„Digital Detox“ ist ein Begriff, der in dieser Zeit immer wieder mal auftaucht, weil wir offenbar alle zu viel online sind, ob per Smartphone, Tablet oder PC.
Eine Gruppe junger Leute möchte sich für fünf Tage diesem „Entzug“ stellen und diese Zeit komplett ohne digitale Geräte in einem ehemaligen Bergsteigerhotel hoch oben in den Bergen verbringen.
Neben der Reiseleitung des Veranstalters ist noch ein Bergführer dabei. Im Hotel selbst sind nur zwei Hausmeister anwesend, da das Hotel wegen einer Totalrenovierung zur Zeit leer steht. Im bereits renovierten Teil des Hauses soll die Gruppe wohnen, für die Verpflegung sorgen sie selbst. Für Notfälle soll es ein Funkgerät geben, mit dem die Bergrettung gerufen werden könnte.
Kurz nach der Ankunft der Gruppe im Hotel beginnt starker Schneefall, der sich zum Schneesturm entwickelt und die Gruppe ist binnen kurzer Zeit komplett von der Außenwelt abgeschnitten.
Bereits nach der ersten Nacht wird ein Mitglied der Gruppe vermisst und nach einer intensiven Suche misshandelt und schwer verletzt aufgefunden. Als sie Hilfe holen wollen müssen sie feststellen, dass jemand das Funkgerät zerstört hat.
Nun sind sie alle völlig auf sich alleine gestellt und stellen sich nur noch eine Frage: Befindet sich ein Fremder im Hotel oder hat jemand aus ihrer Gruppe das getan?
Neben der Sorge um den Verletzten und dessen Betreuung beginnen die Überlegungen, wie man sich schützen kann gegen evtl. weitere Übergriffe. Und dann gehen auch schon die Psychospielchen los. Die Gruppenmitglieder werden misstrauisch, zunächst gegen die für sie fremden Hausmeister und dann auch untereinander. Jeder von ihnen könnte der Täter sein.
In gewisser Weise „ermitteln“ sie auch, entdecken mögliche Tatwaffen und Verstecke und beginnen Fakten zusammen zu tragen, wer wann wo gewesen ist. Schließlich ist jeder verdächtig, der Täter zu sein.
Die Story lebt von der Ungewissheit, ob noch etwas geschehen wird und wer nun der Täter ist. Durch die vielen Dialoge und Gespräche unter den Gruppenmitgliedern lernt man sie nach und nach ganz gut kennen und erfährt auch so einiges aus ihrem Leben.
Da habe ich als Leserin begonnen nach Motiven zu suchen und so rauszufinden, wer der Täter sein könnte.
Zeitweise kam es mir vor wie Charakterstudien, denn in solchen Situationen, wo man Angst hat, in Panik gerät, reagiert und handelt man sicher anders als im normalen Leben.
Arno Strobel gelingt es sehr gut, falsche Fährten zu legen und den Leser so immer wieder in die Irre zu führen. Mir ist es bis zum Ende nicht gelungen, auf die richtige Lösung zu kommen.
Als ich es dann las, erschien es mir aber logisch.
Die Story ist durchgehend sehr fesselnd, auch wenn die Spannung immer wieder mal abflacht. Die vielen gegenseitigen Verdächtigungen und Beschuldigungen wurden manchmal auch ein bisschen zäh.
Aber die Angst jedes Einzelnen und das Misstrauen den anderen gegenüber war deutlich spürbar.
Die Atmosphäre habe ich durchgängig als beklemmend empfunden. Arno Strobels Schreibstil ist mitreißend und lebendig, so dass ich mich fast so fühlte, als sei ich selbst dort im Hotel und würde die Ereignisse beobachten können.
Das teilrenovierte Hotel ist als Setting gut gewählt und wird von Strobel auch sehr gut beschrieben, so dass ich mir die Situation im Haus gut vorstellen konnte.
Das Thema „Digital Detox“ oder „Offline“ dient aber eigentlich nur als Aufhänger für die Geschichte. Denn im weiteren Verlauf wird es kein Thema mehr im eigentlichen Sinne. Natürlich ist die Gruppe von der Außenwelt abgeschnitten, aber das wäre sie auch gewesen, wenn jemand heimlich ein Handy mitgenommen hätte, denn dort oben in den Bergen gibt es sicher kein Mobilfunknetz und durch den Schneesturm ist auch ein Abstieg ins Tal unmöglich.
Insgesamt ist es ein gut konstruierter Psychothriller mit einem aktuellen Thema, der mir trotz ein paar Längen packende Lesestunden geboten hat!
Fazit: 4 von 5 Sternen
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