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Veröffentlicht am 10.11.2019

Sal & Peppa

Sal
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Der Roman zeigt den emotionalen Zustand eines 13jährigen Mädchens namens Sal, die schwer unter Druck steht. Sie muss ihre 10jährige Schwester Peppa schützen. Dazu begeht sie eine folgenschwere Tat und ...

Der Roman zeigt den emotionalen Zustand eines 13jährigen Mädchens namens Sal, die schwer unter Druck steht. Sie muss ihre 10jährige Schwester Peppa schützen. Dazu begeht sie eine folgenschwere Tat und sie fliehen in die Wildnis der schottischen Highlights.

Dort treffen sie glücklicherweise die 75jährige Irene, die mal Ärztin war und ihnen hilft. Sie bilden eine kleine Gemeinschaft.
Eine Binnenhandlung gibt es durch Irenes spannende Lebensgeschichte, die sie den Mädchen erzählt.
Auch Peppa ist durch ihre gelöste Art eine gute Figur.
Die Szenen in den Highlands sind gelungen, auch wenn es nach meinem Geschmack noch detaillierter sein dürfte.

Es wird aus Sals Perspektive erzählt. Sie ist eine Protagonistin mit der man beim Lesen mitfühlt. Sie hat viel durchgemacht. Von der saufenden Mutter vernachlässigt ist sie praktisch eine Co-Abhängige, denn sie versucht den Alkoholismus ihrer Mutter vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen und ist für ihre Schwester schon seit Jahren mehr Mutter als die Trinkerin.
Dann wird Sal auch noch vom Stiefvater missbraucht. Und das könnte auch Peppa passieren. Daher die Flucht.

Ob der Autor Sals emotionalen Zustand nach Missbrauch, Vernachlässigung und der Gewalttat ausreichend tief darstellt, vermag ich nicht zu beurteilen, doch er gibt dem Leser auf jedem Fall emotionale Anstöße zum mitfühlen. Und der Autor Mick Kitson versteht es eine Geschichte zu erzählen.

Veröffentlicht am 06.11.2019

ansprechend

Von Büchern in Bildern
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Von Bücher in Bildern ist ein Thema, das mich sofort anspricht. Ich liebe Bücher und ich liebe Kunst, besonders Gemälde. Wenn dann beides zusammen kommt, kann das faszinieren.

Die Auswahl der Bilder ist ...

Von Bücher in Bildern ist ein Thema, das mich sofort anspricht. Ich liebe Bücher und ich liebe Kunst, besonders Gemälde. Wenn dann beides zusammen kommt, kann das faszinieren.

Die Auswahl der Bilder ist recht umfassend, originell ausgewählt und thematisch gut zugeordnet.

Dabei sind Gemälde von Botticelli, Rembrandt, Dürer, Jan Veermeer, Marc Chagall, Renoir, Gauguin, Pablo Picasso, Degas, Manet, Camille Corot, Edvard Munch, Vincent van Gogh, Edward Hopper, Gustave Courbet, Egon Schiele, Velazques, Gustave Caillebotte und viele andere.

Sie werden gut präsentiert, textlich kommentiert und in einen Kontext gestellt.
Auffällig sind oft die Posen der lesenden Menschen.
Man kann sich kaum satt sehen an ihnen.

So macht ein Buch Spaß. Ich könnte es für Bücher- und Kunstfans sogar als Weihnachtsgeschenk empfehlen.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Bild einer Zeit

Menschen neben dem Leben
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In seinem Buch „Menschen neben dem Leben“ zeigt der Schriftsteller Ulrich Alexander Boschwitz das Leben von Menschen im sozialen Abseits. Es sind die schweren Zeiten der Wirtschaftskrise in Deutschland, ...

In seinem Buch „Menschen neben dem Leben“ zeigt der Schriftsteller Ulrich Alexander Boschwitz das Leben von Menschen im sozialen Abseits. Es sind die schweren Zeiten der Wirtschaftskrise in Deutschland, was für viele Arbeitslosigkeit, Armut sogar Hunger bedeutet.
Der Autor setzt eine große Anzahl von Figuren ein, um ein umfassendes Zeitportrait von Berlin zu zeigen.

Da ist zum Beispiel Grissmann, arbeitslos, aber auf Unabhängigkeit bestehend. Der alte Bettler Emil Fundholz und Tönnchen, der wie ein Kind ist, dabei ist er schon 40. Der kriegsblinde Sonnenberg, die Prostituierte Minchen und andere.

Der Autor gibt allen auch wirklich Charakter, daher wirken sie real und lebendig. Es wird aber auch gezeigt, wie die Perspektiv- und hoffnungslosigkeit die Menschen in Gleichgültigkeit treibt.
So sind manche eigentlich ehrliche Leute jetzt zur Kriminalität bereit. Ein anderer wird Zuhälter.

Wie Boschwitz die Figuren miteinander verknüpft ist stimmig. Ein wirklich gutes Buch.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Rahel Hirsch, Ärztin im Charité

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Die Charité – Hoffnung und Schicksal war ein 5-Sterne-Buch für mich. Da war es erstrebenswert, auch Band 2 „Aufbruch und Entscheidung“ zu lesen.

Eine ganz neue Zeit ist in der Charité angebrochen.

Rahel ...

Die Charité – Hoffnung und Schicksal war ein 5-Sterne-Buch für mich. Da war es erstrebenswert, auch Band 2 „Aufbruch und Entscheidung“ zu lesen.

Eine ganz neue Zeit ist in der Charité angebrochen.

Rahel Hirsch, die junge Ärztin, beginnt ihre erste Stellung.
Interessant die Beschreibungen ihrer Ankunft in Berlin und die Eindrücke von der Stadt um die Jahrhundertwende
Dazu gehört aber auch schon der Antisemitismus, dem Rahel als Jüdin ausgesetzt ist.

Zweite Hauptfigur ist Barbara Schubert, die zeitgleich zu Rahel in der Charité anfängt, als Wäscherin. Sie lebt ärmlich, interessiert sich sehr für Frauenrechte.
Als treue Freundin wird sie Rahel durch die Jahre begleiten.

Das Thema Gleichberechtigung bestimmt eigentlich den ganzen Plot stark.

Der Roman bietet das erwartbare, entwickelt sich aber gut.

Besondere Passagen gibt es, wenn reale Figuren thematisiert oder eingesetzt werden, z.B. Dr. Wassermann, der ein Verfahren zum Nachweis der Syphilis entwickelte und Dr.Paul Ehrlich, der 1908 den Nobelpreis bekommen hat. Oder oft wird auch Rosa Luxemburg erwähnt.
Einen kleinen Nebenplot gibt es um die Fliegerei und die deutsche Pilotin Melli Beese.
Überhaupt wird nebenbei viel deutsche Geschichte vermittelt, darunter auch der 1.Weltkrieg und was das für die Menschen bedeutete.

Viele Ereignisse sind vorhersehbar, da sie entweder historisch bekannt sind oder dramaturgisch zu erwarten waren.

Die Dialoge sind eine der vielen Stärken von Ulrike Schweikert, da wird es auch nicht langweilig, wenn die Protagonisten sich ausführlich über ihre Forschungen unterhalten.

Mit Teil 2 der Charité hat Ulrike Schweikert der historischen Persönlichkeit Rahel Hirsch ein gutes Portrait gesetzt!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Norwegischer Familien- und Gesellschaftsroman

Segen der Erde
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Von Knut Hamsun halte ich einige seiner Romane für zeitlos grandios: Pan, Hunger, Gedämpftes Saitenspiel, Mysterien.
An sein berühmtes Buch Segen der Erde von 1917 hatte ich mich lange nicht ran getraut, ...

Von Knut Hamsun halte ich einige seiner Romane für zeitlos grandios: Pan, Hunger, Gedämpftes Saitenspiel, Mysterien.
An sein berühmtes Buch Segen der Erde von 1917 hatte ich mich lange nicht ran getraut, aber jetzt ist es neu veröffentlicht. Die sicher zu Recht viel gelobte Übersetzung ist von Alken Bruns.

Meine früheren Vorbehalte speisten sich größtenteils aus dem Titel, der Blut-und-Boden-Ideologie mit Ideologisierung des Bauernlebens befürchten lässt, aber das trifft nicht zu und beim Lesen denkt man an so was sicher nicht. Leider deuteten es die Nationalsozialisten damals in ihrem Sinne.
Hamsuns Text bricht eigentlich mit diesen Erwartungen und der Text hat romantisierende wie gebrochene Passagen über das Bauernleben.

Zur Handlung: In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Der bisher herumwandernde Isak beginnt, sich in der norwegischen Wildnis eine Heimat zu schaffen. Er baut sich erst eine Hütte, später ein Haus, züchtet Vieh und bepflanzt das Land. Dann kommt Inger. Gemeinsam leben sie, bekommen Kinder und bewirtschaften dass Land erfolgreich.
Es gibt auch Rückschläge, wie Missernten und schließlich eine mehrjährige, unfreiwillig Trennung.
Doch dann kommen sie wieder zusammen und alles entwickelt sich weiter, auch der Ort, inzwischen Sellanra genannt, wächst. Das wird von Hamsun in einer klaren kontinuierlichen Art dargestellt.

Erwähnenswert auch das Nachwort des Literaturkrikers Peter Urban-Halle, ein Kenner skandinavischer Literatur, der u.a. über den Umgang mit Hamsun in Verehrung und Analyse spricht.

Der Roman hat eine wuchtige Wirkung und versteht es, den Leser zu fesseln. Es wird nie langweilig. Wer gerne einmal ein wichtiges Buch der Weltliteratur lesen möchte, ist bei diesem Klassiker richtig.