, mit dem ihre Mutter nicht einverstanden ist. Im Streit zieht Henny mit ihm nach Amerika. Nesthäkchen Antonia zieht es, wie Schwester und Mutter, in die Medizin. Doch Toni möchte Tiermedizin studieren und versucht ihren eigenen Weg zu finden.

" Die Wege der Liebe " ist nach " Das Licht der Welt " und " Stürme des Lebens " der dritte und letzte Teil der Reihe um die Ärztin Ricarda. Dieser dritte Teil beginnt mitten in der Szene, bei der der zweite Teil endet. Meiner Meinung nach sollte zum besseren Verständnis unbedingt chronologisch gelesen werden.

Die Geschichte beginnt sehr dramatisch und auch im weiteren Verlauf erlebt die Familie von Ricarda viele Höhen und Tiefen. Ihr Leben ist gezeichnet vom Krieg, wenn wir Leser diesen auch eher aus der Beobachterperspektive erleben. Kriegsszenen gibt es keine, man liest jedoch sehr viel über die Folgen des Weltkrieges.
Für einmal steht nicht das ganze Buch über praktisch nur Ricarda im Mittelpunkt. Ihre Kinder Henny, Georg und Antonia stehen abwechslungsweise im Fokus, was die Geschichte sehr vielschichtig und spannend gestaltet. Die Töchter, die immer noch darum kämpfen, Berufe erlernen zu dürfen, respektive im Beruf anerkannt zu werden. Georg, der seinen Mann an der Front steht und zutiefst traumatisiert und gezeichnet zurückkehrt zu seiner Familie. Mir hat sehr gut gefallen, wie das Autorenduo Details der damaligen Zeit aufgreift und auf eine berührende Weise dem Leser näher bringt.

Viele altbekannte Figuren aus den ersten beiden Bänden spielen auch hier im dritten Teil wieder mit. Von einigen muss man Abschied nehmen, weil sie sterben oder aus dem Leben der Familie Thomasius verschwinden. Neue und spannende Figuren kommen dazu und bereichern die Handlung. Trotz einer beträchtlichen Anzahl an Figuren und verschiedener Verhältnisse untereinander, habe ich den Faden nie verloren. Denn die Autoren, die unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreiben, tun dies so klar und übersichtlich, dass man stets weiss welche Figur gerade wo in der Handlung steht.
Mich hat die Reihe begeistert ... und das obwohl ich sonst kein Fan von Reihen oder Trilogien bin.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Leseempfehlung!

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Nele freut sich auf den neuen Job in einer PR - Agentur, denn an der alten Arbeitsstelle musste sie die Segel streichen. Dort arbeitet immer noch ihr Ex Toby, der sie belogen und betrogen hat.
Nun hat ...

Nele freut sich auf den neuen Job in einer PR - Agentur, denn an der alten Arbeitsstelle musste sie die Segel streichen. Dort arbeitet immer noch ihr Ex Toby, der sie belogen und betrogen hat.
Nun hat Nele beschlossen, die Liebe aussen vor zu lassen und sich stattdessen ganz auf die Arbeit zu konzentrieren.
Und da ist auch noch ihr jüngerer Bruder Lenny. Er lebt mit Trisomie 21 und hat sich in den Kopf gesetzt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und bei den Eltern auszuziehen. Eigentlich wäre Nele also mehr als beschäftigt. Doch dann bringt auch noch ihr neuer Chef Claas ihr Leben durcheinander.

Als grosser Fan von den Romanen von Petra Hülsmann macht sich in mir einmal mehr Begeisterung breit.
Die Autorin trifft einfach jedes Mal genau den Punkt zwischen sorgloser Unterhaltung und tiefgründiger Geschichte.

In " Meistens kommt es anders, wenn man denkt " war ich mehr als kritisch, da ein Teil der Story meine berufliche Erfahrung berührt. Lenny lebt mit Trisomie 21 und möchte, wie wohl alle Menschen, frei entscheiden können wie und wo er lebt. Ich begleite beruflich junge Menschen mit einer Beeinträchtigung genau bei diesem Schritt und was hier die Autorin abliefert, ist absolut authentisch. In sehr vielen Situationen bringt die Autorin sehr gut rüber, mit was für Schwierigkeiten und Vorurteilen Menschen mit einer Beeinträchtigung konfrontiert sind. Dies auf eine sehr leichte ... und dennoch mehr als einprägsame Art.
Es wird jedoch auch romantisch, um auch den Unterhaltungswert hervor zu heben. Ohne kitschig zu werden, erlebt man als Leser auch eine wunderschöne Liebesgeschichte.

Die Figuren empfand ich, allen voran natürlich Lenny, absolut authentisch. Nele, die immer wieder an die falschen Männer gerät, auch mal lautstark ihren Bruder verteidigt und quirlig durch die Geschichte tobt. Dabei ist Nele keineswegs anstrengend, sondern einfach nur sehr sympathisch.

Ueber den Schreibstil von Petra Hülsmann muss ich mich gar nicht lange auslassen. Mit viel Witz führt sie uns Leser zielsicher durch eine abwechslungsreiche Story mit viel Tiefgang.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Für hartgesottene Thrillerleser!

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Lucien Folter ist einer der brutalsten und auch intelligentesten Mörder, der zur Zeit in den USA in einem Gefängnis sitzt. Als Folter aus der Krankenhausabteilung der Sicherheitsverwahrung ausbricht, zieht ...

Lucien Folter ist einer der brutalsten und auch intelligentesten Mörder, der zur Zeit in den USA in einem Gefängnis sitzt. Als Folter aus der Krankenhausabteilung der Sicherheitsverwahrung ausbricht, zieht er eine Spur des Todes quer durch das Land. Doch Folter will nicht nur morden … er fordert seinen ehemaligen Zimmergenossen Robert Hunter vom LAPD heraus. Mit der Beantwortung eines Rätsels könnte Hunter den Serientäter stoppen … wird es ihm gelingen und den Serientäter schnappen? Zur Seite steht ihm wieder Kollege Carlos Garcia.

Ich glaube, den folgenden Satz habe ich auch schon bei den drei letzten Thrillern von Chris Carter in meinen Rezensionen geschrieben. Die Thriller von Chris Carter nehmen mit jedem weiteren Band noch an Qualität zu. Und das will nun nicht heissen, dass die ersten Bände nicht gut waren. Nein, schon " Der Kruzifixkiller " , der erste Band hatte von mir volle Punktezahl gekriegt. Wo andere Autoren nach ein paar erfolgreichen Büchern oft schwächeln, legt Carter immer noch zu. Nun im 10. Band " Jagd auf die Bestie" ist der Autor nicht mehr zu toppen und ist und bleibt einer meiner Lieblingsthrillerautoren.
Chris Carter versteht es wie kein anderer, eine logisch aufgebaute Geschichte durchwegs spannend zu halten, und seine Figuren nachvollziehbar agieren zu lassen. Typisch Carter hat er mich von der ersten Seite an gefesselt, und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Carter schreibt Thriller, die blutig, schonungslos und kein weichgespültes Thrillergesülze enthalten. So ist er definitiv nichts für sensible Leser.
Einerseits trifft man hier wieder Lucien Folter, ein Verbrecher, der schon in " Stille Bestie " ( Band sechs) eine Rolle gespielt hat. Andererseits werden die Zusammenhänge so gut erklärt, dass ich denke, man kann auch ohne Vorwissen hier in Band zehn einsteigen.
Zehn Bände einer Reihe, und nie wirkt der Plot ausgelutscht. Ich staune, wie wir Leser immer wieder Neues präsentiert bekommen. Und das mit einer Leichtigkeit, dass der Plot nie konstruiert oder an den Haaren herbei gezogen wirkt. Immer wieder setzt Carter an und für sich harmlose Szenen, wie der Umgang eines Grossvaters mit seinen aufs Handy fixierten Enkelkindern, ein. Szenen, die jede und jeder von uns tagtäglich beobachten kann oder selbst erlebt. Und setzt dann einen drauf, so dass ich beim Lesen wortwörtlich Gänsehaut bekomme. Wer entscheidet schlussendlich ob jemand weiterleben oder sterben wird? Richtig! Serientäter Lucien Folter! Teilweise habe ich mit offenem Mund weitergelesen. Die Geschichte hat mich sehr berührt, gerade mit dem Hintergedanken, dass das Leben vorbei sein kann, wenn jemand absolut Krankes den Todeszeitpunkt bestimmt und gezielt herbeiführt.
Ein besonderer Augenmerk liegt in diesem zehnten Band auf der Psyche von Serientätern. Immer wieder erfährt man, wie diese denken und oft auch handeln. Das ist so geschickt in die Story eingewoben, dass es erstens nachvollziehbar und zweitens nie oberlehrerhaft ist. Gerade die psychologische Seite kommt keineswegs zu kurz und zeigt hervorragende Recherchen.

Bei den Figuren muss ich mich gar nicht lange aufhalten. Top charakterisiert. Hunter hochintelligent wie eh und jäh, wird persönlich gefordert, da er Folter (ja, der Name ist hier Programm) von früher kennt. Besonders gelungen und witziger als im letzten Band ist Carlos Garcia, der mir immer wieder mal ein Schmunzeln entlockte. Und sein volles Potential zum Schluss in einem grossen Finale zeigt.

Der Schreibstil : rasant, fesselnd und gradlinig. Ich freue mich schon auf Band elf!