Leider wurde aus meiner ursprünglichen Vorstellung, Stunde um Stunde mit diesem Buch schmökernd auf der Couch zu verbringen, nicht viel. Denn ich habe von Anfang an keinen Zugang zu den Charakteren und der Handlung gefunden und ein Lesevergnügen konnte sich dadurch überhaupt nicht einstellen.
Das Buch beginnt in der Gegenwart, im Jahr 2012. Molly, die weibliche Hauptperson und Ich-Erzählerin, ist gerade dabei, die letzten Möbel und Einrichtungsgegenstände ihrer Wohnung zu verpacken, da ein Umzug bevorsteht. Dabei nimmt sie einige persönliche Dinge wie DVDs oder Tagebücher zur Hand, die Erinnerungen in ihr wachrufen. Und immer, wenn Molly von so einer Erinnerung überrollt wird, springt die Handlung in die Vergangenheit und der Leser erfährt mehr über die entsprechenden Szenen, mit denen Mollys Erinnerungen verknüpft sind. Die einzelnen Kapitel des Buches sind recht kurz. Vor allem die Momente in der Gegenwart umfassen oft nur zwei bis drei Seiten, sodass die Sprünge in die Vergangenheit sehr häufig passieren. Dabei bewegt man sich als Leser zusammen mit den Charakteren mal weiter, mal weniger weit in die Vergangenheit zurück, da auch Mollys Erinnerungen nicht chronologisch über sie hereinbrechen. Ich hatte keinerlei Probleme, mich in den verschiedenen Zeiten zu orientieren, da über den einzelnen Kapiteln auch jeweils die Jahreszahl angegeben ist. Ich möchte es bloß erwähnen, falls Leser unter euch sind, die mit häufigen Wechseln der Zeitebene Schwierigkeiten haben oder solche Bücher nicht mögen.
Grundsätzlich mag ich Bücher, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, und ich fand die Grundidee des Buches, die Geschichte anhand dieser Erinnerungsstücke aufzurollen, richtig genial. Aber leider konnte mich die Handlung nicht packen. Das Buch ist definitiv zu dick. Die Handlung war stellenweise so langatmig und ermüdend, dass ich mich echt gefragt habe, was der Sinn dahinter ist und was die Autorin uns eigentlich erzählen möchte. Es sind einfach so banale Dinge aus Mollys Leben, mit denen der Leser konfrontiert wird, dass es von Zeit zu Zeit echt ermüdend ist, davon zu lesen. Und dazu war die Handlung nicht nur banal, sondern auch sehr vorhersehbar. Vielleicht hätte ich mich mehr dafür begeistern können, wenn mir Molly sympathisch gewesen wäre. Aber leider konnte ich zu ihr gar keinen Zugang aufbauen. Sie blieb einfach zu blass. Mir haben Eigenheiten an ihr gefehlt, die in mir wenigstens eine Art von Sympathie hervorgerufen hätten. Leider habe ich da aber nichts entdecken können. Und leider gilt das auch für Ryan, die männliche Hauptperson.
Im Vordergrund des Buches steht natürlich, wie es der Klappentext schon verrät, Mollys Beziehung zu Ryan. Der Leser verfolgt ihre Geschichte, vom ersten Kuss zum Heiratsantrag, zur Trennung, und wieder zurück. Durch die Zeitsprünge wirkt die Erzählweise doch ein wenig chaotisch und episodenhaft, was durch die kurzen Kapitel noch verstärkt wird. Es kommt einfach kein richtiger Lesefluss auf, da man nur wenige Seiten mit den Charakteren verbringt, dann wieder aus der Handlung gerissen wird. Die dazu - sorry, wenn ich mich wiederhole - so banal ist. Es soll um tiefe Gefühle gehen, nur leider übertragen sich diese überhaupt nicht auf mich als Leserin. Stattdessen ist es mir ein Rätsel, was Molly und Ryan aneinander finden. Aber sie scheinen es selbst auch nicht so genau zu wissen, denn das Thema Fremdgehen spielt eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Buch. Es war einfach ein ewiges Hin und Her zwischen den beiden und ich konnte mich einfach so gar nicht für das Schicksal der beiden begeistern.
Eine Wendung nimmt die Handlung ungefähr im letzten Drittel. Hierzu möchte ich aber an dieser Stelle nichts sagen, um niemanden zu spoilern. Die Handlung wird dann tatsächlich doch etwas gefühlvoller und auch bewegender und hat es dann doch auch ansatzweise geschafft, etwas in mir zu berühren. Aber das reißt das Ruder leider nicht mehr rum.
Zwischen den Kapiteln des Buches finden sich einzelne Seiten, auf denen Molly über die verschiedenen Arten von Küssen erzählt. Da gibt es den reumütigen Kuss, den schrecklichen ersten Kuss, den ersten echten Kuss oder den feierlichen Kuss. Diese Zwischensequenzen und Gedanken von Molly fand ich schön zu lesen, das gibt dem Buch auf jeden Fall noch einen Pluspunkt. Aber es reicht nicht aus, um darüber hinwegzutäuschen, dass ich mir eigentlich viel mehr von diesem Buch erhofft hatte.
Mein Fazit
Zu blasse Charakter, eine zu banale und episodenhafte Handlung - leider war dieses Buch nicht meins.