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Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein wenig mehr Tiefe hätte nicht geschadet

Könntest du nur bei mir sein
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Je älter Kelsey und Michelle werden, umso mehr zeigt sich, wie unterschiedlich die beiden Zwillingsschwestern doch sind. Als Kinder haben sie unendlich viel Zeit miteinander verbracht, waren kaum voneinander ...

Je älter Kelsey und Michelle werden, umso mehr zeigt sich, wie unterschiedlich die beiden Zwillingsschwestern doch sind. Als Kinder haben sie unendlich viel Zeit miteinander verbracht, waren kaum voneinander zu trennen. Doch im Laufe der Jahre zeigen sich ihre unterschiedlichen Charaktere und sie entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen. Kelsey ist Sportlerin, sie liebt das Cheerleading und seit drei Jahren auch ihren festen Freund Davis. Michelle ist Künstlerin, sie malt und vergöttert Andy Warhol. Ihre festen Freunde wechselt sie wie ihre Unterhosen, bis sie Peter kennenlernt, in den sie sich verliebt. Doch sie haben nur wenig Zeit, die sie miteinander verbringen können, denn Peter muss als Berufssoldat nach Afghanistan. Und niemand rechnet damit, dass er zwar gesund zurückkehren wird, dass Michelle aber plötzlich bei einem Autounfall stirbt.

Kelsey kann nichts dafür - sie erinnert einfach jeden an ihre Zwillingsschwester. Vielleicht ist es deshalb für ihre Eltern so schwer, den Tod ihrer Tochter zu verarbeiten. Sie kamen mir schon zu Beginn des Buches merkwürdig vor, aber dieser Eindruck verstärkt sich noch nach dem Tod von Michelle, denn sie kümmern sich kaum um Kelsey, laden stattdessen regelmäßig eine Trauergruppe zu sich nach Hause ein und überlassen ihre Tochter vollkommen sich selbst. Das fand ich echt merkwürdig und erst am Ende des Buches zeigt sich, dass sie doch auch in gewisser Weise ihre Aufgabe als Eltern wahrnehmen.

Ich war erleichtert darüber, dass für mich nachvollziehbar geschildert wurde, warum Kelsey Peter nicht die Wahrheit sagt. Es sind verschiedene Gründe, die hierbei eine Rolle spielen. Aber ich bin froh, dass es der Autorin gelungen ist, diese schwierige Situation nachvollziehbar und authentisch zu beschreiben. Und ich bin froh, dass es Gegenstimmen gibt in Form von Kelseys Freundin, die ihr den Kopf wäscht, als sie erfährt, was Kelsey tut. So wird deutlich, in welcher Zwangslage sie sich befindet.

Auch Peters Gefühle werden thematisiert, durch Briefe, die er Michelle schreibt und die Kelsey liest. Dadurch wurden seine Emotionen fast noch greifbarer für mich als Kelseys Gefühle, denn sie hat niemanden, mit dem sie wirklich über ihr Empfinden sprechen kann. Peter dagegen schreibt sich in Afghanistan seinen ganzen emotionalen Ballast von der Seele, wobei er da teilweise sehr ins Kitschige und Schwülstige abdriftet. Vielleicht lag dieser Eindruck aber auch einfach daran, dass Peter unsterblich in Michelle verliebt ist, während Kelsey erst dabei ist, Gefühle für ihn zu entwickeln. Dabei ist sie doch seit drei Jahren mit Davis zusammen. Und eigentlich ist sie doch glücklich mit ihm.

Nicht nur die Beziehung zwischen Kelsey und Peter wird thematisiert, sondern auch Kelseys Beziehung zu ihrer verstorbenen Zwillingsschwester. Denn dadurch, dass sie Peter gegenüber so tun muss, als wäre sie Michelle, lernt sie ihre Zwillingsschwester besser kennen. Die beiden haben sich in den letzten Jahren ziemlich voneinander entfernt und haben aufgehört, sich füreinander zu interessieren. Das ändert sich nun und so findet Kelsey ihren ganz persönlichen und eigenen Weg, um von ihrer Schwester Abschied zu nehmen.

Und als es am Ende so scheint, als wäre alles klar, da hat die Autorin mich doch noch mit einer Wende überrascht, mit der ich so auf keinen Fall gerechnet habe. Das hat mir richtig, richtig gut gefallen, auch wenn es keine positive Wendung war. Aber mir schien das Buch bis dahin zu geradlinig und ich war froh über diesen Schlenker, den die Handlung letztlich noch genommen hat.

Ich war überrascht, als ich gesehen habe, wie dünn das Buch ist. Mit nicht einmal 300 Seiten kam es mir bereits vor dem Lesen zu dünn vor für so eine Geschichte, wie sie der Klappentext versprach. Und tatsächlich blieb mir das Buch stellenweise zu oberflächlich. Zwar werden Kelsey und Peter gut charakterisiert, aber die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln, waren für mich nicht nachvollziehbar. Auch gab es im späteren Verlauf der Handlung ein Ereignis, das nur mit wenigen Worten erwähnt und auch danach nicht noch mal thematisiert wird, obwohl es schon ziemlich schlimm war.

Mir hat das Buch dadurch stellenweise zu sehr nur an der Oberfläche gekratzt. Ich wollte gerne tiefer abtauchen, mehr über das Gefühlsleben der Charaktere erfahren.

Mit dem Schreibstil der Autorin habe ich mich auch ein wenig schwer getan. Irgendwie ließ er mich nicht richtig in das Buch abtauchen, ließ eine gewisse Distanz bestehen. Ich empfand die Ausdrucksweise der Autorin stellenweise als zu umständlich, dann stellenweise wieder zu banal. So recht beschreiben kann ich es nicht. Aber letztlich habe ich "Könntest du nur bei mir sein" doch gerne gelesen, auch wenn ich mir etwas mehr Seiten und damit verbunden etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte.


Mein Fazit

Lara Avery hat sich für diesen Roman ein krasses Thema ausgesucht, das größtenteils auch zufriedenstellend umgesetzt wurde. Ein wenig mehr Tiefe hätte der Handlung und den Charakteren aber nicht geschadet.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Hat mich total überrascht

Red Rising
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Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieses Buch eines von der Sorte sein würde, die mich zu Tränen rühren. Ich meine, habt ihr euch den Klappentext durchgelesen? Deutet da irgendetwas auch nur ansatzweise ...

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieses Buch eines von der Sorte sein würde, die mich zu Tränen rühren. Ich meine, habt ihr euch den Klappentext durchgelesen? Deutet da irgendetwas auch nur ansatzweise darauf hin, dass dieses Buch zum Heulen verleiten könnte? Eben! Und doch habe ich beim Lesen so hemmungslos Tränen vergossen, dass ich das Buch zur Seite legen und eine Pause machen musste. Aber der Reihe nach!

Der Einstieg in das Buch hat mich leicht überfordert, denn der Leser wird in eine völlig fremde Welt irgendwann in der Zukunft geschmissen, in der es nur so wimmelt von lauter fantastischen und fremd klingenden Wörtern. Nicht alle werden erklärt, viele muss man sich zusammenreimen. Denn die männliche Hauptperson Darrow tritt als Ich-Erzähler auf und er macht sich einfach nicht die Mühe, seine Leser Schritt für Schritt in seine Welt einzuführen. Dafür hat er gar keine Zeit, denn er ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit Flüchen und Kraftausdrücken um sich zu werfen. Denn darauf solltet ihr euch einstellen: Darrow nimmt kein Blatt vor den Mund. Und er ist ein Mann. Dementsprechend derb ist teilweise der Schreibstil, aber ich konnte darüber oft schmunzeln.

So nach und nach habe ich dann aber doch in Darrows Welt hineingefunden, denn sein Erzählstil bzw. der Schreibstil des Autors ist nicht nur derb, sondern dazu auch sehr bildreich und schließlich habe ich es geschafft, mir ein Bild von Darrows Leben zu verschaffen. Das hat sich noch verstärkt, als er auf seine Liebe zu seiner Frau zu sprechen kam. Und jetzt sind wir auch schon an dem Punkt angelangt, der mich so extrem zu Tränen gerührt hat. Denn so bildhaft und derb Darrows Ausdrucksweise ist, so gefühlvoll und voller Liebe ist sie, wenn er von seiner Frau spricht. Ich hätte niemals erwartet, dass es in diesem Buch so bewegende und gefühlvolle Worte zu lesen geben würde, die überhaupt nicht kitschig waren, sondern mich einfach nur mitten ins Herz getroffen und tief berührt haben. Ich war selbst überrascht von meiner intensiven Reaktion auf dieses Buch, aber ich glaube, diese Szenen haben sich tief in meine Seele gebrannt und ich werde sie immer mit dem Autor in Verbindung bringen. Ja, ich weiß, ich werde gerade sehr sentimental, aber das geht jetzt grad nicht anders. Lest das Buch selbst, vielleicht ergeht es euch dann so wie mir.

Die Handlung des Buches nimmt eine Wende, als Darrow erkennt, dass seine Arbeit auf dem Mars eigentlich völlig nutzlos ist und er nur ausgebeutet wird, damit sich die Goldenen, die der höchsten Gesellschaftsschicht entsprechen, ein angenehmes Leben machen können. Um sich gegen sie aufzulehnen, unterzieht er sich einem harten Training und einer krassen Veränderung, um selbst zum Goldenen zu werden und sich zur Elite ausbilden zu lassen, um irgendwann mal eine hohe Position innerhalb der Goldenen einzunehmen und sie dann von innen zu zerstören. Richtig krass fand ich, wie dieser Wandlungsprozess vollzogen wird, wie Darrow nicht nur äußerlich verändert wird, sondern auch innerlich, praktisch einer Gehirnwäsche unterzogen wird und sein komplettes Denken umstellt.

Eine weitere Wende nimmt die Handlung, als schließlich die Prüfungen beschrieben werden, denen sich Darrow unterziehen muss, um zur Goldenen Elite zu gehören. Dabei ist es vor allem die letzte, alles entscheidende Aufgabe, für die der Autor sich unglaublich viel Zeit nimmt und in der vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene viel passiert. Leider hat in dieser Phase, die ungefähr die komplette zweite Hälfte des Buches umfasst, meine Begeisterung für das Buch doch etwas nachgelassen. Das Buch wird nun sehr brutal, sehr blutig, sehr grausam. Und es zieht sich zu sehr in die Länge. Es wird gekämpft, es werden Strategien und Taktiken besprochen, es gibt Hinterhälte, Angriffe, Rückzüge. Mir waren diese Szenen zu eintönig, zu langatmig.

Und dennoch freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Juni 2016 unter dem Titel "Red Rising. Im Haus der Feinde" erscheinen wird, denn der Klappentext des zweiten Bandes verspricht eine spannende Handlung und ich muss trotz meiner Kritik einfach wissen, wie es weitergeht.

Denn "Red Rising" ist so ein unglaublich komplexes und tiefgründiges Werk, in dem auch auf zwischenmenschlicher Ebene total viel passiert. Es gibt so viele Ansätze, anhand derer sich die Figuren charakterisieren und interpretieren lassen. Ich glaube, dieses Buch ist einfach mit keinem anderen vergleichbar.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein toller Roadtrip durch die USA

Let's get lost
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"Let's get lost" hat mir großartige Lesestunden beschert und mich mitgenommen auf einen Road-Trip quer durch die USA. Ich mochte nicht nur die Idee hinter dem Buch total, sondern auch deren Umsetzung und ...

"Let's get lost" hat mir großartige Lesestunden beschert und mich mitgenommen auf einen Road-Trip quer durch die USA. Ich mochte nicht nur die Idee hinter dem Buch total, sondern auch deren Umsetzung und den Aufbau des Buches. Leila spielt ganz unbeabsichtigt im Leben von vier wildfremden Menschen eine kleine Rolle. Danach ist alles anders und vieles besser. Ich finde es genial, wie das Buch in den ersten vier Teilen die Geschichte der vier Personen erzählt, in die Leila so unverhofft reinplatzt, und wie dann im fünften Teil Leila endlich selbst zu Wort kommt. Und ich fand es großartig, dass jeder Teil des Buches mit einer Postkarte abschließt, die Leila von unterwegs schreibt. Manchmal an die Person, die gerade ihre Geschichte erzählen konnte, mal an einen anderen Menschen. Und ich fand es einfach großartig, was dieses Buch mit mir gemacht hat, denn es steckt so voller Liebenswürdigkeit und Wärme und Freude und großartigen Sätzen, die mit wenigen Worten so viel ausdrücken. Ich habe das Lesen einfach unglaublich genossen.

Road-Trip-Bücher gibt es einige, und sicher erzählt Adi Alsaid auch keine komplett neue Geschichte, wenn er von einem jungen Mann erzählt, der eigentlich ganz zufrieden ist mit seinem Leben, bis er erkennt, dass man auf sein Herz hören sollte. Oder von einer jungen Frau, die im Streit mit ihrer Schwester auseinandergegangen ist und nun Angst davor hat, den ersten Schritt auf sie zuzugehen. Oder von einem Jungen, der lernen muss, dass es die Sache wert ist, um die Liebe seines Lebens zu kämpfen. Oder von einer Frau, die Angst davor hat, die Menschen, die ihr am meisten bedeuten, zu verlieren, und dafür ihre große Liebe aufs Spiel setzt.

Aber es ist gar nicht nötig, dass Adi Alsaid das Rad neu erfindet, denn viel wichtiger ist, wie er seine Charaktere ihre Geschichten erzählen lässt. Mit wie viel Gefühl, das zwischen Trauer und Humor stetig zu schwanken scheint, mit wie viel Energie und letztlich Lebensfreude. Es geht um so einfache Dinge in diesem Buch, und doch sind sie am wichtigsten: Freundschaft, Liebe, Vertrauen, Mut. Und es gibt dem Leser ein positives Gefühl, wenn er mitverfolgt, wie die Charaktere wieder zu sich selbst finden, wie sie auch über sich hinauswachsen, wie sie erkennen, was wirklich wichtig ist, und darum kämpfen. Es stecken so viele kleine, feine Weisheiten in diesem Buch, die man als Leser für sich selbst mitnehmen kann. Das war einfach ganz großartig zu lesen.

Wobei ich auch Abstriche machen muss, denn manche Elemente von Leilas Road-Trip waren mir doch zu kurios, wurden mir zu übertrieben dargestellt. Und zwischendurch gab es auch einfach ein paar kleinere Längen. Man merkt eben doch, dass es ein Jugendbuch ist und gerade diese "typischen" Probleme der teilweise auch noch jugendlichen Charaktere konnten mich nicht ganz überzeugen.

Doch auch wenn ich mich nicht für jeden Charakter, dem Leila begegnet, und seine Geschichte gleichermaßen erwärmen konnte, sind die Seiten dennoch nur so an mir vorbeigezogen. Denn der Schreibstil von Adi Alsaid ist einfach so angenehm und leichtfüßig, dass man, einmal im Lesefluss, gar nicht mehr aufhören mag.

Ich hoffe, dass wir noch mehr von Adi Alsaid zu lesen bekommen werden, denn ich mag die positive Stimmung, die er mit seinem Buch verbreitet hat.


Mein Fazit

Auch wenn während des Lesens doch hin und wieder kleine Längen aufgetreten sind, habe ich "Let's get lost" so gerne gelesen und freue mich auf weitere Bücher des Autors, die hoffentlich wieder so positiv sein werden wie dieses Debüt.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Hat mir insgesamt gut gefallen

Immer wenn es Sterne regnet
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Von Susanna Ernst habe ich bereits "Deine Seele in mir" gelesen, das mir richtig gut gefallen hat. Und auch "Immer wenn es Sterne regnet" hat sich für mich als echter Glücksgriff herausgestellt, denn es ...

Von Susanna Ernst habe ich bereits "Deine Seele in mir" gelesen, das mir richtig gut gefallen hat. Und auch "Immer wenn es Sterne regnet" hat sich für mich als echter Glücksgriff herausgestellt, denn es hat nicht nur etwas Abwechslung in meinen Lese-Alltag gebracht, sondern beinhaltet zudem eine stellenweise wirklich tiefgründige Geschichte, die mich überzeugen konnte.

"Immer wenn es Sterne regnet" beginnt in der Vergangenheit. Als Leser lernt man Adam kennen, der unsterblich in Grace verliebt ist und ihr regelmäßig sehr gefühlvolle Liebesbriefe schreibt. Da die Liebe zu ihr unter keinem guten Stern steht, schickt er die Briefe jedoch nicht ab, sondern versteckt sie in einem Geheimfach seines Sekretärs, an dem er Abend für Abend sitzt. Genau diesen Sekretär erwirbt Mary viele Jahrzehnte später auf einem Flohmarkt. In Marys Leben läuft vieles schief: Sie leidet unter der Krankheit ihres Vaters und unangenehme Erinnerungen werden in ihr geweckt, als sie zufällig einem alten Schulkameraden über den Weg läuft, der ihr das Leben sehr schwer gemacht hat. Als sie die Briefe von Adam findet, findet sie zugleich eine Möglichkeit, ihrem Alltag zu entfliehen. Und ohne dass sie es wirklich beabsichtigt hätte, bringt sie dadurch einige Steine zum Rollen.

Nicht nur hat mir "Immer wenn es Sterne regnet" aufgrund des kurzweiligen und angenehmen Schreibstils von Susanna Ernst richtig gut gefallen. Auch die Handlung des Buches ist sehr unterhaltsam und abwechslungsreich und ich hatte viel Vergnügen beim Lesen.

Wenn ihr schon Bücher von Susanna Ernst gelesen habt, dann wisst ihr sicherlich, dass in ihren Büchern oft auch ein leicht übersinnlicher Hauch mitschwingt. So war es auch in diesem Buch und der Charakter, der diesen Aspekt verkörpert, war meine Lieblingsfigur. Ich kann über ihn an dieser Stelle nicht viel sagen, um euch nicht zu viel von der Handlung zu verraten, aber ich möchte trotzdem erwähnen, dass ich die undurchschaubare Art dieses Charakters, sein Augenzwinkern, seine Zweideutigkeit und letztlich die Rolle, die er im Buch einnimmt, sehr, sehr toll fand. Wenn ihr das Buch schon gelesen habt, wisst ihr sicherlich, wen ich meine.

Susanna Ernst hat dieses Buch so konstruiert, dass sich viele Rätsel erst am Ende auflösen, dass vieles erst am Ende erst seinen tieferen Sinn offenbart. Bis dahin ist unklar, wie die Charaktere zueinander stehen, wie die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft ist. Doch alles fügt sich am Ende zusammen und ergibt das große Ganze. Das hat mir richtig gut gefallen, da vor allem die Rolle mancher Charaktere erst am Ende so richtig deutlich wurde und sich erst dann gezeigt hat, wie gut dieses Buch konstruiert ist.

Der Handlungsstrang des Buches, der in der Vergangenheit spielt bzw. dessen Auswirkungen noch in der Gegenwart zu spüren sind, konnte mich ein wenig mehr überzeugen als der Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem es hauptsächlich um Mary, ihre Beziehung zu ihrem Vater und ihre Beziehung zu ihrem ehemaligen Klassenkameraden geht, mit dem ich übrigens bis zum Ende des Buches nicht wirklich warm wurde, da er mich irgendwie genervt hat. Und gerade in Bezug auf Marys Vater war mir die Handlung etwas überdramatisiert. Das Buch beinhaltet schon durch die unglückliche Liebe zwischen Adam und Grace und die Probleme zwischen Mary und Jeremy (der alte Klassenkamerad) genug Drama. Daher kam mir der Handlungsstrang um Marys Vater als etwas zu viel des Guten vor.

In der Vergangenheit wird die Liebe zwischen Adam und Grace thematisiert sowie vor allem den Weg, den Adams Leben eingeschlagen hat. Ich mochte diese Grundidee, die hinter dem Buch steckt und Auswirkungen bis in die Gegenwart hat, total. Dazu kommt, dass die Handlung in der Vergangenheit viel emotionaler ist und ich dadurch viel mehr mit Adam und Grace mitfiebern konnte als mit Mary und Jeremy. Oft waren es auch einfach Kleinigkeiten, die dem Buch das gewisse Etwas verliehen haben, kleine Details, die so voller Liebe stecken, dass es einfach nur ein schönes Leseerlebnis war.

Obwohl ich in letzter Zeit wieder verstärkt Jugendbücher lese, hat mich "Immer wenn es Sterne regnet" sehr begeistert. Susanna Ernst werde ich auf jeden Fall im Auge behalten und bestimmt noch weitere Bücher von ihr lesen.


Mein Fazit

"Immer wenn es Sterne regnet" war zur Abwechslung mal ein Buch aus einem Genre, in dem ich momentan nicht so häufig unterwegs bin, aber ich bin sehr froh, dass dieses Buch gelesen habe.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Trotz einiger Längen wurde ich gut unterhalten

Nur ein Tag
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Obwohl ich es von Gayle Formans "Wenn ich bleibe" und "Lovesong", das auch unter dem Titel "Nur diese eine Nacht" erschienen ist, nicht anders kannte, war ich doch etwas überrascht über das noch junge ...

Obwohl ich es von Gayle Formans "Wenn ich bleibe" und "Lovesong", das auch unter dem Titel "Nur diese eine Nacht" erschienen ist, nicht anders kannte, war ich doch etwas überrascht über das noch junge Alter der Protagonisten. Der Klappentext verrät, dass Allyson 18 ist, Willem ist zwei Jahre älter als sie. Den Klappentext hatte ich nicht gelesen, daher war ich irgendwie auf ältere Charaktere eingestellt. Ob es daran lag, dass ich keinen richtigen Zugang zu ihnen gefunden habe? Manchmal erwartet man einfach etwas anderes und findet dann nicht richtig in die Handlung hinein, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Ich weiß nicht, ob ich die Distanz darauf schieben soll. Fakt ist jedenfalls, dass sie vorhanden war und ich es bis zum Ende des Buches nicht vollständig geschafft habe, diese Entfernung zu überbrücken. Mir hat das Mitfiebern mit den Charakteren dadurch enorm gefehlt. Es gab Szenen, die mich mehr berühren konnten als andere, aber ich konnte nicht komplett versinken im Buch und den Schicksalen der Figuren. Dadurch blieb leider auch das Verständnis für die Liebesbeziehung zwischen Allyson und Willem, die sich an einem Tag entwickelt hat, etwas auf der Strecke. Ich fand die beiden ganz süß zusammen, wie sie ihren einen gemeinsamen Tag miteinander verbracht haben. Aber das Kribbeln zwischen ihnen konnte sich nicht auf mich als Leserin übertragen. Ebenso hat mir der Herzschmerz gefehlt, als Willem so plötzlich verschwunden ist und Allyson sich auf die verzweifelte Suche nach ihm gemacht hat. Die Verzweiflung kam nicht so richtig bei mir an. Wirklich schade, denn auch das kannte ich eigentlich aus den anderen Büchern der Autorin so!

Es war teilweise ein ziemliches Hin und Her mit mir und diesem Buch: Den Einstieg fand ich toll, ich mochte den Bezug zu Shakespeare, der nicht nur als Aufhänger für das erste Aufeinandertreffen von Allyson und Willem dient, sondern immer wieder eine größere Rolle spielt, und ich mochte den kurzweiligen Schreibstil der Autorin, ganz besonders ihre lebendigen und bildreichen Beschreibungen von Paris, der Stadt der Liebe, in der ich selbst noch nie war, die vor meinen Augen aber Gestalt angenommen hat mit ihren schmalen Gassen, Cafés und Balkonen. Beide Eindrücke haben sich im Laufe des Buches aber auch immer wieder gewandelt, denn wo der Schreibstil am Anfang kurzweilig und unterhaltsam war, wurde er im Verlauf des Buches stellenweise langatmig. Wo Shakespeare mich am Anfang begeistern konnte, hat er mich zwischenzeitlich doch fast genervt, wenn er zu viel Raum eingenommen hat. Denn immer wieder geht es um seine Stücke, seine Figuren, um die Analyse seiner Werke. Das war mir manchmal einfach zu viel. So wie auch die Beschreibungen der Autorin, mit der sie vor allem im zweiten Teil des Buches Allyson von Stadt zu Stadt jagt, ohne dass diese wirklich vorankommt. Stellenweise dreht man sich zusammen mit der weiblichen Haupfigur im Kreis, auch wenn es immer wieder Hinweise gibt, die Allyson zur nächsten Station auf ihrer Suche nach Willem führen. Aber bis diese gefunden werden, vergeht manchmal zu viel Zeit.

Nichtsdestotrotz habe ich "Nur einen Tag" sehr gerne gelesen, auch wenn ich dafür länger als nur einen Tag gebraucht habe. Sehr unterhaltsam fand ich die Szenen, in denen Allysons Über-Eltern eine Rolle gespielt haben, denn so nervig vor allem ihre Mutter ist, so prima konnte man sich doch über ihren Beschützerinstinkt und ihre Bevormundungen aufregen und amüsieren. Auch wenn es für Allyson als Tochter sicherlich alles andere als amüsant war, sich so unterdrücken zu lassen. Umso erfreulicher war es, zu beobachten, was für eine Entwicklung Allyson durchmacht, wie sie ihr Leben endlich in die Hand nimmt und mehr auf ihr Herz statt auf ihren Verstand hört.

"Nur ein Tag" lebt von einer Menge Zufällen, von Menschen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, vielleicht auch von Schicksal. Teilweise waren mir die Zusammenhänge zu gewollt, aber letztlich passt alles nachvollziehbar zusammen.

Das Buch endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Zwar ist am Ende noch eine Leseprobe der Fortsetzung "Und ein ganzes Jahr" zu finden, allerdings geht diese nicht an der Stelle weiter, an der "Nur ein Tag" aufgehört hat. Zum Glück ist ja aber die Fortsetzung zeitgleich mit dem ersten Teil erschienen, sodass man die Möglichkeit hat, gleich weiterzulesen.


Mein Fazit

Meine Erwartungen an "Nur ein Tag" wurden nicht vollständig erfüllt, trotz einiger Längen hat mich Gayle Forman aber gut unterhalten und Paris vor meinen Augen lebendig werden lassen.