Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2016

Mathematische Partnersuche

Ausgerechnet wir
0

Die Autorin ist bekannt geworden durch ihre dreibändige Reihe rund um „Die Dienstagsfrauen“, von denen mich nur der erste Band überzeugen konnte. Umso zufriedener lässt mich das vorliegende Buch zurück. ...

Die Autorin ist bekannt geworden durch ihre dreibändige Reihe rund um „Die Dienstagsfrauen“, von denen mich nur der erste Band überzeugen konnte. Umso zufriedener lässt mich das vorliegende Buch zurück.
Protagonist ist nunmehr ein Mann, der 29jährige, eigenbrötlerische, mäßig erfolgreiche Unternehmensberater Tom. Zahlen sind sein Ein und Alles. Sein Single-Dasein hofft er über eine auf mathematischen Formeln basierende Datingseite zu beenden. Und tatsächlich wird ihm Lisa vermittelt, die Tom aufgrund 94 %iger Übereinstimmung als perfekte Frau erscheint. Nur stand leider ihre Mutter als Kupplerin dahinter. Fast schon resignierend, beherzigt Tom den Rat seines frauenverstehenden Ex-Schwagers, 28 Tage lang andere mit Geschenken zu beglücken, damit das Leben dann auch ihm Geschenke machen kann. Leider wird Toms Leben damit zusehends chaotischer. Lisa selbst begegnet Tom dann in einer Großbäckerei, die beide in Konkurrenz zueinander auf Vordermann bringen sollen. Ob er jetzt Lisa davon überzeugen kann, die Liebe seines Lebens zu sein?

Für mich ist das Buch Frauenliteratur vom Besten. Es ist kein schnulziger Liebesroman und untersucht auf ungewöhnliche Weise, ob es Liebe nach mathematischen Regeln geben kann. Das Ganze geschieht recht humorvoll. Überraschend ist, dass die als trocken geltende Mathematik für so manchen Lacher sorgt. Die Beschreibung von Tom als Zahlennerd sowie die vielen Zahlenspiele und Bezugnahmen auf die Mathematik sind einfach nur amüsant und nebenbei recht wissenswert. Z.B. schätzt Tom die Größe des Zimmers seines Vaters im Altenheim auf 4,4 mal 3,8 und auf ein Volumen von 38.456 Kubibmetern bei einer Deckenhöhe von 2 Meter 30 oder beschreibt er seinen Vater als den Mann, der die Familie vor 277 Monaten und 25 Tagen verlassen hat oder liest er aus seiner gefalteten Badehosenaufschrift 128√e980 I LOVE YOU. Gelungen ist das Ende der Geschichte, das natürlich ganz anders ist als erwartet.


Veröffentlicht am 13.12.2016

Neues aus dem chaotischen Familienleben der Bundschuhs

Ihr seid natürlich eingeladen
0

Dem auf dem Buchrücken abgedruckten Kommentar der Zeitschrift „Bunte“ über das Buch – „Urkomisch!“ – kann ich nur beipflichten. Das Buch reiht sich an seine beiden Vorgänger aus der Serie der vor allem ...

Dem auf dem Buchrücken abgedruckten Kommentar der Zeitschrift „Bunte“ über das Buch – „Urkomisch!“ – kann ich nur beipflichten. Das Buch reiht sich an seine beiden Vorgänger aus der Serie der vor allem als Fernsehschauspielerin bekannten Autorin – „Von Erholung war nie die Rede“ und „Tief durchatmen, die Familie kommt“ -, kann aber ohne weiteres allein gelesen werden. Wiederum findet bei der Berliner Familie Bundschuh ein Familientreffen mit Mutter, Schwiegermutter, Bruder und Schwägerin statt, zu denen sich anlässlich der Hochzeit des Ältesten noch einige Mitglieder seiner künftigen Familie aus Amerika gesellen. Wie es denn bei solchen Familientreffen nicht selten ist, geraten alle Verwandten in den verschiedensten Konstellationen aneinander und beim Hochzeitsfest geht so manches in den Stadien von Vorbereitung bis Durchführung schief, woran auch noch die Nachbarn und Haushunde ihren Anteil haben. Das alles ist so amüsant geschrieben, dass man sich ein Dauerschmunzeln nicht verkneifen kann. Sicherlich, einiges ist überzogen dargestellt. Aber nichts ist so, als dass es nicht im wirklichen Leben auch passieren könnte und so wird der eine oder andere vielleicht Parallelen in seinem eigenen Familienleben finden.

Ohne Wenn und Aber fünf Sterne.

Veröffentlicht am 20.11.2016

Spannender Kriminalfall, der erst spät gelöst wird

Gedenke mein
0

Die Autorin ist bekannt für ihre Krimi-Reihe um Kommissar Dühnfort. Im vorliegenden Buch steht allerdings nicht er als polizeilicher Ermittler im Vordergrund, sondern seine Lebensgefährtin Gina Angelucci, ...

Die Autorin ist bekannt für ihre Krimi-Reihe um Kommissar Dühnfort. Im vorliegenden Buch steht allerdings nicht er als polizeilicher Ermittler im Vordergrund, sondern seine Lebensgefährtin Gina Angelucci, zu deren Aufgaben die Aufklärung von seit langen Jahren ungelösten Mordfällen gehört. Natürlich gibt es aber auch private und berufliche Verflechtungen mit Dühnfort.
Gina gibt dem Drängen der Mutter der vor zehn Jahren verschwundenen und niemals gefundenen kleinen Marie nach. Während die Mutter fest daran glaubt, das Mädchen lebt noch, will Gina nur ihre Leiche finden, damit die Mutter endlich trauern und mit dem Geschehen abschließen kann. Nachdem seinerzeit von Selbstmord des Vaters unter Mitnahme von Marie in den Tod ausgegangen wurde, tun sich jetzt für Gina völlig überraschende Spuren auf …
Die Geschichte ist äußerst spannend erzählt. Sowohl hinsichtlich des Geschehens vor zehn Jahren als auch hinsichtlich der Person des Täters bleibt der Leser lange im Unklaren, übrigens genauso die Polizei. Es kommen nach und nach furchtbare Wahrheiten ans Licht, die Ähnlichkeiten mit realen Fällen haben, die in jüngster Vergangenheit durch die Medien gingen.

Für Krimifans sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 14.10.2016

Mit 80+ ist noch längst nicht Schluss

Eierlikörtage
0

Ob es ihn wirklich gibt, den netten dreiundachtzigeinvierteljährigen Senior Hendrik Groen, der vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013 fast täglich Tagebuchaufzeichnungen über sein Leben in einem Amsterdamer ...

Ob es ihn wirklich gibt, den netten dreiundachtzigeinvierteljährigen Senior Hendrik Groen, der vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013 fast täglich Tagebuchaufzeichnungen über sein Leben in einem Amsterdamer Seniorenheim verfasst hat, die nun als Sammlung in Buchform vorliegen, oder wer sonst hinter dem Verfasser steht, lässt sich dem Buch nicht entnehmen. Auf jeden Fall klingt alles sehr authentisch und ist der Tagebuchschreiber ein wohl untypischer Seniorenheimbewohner. Er ist das ständige Gejammer seiner betagten Mitbewohner über alles und jeden überdrüssig und will sich an seinen letzten Lebenstagen – denn die Kürze der ihm verbleibenden Zeit ist ihm durchaus allgegenwärtig – noch einmal richtig erfreuen. Das gelingt ihm mit dem aus gleichgesinnten Freunden bestehenden Club Alt-aber-nicht-tot (kurz: Alanito), täglichen Ausfahrten mit seinem Elektromobil, dem Kümmern um seine gesundheitlich noch angeschlageneren Freunde und der Herausforderung des Schreibens eines Tagebuchs recht gut. Letzteres enthält Anekdötchen aus dem Heimleben, von Hendrik kommentierte Fakten der niederländischen Seniorenpolitik, seine Gedanken zur Rolle alter Leute in der Gesellschaft und eigene Ansichten zum Leben im Altersheim mit gebrechlichen, abgeschobenen, dem Tode nahen Bewohnern. Obwohl Krankheit und Tod immer wieder thematisiert werden, denn das Schicksal verschont auch Hendrik und seine Freunde nicht, liest sich alles locker und angenehm. Das ist vor allem dem wunderbaren Schreibstil Hendriks geschuldet, der an trockenem Humor und Ironie nicht spart. Am Ende wird Hendrik zu einem tollen Vorbild und es lässt sich das persönliche Fazit ziehen, dass ein Lebensabend im Altersheim nicht unbedingt das A und O ist, dort aber durchaus noch Lebensfreude zu finden ist.

Ein von mir uneingeschränkt empfohlener Roman für Leser aller Altersgruppen.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Spannender Rachefeldzug einer gedemütigten Frau

Der Rache süßer Atem
0

Kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht die über Eichendorff promovierte Maria vor den Trümmern ihres Liebeslebens. Wie sehr sehnt sie sich nach dem Mann fürs Leben und einem Kind. Stattdessen wurde sie in ...

Kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht die über Eichendorff promovierte Maria vor den Trümmern ihres Liebeslebens. Wie sehr sehnt sie sich nach dem Mann fürs Leben und einem Kind. Stattdessen wurde sie in den vergangenen zehn Jahren von sieben Männern gedemütigt, betrogen und belogen. Unter Zuhilfenahme eines ererbten illegalen Waffenarsenals will sie in einem Rachefeldzug alle früheren Lover erschießen. Schon bald gerät sie ins Visier des ermittelnden mysteriösen Kommissars Tesoro …

Mit einem Mörder zu sympathisieren, ist eigentlich überhaupt keine Option. Hier aber ist die Figur der Protagonistin Maria so geschickt beschaffen, dass es schwer fällt , in ihr allein die böse Verbrecherin zu sehen. Und gerade dieser Widerspruch macht den Reiz des Buches aus. Nach und nach ist zu erfahren, was die Motive und Hintergründe für Marias Taten sind. Da geht es um eine verkorkste Mutter-Tochter-Beziehung und vor allem um ganz furchtbare Demütigungen durch die Männer. Dass für Maria dann einfach das Maß voll ist, ist irgendwo verständlich, wenngleich sich natürlich die Frage stellt, warum sie immer wieder auf die Maschen der Männer anspricht. Ihre Mordtaten sind blutig beschrieben, aber nicht so, dass man von ihnen vor lauter Grausamkeit besser nicht lesen will. Nebenbei erhält man viel Nachhilfe in Waffenkunde und erfährt, zu welchem Zweck welche Waffe geeignet ist. Die Autorin hat hier gute Recherchearbeit geleistet. Zum Ende hin überstürzen sich die Ereignisse und ein Teil der verbleibenden Taten wird recht hastig erzählt. Das steht aber in Einklang mit den erfolgreichen Ermittlungen der Polizei, die ihr Netz immer enger um Maria auslegt. Auf Seiten der Polizei wird übrigens noch eine Überraschung parat gehalten. Der Schluss ist zwar offen, kann aber eigentlich nur in einer Weise zu Ende gedacht werden. Der Erzählstil ist sehr flüssig; daran ändern auch nicht die zahlreich eingewobenen Fremdwörter, deren Bedeutung nicht unbedingt geläufig ist.

Ein spannender Roman, den ich für absolut lesenswert halte.