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Veröffentlicht am 29.11.2019

Guter Anfang, zäher Verlauf

Washington Black
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Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. ...

Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. Doch sein grausiges Schicksal scheint sich zu ändern, als der Bruder des Plantagenbesitzers auftaucht. Titch ist ein Forscher und Entdecker, tüftelt für sein Leben gern, und erkennt in dem kleinen Sklavenjungen ein großes Talent. Oder ist der doch nur Mittel zum Zweck?

Washs schwerer Start ins Leben nimmt einen als Leser sofort mit. Die harte Arbeit unter der sengenden Sonne von Barbados, die Grausamkeiten die seinen Alltag bestimmt, die Willkür seines Masters… schwer vorzustellen wie man das als Kind überleben kann. Ich fand die Schilderungen der Autorin sehr gut gewählt, sie beschönigt nichts, verweilt aber auch nicht übertrieben lange bei all dem Schrecklichen. Big Kit als Lichtblick bleibt irgendwie unnahbar, erfüllt ihre Funktion aber durchaus. Wash selbst mochte ich sehr, zumindest in der ersten Hälfte. Denn die Handlung entwickelte sich zunehmend unerwartet, wurde langatmig und zäh. Ich konnte mich nicht so recht auf den Umschwung einlassen und habe ein wenig die Leselust verloren. Auch mit dem Ende der Geschichte hadere ich etwas, sodass meine anfängliche Begeisterung doch sehr abgekühlt wurde. Insgesamt ist Washington Black eine recht eigentümliche Mischung aus Sklavenroman, Entdeckerabenteuer und… keine Ahnung was das am Schluss sollte. Eine gute Idee, die zu einer unrunden Geschichte wurde.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Das flüssige Land

Das flüssige Land
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Der letzte Wunsch ihrer verstorbenen Eltern stellt Ruth vor eine schwierige Aufgabe: beide möchten im Heimatort ihrer Kindheit begraben werden. Der ist aber gar nicht so leicht zu finden, nur zufällig ...

Der letzte Wunsch ihrer verstorbenen Eltern stellt Ruth vor eine schwierige Aufgabe: beide möchten im Heimatort ihrer Kindheit begraben werden. Der ist aber gar nicht so leicht zu finden, nur zufällig stößt Ruth schließlich darauf. Doch nicht nur die Anreise ist ein großes Abenteuer, auch das Örtchen selber. Mit fast uneingeschränkter Macht herrscht die Gräfin über die Einwohner. Und so ganz nebenbei ist der komplette Ort einsturzgefährdet, denn einst wurde untertage nach Edelmetallen gesucht, sodass der Untergrund löcheriger als der sprichwörtliche Schweizer Käse ist.

Edelbauers Idee hatte es mir wirklich angetan, konnte mich dann letztendlich doch nicht so recht überzeugen. Der Ort Groß-Einland und seine Einwohner wirken für mich letztendlich nicht real, gerade der Umgang mit der permanenten Lebensgefahr ist einfach unglaubwürdig. Niemand scheint je etwas verändern, oder den Ort verlassen zu wollen. Auch Ruth handelt oft unlogisch, was aber sicherlich zum Großteil von ihrem bunten Pillencocktail abhängt, den sie jeden Tag einwirft. Sie ist nicht unsympathisch, aber anstrengend in ihrer Lethargie. Auch den Stil der Autorin fand ich gewöhnungsbedürftig, er passt aber letztendlich zu der Geschichte. Ich kann schon erkennen, warum dieses Buch auf der Shortlist gelandet ist, nur hat mir der Roman nicht das gegeben, was ich mir ursprünglich versprochen hatte. Die etwas zähe Geschichte greift viele Themen auf, die sich dann aber ebenso schnell verlieren, wie Ruth sich in dem löchrigen Ort.
Fazit: interessant, aber kein Buch für mich.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Viel (Dämonen-)Rauch um nichts

Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
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Catherine soll als Faustpfand verheiratet werden, um den Frieden zwischen ihrer Heimat Brigant und dem Reich Pitoria zu sichern. Dabei ist sie doch heimlich in ihren Leibwächter verschossen. Ganz andere ...

Catherine soll als Faustpfand verheiratet werden, um den Frieden zwischen ihrer Heimat Brigant und dem Reich Pitoria zu sichern. Dabei ist sie doch heimlich in ihren Leibwächter verschossen. Ganz andere Probleme hat da Tash, die jeden Tag aufs Neue ihr Leben in Gefahr bringt, um den Dämonen des nördlichen Plateaus ihren Rauch abzuluchsen. Von irgendwas müssen sie und ihr „Arbeitgeber“ ja schließlich leben.
Die Story scheint mir doch eher an jüngere Leser gerichtet zu sein: recht einfach gestrickt, aufkommende Fragen werden recht schnell geklärt, sodass sich die Spannung in Grenzen hält. Auch die Figuren sind bzw. wirken flach, wirklich mitgefiebert habe ich trotz einiger Sympathien mit keinem. Tash und Catherine mochte ich noch am meisten. Die Handlung selbst ist etwas dürftig, wahrscheinlich auch, weil das Ganze auf drei Bände ausgelegt ist. Ob es die wirklich braucht? Ich hätte mir lieber zwei spannendere Bücher gewünscht als eine Trilogie. Die Königreiche Pitoria und Brigant wirken ebenfalls noch etwas seelenlos, so wirklich gut vorstellen kann man sie sich auch nach über 500 Seiten noch nicht. Der Erzählstil hingegen hat mir gut gefallen, angenehm und flüssig liest sich der Roman. Auch die Idee des Dämonenrauchs fand ich wirklich gelungen, leider ist er auch bisher so ziemlich das einzige echte Fantasyelement; da dürfen sich Band 2 und 3 ebenfalls gerne noch steigern.
Insgesamt hat mich dieser Reihenauftakt nicht wirklich überzeugt; die Ansätze sind gut, aber es fehlt an allen Ecken etwas an der Ausarbeitung.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Einsteigerratgeber für Dummies

No Plastic!
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Wir alle produzieren zu viel Müll, speziell Plastikmüll. Dass jeder Einzelne etwas dagegen tun kann, zeigt dieser recht kurze Ratgeber. Ich habe mich mit dem Thema noch nicht sonderlich auseinander gesetzt, ...

Wir alle produzieren zu viel Müll, speziell Plastikmüll. Dass jeder Einzelne etwas dagegen tun kann, zeigt dieser recht kurze Ratgeber. Ich habe mich mit dem Thema noch nicht sonderlich auseinander gesetzt, aber ich verfüge über gesunden Menschenverstand und bin in den letzten Monaten mit offenen Augen durchs Leben gegangen. Das allein hat ausgereicht, dass mir „No plastic!“ im Endeffekt kaum etwas Neues erzählt hat. Wer darauf hingewiesen werden muss, dass sich durch die ins Büro mitgebrachte Butterstulle Einwegverpackungen für täglich gekaufte Sandwiches vermeiden lassen, ja der mag über alle Tipps im Buch dankbar sein. Wer in letzter Zeit mit offenen Augen durchs Leben gegangen ist, der wird leider nicht viel Zugewinn erfahren. Ich hatte mir gerade bei Kauftipps erhofft, dass als mögliche Bezugsquelle nicht nur „viele Läden“ genannt werden. Natürlich muss man hier vorsichtig mit Werbung sein, aber dass man genannte Produkte irgendwo auf der Welt sicherlich kaufen kann, das war mir schon klar; mehr Details wären also schön gewesen. Das Buch gibt eine kurze Einführung in die Thematik, widmet sich dann der Müllvermeidung speziell im Badezimmer und allgemein im Haushalt, anschließend geht es recht schwammig um „Besondere Anlässe“ und was man aktiv tun kann. Am Ende des Buches finden sich einige wenige Anleitungen, auch einige Upcyclingtipps. Hier fand ich manches fragwürdig, wie z.B. Plastikflaschen, die aufgeschnitten als Aufbewahrung für Kleinkinderspielzeug dienen sollen. Von scharfen Kanten am Plastik hat hier wohl noch keiner gehört.
Insgesamt ist „No plastic!“ nur für absolute Neulinge interessant; es gibt einen knappen Überblick was man auch im Kleinen zur Müllvermeidung tun kann, lässt aber Details vermissen. Trotzdem, wenn jeder die genannten Tipps beherzigen würde, wäre schon mal ein großer Müllberg eingespart. Und darum geht es ja letztendlich.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Aufgewärmte Story

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Sechs Jahre ist es her seit Holly den letzten Brief ihres verstorbenen Ehemannes gelesen hat; den letzten einer Reihe von Briefen, die sie seiner Liebe versichern und ihr den Weg zurück ins Leben ebnen ...

Sechs Jahre ist es her seit Holly den letzten Brief ihres verstorbenen Ehemannes gelesen hat; den letzten einer Reihe von Briefen, die sie seiner Liebe versichern und ihr den Weg zurück ins Leben ebnen sollen. Mit dem Abstand der Jahre ist sie jetzt soweit, dass sie anderen davon erzählen kann. Und sieht sich auf einmal genötigt wildfremden Menschen dabei zu helfen, ähnliche Botschaften zu verfassen.

Cecilia Ahern hat mit dieser Fortsetzung zu „P.S. Ich liebe dich“ ihre Fans überraschen wollen. Ich habe zugegebenermaßen den ersten Teil nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen, war aber trotzdem interessiert was aus Holly geworden ist. Unterm Strich bleibt leider das Gefühl, dass es eigentlich gar nicht so viel zu erzählen gibt, aber trotzdem unbedingt die Seiten gefüllt werden mussten. Die Idee des Clubs finde ich persönlich sehr gekünstelt, so als ob die Autorin unbedingt an der Idee der Briefe festhalten musste, weil es sonst nichts Spannendes zu erzählen gibt. Das wirkt sehr oft gestellt, seitenweise werden Plattitüden zu Trauer und Verlust abgespielt, plötzlich scheint alle Welt Briefe schreiben zu wollen bzw. welche zu bekommen. Dabei ist die Holly, die wir hier präsentiert bekommen eine Figur, deren aktuelle Probleme sich eben nicht nur um den verstorbenen Ehemann drehen, sondern ganz normaler Alltag sind. Knatsch mit dem Partner, Freunde in der Beziehungskrise, der Kontakt zu Totkranken etc., das alles in Kombination mit der sympathischen Hauptfigur hätte durchaus für einen netten Roman ausgereicht. So aber muss man sich immer wieder durch etwas holprige Situationen lesen, die sich hauptsächlich durch sehr gewollte Konstruktion und etwas darübergestreuten Kitsch auszeichnen. Natürlich gibt es in diesem Buch auch rührende Szenen ohne jeglichen Kitsch, mit echter Trauer, wahrer Hingabe und großen Freundschaften. Aber mir waren diese durch die weniger gelungenen Szenen etwas verleidet. Der Erzählstil gefällt mir gut, locker, aber auch mit dem entsprechenden Ernst den Tod und Trauer benötigen. Schreiben kann die Autorin, aber vielleicht sollte sie sich für ihren nächsten Roman etwas Neues einfallen lassen und nicht alle Kamellen aus der Schublade kramen.