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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Weihnachtlicher Kurzroman mit Norwegen-Flair

Die Kinder des Nordlichts
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Die Freundinnen Marie und Elin haben den gleichen familiären Hintergrund: Ihre Mütter sind "Deutschenkinder". Also Kinder einer Norwegerin und eines Deutschen, gezeugt in Zeiten des Krieges. Und beide ...

Die Freundinnen Marie und Elin haben den gleichen familiären Hintergrund: Ihre Mütter sind "Deutschenkinder". Also Kinder einer Norwegerin und eines Deutschen, gezeugt in Zeiten des Krieges. Und beide hatten eine sehr enge Beziehung zur jeweiligen norwegischen Großmutter. Nachdem diese jetzt verstorben sind beschließen die jungen Frauen in Wiesbaden ein norwegisches Café zu eröffnen. 

Dieser Kurzroman ist eine Art Fortsetzung von "Das Haus der verlorenen Kinder", kann aber auch sehr gut allein gelesen werden. Die Bezüge zum Vorgänger werden gut und nicht aufdringlich erklärt!

Da der Fokus hier auf Weihnachten, Norwegen und Café liegt, sind norwegisches Gepäck und deren Zubereitung immer wieder ein Thema. Die lecker klingenden Rezepte sind im Anhang zu finden!

Der Erzählstil ist dem Thema angepasst eher ruhig und man bekommt richtig Lust auf vorweihnachtliche Kaffeehausbesuche. Da es sich um einen Kurzroman handelt fehlt naturgemäß etwas Tiefgang, aber das war für mich so ja auch zu erwarten. Und natürlich läuft alles, trotz verschiedener kleiner Rückschläge, sehr schnell wieder rund, sämtliche Hindernisse lösen sich in Windeseile in Luft auf. Aber hey, das erwarte ich auch von einer Weihnachtsgeschichte

Alles in allem eine süße kleine Geschichte zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit! 

Veröffentlicht am 31.10.2019

Das Fest der Liebe

Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten
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Karen ist 51, geschieden und lebt mit ihrer Tochter in Berlin, wo sie sich als Literaturagentin selbstständig gemacht hat. Mit ihrem Leben ist Karen zufrieden. Meistens jedenfalls. Wirklich glücklich ist ...

Karen ist 51, geschieden und lebt mit ihrer Tochter in Berlin, wo sie sich als Literaturagentin selbstständig gemacht hat. Mit ihrem Leben ist Karen zufrieden. Meistens jedenfalls. Wirklich glücklich ist sie nicht!

Wie jedes Jahr fährt Karen an Weihnachten zu ihrem alljährigen "Pflichtbesuch" zu ihrer Mutter nach Husum. Durch einen zuerst nicht näher erläuterten Vorfall aus der Vergangenen ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter distanziert, fast unterkühlt.

In Husum angekommen trifft Karen auf ihren Jugendschwarm Bent, der nach einem stressigen Berufsalltag zurück in die alte Heimat gekommen ist. In der "grauen Stadt am Meer" will er ein Restaurant eröffnen! Und da Bent sich ausgerechnet mit Karens Mutter angefreundet hat, sehen die beiden sich regelmäßig. In seinem Beisein sind die Gespräche zwischen Karen und ihrer Mutter jedoch nicht so verkrampft. Und nach und nach beginnt Karen sich langsam zu öffnen. Aber erst ein dramatisches Ereignis bringt die beiden Frauen wieder zueinander!


Jan Steinbach entführt seine Leser(innen) erneut nach Husum. Diesmal spielt die Handlung vor weihnachtlicher Kulisse. Dies macht sich auch im ruhigen Erzählstil bemerkbar. Denn es passiert eigentlich nicht viel. Es geht um Familie, Vergangenheit, Ehrlichkeit und um Verzeihen können. Was vor vielen Jahren vorgefallen ist erfährt man erst recht spät. Aber danach erklärt sich vor allem die oft kühle Art von Karen ihrer Mutter gegenüber. 


Mir hat gefallen, dass es hier mal wieder um Ü50-Protagonisten geht. Menschen, die ihre Erfahrungen gemacht, ihre Kämpfe ausgefochten haben. Wenn auch vielleicht nicht immer siegreich. Die Beschreibung der sich anbahnende Gefühle zwischen Karen und Bent sind daher auch "erwachsen" und realistisch. Das es für die Überwindung der Distanz zwischen Karen und ihrer Mutter so lange gebraucht hat, die jahrzehntelange Sprachlosigkeit für alle Beteiligten schmerzhaft war, wird sehr gut beschrieben und hat mich berührt. 

Das offene Ende mag vielleicht nicht jedem gefallen. Aber alle wichtigen Fragen sind beantwortet. Die Zuversicht auf einen Neuanfang ist deutlich greifbar. Alles weitere bringt die Zeit...

Veröffentlicht am 09.10.2019

Sterne über Venedig

Die Sterne über Venedig
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Nicola hat sich, nachdem Ehemann Frank ihr mitgeteilt hat, sich in eine Kollegin verliebt zu haben, von diesem getrennt und lebt seit kurzem allein mit ihrer Teenager-Tochter Lotta in Berlin.
Zu ihrer ...

Nicola hat sich, nachdem Ehemann Frank ihr mitgeteilt hat, sich in eine Kollegin verliebt zu haben, von diesem getrennt und lebt seit kurzem allein mit ihrer Teenager-Tochter Lotta in Berlin.
Zu ihrer Schwester Caterina hat Nicola kaum noch Kontakt, nachdem diese sich aus ihr unerfindlichen Gründen immer mehr aus Ihrem Leben zurückgezogen hat. Dabei hatten sie immer eine sehr enge Beziehung!
Die italienische Mutter der beiden lebt nach dem Tod des deutschen Ehemannes wieder bei ihrer Mutter in ihrer Heimatstadt Venedig. Und als diese ernsthaft krank wird reisen die zerstrittenen Schwestern an ihr Krankenbett.
Miranda, die geliebte Nonna hat von dem schwesterlichen Streit erfahren und will die beiden versöhnen. Dazu erzählt sie aus ihrer Vergangenheit im besetzten Venedig zur Zeit des Krieges. Und auch von ihrer Schwester Alissia, mit der sie seit über 70 Jahren keinen Kontakt mehr hat - und von der keiner wusste, dass sie überhaupt existiert.
Auch wenn Nonna Miranda ihrer Schwester etwas aus der Vergangenheit anscheinend nicht verzeihen kann, wünscht sie sich für ihre Enkelinnen dies nicht. Oder hofft sie insgeheim auf eine Versöhnung? Was ist damals geschehen, das Nonna Miranda nicht vergeben kann?

Dieser Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Und wie so häufig ist auch hier der historische Teil deutlich spannender.
Miranda engagiert sich im venezianischen Widerstand, verliebt sich in einen Partisanen. Zur gleichen Zeit beginnt ihre Schwester eine Beziehung zu einem deutschen Soldaten.
Die Arbeit als "Stafette" ist gefährlich und Alissia scheint gleichzeitig immer mehr mit den Faschisten zu sympathisieren....

Die Beschreibungen von Venedig sind in beiden Erzählsträngen wunderbar. Die Details scheinen mir stimmig und ich konnte mich jederzeit gedanklich dorthin versetzen,
Komplett neu waren mir die Informationen rund um die Besatzung Venedigs zur Zeit des Krieges. Auch hatte ich noch nie vom Widerstand der venezianischen Partisanen im Untergrund und der Beteiligung der Frauen gehört!
Die Handlung der Gegenwart wird dominiert vom Streit der Schwestern - den eigentlichen Grund hatte ich schon recht früh erahnt, allerdings wird er erst sehr spät genau erklärt.
Wie erwartet lebt Alissia noch, und genau wie ihre Nonna, versucht hier nun Nicola zwei zerstrittene Schwestern zu versöhnen.

Der Erzählstil hat mir sehr gefallen. An manchen Stellen detailreich, an anderen wiederum eher zusammenfassend das Geschehen betreffend. In Summe für mich richtig. Ich habe das Buch in zwei Tagen gelesen!

Über drei Generationen wiederholt sich eine Gemeinsamkeit bei allen Frauen der Familie: Sie verlieben sich alle in einen Mann, mit dem es keine Zukunft zu geben scheint!
Sämtliche Protagonisten sind dabei sehr gut beschrieben, die Handlungen waren der Historie entsprechend realistisch.
Das große Thema der Geschichte ist aber eindeutig: Verzeihen können!
Es geht darum dem anderen zuzuhören, auch zu versuchen die andere Sichtweise nachzuvollziehen,
Es geht darum mit vergangenem abzuschließen, Frieden zu schließen. Auch mit sich selbst!
Nur dann kann man selbst wirklich zur Ruhe kommen und nach vorne schauen!

Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz!
Sei es bei Miranda und ihrem Renzo, oder bei Nicola und dem attraktiven Arzt Diego, der sich so rührend um Nonna Miranda kümmert!

Das in der Geschichte erwähnte venezianische Gebäck kann dank der im Anhang veröffentlichten Rezepte nachgebacken werden!

Veröffentlicht am 03.10.2019

Sei selbst das Wunder

Das Weihnachtswunder von Hope Street
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Ruth schreibt in einer Kolumne und hat eine eigene Radiosendung. Sie ist die klassische Kummerkastentante. Aber, obwohl sie für anscheinend jedes Problem eine Lösung zu wissen scheint, in jeder Lebenslage ...

Ruth schreibt in einer Kolumne und hat eine eigene Radiosendung. Sie ist die klassische Kummerkastentante. Aber, obwohl sie für anscheinend jedes Problem eine Lösung zu wissen scheint, in jeder Lebenslage einen Rat geben kann, ist sie selbst unglücklich. Seit ihr geliebter Vater verstorben ist hat sie irgendwie den Halt und die Lust am Leben verloren. Ruths Mutter hatte vor vielen Jahren schon die Familie ohne Erklärung verlassen, auch dies zehrt noch immer an ihr....

Als Michael, ein Mann, dem sie ausgerechnet am Todestag des Vaters geholfen hat, sich bei ihr dafür bedankt, bringt er sie mit ein paar einfachen Sätzen zum nachdenken: Nicht nur reden, sondern handeln! Ruth, die trotz der tollen Jobs, vielen Bekannten und einer gewissen Berühmtheit in Wahrheit sehr einsam ist, hat einen Plan: Sie sucht aus den letzten Zuschriften 6 Personen aus, die aus unterschiedlichen Gründen Angst vor Weihnachten haben, um mit diesen gemeinsam zu feiern und ihnen neuen Mut und Hoffnung zu geben.

Man lernt nicht nur Ruth und Michael näher kennen, sondern auch Marian, Paul, Kelly, Nicholas, Molly und Jack mit all ihren Sorgen, Nöten und Ängsten. Ihnen allen will Ruth bei einem neuen Weg ins Leben zur Seite stehen und damit auch ihrem eigenen Leben einen neuen Sinn geben. Als Bernadette zu der Weihnachtsgruppe stößt, erfährt Ruth dann warum ihre Mutter damals gegangen ist und auch wo und wie sie mittlerweile lebt.

Passend zum Buchtitel erlebt Ruth dann tatsächlich ihr eigenes Weihnachtswunder!

Den Schreibstil würde ich als wohlig beschreiben. Trotz aller Sorgen, Probleme, Traurigkeit und sogar Dramen, liegt über allem ein Gefühl von Hoffnung und dem "Zauber der Weihnacht". Die Handlung spielt zwar in Irland, typisch irisches konnte ich aber nicht ausmachen. Die Protagonisten sind unglaublich sympathisch dargestellt und ich konnte mich tatsächlich in jeden von Ihnen hineinfühlen. Der Epilog "Ein Jahr später" rundet die Geschichte ab, ohne kitschig zu sein. Ein tolles Buch zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit!

Veröffentlicht am 17.09.2019

Mütter und Töchter

Die Zeit der Töchter
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Auch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.

Die Cousinen Anna und Antonia, die ...

Auch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.

Die Cousinen Anna und Antonia, die während des Krieges fast wie Schwestern zusammen aufgewachsen sind, leben auch jetzt noch, bzw. wieder zusammen.
Genau wie auch ihre Mütter Maria und Vivian, die in der Handlung, trotz des Titels, meiner Meinung nach, sogar eine größere Rolle spielen.
Anna und Antonia versuchen ein paar der Frauen zu finden, die zur NS-Zeit in einem Lager waren und von ihren Müttern gerettet wurden. Gleichzeitig erlebt man mit, wie sie in der Zeit des Wiederaufbaus ihren Weg finden müssen, selbstbewusst und emanzipiert!
Maria und Vivian dagegen erleben, ungefähr 10 Jahre nach Kriegsende, wie sich tragischerweise manches aus der dunkelsten Zeit Deutschlands zu wiederholen scheint.
Gab es damals Verfolgung, Hass und Gewalt gegenüber Juden, Zigeuner und andere vermeintliche "Nicht-Arier", sind es jetzt die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten, die intolerante Ausgrenzung erfahren.
"Deutschland den Deutschen" - ein Spruch der plötzlich wieder überall auftaucht!
Und so wie damals eine Verbindung zwischen Juden und Ariern als Rassenschande bezeichnet wurde, werden nun die Frauen, die eine Beziehung mit einem der US-Soldaten haben, Ami-Huren genannt, die Kinder als Bastarde beschimpft. Und wenn dann der Vater dunkelhäutig war, sind es Nigger oder schwarzer Dreck!
Als irgendwann die Partei "Freunde der Heimat" gegründet wird, die sowohl gegen die Flüchtlinge, als auch gegen Ausländer hetzt, wird einem beim lesen schmerzhaft bewusst, dass sich die Vergangenheit tatsächlich sogar jetzt, ca. 75 Jahre nach Kriegsende, zu wiederholen scheint!
In diesem Buch ist es erst eine schreckliche Tragödie, welches die Menschen ihre intoleranten, verbohrten Ansichten erkennen lässt.
Ich hoffe sehr, die Wähler, die heute diese unsägliche Partei (die definitiv keine Alternative für Deutschland ist) mit ihrer Stimme unterstützen, erkennen bald, welchem braunen Sumpf sie da gerade helfen wieder salonfähig zu werden.
Hatten wir es nicht endlich geschafft, dass sich ein intelligenter, weltoffener Mensch aus Deutschland nicht mehr für sein Land schämen musste?
Wie sagte schon Goethe: Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!

Der Schreibstil der Autorin ist wie bei all ihren Romanen auch hier wieder sehr fesselnd. Ihre zumeist starken Frauenfiguren sind hervorragend ausgearbeitet, selbst vermeintliche Negenfiguren bekommen einen Hintergrund, der sie wichtig für die Handlung werden lässt. Die Grundstimmung, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit fand ich sehr realistisch dargestellt.
Mir persönlich hat zwar der Vorgänger ein klein wenig besser gefallen, aber den Bezug zur heutigen Zeit einzubauen ist absolut gelungen - und das ohne Hammermethodik!