Überraschende Entwicklungen
Die Frauen am Fluss1922 in England, im Dorf Slaughterford. Das Mädchen Pudding ist auf der Manor-Farm bei Irene und Alistair Hadleigh und dessen Tante Nancy, als Stallgehilfin angestellt. Eines Tages wird der überaus beliebte ...
1922 in England, im Dorf Slaughterford. Das Mädchen Pudding ist auf der Manor-Farm bei Irene und Alistair Hadleigh und dessen Tante Nancy, als Stallgehilfin angestellt. Eines Tages wird der überaus beliebte Alistair Hadleigh ermordet aufgefunden. Seine Witwe Irene und das Stallmädchen Pudding gehen daraufhin dem Grund des Mordes auf die Spur.
„Die Frauen am Fluss“ ist das erste Buch von Katherine Webb, welches ich lesen durfte. Es hat etwas länger gedauert, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, doch dann konnte ich die niveauvolle Sprache und die bildhafte Ausdrucksweise wertschätzen. Die Autorin lässt die Figuren respektvoll miteinander umgehen, was bestimmt auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet ist. Die Handlung wirkt vornehm zurückhaltend und ist trotzdem durch die Lebensumstände der einzelnen Frauen emotional aufgeladen. Alle Protagonistinnen, egal aus welcher Gesellschaftsschicht, werden anfangs in ihrer individuellen Hilflosigkeit dargestellt, und ich durfte als Leser im Laufe der Handlung deren Entwicklung zu Einsatzbereitschaft und Mut verfolgen. Vor allem die feinfühlige Irene erwacht durch die Herausforderungen in ihrer Situation als Witwe und beginnt zu leben. Diese Entfaltung geschieht still, aber intensiv, voll von unausgesprochenen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen. Irene nimmt sich an wie sie ist, in ihrer Feinheit eine spirituelle Person mit Ahnungen, und ist stolz darauf, diese Gabe nutzbringend einsetzen zu können. Sie wächst mit ihren Aufgaben und kann sich endlich auch gegenüber der resoluten Nancy durchsetzen.
Katherine Webb konnte den Trend zur Emanzipation, zusammen mit einem stimmungsvollen Einblick in die kleine Gemeinde und deren Bewohner, wunderbar einfangen. Der mysteriöse Touch der Geschichte und die Wende am Ende des Buches, haben mich mehr als einmal überrascht innehalten lassen. Fand ich sehr gelungen.
Ein Mix aus Familiengeschichten, Frauenschicksalen und Mystery-Krimi in der Atmosphäre der goldenen 20er-Jahre. Spannend und unterhaltsam.