Cover-Bild Die Gabe
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - SciFi: Nahe Zukunft
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 12.02.2018
  • ISBN: 9783453319110
Naomi Alderman

Die Gabe

Roman
Sabine Thiele (Übersetzer)

Wenn Ohnmacht zur Macht wird - die Zukunft gehört den Frauen

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe – sie können mit ihren Händen starke elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2022

Wenn wir die Welt plötzlich umdrehen würden...

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Ich hab keine Ahnung, wie ich ordentliche Worte zu diesem Buch finden soll. Echt nicht. Ich hab die letzten Tage jede freie Minute zwischen dem Lernen genutzt, um ein paar Seiten zu lesen, um mich weiter ...

Ich hab keine Ahnung, wie ich ordentliche Worte zu diesem Buch finden soll. Echt nicht. Ich hab die letzten Tage jede freie Minute zwischen dem Lernen genutzt, um ein paar Seiten zu lesen, um mich weiter schockieren zu lassen. Denn das konnte das Buch gut...mich schockieren.

Die Idee: Frauen haben plötzlich Macht, können durch ihre Berührung Schmerzen zufügen, Menschen töten. Und es klingt ein bisschen wie Shatter-Me gemischt mit Handmaid's Tale. Und das klingt perfekt für mich.

Und dann ist da diese Welt, in der Frauen plötzlich an Macht gewinnen. In der Frauen von jetzt auf gleich zum starken Geschlecht werden. In der die Männer unterdrückt werden.
Es ist schockierend zu lesen, wie Männer vergewaltigt, getötet, misshandelt werden. Wie ihnen die einfachsten Rechte entzogen werden, wie sie im Schatten leben. Wie sie Angst haben, Nachts auf die Straße zu gehen, Angst haben, ihre Meinung zu sagen und in der Welt kein Gehör finden. Wie sie keine Bedeutung mehr haben. Weil Männer eigentlich nicht gebraucht werden, außer zur Fortpflanzung. Weil Männer nichts wert sind. Wie männliche Embrios abgetrieben werden, weil sie keinen Nutzen für die Gesellschaft haben.

Und mit jeder dieser Seiten, mit jeder dieser Seiten wird einem bewusst, das genau das, genau das, was da so schockierendes mit den Männern passiert, mit Frauen aktuell passiert, schon immer passiert ist. Vielleicht hier bei uns nicht ganz so heftig wie in andern Ländern, aber trotzdem. Und dass es nur so schockierend klingt, weil es plötzlich den Männern geschieht. Weil man so abgestumpft ist, dass es schon normal ist, wenn man als Frau nachts Angst hat, wenn man vor einer Gruppe Männer Angst hat, wenn man weniger Chancen hat, weil man eine Frau ist.
Doch dann, wenn das ganze umgekehrt wird, realisiert man irgendwie erst, wie fucked up diese Situation ist. Wie fucked up das für uns Frauen jetzt grade ist, überall. Und vielleicht ist das genau das, was das Buch noch einmal vor Augen rufen will. Dass es fucking unfair ist.

Ich bin nicht mit allem happy, nicht mit dem Ende, nicht mit der Konfliktlösung, nicht mit der Ungewissheit, was so viele Dinge angeht. Aber die Rahmenhandlung, die das finale Ende-Ende ausmacht? Großartig. Genau wie der Plot, die Idee, die Absicht hinter dem ganzen Buch. Das Gedankenexperiment, das 'was wäre wenn'.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Umkehr der Geschlechterrollen

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Achtung: Spoiler!

Ein interessantes Buch, das die Geschlechterrollen umkehrt. Ein Gedankenexperiment, das schlussendlich zu dem Ergebnis kommt, dass eine von Frauen regierte Welt auch nicht besser ist.

Ist ...

Achtung: Spoiler!

Ein interessantes Buch, das die Geschlechterrollen umkehrt. Ein Gedankenexperiment, das schlussendlich zu dem Ergebnis kommt, dass eine von Frauen regierte Welt auch nicht besser ist.

Ist das nun pessimistisch oder ein Aufruf zu einem anderen Denken?
Ist wahre Gleichberechtigung wirklich möglich oder wird es immer einen Geschlechterkampf geben?

Vollständig hat mich das Buch nicht überzeugt. Ich hätte gerne mehr über die großen Entwicklungen erfahren. Stattdessen konzentriert sich das Buch auf vier Einzelschicksale. Über diese vier Personen hinaus erfährt man am meisten ausgerechnet über die Entwicklung in der Republik Moldau. Aber auch die Geschehnisse hier werden eher beiläufig berichtet. Das Buch endet dann, wenn es erst richtig loszugehen scheint.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Besonderes Gedankenspiel

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Wir schicken Elektrizität durch geregelte Schaltkreise und Schalter, doch sie will die Form eines lebenden Wesens annehmen, eines Farnkrautes, eines nackten Zweiges. Der Blitz schlägt in der Mitte ein, ...

Wir schicken Elektrizität durch geregelte Schaltkreise und Schalter, doch sie will die Form eines lebenden Wesens annehmen, eines Farnkrautes, eines nackten Zweiges. Der Blitz schlägt in der Mitte ein, das Licht strebt nach außen.
Diese Form wächst in uns allen, unser innerer Baum aus Nerven und Blutgefäßen, inklusive Stamm und aller Äste. Die Signale werden von unseren Fingerspitzen über die Wirbelsäule ins Gehirn geleitet. Wir sind elektrisch. Die Gabe, diese einzigartige Kraft, lebt in uns, wie sie es auch in der Natur tut. Meine Kinder, alles, was hier geschieht, befindet sich im Einklang mit dem Gesetz der Natur.
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INHALT:
Bei manchen hat es sich schon länger angekündigt, bei anderen kam es ganz plötzlich und unerwartet: Junge Mädchen auf der ganzen Welt entwickeln auf einmal etwas, das bald "Die Gabe" genannt wird: Es ist ihnen möglich, Elektrizität mit ihren Fingern auszusenden, anderen Schmerzen zuzufügen, sie zu töten. Teilweise können die Mädchen es auch an erwachsene Frauen weitergeben, und damit kehrt sich nun das Altbekannte um: Jetzt sind die Männer das schwache Geschlecht und haben sich den Frauen unterzuordnen. Doch im Umschwung lassen Krieg und Gewalt nicht lange auf sich warten. Die Frauen, getrieben von Macht und Hass, scheinen die Welt nicht gerechter zu machen...

MEINE MEINUNG:
"Die Gabe" verfolgt ein Gedankenexperiment, das so interessant ist und so wichtig bei all den Geschlechterkämpfen, dass mich der Ideenreichtum schier umhaut. Gepriesen als neues "The Handmaid's Tale", von Margaret Atwood selbst gelobt - ein Roman also, der nicht nur unterhalten, sondern vor allem zum Nachdenken anregen will. Dafür gibt es auch verschiedene Perspektiven: eine skrupellose Politikerin; ein misshandeltes Mädchen, das als Gottheit verehrt wird; die Tochter eines Verbrechers; und ein nigerianischer Reporter, der von Anfang an dabei ist. Die Perspektiven sind allerdings leider etwas inkonsistent, teilweise sehr unterschiedlich im Spannungslevel - und auch der Stil verändert sich außer in den Dialogen recht wenig.

Bezeichnend ist, dass es keinen weiblichen Sympathieträger gibt. Bezeichnend besonders im Anbetracht dessen, was Frauen in der Vergangenheit erlebt haben und wie sie dies hier nun dagegen eintauschen, selbst Übel zu verbreiten. Natürlich schwelt im unterdrückten Geschlecht der Wunsch, auch selbst einmal Macht zu haben - aber diese Entwicklung zu brutalen Unterdrückern geht hier doch sehr schnell, und gegensätzliche Stimmen gibt es kaum. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie Margot als Politikerin ihre Kraft für den Aufstieg benutzt, gleichzeitig bringt sie die Geschichte aber auch wenig voran. Ausreißerin Allie verfolgt ihren eigenen Plan und nutzt dafür den religiösen Wahn, aber sie macht lange keine Entwicklung durch. Nur Roxy und Tunde, erstere getrieben von Rache und Verrat, letzterer von dem Wunsch, jemand zu sein, konnten mich in ihren Kapiteln eigentlich immer fesseln.

Insgesamt ist "Die Gabe" schwierig zu bewerten, vor allem als ein Buch, das mehr sein will als eine Dystopie. Es wirft sehr interessante Fragen auf und besitzt ein Szenario, das erschreckend ist - denn egal, welches Geschlecht die Macht besitzt, es wird nicht gerecht sein. Brutalität, Vergewaltigung, Verfolgung sind das Ergebnis, was teilweise schwer zu verkraften ist. Gleichzeitig bietet der Roman aber nicht einmal im Ansatz eine Lösung, es wird alles nur schlimmer, und dann fehlt auch noch der richtige Höhepunkt, der Umschwung, das Ergebnis. Eingebettet als Geschichtsroman eines Mannes in einer eben solchen von Frauen regierten Welt, funktioniert das nicht komplett. Zum Schluss fehlt einfach ein Knall, und das ist schade.

FAZIT:
Naomi Aldermans Idee ist so genial wie anders, weswegen "Die Gabe" trotz einiger Kritikpunkte ein Buch ist, was man gelesen haben sollte. Denn eine Herrschaft durch Frauen würde nicht automatisch alle Probleme lösen. Letztendlich fehlt aber einfach ein befriedigendes Ende. Knappe 3,5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Ein eintöniges Gedankenexperiment...

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Klappentext:

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein ...

Klappentext:

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe – sie können mit ihren Händen starke elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.

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Meine Meinung:

Achtung! Solltest du das Buch lesen wollen, ohne ansatzweise etwas über den Inhalt zu wissen, überspringe diesen Teil meiner Rezension!

Naomi Alderman hat das Buch aus verschiedenen Perspektiven geschrieben und etliche Bereiche behandelt:

von YouTube bis hin zum investigativen Journalismus
von regionaler Politik bis hin zu globalen Entscheidungen
von religiösen Stimmen über Blasphemie bis hin zu sektenähnlichen Vorgehensweisen
organisierte Kriminalität (überregionale Strukturen, innerfamiläre Racheakte und Ablösungen)
es gibt medizinische und historische Aspekte
Es geht um beschützende Mütter, hilflose Waisen, (sexuelle) Gewalt, sexuelle Lust, Machtspiele, Intrigen, Geschlechtsverräter, Demos, Kriege, Verbote, Hetze, Unmenschlichkeit, Forschung, Verrat, Verschwörungstheorien, Unterdrückung usw. So, wie die Welt jetzt auch ist. Und damit wurde es langweilig. Dann kann ich auch für ein eindimensionales Gedankenexperiment die Zeitung lesen und in meiner Vorstellung die Geschlechter tauschen. Anfangs war es für mich spannend, die Charaktere kennen zu lernen und zu erfahren, wie sie mit der Gabe umgehen. Ziemlich schnell wurde es jedoch zu eintönig. Die Welt ist auch nicht besser, wenn Frauen an der Macht sind. Aber ist das eine Überraschung? Ich denke nicht.

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Fazit:

Es ist ein gesellschaftskritischer Roman, der jedoch ohne Überraschung daherkommt. Man könnte zwar sagen, dass der Roman einfach nur polarisieren soll, was er auch tut, ja. Aber ich hätte mir neue Denkanstöße gewünscht. Neue Thesen, die von der Autorin aufgestellt werden, fehlten gänzlich. Es war mir zu wenig! Außerdem wurde nur über extreme Beispiele geschrieben, es fehlten die Frauen und Männer, die gesellschaftsfähig sind und verantwortungsbewusst mit der neuen Situation umgehen.

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Veröffentlicht am 04.10.2019

Frauen an die Macht?

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Frauen bekommen plötzlich Zugriff zu einer in ihnen lebenden Energie und sind somit gegenüber Männern körperlich nicht mehr unterlegen, denn sie können elektrische Stöße aussenden. Dieses Gedankenexperiment ...

Frauen bekommen plötzlich Zugriff zu einer in ihnen lebenden Energie und sind somit gegenüber Männern körperlich nicht mehr unterlegen, denn sie können elektrische Stöße aussenden. Dieses Gedankenexperiment spinnt Alderman weiter und laut Inhaltsangabe zeigt sie uns, was mit einer Welt passiert, die von Frauen regiert wird. Nach dem Lesen bin ich da aber anderer Meinung.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich Mädchen/Frauen, die auf unterschiedliche Weise das Erwachen der Energie und den darauffolgenden gesellschaftlichen Umbruch miterleben. Im Laufe der Geschichte werden die Erzählstränge zusammengeführt und die Personen treffen sich. Es werden ungefähr zehn Jahre zu einem sehr großen Ereignis heruntergezählt, wobei diese Einteilung nicht so ganz aufschlussreich war, sie hat mich vielmehr verwirrt. Warum zögert sich der Umbruch so hinaus? Warum vergehen so viele Jahre Geschlechterkrieg, bis es zu einem Ergebnis kommt? Mann oder Frau? Vieles geht bei den Zeitsprüngen unter.

Ich hatte so meine Probleme mit der Identifikation mit den Charakteren. Sie waren für mich nicht so greifbar, teilweise extrem unsympathisch und oberflächlich dargestellt. Ganz wenig wird von den Personen reflektiert und keine der Erzählperspektiven konnte mich so richtig packen. Alderman verläuft sich ein bisschen in Nebensächlichkeiten und zögert viele Szenen hinaus. Ihr Schreibstil war jedoch sehr angenehm zu lesen, auch wenn mir der Aufbau und die Umsetzung der Geschichte nicht so gefallen haben.

Mann oder Frau? Das ist hier die Frage. Anfangs hatte ich noch regelmäßig Gänsehaut, da Alderman diese erwachende Energie mit sehr viel Liebe beschreibt und man diese Energie förmlich spüren kann. Die Szenen am Anfang zeigen, wie sich unterdrückte, missbrauchte Frauen wehren, wie sie endlich die Stärke finden, eine Vergewaltigung zu beenden, einen Mord zu verhindern etc. Leider schafft sie es nach dem ersten Drittel nicht mehr, dieses zu anderen Frauen solidarische Gefühl zu vermitteln. Die grundsätzliche Idee finde ich genial, nur was die Autorin daraus gemacht hat eher weniger. Sie dreht die Machtverhältnisse einfach um. Sie zeigt kein "Was wäre, wenn...", sondern ein "Das, was in diesem Buch den Männern widerfährt, passiert den Frauen täglich".

Unter diesem Blickwinkel betrachtet, hat sie es wirklich hervorragend geschafft, die prekären Verhältnisse der Frauen, die weniger privilegiert sind, auf interessante Weise darzustellen. Durch die Umverteilung der Macht kommen Themen wie Frauenhandel, Prostitution, Vergewaltigung und Unterdrückung zur Sprache. Später auch Frauen in Führungspositionen, Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen/können, verschiedene Rollenbilder, patriarchale Strukturen. Leider wurden alle Themen nur an der Oberfläche angekratzt und nicht wirklich vertieft bzw. muss man beim Lesen sehr viel selbst reflektieren, Verknüpfungen bilden und hinterfragen, damit man diese Tiefe erlangt.

Alderman hat mir kein neues Weltbild gezeigt, sondern nur ein altes mit neuen Akteuren. Männer werden zum Feindbild, es kommt zum Krieg, da sie die alte Ordnung wieder herstellen wollen, jetzt werden halt Männer unterdrückt, vergewaltigt, bevormundschaftet. Mir ist dabei schlecht geworden.



Fazit

Geniale Idee, weniger gute Umsetzung. Alderman dreht die Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern um und schreibt unsere Geschichte neu. Leider konnten mich sowohl Charaktere als auch Handlung und Aufbau nicht überzeugen. Es geht um Frauen, die patriarchale Strukturen aufrechterhalten. Mir wurde kein Alternativkonzept zu meiner Welt geboten und das hat mich enttäuscht. Das Gedankenexperiment zeigt lediglich, dass Frauen schrecklich behandelt werden und wir unbedingt etwas tun müssen.