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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Hat mich nicht überzeugt

Alles, was wir sind
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Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden ...

Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden Seiten an der Eroberung des Weltraums. Mit dem Sputnik haben die Sowjets vorerst die Nase vorn.

Zahlreiche Sowjetbürger versuchen das Land zu verlassen. Nur wenigen gelingt dies. Familien werden auseinander gerissen.

Soweit das historische Umfeld, nun zum Inhalt:

Boris Pasternak schreibt an einem historischen Roman, der angeblich Regime kritische Passagen enthält. Doch statt den Schriftsteller direkt zu belangen, verhaftet man seine Geliebte Olga, verhört und verurteilt sie zu mehreren Jahren Lagerhaft. Obwohl Olga misshandelt wird und Boris‘ Kind verliert, schweigt sie über den Inhalt des Romans.

Parallel dazu versucht der Westen dieses Werk in die Finger zu bekommen. Das Credo lautet „Worte sind Waffen“. Federführend in den USA ist der als „Agency“ bezeichnete Geheimdienst, dem neben den üblichen männlichen Spionen auch zahlreiche, gut ausgebildete Frauen, die häufig als Stenotypistinnen getarnt, angehören.

Als es gelingt, ein Exemplar aus der UdSSR herauszuschmuggeln, wird das Buch vorerst in Italien gedruckt. Anlässlich der Weltausstellung in Brüssel 1958 werden, hunderte Exemplare auch ins Russische übersetzt und wieder in die UdSSR zurück geschmuggelt. Hier hat die Agency wieder ihre Finger im Spiel. Der Erfolg lässt sich nicht mehr aufhalten. Doch als Pasternak den Literaturnobelpreis erhält, eskaliert die Situation.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Idee, rund um den Schriftsteller Boris Pasternak und seinen „Dr. Schiwago“ einen Roman zu schreiben finde ich sehr gut. Allerdings pendelt die Autorin immer wieder zwischen der Liebesgeschichte (Olga/Boris) und dem Spionageroman hin und her. Das, und die vielen detaillierten Beschreibungen der Menschen in der Agency, haben stellenweise die Lust am Weiterlesen eingeschränkt.
Gut gelungen, wenn auch mehr Aufmerksamkeit erfordernd, ist der Wechsel zwischen USA und UdSSR. Anhand der angeführten Jahreszahl und der Ortsangabe, weiß der Leser immer, wann und wo er ist. Nicht ganz so klar ist die Perspektive, da es mehrere „Ich-Erzählerinnen“ gibt.

Warum Olga nach wie vor bei dem verheirateten Pasternak bleibt, obwohl der sie und ihre Kinder mehrmals der Gefahr wieder verhaftet zu werden, verstehe ich persönlich ja nicht. Wahrscheinlich verbindet die beiden ein Abhängigkeit, die für Außenstehende kaum zu verstehen ist.

Gut gelungen ist die Darstellung der beklemmenden Lebensumstände in der UdSSR.
Die latente Gefahr, wegen eines angeblich Regime kritischen Satzes verhaftet zu werden, ist deutlich spürbar. Dagegen scheint das Leben in den USA ein ständiges Party-Leben zu sein.

Der Schreibstil ist stellenweise sperrig und viel zu detailverliebt. Denn, ob Sally mit BH ins Bett geht, weil sie meint, ihre Brüste würden schlaff, ist für die Handlung bedeutungslos. Solche Stellen gibt es häufig, verwirren aber nur. Möglicherweise liegt es auch an der Übersetzung.

Fazit:

Ein nicht ganz leicht zu lesender Roman, der weder Liebes- noch Spionageroman ist. Leider kann ich dafür nur knappe 3 Sterne vergeben.-

Veröffentlicht am 28.10.2019

Lässt mich ein wenig ratlos zurück

Das Rot, das nach Asche riecht
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Von diesem Roman habe ich mir ein wenig Auskunft über die Stadt Sarajevo und die Geschichte ihrer Künstler erwartet. Immerhin ist Sarajevo jahrelang das Symbol dafür gewesen, dass unterschiedliche Ethnien ...

Von diesem Roman habe ich mir ein wenig Auskunft über die Stadt Sarajevo und die Geschichte ihrer Künstler erwartet. Immerhin ist Sarajevo jahrelang das Symbol dafür gewesen, dass unterschiedliche Ethnien und Religionen scheinbar friedlich miteinander leben konnten.
Ich habe den Klappentext so verstanden, dass es hier um das Leben und Werk der Ida Špieler geht, die eine der Frauen am Bauhaus war, dessen Gründung sich 2019 zum 100. Mal jährt.

Bekommen habe ich ein komplizierte Geschichte in der wenig fix ist. Die größte Konstante ist die Beledija, ein Gebäude, das in den Träumen der Ida Špieler eine große Rolle gespielt hat.

Autor Milenko Goranović springt häufig in der Zeit, so dass man sich sehr konzentrieren muss, sich im aktuellen (politischen) Umfeld zurecht zu finden.
Da begegnen wir einem jüdischen Ingenieur, der in der Zeit der Donaumonarchie (als Bosnien gerade österreichisch war) an der Bosna-Bahn baut, der Pläne für den Ausbau der Beledija hat, die er nie verwirklichen darf.

Ein wenig später geraten wir in die Studentenunruhen von 1968, zuvor in Wirren des Ersten bzw. Zweiten Weltkrieges. Die Unschlüssigkeit der Stadt, was aus der Beledija werden soll, um ihre Vergangenheit als Foltergefängnis abzulegen, zieht sich ebenso wie ein roter Faden durch das Buch, wie die Suche nach dem Skizzenbuch von Ida Špieler.

Das Buch ist in seiner düsteren Sprache schön geschrieben, doch fehlt mir ein wenig der Zusammenhang. Egal welche Zeit gerade gestreift wird, sie enthält politische Gewalt, Hoffnungslosigkeit, Unrecht und Hass. Jedes Mal, wenn so etwas wie Hoffnung oder Liebe aufkeimt, wird die zerstört.

Fazit:

Die Erzählung lässt mich ein wenig ratlos zurück.

Veröffentlicht am 19.10.2019

HIer habe ich ein wenig mehr erwartet

Haben schon alle abgestimmt?
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Als der ORF-Moderator Eugen Freund unfreiwillig in die Pension geschickt wird, ist für ihn noch lange nicht Schluss. Er lässt sich als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten Österreichs für die Europa-Wahl ...

Als der ORF-Moderator Eugen Freund unfreiwillig in die Pension geschickt wird, ist für ihn noch lange nicht Schluss. Er lässt sich als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten Österreichs für die Europa-Wahl 2014 aufstellen und erhält als einer von 18 Vertretern Österreichs einen Sitz im EU-Parlament.

Dieses Buch beschreibt seinen Werdegang zum Politiker und welche Herausforderungen die neue Position nach sich gezogen hat.

Eugen Freund erzählt über seine Erfahrungen manchmal mit Augenzwinkern, manchmal blitzt ein wenig der Frust zwischen den Zeilen durch. Die Bilanz scheint ein wenig durchwachsen zu sein. Auf der einen Seite die unterschiedlichen Interessen der Mitgliedsstaaten unter einen Hut zu bringen und andererseits das Interesse der Menschen in den Heimatländern an der Arbeit der EU-Parlamentarier zu wecken. Als Bewährungsprobe sieht der Autor das Jahr 2015 und seine Flüchtlingssituation, die die Grenzen der europäischen Solidarität deutlich aufgezeigt hat.

Dass es zwischen den Abgeordneten mehr Solidarität als zwischen den Ländern gibt, zeigt die nette Geschichte, wie Freund als Babysitter einspringt, als die Kindesmutter einen Vortrag hält (S.140/141). Wer hätte das gedacht?
Das eine oder andere Schmankerl aus dem Inneren des EU-Parlaments findet sich auch in diesem Buch. Einige Kapitel sind mit einer knappen Seite (Papst-Besuch S. 60) recht kurz, in anderen werden einzelne Reden wortwörtlich abgedruckt.

Fazit:

Ein kurzer Rückblick auf eine Abgeordneten-Periode im EU-Parlament von dem ich mir etwas mehr erwartet habe. Daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Hat mich enttäuscht zurück gelassen

Ein Sohn ist uns gegeben
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Wie der Titel leicht erahnen lässt, spielt hier eine Adoption eine Rolle. Doch nicht von einem Kleinkind, sondern von einem Erwachsenen, der sich als Nichtsnutz und gierig herausstellt.

Es ist der betagte ...

Wie der Titel leicht erahnen lässt, spielt hier eine Adoption eine Rolle. Doch nicht von einem Kleinkind, sondern von einem Erwachsenen, der sich als Nichtsnutz und gierig herausstellt.

Es ist der betagte Kunsthändler Gonzalo Rodriguez de Tejeda, ein Freund von Brunettis Schwiegervater Orazio Falier und gleichzeitig Paolas Patenonkel, der seinen jungen Liebhaber an Sohnes Statt annehmen möchte. Dass das weder Gonzalos Familie noch seinen Freunden wie Falier gefällt, ist nachvollziehbar. Diesmal ist es Orazio, der bei Brunetti einen Gefallen einfordert - der Commissario soll das Leben des Adoptivsohnes durchleuchten...

Noch während Brunetti Signorina Elettra die diversen Datenbanken nach Ungereimtheiten im Leben von Attilio durchforsten lässt, sterben Gonzalo und eine betagte Freundin, die zur Verabschiedung des Toten nach Venedig gekommen ist. Purer Zufall??

Meine Meinung:

Dieser 28. Kriminalfall für Commissario Brunetti ist bei Weiten nicht so gelungen wie seine Vorgänger. In der langen Reihe des Schaffens von Donna Leon hat es immer wieder Fälle gegeben, die ein wenig geschwächelt haben. Dieser wirkt zusätzlich noch ein wenig lieblos hingeschrieben. Klar, die fesselnden Themen wie Umweltverschmutzung, Mafia, Grundstücksspekulationen, Korruption, Nazi-Vergangenheit oder Kunstdiebstähle sind alle schon behandelt worden. Da kann es nicht mehr viel Neues geben. Was ich aber mehr bedauere ist, dass die spitzigen, amüsanten Wortgeplänkel, sei es mit Elettra oder Paola weitgehend fehlen.
Auch die Szenen in Vice-Questore Pattas Wohnhaus wirken irgendwie gequält. Ein Achtjähriger, der Pattas Frau beschimpft und ihr die Schultasche aufs Schienbein drischt, und Patta reagiert hilflos. Das ist nicht leicht zu verstehen.

In den Brunetti-Krimis steht im allgemeinen nicht die Jagd nach dem Täter im Vordergrund, sondern eher die Philosophie der Hintergründe. Diesmal liegen sie so klar und eindeutig vor, sodass es mir wenig Spaß gemacht hat, das Buch zu lesen. Brunetti scheint langsam auch zu altern, denn er liest seinen Euripides noch viel lieber als sonst. Alles wirkt ein wenig retardiert auf mich. Venedig
ist auch nicht mehr das, was es einmal war: Sogar die Blumenhandlung Biancat, in der Sowohl Brunetti als auch Signorina Elettra die schönsten Blumen kauften, musste einem Souvenirladen weichen.


Fazit:

Leider nicht so amüsant wie die meisten seiner Vorgänger. Dieser 28. Fall hat mich enttäuscht zurückgelassen, daher nur mit Nachsicht 3 Sterne. Schade!

Veröffentlicht am 19.09.2019

Edith Sitwell - Einblick in ihr Leben

Die Dame hinter dem Vorhang
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In diesem toll aufgemachten Buch stellt uns Autorin Veronika Peters Teile des Lebens der englischen Lyrikerin Edith Sitwell vor. Allerdings nicht als Biografie sondern als Betrachtung durch die Augen des ...

In diesem toll aufgemachten Buch stellt uns Autorin Veronika Peters Teile des Lebens der englischen Lyrikerin Edith Sitwell vor. Allerdings nicht als Biografie sondern als Betrachtung durch die Augen des fiktiven Dienstmädchen Jane und deren Mutter Emma.

Die kleine Edith ist das erste Kind ihrer Eltern und leider nicht so hübsch und stupsnäsig wie erhofft. So wird das bedauernswerte Geschöpf in ein Streckkorsett, um die verbogene Wirbelsäule gerade zu biegen. Lediglich Emma, die Tochter des Gärtners besucht sie. Anfangs heimlich, dann als Dienstmädchen. An Ediths 21. Geburtstag ereignet sich ein Vorfall, der für Emma und knapp 15 Jahre später auch für Edith weitreichende Folgen haben wird.

Meine Meinung:

Die Idee die unkonventionelle Dichterin aus Sicht zweier Dienstmädchen betrachten zu lassen, die noch dazu, wenn die beiden Mutter und Tochter sind, finde ich toll und ungewöhnlich. Die Betrachtungen sind in eine Rahmenhandlung eingebettet, die u.a. 1964 kurz vor Edith Sitwells Tod spielen. Diese Rahmenhandlung ist für mich so optimal gelungen. Sie hat wenig Handlung, sondern ergibt sich in detailreichen Schilderungen von Sitwells aufwendiger Garderobe oder Schmuckstücken. Da wäre, um sich ein besseres Bild der Schriftstellerin zu machen, ein Foto echt klasse gewesen. Die Bilder, die im Internet zu finden sind, zeigen ein wahrhaft exzentrisch aussehende Frau, die mit ihren Turbanen, die ohnehin schon nicht kleine Nase noch extra hervorstechen lässt.
Auch ihr Lebensstil ist aufwendig und unkonventionell. Manchmal haust sie mit ihrer ehemaligen Gouvernante und dem nunmehrigen Dienstmädchen Jane, in muffigen, engen Wohnungen. Doch dann hat sie wieder eine Geldquelle aufgetan und die Wohnsituation bessert sich. Sie reist nach Frankreich, lebt in Paris.
Auch hier werden einige nebensächliche Detail geradezu ausgewalzt (die Liebe zu den verschiedenen Katzen, zum Beispiel). Andererseits werden ganze Lebensabschnitte nicht, oder nur am Rande erwähnt.

Die Kindheit Ediths ist viel farbenfroher, viel lebendiger geschildert. Vor allem die Wahrnehmungen aus Sicht der Dienstboten lässt das Leben auf den Cottage plastisch erscheinen. Ich hätte mir gewünscht, mehr aus Ediths Leben in dieser Form erzählt zu bekommen. So erfahre ich wenig bis nichts und das was ich erfahre, wirkt irgendwie belanglos, fast schon depressiv. Das Leben der drei Frauen Helen, Jane und Edith plätschert irgendwie so dahin. Wäre das nicht der Maler, in den Edith verliebt ist, so müsste man fast daran denken, dass Helen und Edith eine Liaison miteinander haben. Viele Frage in Ediths Leben bleiben unbeantwortet. Das finde ich sehr schade.

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Allerdings wirken manche Passagen recht distanziert. Ob das daran liegt, dass die meisten Beobachtungen von dem Dienstmädchen gemacht werden? Vieles erfahren wir durch dritte. Eine direkte Interaktion findet oft nicht statt.

Folgendes Zitat beschreibt Edith Sitwell mit zwei Sätzen:

"Sie kämpfte wie eine Löwin. Meistens gegen sich selbst. Aber auch darin war sie auf erschreckende Weise großartig."

Fazit:

Ein interessanter Einblick in das Leben der englischen Dichterin Edith Sitwell, der mich trotzdem nicht wirklich begeistern konnte. Deshalb kann ich nur 3 Sterne vergeben.