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Veröffentlicht am 05.05.2020

Eine Sci-Fi-Geschichte mit einer sarkastischen Heldin und vielen Skeletten

Ich bin Gideon
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Gideon Nav verabscheut den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Der Neunte ist ein düsterer Planet mit noch finsteren Gestalten, gruseligen Ritualen und strengen Regeln. Aber vor allem hat Gideon genug von ...

Gideon Nav verabscheut den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Der Neunte ist ein düsterer Planet mit noch finsteren Gestalten, gruseligen Ritualen und strengen Regeln. Aber vor allem hat Gideon genug von Harrowhark Nonagesimus, der Erbin des Neunten Hauses, die ihr seit ihrer Kindheit das Leben schwer macht. Für Gideon steht fest – sie muss endlich runter von diesem Planeten. Nur ist das leider leichter gesagt, als getan …

„Ich bin Gideon“ hat mich vor allem durch das absolut geniale Cover angezogen, dass zum Glück weitestgehend aus dem Englischen übernommen wurde. Der Klappentext klang definitiv auch vielversprechend – eine Sci-Fi-Geschichte, kombiniert mit Nekromantie und vielen Skeletten, einem düsteren Kult und einer Protagonistin, die mit jedem Atemzug Sarkasmus versprüht und immer einen Spruch auf den Lippen hat. Merkwürdige Kombination, aber wirklich sehr interessant.
Merkwürdig ist auch das Wort, dass dieses Buch für mich am besten beschreibt. Die Geschichte rund um die neun verschiedenen Häuser war auf jeden Fall etwas ganz Neues. Es war einfach anders, als alles, was ich bisher gelesen hatte. Dadurch hat die Geschichte eine Faszination auf mich ausgeübt, die mich wie einen Sog erfasste und mit sich riss. Ich war so gespannt, was dieses Buch zu bieten hat. Ich glaube, man hört das große ABER schon aus meinen Worten heraus. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein Highlight wird – Potenzial dafür war nämlich definitiv vorhanden. Aber leider, leider, leider wurde es kein Highlight. Damit will ich nicht sagen, dass „Ich bin Gideon“ schlecht war. Auf keinen Fall. Ehrlich gesagt fällt es mir ziemlich schwer, Worte für diese Geschichte zu finden oder mir überhaupt klar darüber zu werden, ob ich es nun mochte oder eher nicht.

Aber fangen wir mit den positiven Aspekten an – und da gab es wirklich einige. Der Schreibstil ist wirklich angenehm und lässt sich super und sehr schnell lesen. Manche Gespräche zwischen den verschiedenen Nekromanten waren durch viele „wissenschaftliche“ Fachbegriffe etwas kompliziert, haben aber – zumindest bei mir – nicht den Lesefluss gestört.

Das Highlight des Buches war für mich ganz klar unsere Protagonistin Gideon. Sie war so unglaublich witzig – ich mochte ihre Art so sehr und habe ständig über ihre Sprüche lachen müssen. Das hat einfach genau meinen Humor getroffen und viele brenzlige Situationen aufgelockert. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, sie zu begleiten, über ihre Kämpfe zu lesen und mehr über ihre Vergangenheit mit dem Neunten Haus und Harrow zu erfahren.
Ab und an hat sie nicht richtig nachgedacht und einfach wie ein Hitzkopf gehandelt – sie war kein perfekter Charakter, aber sind wir doch ehrlich – die Macken und Fehler machen Charaktere erst richtig interessant. Sie war total badass, witzig und einfach cool.
Auch Harrow als zweiten wichtigen Charakter mochte ich sehr. Der ständige Schlagabtausch mit Gideon, ihre Streitereien, ihr Hass – das war einfach so witzig und unterhaltsam. Und vor allem fand ich hier gut, wie sich die Beziehung der beiden mit den schlimmen Ereignissen, die über sie hereingebrochen sind, immer weiter gewandelt und entwickelt hat. Mir persönlich hat es gut gefallen zu sehen, wie sich diese beiden scheinbar völlig unterschiedlichen Charaktere zusammenreißen und an einen Strang ziehen mussten – einander sogar ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen mussten – wenn sie überleben wollten.

Auch die ganzen Nebencharaktere haben mich fasziniert. Sie waren alle so unterschiedlich – bei dem ein oder anderen hätte ich mir eventuell noch mehr Informationen, mehr Tiefe gewünscht, aber bei der Vielzahl an Charakteren war das im Grunde schon in Ordnung so. Einige der Nebencharaktere sind mir sogar richtig ans Herz gewachsen.

Und nun muss ich leider zu meinem großen negativen Punkt kommen – dem Worldbuilding. Normalerweise sage ich immer, dass mir die Charaktere am wichtigsten bei einer Geschichte sind. Die Handlung und auch die Welt müssen nicht das originellste sein, was ich je gelesen habe, solange die Charaktere genial sind – und das war in dem Buch auf jeden Fall gegeben. Aber hier hat mir so unglaublich viel bezüglich des Worldbuildings gefehlt, dass es mir zwischenzeitlich wirklich den Lesespaß genommen hat. Die Grundidee war so interessant und einfach mal etwas anderes. Aber warum wurde dann so wenig zu dieser neuen und vielversprechenden Welt erklärt? Im Grunde wurde so gut wie gar nichts erklärt. Man wird in die Geschichte geworfen, als Gideon gerade ihren Fluchtversuch startet. Soweit so gut. Aber über 600 Seiten bekommt man nur Bruchstücke bezüglich der Welt, wie sie funktioniert, was das alles überhaupt bedeutet, wie genau die Häuser entstanden sind, welchem Zweck sie dienen etc. vor die Füße geworfen und darf die Krümel selbst zusammensuchen. Ich war selten so frustriert, weil ich so verwirrt war. Es hagelte Begriffe, mit denen ich nichts anfangen konnte, die aber – wie gesagt – auch nicht wirklich erklärt wurden und deren Bedeutung ich mir dann selbst zusammenreimen durfte. Anfangs hat meine Verwirrung und die vielen Fragezeichen in meinem Kopf dazu geführt, dass ich erst recht weiterlesen wollte, in der Hoffnung, bald Antworten zu finden. Aber nein, leider nicht.
Im Mittelteil hat sich die Geschichte leider auch etwas gezogen, weil es mit der Handlung nur bedingt vorwärts ging und ich eine Weile sowieso nicht so richtig wusste, wohin mich die Story eigentlich führen will.
Ab der Hälfte wurde es dann zum Glück ziemlich spannend, weil allerhand passierte und die Geschichte meiner Ansicht nach kurz in eine geheimnisvolle Mystery-Richtung abdriftete. Das Ende war dann leider wieder etwas zäh mit sehr vielen Kämpfen und immer noch keinen wirklichen Erklärungen.

Das Buch war wirklich auf keinen Fall schlecht und es hat mir die meiste Zeit über auch sehr viel Spaß bereitet, Gideon und Harrow zu begleiten. Wer eine düstere, atmosphärische Nekromanten-Geschichte im Weltraum mit sehr viel Humor und Sarkasmus sucht, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Es ist wirklich so schade, dass dieses interessante und vielversprechende Buch mich mit leichter Frustration zurückgelassen hat, weil mir am Ende noch einiges unklar war und meine Hoffnung, mehr über die Welt zu erfahren, spätestens auf der letzten Seite zerplatzte. Eventuell wird der zweite Band in der Hinsicht besser, das bleibt abzuwarten.
Ich kann mich ehrlich gesagt auch nicht so richtig für eine Sternebewertung entscheiden. Zwischenzeitlich war ich mir sicher, dass es mindestens ein 4-Sterne-Buch werden wird, vielleicht sogar besser. Das Ende hat mich aber so ernüchtert, dass ich dann doch eher zu 3 Sternen tendiert habe. Ich glaube, ich werde einfach die Mitte mit 3,5/5 Sternen wählen. Ich glaube, von der Geschichte muss man sich wirklich sein eigenes Bild machen und ich könnte mir vorstellen, dass andere Leser meinen Kritikpunkt gar nicht so schlimm sehen und sehr viel Spaß an „Ich bin Gideon“ haben werden. Deswegen möchte ich trotzdem auf jeden Fall eine Empfehlung für diese besondere und ganz neue Geschichte aussprechen. Vielleicht liefert mir Band 2 ja endlich die ersehnten Antworten!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2020

Schöne Geschichte mit ein paar Schwächen

Rabenprinz
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Isobel arbeitet als Porträtmalerin, um sich und ihre Familie durchzubringen. Ihre Werke sind besonders bei den grausamen Elfen sehr beliebt. Doch als der Herbstprinz Rook eine Arbeit bei ihr in Auftrag ...

Isobel arbeitet als Porträtmalerin, um sich und ihre Familie durchzubringen. Ihre Werke sind besonders bei den grausamen Elfen sehr beliebt. Doch als der Herbstprinz Rook eine Arbeit bei ihr in Auftrag gibt und sie den Fehler begeht, den menschlichen Schmerz in seinen Augen auf die Leinwand zu bringen, wird sie in ein sehr gefährliches Abenteuer hineingezogen, dass ihr ganzes Leben verändert. Denn echte Gefühle sind eine Schwäche, die im Elfenreich den Tod bedeuten.

Ich muss sagen, dass ich es sehr genossen habe, dieses Buch zu lesen. Ich befand mich in einer ziemlichen Leseflaute und nichts konnte mich so richtig begeistern – „Rabenprinz“ war das erste Buch seit einer ganzen Weile, dass ich die ganze Zeit unbedingt weiterlesen wollte. Die Geschichte hat mich einfach in ihren Bann gezogen, sodass ich es innerhalb von 2 Tagen durchgelesen habe.
Der Schreibstil von Margaret Rogerson ist einfach wundervoll. Ich liebe ihre Beschreibungen – vor allem von den verschiedenen Elfenreichen – wie gern würde ich im Herbstreich leben! - und den Elfen selbst, den schaurigen Gestalten und Wesen und natürlich auch von Isobels Malkunst. Die Autorin schafft es genauso gut wie Isobel mit ihren Zeichnungen, dem Leser mit ihren Worten ein Bild in den Kopf zu pflanzen. Die Geschichte ließ sich unglaublich leicht und schnell lesen.

Neben dem Schreibstil hat mir vor allem Isobles Art und ihr trockener Humor am besten gefallen. Ich musste schon auf den ersten Seiten immer wieder grinsen oder über ihre Gedanken und Kommentare lachen. Es hatte einfach etwas erfrischendes an sich, wie sie sich und ihr Verhalten manchmal selbst verspottet hat – und das aber auf eine wirklich liebenswerte Art und Weise. Ich weiß auch nicht, ich mochte es einfach sehr und das hat sie sympathisch gemacht.
Ansonsten war sie eine realistische Protagonistin. Klar, in manchen Punkten hat auch sie leider manchmal etwas naiv reagiert, aber letztendlich ist sie auch erst 17 Jahre alt und in Anbetracht der Dinge, die sie in der Elfenwelt erlebt, konnte ich ihr das dann doch irgendwie verzeihen.
Sehr lustig fand ich auch, dass Isobel auf mich immer wie die Erwachsene gewirkt hat und Rook, der wer weiß wie viele Jahrhunderte schon gelebt hat, immer mehr wie ein Kind war.
Ich kann leider nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe, denn manchmal wirkten seine Handlungen doch etwas überzogen und merkwürdig. Aber andererseits war er auch gleichzeitig manchmal so unwissend und verwirrt, dass es schon wieder etwas niedlich war.

Was ich leider gar nicht nachvollziehen konnte, war die Liebesgeschichte zwischen den beiden. Auf den ersten vielleicht 50 Seiten vergehen bereits einige Monate, die der Leser aber nicht direkt miterlebt, sondern nur zusammengefasst bekommt. Da sich bereits dort die erste Schwärmerei zwischen den beiden entwickelt, kommt alles leider sehr plötzlich und für den Leser nicht wirklich verständlich. Das fand ich wirklich sehr schade. Eventuell hätte man diese Zeit lieber etwas ausdehnen und noch ein paar mehr Gespräche zwischen den beiden hinzufügen sollen, damit das ganze glaubhafter gewesen wäre. Auch im Verlauf der Geschichte hat mich die Liebesgeschichte nicht so richtig packen können.

Das Buch war in meinen Augen schon spannend geschrieben, auch wenn eine ganze Weile eigentlich nicht wirklich etwas oder nur wenig passiert ist. Leider muss ich ein bisschen wegen des Worldbuildings meckern. Prinzipiell hat mir die Idee mit den Elfenreichen und den verschiedenen Kräften/Zaubern sehr gut gefallen. Aber vor allem am Anfang war ich oft verwirrt, weil vieles erst viel später richtig erklärt wurde – wenn überhaupt. Ich bin mir ehrlich gesagt immer noch nicht ganz sicher, ob ich den Grund für die „wilden Jagd“ verstanden habe und warum Rook diese bekämpft. Ein paar Dinge habe ich mir am Ende zwar selbst zusammengereimt, aber so richtig aufgeklärt wurde in meinen Augen nicht alles. Das war extrem schade, weil es wirklich nicht hätte sein müssen. Ein paar Erklärungen mehr – vor allem oder wenigstens zum Ende hin – hätten wirklich nicht geschadet. Manche Entwicklungen am Ende empfand ich auch als sehr vorhersehbar, aber vor allem kam das Ende doch viel zu schnell und die Geschichte wurde sehr einfach gelöst. Das war ein bisschen unbefriedigend.

Ansonsten gab es auch nur wenige nennenswerte Nebencharakter. Isobels Familiensituation, vor allem mit ihren beiden Schwestern, war sehr witzig. Schade nur, dass diese kaum vorkamen.
Es gab zwar ein paar interessante Elfen am Frühlingshof, aber auch hier hätte man theoretisch noch viel mehr rausholen können.

Ich glaube, wenn ich die Story und die Charaktere sehr hart und kritisch betrachten würde, müsste ich eigentlich sogar weniger Sterne geben, als ich es nun tue. Allerdings hat es sich wirklich wundervoll lesen lassen und hat mich – nach meiner langen Flaute – als erstes Buch wieder richtig gut unterhalten und in mir das Bedürfnis geweckt, weiter zu lesen. Deswegen erhält „Rabenprinz“ trotz seiner Schwächen von mir 3,5/5 Sterne. Da es auch einer der seltenen Einzelbände im Fantasy-Genre ist, kann ich das Buch für Zwischendurch auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.11.2019

Eine erschreckend realitätsnahe Geschichte

Exit Now!
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Die Zeit nach dem Brexit. Die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten in London könnte nicht größer sein. Sam lebt hinter hohen Mauern, wird von Security beschützt und lächelt auf Empfängen zu den Reden ...

Die Zeit nach dem Brexit. Die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten in London könnte nicht größer sein. Sam lebt hinter hohen Mauern, wird von Security beschützt und lächelt auf Empfängen zu den Reden ihres Politiker-Vaters. Dagegen besitzt ein großer Teil der Menschen in Großbritannien nicht einmal mehr ein Haus und lebt in völliger Armut. Bombenanschläge und Demonstrationen halten die Menschen in Atem. Als Sam Ava kennenlernt, spitzt sich die Lage in London immer mehr zu und auch Sam beginnt sich zu fragen, warum ausgerechnet ihre Generation für all das verantwortlich gemacht wird. Als die Maßnahmen gegen den Terror und vor allem gegen Jugendliche immer mehr verschärft werden, wollen sich auch die beiden Mädchen endlich wehren.

Exit now ist das Prequel zur „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry und behandelt damit die Vorgeschichte, durch die es letztendlich zur Gesellschaft bzw. zum Slating in der Hauptreihe geführt hat.

Das beste an dem Buch war für mich ganz klar die Realitätsnähe zu unserer eigenen gesellschaftlichen und politischen Situation. Der Brexit ist bei uns immerhin noch ganz aktuell und die Geschichte zeigt einfach, wie sich alles danach entwickeln könnte. Außerdem gibt es einige Situationen und Szenen, die mich sehr an momentane Diskussionsthemen und die Reaktion der – vor allem – Jugendlichen darauf erinnert haben. (Beispiel: Fridays for future Demos, Artikel 13 Debatte etc.) Es war alles so realistisch und beängstigen, dass ich nicht selten eine Gänsehaut bekommen habe, weil man deutlich die Parallelen zu unserer momentanen Zeit sehen kann. Und es ist einfach unheimlich, wenn man sich vorstellt, dass all das, was in Exit now passiert und was dann in Hinblick auf die Gelöscht-Reihe daraus in der Zukunft entsteht, wirklich passieren könnte und gar nicht so unrealistisch ist.
Dazu war die Atmosphäre im gesamten Buch natürlich sehr düster und vor allem sehr drückend. Gewalt, Unzufriedenheit, politische Intrigen und Unterdrückung sorgen dafür, dass man manchmal das Gefühl hat, als würde man ersticken – genau so fühlten sich schließlich auch die Protagonisten des Buches. Das war alles wirklich sehr gut umgesetzt.

Die Atmosphäre wird natürlich durch Teri Terrys Schreibstil erzeugt, der mich aber vor allem am Anfang etwas enttäuscht hat. Natürlich kennt man bereits aus ihren anderen Büchern, dass die Kapitel eher kurz gehalten sind und auch die einzelnen Sätze keine poetischen Schachtelsätze sind, die sich über mehrere Zeilen erstrecken. Trotzdem hat mir das in diesem Buch tatsächlich oft zu kurz und knapp gewirkt, sodass ich in meinem Lesefluss etwas gestört war.

Sam und Ava, unsere beiden Protagonisten, sind soweit beide sehr sympathisch. Besonders Sam entwickelt sich in der Geschichte sehr stark weiter und nimmt eine immer stärkere und tragendere Rolle ein. Dabei wird Avas Rolle immer „unwichtiger“, was ich persönlich aber sogar ganz gut gelungen fand, da sie in der Gelöscht-Reihe ein sehr wichtiger Charakter wird. Trotzdem kann ich verstehen, wenn einige Leser ihre Kapitel immer langweiliger finden.
Mein Problem bezüglich Sam und Ava war ganz klar die Beziehung der beiden Mädchen zueinander. Die Freundschaft der beiden entsteht viel zu schnell und hat für mich vor allem am Anfang gar keine Tiefe. Sam vertraut Ava ganz plötzlich auch streng geheime Informationen an, obwohl sie sich erst seit ein paar Tagen richtig kennen. Das geht mir alles viel zu schnell. Die Nebencharaktere fand ich etwas blass und auch hier sind die Beziehungen viel zu schnell entstanden. Auch die aufkeimende Liebesgeschichte hat keine richtige Substanz. Im Grunde gefiel sie mir eigentlich gut, nur fehlte mir auch hier wieder die Tiefe. Ich weiß nicht, ob man hier wirklich eine Liebesgeschichte einbauen musste, da es doch eher oberflächlich blieb und die ernsten und drückenden Themen sehr viel Raum eingenommen haben.
Was mir aber bei den Charakteren noch sehr gut gefallen hat, war, dass man einige Charaktere aus der Gelöscht-Reihe getroffen hat und damit sehen konnte, wie und warum sie sich zu den Charakteren aus der Hauptreihe entwickelt haben. Das war total interessant und auch, dass ich ständig versucht habe, mich zu erinnern, ob ich einen Namen schon kenne, war einfach toll. Für Leute, die die Hauptreihe schon kennen, also definitiv zu empfehlen.

Ansonsten empfand ich den Anfang leider als etwas zäh. Die Geschichte braucht ein bisschen, ehe sie ins Rollen kommt, aber dann ist sie nicht mehr aufzuhalten. Nachdem ich ich die erste 150 Seiten hinter mir hatte, konnte ich gar nicht mehr aufhören, diese erschreckende und realistische Geschichte zu lesen.

Ich finde, dass es ein annehmbares Prequel war, auch wenn es meiner Meinung nach nicht mit der Gelöscht-Reihe mithalten konnte. Für Fans der Reihe aber auf jeden Fall lesenswert, um all die Hintergründe zu erfahren, wie es überhaupt zum Slating kommen konnte. Das Buch bekommt von mir 3,5/5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.11.2019

Interessante Charaktere und eine Handlung mit Luft nach oben

Kingdoms of Smoke – Teil 1: Die Verschwörung von Brigant
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Fünf Jugendliche, verstreut in verschiedenen Königreichen. Prinzessin Catherine soll eine Vernunftehe eingehen, fühlt sich aber zu Krieger Ambrose aus ihrer Leibgarde hingezogen. Diener March will sein ...

Fünf Jugendliche, verstreut in verschiedenen Königreichen. Prinzessin Catherine soll eine Vernunftehe eingehen, fühlt sich aber zu Krieger Ambrose aus ihrer Leibgarde hingezogen. Diener March will sein Volk rächen, Kaufmannssohn Edyon vertreibt sich sein angenehmes Leben mit Diebstählen, ehe sich plötzlich alles für ihn ändert. Und die dreizehnjährige Tash setzt ihr Leben aufs Spiel, um an den wertvollen und illegalen Dämonenrauch zu kommen. Doch das Schicksal dieser fünf Jugendlichen ist miteinander verknüpft und neben Intrigen, Gefahren und verbotener Liebe müssen sie sich noch ganz anderen Herausforderungen stellen, die alles verändern können.

Die Geschichte war nicht schlecht, auch wenn ich ein paar kleinere Kritikpunkte habe.
Als erstes ein paar Worte zu den Sprechern. Normalerweise habe ich kein allzu großes Problem mit den Sprechern eines Hörbuchs. Ich bin da eigentlich sehr unkompliziert. Sehr positiv fand ich, dass unsere fünf Hauptcharaktere auch jeder einen unterschiedlichen Sprecher hatten. Das hat den Charakteren nochmal mehr Tiefe und Individualität gegeben und für eine schöne Abwechslung gesorgt. Leider hat mir eine Sprecherin – nämlich die von Catherine – vor allem in der ersten Hälfte gar nicht gefallen. Sie hat viel zu monoton und emotionslos gesprochen. Am meisten hat mich aber gestört, dass sie unglaublich langsam geredet hat und für mein Empfinden viel zu lange Pausen gelassen hat. Da ich bei einer CD die Sprechgeschwindigkeit nicht hochstellen kann, hat mich das sehr lange unglaublich gestört. In der zweiten Hälfte hatte ich mich dann langsam daran gewöhnt. Ich hatte auch das Gefühl, als würde es allgemein besser werden, da sich Catherines Charakter weiterentwickelt hat und es schien, als hätte sich die Sprecherin an diese lebendigere, mutigere und entschlossenere Catherine angepasst. Aber die erste Hälfte war wirklich furchtbar für mich. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung und andere stört es vielleicht gar nicht. Die anderen Sprecher fand ich ganz in Ordnung. Am besten hat mir die Sprecherin von Tash gefallen und dann der Sprecher von Edyon.

Mein Lieblingscharakter war ebenfalls Tash. Sie ist so witzig und quirlig und gleichzeitig irgendwie auch ein bisschen 'badass' für ihr Alter. Tash hat mir wahnsinnig gut gefallen und ich habe mich immer wieder auf ihre Kapitel gefreut. Auch March und Edyon, die sehr schnell aufeinandertreffen und dann die meiste Zeit zusammen unterwegs sind, mochte ich sehr. Ich weiß auch nicht so genau warum, aber irgendwie hatten die beiden etwas, was mich nicht losgelassen hat. Ich muss gestehen, dass ich sie auch total shippe!
Ambrose ist wohl der Charakter, mit dem ich insgesamt am wenigsten anfangen konnte. Er ist mir leider auch bis zum Ende hin sehr gleichgültig geblieben und manchmal hatte ich sogar eine kleine Abneigung gegen ihn. Er war leider nicht so mein Fall – für mich einfach langweilig.
Und nun zu Catherine. Anfangs mochte ich sie ebenfalls nicht allzu sehr. Sie hat auf mich zu sehr wie eine typische weibliche Protagonistin gewirkt, die nichts allein auf die Reihe bekommen hat und so weiter. Aber – in der zweiten Hälfte der Geschichte hat sie sich verändert. Zum Positiven! Das hätte ich anfangs ja wirklich nicht gedacht, dass mir Catherine noch richtig sympathisch werden könnte. Endlich war sie mutig, selbstständig, hat für die Dinge gekämpft, die ihr wichtig waren und hat Größe gezeigt. Das hat mich wirklich positiv überrascht und hat mir total gut gefallen.

Aber kommen wir jetzt zur eigentlichen Geschichte. Theoretisch hatte die Story definitiv Potenzial. Das Problem war nur, dass es viel zu langatmig und langsam war. Die Geschichte ist erst im letzten Drittel so richtig ins Rollen gekommen und das ist für so ein Buch mit über 500 Seiten doch zu spät. Der Anfang wurde irgendwann leider etwas langweilig, sodass ich auch viel länger für das Hörbuch gebraucht habe, als sonst. Die einzelnen Handlungsstränge laufen für meinen Geschmack viel zu lange parallel, ohne sich zu kreuzen. Auch hier hat sich das erst nach der Hälfte ein bisschen geändert, als March und Edyon und auch Tash aufeinandertrafen. Ab da wurde es endlich spannend und vor allem auch das Ende, wo alle Hauptcharaktere zusammenfinden, war richtig gut und hat mich sehr neugierig auf den zweiten Teil gemacht.
All die Intrigen und Gefahren waren ganz interessant, aber auch hier habe ich wieder einen kleinen Kritikpunkt: den Dämonenrauch. Dafür, dass es doch im Grunde ein Hauptthema im Buch ist, wird mir da viel zu wenig erklärt. Der Rauch kam zwar immer wieder kurz vor, aber eine richtige Rolle hat er eigentlich auch erst am Ende gespielt. Ich glaube, das fällt dann auch wieder in den Bereich: zu langsame Entwicklung der Handlung.

Trotzdem bekommt das Buch von mir noch 3,5/5 Sterne. Die Story hat Potenzial, genauso auch die Charaktere. Ich glaube, diese Geschichte sollte man lieber selbst richtig lesen, statt sie zu hören. Zumindest in meinem Fall wäre das besser gewesen und ich denke, dass mir das Buch dann eventuell besser gefallen hätte und sich der Anfang nicht wie zäher Kaugummi angefühlt hätte. Der zweite Band könnte richtig gut werden – zumindest würde ich das nach dem Ende des ersten Teils behaupten, da die Protagonisten nun endlich alle zusammen sind und ich das Gefühl habe, dass die richtige Story nun anfangen kann. Im Grunde hat sich Band 1 wie eine sehr lange Einführung in die Welt, die Beziehungen der Charaktere untereinander und in die Dämonenrauch-Angelegenheit, genauso auch in die einzelnen Königreiche angefühlt. Potenzial ist vorhanden und ich glaube, ich werde Band 2 noch eine Chance geben, wenn er erscheint. Schon allein weil ich natürlich wissen will, wie es meinen Lieblingen weiterhin ergeht.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Eine berührende Geschichte mit ein paar Schwächen

Save me from the Night
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Jeden Abend nach ihrer Schicht im Pub geht Seanna hinunter zum Meer. Nur dort kann sie frei atmen, nur dort vergessen, was vor einem Jahr geschehen ist. Bis sie eines abends Niall Kennan – ihrem neuen ...

Jeden Abend nach ihrer Schicht im Pub geht Seanna hinunter zum Meer. Nur dort kann sie frei atmen, nur dort vergessen, was vor einem Jahr geschehen ist. Bis sie eines abends Niall Kennan – ihrem neuen Chef – dort unten an ihrem Lieblingsort begegnet. Sofort fühlt sie sich von ihm hingezogen und immer mehr scheint es so, dass der freundliche und faszinierende Mann ihre Schutzmauer einzureißen droht.


Nachdem mir Band 1 mit seiner wunderschönen Atmosphäre ziemlich gut gefallen hatte, freute ich mich so sehr auf diesen zweiten Teil der Leuchturm-Reihe. Das wunderschöne Cover hat sein übriges getan, sodass ich es kaum erwarten konnte, wieder zurück nach Castledunns zu kommen. Leider konnte mich dieser Teil nicht ganz so begeistern wie der erste.


Der Schreibstil von Kira Mohn ist natürlich wieder wunderschön. Man kann das Buch bequem in ein paar Stunden lesen und für eine Weile in diesem kleinen Ort in Irland abtauchen.


Die kleine Stadt an der Küste mit ihren netten Einwohnern und dem Leuchturm auf Croachan hatte mich im ersten Band total verzaubert und ein heftiges Fernweh in mir ausgelöst. Das war dieses Mal leider nicht so der Fall. Natürlich war es immer noch toll, wieder dorthin zurückzukehren – vor allem auch für eine kurze Zeit zu Matthew dem Leuchturm – und das Meer und die Umgebung Irlands mit ihrem ganz besonderen Charme erneut zu erkunden. Da man in diesem Teil aber einen großen Teil der Zeit auch einfach nur in dem Pub verbringt, ging zumindest ein kleiner Teil der bisher tollen und ganz besonderen Atmosphäre verloren. Allerdings nicht so weit, dass es einen Sternabzug nach sich gezogen hätte. Trotzdem hat mich genau das im ersten Teil so umgehauen und das Buch so besonders für mich gemacht. Deswegen war es schon etwas schade.


Jetzt komme ich zu den Punkten, die mich sehr zwiegespalten zurückgelassen haben – die Charaktere und vor allem die Liebesgeschichte.

Seanna fand ich von Anfang an interessant. Auch schon im ersten Teil habe ich mich gefragt, was sie wohl zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist und was für eine Last sie mit sich herumschleppt. Ihre Vergangenheit und die aktuellen Probleme mit beziehungsweise innerhalb ihrer Familie waren erschreckend, traurig und gleichzeitig sehr spannend. Ich habe mit ihr und ihrer Schwester mitgefiebert und zum Teil den Atem angehalten. Ich verrate an dieser Stelle natürlich nicht, worum es geht. Dieser Aspekt war wirklich gut ausgearbeitet und hat gezeigt, wie es Menschen in so einer Situation ergehen kann und was es mit ihnen macht. Auch wie Seanna immer mehr über sich hinausgewachsen ist und versucht hat, sich nicht mehr von der Vergangenheit beherrschen zu lassen, sondern neu anzufangen und immer mehr neue Freundschaften zu schließen, war wirklich toll.

Dabei möchte ich gleich erwähnen, wie schön es war, Liv und Kjer, aber vor allem Airin wiederzusehen. Besonders Airin mit ihrer freundlichen Art hat sich noch mehr als im ersten Band als tolle Freundin entpuppt. Ich freue mich so wahnsinnig doll auf ihren Teil der Reihe, da ich sie total ins Herz geschlossen habe!


Niall – Seannas neuer Chef – war mir sympathisch. Er war ganz anders als Kjer im ersten Teil. Der Punkt, der mir hier sehr viel besser gefallen hat als im ersten Teil, ist, dass Niall ein offener Mensch ist und vor allem etwas von sich preisgibt. Man erfährt direkt von ihm, was in seiner Vergangenheit passiert ist und mit welchen Problemen er zu kämpfen hat. Das hat mir gut gefallen und ihm mehr Tiefe gegeben.


Mein Hauptkritikpunkt war wirklich wieder die Liebesgeschichte. Ich weiß nicht, ob ich da einfach inzwischen zu kritisch bin, aber für mich hat hier noch mehr gefehlt als im ersten Teil. Seanna und Niall haben keine drei Worte miteinander gewechselt und schon erfolgt plötzlich für mich aus heiterem Himmel eine total merkwürdige Situation, durch die die beiden fast im Bett landen. Das war so komisch und irgendwie unlogisch für mich. Es passierte einfach alles zu plötzlich. Dass die beiden sich verlieben, Niall scheinbar in Seanna lesen kann wie in einem Buch und und und. Für mich war da kein Knistern, kein Herzflattern. Es ist einfach plötzlich passiert und fertig. Für mich war das ehrlich gesagt sehr unbefriedigend. Kein langsames Herantasten und Kennenlernen, keine besonders tiefgründigen Gespräche. Manchmal hatte ich das Gefühl, als hätte man wichtige Kapitel im gegenseitigen Kennenlernen und Alltagsgeplänkel weggelassen, die ich aber gerne gelesen hätte.


Die zweite Hälfte des Buches wurde dann zumindest in der Hinsicht für mich besser, weil man dann irgendwann die Liebesgeschichte nachvollziehen konnte und die kurze Zeit auf dem Leuchturm und mit einem weiteren Nebencharakter (über den ich aber auch nichts verraten werde) einfach schön war.


Kira Mohn schafft es wirklich mit ihrem tollen Schreibstil und der Atmosphäre in Irland einen schönen Zauber auf den Leser zu wirken. Auch die Charaktere sind meistens gut ausgearbeitet und man schließt sie schnell ins Herz. Aber den Aufbau und Anfang der Liebesgeschichten, hat mir bisher leider nicht so gefallen. Irgendwie fehlt mir immer etwas, damit es für mich realistisch und verständlich wird. Sehr schade.

Band 2 erhält von mir 3-3,5/5 Sterne. Ich bin sehr gespannt auf Band 3, in dem es dann um Airin geht, die inzwischen wirklich mein Lieblingscharakter geworden ist.

Insgesamt kann ich die Reihe immer noch empfehlen, auch wenn mich dieser Band ein bisschen enttäuscht hat.