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Veröffentlicht am 04.10.2019

Die Geschichte der Drachen

Feuer und Blut - Erstes Buch
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Um sich das Warten auf den nächsten Band von "Das Lied von Eis und Feuer" bzw. die Finale Staffel von "Game of Thrones" zu verkürzen, kommt die Vorgeschichte dazu gerade richtig. Ganz im Spiel der Throne-Manier ...

Um sich das Warten auf den nächsten Band von "Das Lied von Eis und Feuer" bzw. die Finale Staffel von "Game of Thrones" zu verkürzen, kommt die Vorgeschichte dazu gerade richtig. Ganz im Spiel der Throne-Manier dreht sich hier alles um die machthabenden Herrscher und Herrscherinnen dieser Zeit, den Targaryens. So umfangreich dieses Buch auch ist, erzählt es doch nur ungefähr die Hälfte der Zeit, in der die Thronfolger aus diesem Haus stammten. Also eine Fortsetzung kommt bestimmt. Wie lange wir darauf wieder warten müssen, ist jedoch eine andere Frage.

Vorstellen kann man sich dieses Buch wie ein richtiges Geschichtsbuch. Ein Maester hat historische Begebenheiten aus unterschiedlichen Quellen gesammelt und dieses Wissen niedergeschrieben. Demzufolge kommen
wenig richtige Gespräche vor, da oft einzelne Unterhaltungen nicht übertragen wurden. Trotzdem ist Martins Schreibstil unverkennbar vorhanden und genauso von hoher Qualität wie bei der Hauptgeschichte. Ich finde es spannend, den einzelnen Charakteren zu folgen und ihre Rolle in der Geschichte kennenzulernen. Besonders interessant wird es, wenn die historische Entwicklung zu bereits bekannten Orten, Handlungssträngen und Häusern aufgegriffen wird. So verfolgt man die Entstehung von Königsmund oder erfährt die Ursprünge von Daenerys' Dracheneiern.

Zeit ist das, was man sehr viel braucht für dieses Buch. Und eine große Merkfähigkeit für viele, viele (oft gleichklingende) Namen. Jedoch schafft Martin das mit den Namen meistens so hinzubekommen, dass man schnell wieder weißt, wer wer ist. Die 900 Seiten lesen sich jedoch nicht so schnell in einem durch. Aber dranbleiben ist sehr wichtig.

Die Aufmachung des Buches ist wirklich besonders gelungen. Der Umschlag ist aufgefaltet eine riesige Karte, auf der der Stammbaum der Targaryens aufgezeichnet wurde. Im Buch finden sich sehr viele Illustrationen, die bestimmte Ereignisse und Personen darstellen und einem ein Bild von der Geschichte geben.



Fazit

Für mich eine gelungene Vorgeschichte, die sich stilistisch von den anderen Büchern abhebt, jedoch genauso gut ist. An Spannung und Wissen lässt dieses Buch nichts aus. Für jeden Fan der Reihe sehr zu empfehlen, wenn nicht sogar ein Muss, da vieles erklärt wird, was auch im Lied von Eis und Feuer vorkommt.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Bri wie brillant

On The Come Up
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Das zweite Buch von Angie Thomas muss hohe Erwartungen erfüllen, denn ihr erster Roman hat sehr hohe Wellen geschlagen. On The Come Up spielt in der gleichen Welt wie The Hate You Give und nimmt auch immer ...

Das zweite Buch von Angie Thomas muss hohe Erwartungen erfüllen, denn ihr erster Roman hat sehr hohe Wellen geschlagen. On The Come Up spielt in der gleichen Welt wie The Hate You Give und nimmt auch immer wieder Bezug auf die Ereignisse dort, jedoch ist es eine komplett eigenständige Geschichte. Da Rassismus aber noch lange nicht mit einem Buch abgehandelt ist, behandelt sie wieder ähnliche Themen, nur dass die Musik eine zusätzliche Hauptrolle spielt

On The Come Up handelt von einem Mädchen, für das Hip Hop lebensnotwendig ist. Jedes Gespräch, fast jede Situation versucht sie in Worte zu fassen oder für einen Rapsong zu verwenden. Sie kann dadurch besser mit einigen Sachen umgehen und diese besser verarbeiten.

Einzelne Raps werden auch wirklich in die Geschichte eingebaut. Sie wurden nicht übersetzt, sondern eins zu eins vom Englischen übernommen. Ich denke, dass manche Wortspiele in der Originalfassung sicher besser funktioniert haben als in der Übersetzung, manches wird aber auch erklärt. Die Übersetzung ist so eine Sache. Sie ist nicht immer so gut gelungen und scheint mir stellenweise sehr holprig, aber insgesamt lässt sich das Buch sehr flüssig lesen. Zum Glück gibt es hinten im Buch ein Glossar, da in Briannas Umfeld sehr viel im Slang gesprochen und das auch so wiedergegeben wird.

Bris Entwicklung, ihr Teenagerdasein und vor allem die Beziehungsgeflechte werden wunderbar dargestellt. Alles wirkt authentisch und nachvollziehbar. Die Charakterentwicklung ist top und die ganzen gesellschaftlichen Konflikte wühlen auf und regen zum Nachdenken an. die Kombination aus Vorurteilen, schlechten Lebensverhältnissen, Wut, Hoffnung und dem Ausbrechen aus alten Strukturen machen dieses Buch zu einem wichtigen Beitrag in der Auseinandersetzung mit Rassismus. Die Geschichte gibt jungen Menschen Identifikationsmöglichkeiten im Bereich der Literatur. Diversität ist hier das Schlagwort.



Fazit

On The Come Up kann den Erwartungen standhalten. Es ist ähnlich und doch anders als sein Vorgänger und vielleicht muss man doch ein paar Abstriche machen, aber die Autorin zeigt, dass Musik eine Stimme sein kann, die man benützen kann. Jede Form von Rassismus ist zu verurteilen und man darf nie damit aufhören, Beispiele zu bringen, wo diese Diskriminierung immer noch stattfindet. Angie Thomas setzt auf starke Frauen, auf Familie und Liebe. Sie setzt auf Vertrauen und Hoffnung und Selbstbewusstsein und schafft mit ihren Büchern massenhaft Interesse für diese Themen zu wecken.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Wilde Hunde

Underdogs
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Underdogs ist ein Buch, das die drei Romane der Wolfe-Trilogie in einem Band zusammenfasst. Beinhaltet sind Underdog, Vorstadtfighter und When dogs cry. Die einzelnen Teile sind relativ kurz, deswegen ...

Underdogs ist ein Buch, das die drei Romane der Wolfe-Trilogie in einem Band zusammenfasst. Beinhaltet sind Underdog, Vorstadtfighter und When dogs cry. Die einzelnen Teile sind relativ kurz, deswegen finde ich es sehr passend, dass diese Ausgabe so gedruckt wurde.

Der Anfang hat mir nicht so gut gefallen. Es passiert relativ wenig. Mit jedem neuen Abschnitt wird es jedoch interessanter. Zusak beschreibt das Familienleben der beiden Teenager-Brüder Cameron und Ruben Wolfe, die ihren Weg und sich selbst noch finden müssen. Ein Stück weit begleitet man die beiden. Erzählt wird aus der Perspektive des jüngeren Bruders Cameron, der so eine Art Tagebuch schreibt. Schreiben hilft ihm mit dem Leben klar zu kommen und es besser zu verstehen. Er reflektiert sich selbst sehr viel und dabei kommen immer wieder philosophische Gedanken zutage. Das ist es auch, was dieses Buch so besonders macht.

So einfach es auch in seiner Erzählweise ist, so unerwartet tiefgründig kommen manche Sätze daher. Vielleicht stechen sie auch gerade deswegen so klar und deutlich hervor. Vieles macht Sinn, wenn man es liest, und viele versteckte Wahrheiten öffnen einem einen neuen Blick. Die Sprache ist sehr einfach, mit kurzen Sätzen und auf das Wesentliche konzentriert. Das Jugendbuch gibt einen tollen Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen. Dementsprechend werden auch Themen behandelt, die in dieser Zeit der Entwicklung eine große Rolle spielen. Ich finde jedoch, dass man das Buch auch als Erwachsene/r sehr gut lesen kann.

Die unterschiedlichen Teile der Trilogie sind klar voneinander getrennt und man merkt, dass es eigenständige Bücher waren, die sich jeweils um ein größeres Thema drehen. Manches wird immer wieder aufgegriffen, aber das stört wenig den Lesefluss. Die beiden Jungs sind einfach sympathisch, auch wenn sie sich manchmal unsympathisch verhalten.



Fazit

Ein lesenswertes Jugendbuch, mit einer einfachen, klaren Sprache, die jedoch philosophisch tiefgründige Sätze hervorbringen kann. Eine tagebuchartige Familien- und Brüdergeschichte, die das Leben in all seinen Facetten darstellt und trotzdem keine Erwartungen hat. Manchmal passiert alles auf einmal, manchmal dann wieder nichts. Wie im echten Leben.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Radikale Bücherverbrennungen

Fahrenheit 451
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Fahrenheit 451 wird berechtigt mit George Orwells 1984 verglichen. Auch Bradbury hat ein Zukunftsbild geschaffen, das erschreckend nah an die Realität herangekommen ist. Vieles ist zwar übertrieben dargestellt, ...

Fahrenheit 451 wird berechtigt mit George Orwells 1984 verglichen. Auch Bradbury hat ein Zukunftsbild geschaffen, das erschreckend nah an die Realität herangekommen ist. Vieles ist zwar übertrieben dargestellt, aber mit einem sehr, sehr wahren Kern.

Die Regierung in Bradburys Roman ist von Grund auf paranoid und will die BürgerInnen so dumm wie möglich halten. Um dies umzusetzen, wurde die Feuerwehr engagiert, nicht um Feuer zu löschen, sondern um Bücher, Bibliotheken, ja ganze Häuser zu verbrennen und sie gehen sehr radikal dabei vor. Der Hauptprotagonist Guy Montag ist überzeugter Feuerwehrmann, bis er ein fragenstellendes Mädchen trifft, ihm ein paar Bücher in die Hände fallen und er selbst anfängt, Fragen zu stellen.

Die Figuren bleiben alle sehr flach. Die Darstellung ist sehr oberflächlich und außer bei den Monologen über Bücher konnte ich keine richtige Leidenschaft in der Erschaffung der Story erkennen. Es könnte jedoch auch daran liegen, dass die Welt, in der Montag lebt, grau, einheitlich, oberflächlich ist und es eben nicht viel gibt, was schön ist und wirklich Spaß macht. Mit vielen schönen Metaphern schafft Bradbury ein anschauliches Bild der Gesellschaft in seiner Welt. Diese ist starker Kritik des Autors ausgesetzt. Fernsehen, Musik hören, soziale Interaktionen werden zu den Hauptproblemen des alltäglichen Lebens.

Der poetische Schreibstil ist wirklich einzigartig und es war eine große Freude diese schönen Sätze zu lesen. Das Zukunftsbild ist erschreckend und doch nähern wir uns immer mehr diesem an. Wissen ist Macht und wer seine Informationen immer nur von einer Quelle bezieht, der kann leicht manipuliert werden. Wissen ist Macht und wer sich für die einfache, komprimierte Variante von vielem entscheidet, der verpasst vielleicht das Wichtigste.

Fazit

Für mich ein schönes, interessantes Buch, das sowohl mit einem poetischen Schreibstil als auch mit einer bedrückenden Zukunftsversion punkten kann. Mit den Figuren hatte ich so meine Probleme, diese fügen sich jedoch gut in die Welt und in die beschriebene Gesellschaft. Für mich ein lesenswerter Klassiker, der zum Nachdenken anregt und einem die Wichtigkeit von Büchern und Wissen nochmal verdeutlicht.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Machtverhältnisse, sexuelle Gewalt und das Verschwinden von Frauen

Wenn Männer mir die Welt erklären
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Der Titel des Buches ist provokant, eingängig und wirft auf jeden Fall eine Menge Fragen auf. Der Begriff "Mansplaining" wurde kurz darauf gängig (aber nicht von der Autorin geprägt und von ihr auch nicht ...

Der Titel des Buches ist provokant, eingängig und wirft auf jeden Fall eine Menge Fragen auf. Der Begriff "Mansplaining" wurde kurz darauf gängig (aber nicht von der Autorin geprägt und von ihr auch nicht vollkommen übernommen) und viele stoßen dabei sauer auf, "weil ja auch Frauen herablassend etwas erklären können".

Der erste Essay (auch Titelgeber des Buches) beschäftigt sich mit diesem "Männerklären" und geht auch auf die Kritik ein, die dieser Aussage selbstverständlich entgegenschlägt. Bevor man aber zu schnell urteilt, sollte man sich mit dem Begriff genauer auseinandersetzen.

Das Buch ist eine Zusammenstellung von Essays, die Solnit im Laufe der Jahre geschrieben hat und jetzt nochmal gesammelt erschienen sind und verschiedene Themen behandeln. Das heißt, sie hat sie nicht extra für das Buch geschrieben und sie wiederholt sich demnach in manchen Punkten öfters, greift immer wieder zu den selben Beispielen und natürlich sind die Themen ähnlich.

Jeder Essay behandelt Bereiche, in denen noch sehr viel gearbeitet werden muss. Vor allem geht es um Machtverhältnisse allgemein und dass man nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann, nachdem im Sekundentakt Frauen dieser mit der Macht einhergehenden Gewalt/Unterdrückung ausgesetzt sind. Keine Sorge, auch manche Frauen kommen nicht so gut weg, aber vor allem, weil sie im System Patriarchat mitmachen.

Solnit versucht das Leben von Frauen aus der ganzen Welt miteinzubeziehen, man merkt jedoch an ihren Beispielen und ihren Verweisen auf die USA, dass sie US-Amerikanerin ist und ihre Essays dadurch schon auch geprägt sind. Aber sie beschränkt sich darauf nicht und öffnet ihren Blick auf die Missstände in vielen Ländern. Sie schweift auch meiner Meinung nach gerne etwas ab und bringt Vergleiche, die auf den ersten Blick nur schwer nachzuvollziehen sind. Sie hat ein unglaubliches Wissen über Fakten und Menschen und man merkt, dass ihre Essays sehr gut recherchiert sind.

Fazit

Die Essaysammlung gibt eine interessante Perspektive einer Frau frei, die sich mit Machtverhältnissen, Gewalt, Sexismus und Frauen allgemein sehr intensiv beschäftigt hat und viele Missstände aufzeigt. Sie wiederholt sich des Öfteren in ihren Texten, aber manche Sachen kann man einfach nicht oft genug sagen, bis sie sich in den Köpfen der Menschen eingenistet haben. Kein Buch, das man so zwischendurch lesen kann, da es sehr zum Nach- und Mitdenken anregt. Aber von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!