In dieser Geschichte treffen wir zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Leben sich auf verschlungenen Wegen verbinden. Die Dynamik aller Figuren war für mich als Leser deutlich spürbar und dieses aufkeimen von Emotionen eroberte meine Aufmerksamkeit in Schallgeschwindigkeit und nahm mich gänzlich ein. Allein die Harmonie, die größtenteils herrscht, ist beeindruckend – doch auch die negativen Verbindungen untereinander, der Hass, der einem förmlich entgegenschlägt, ist derart realistisch, dass ich mich oft selbst angefeindet fühlte und den Drang verspürte, mich zu wehren. Trotzdem bin ich jetzt rückblickend froh, dass es mehr positive Dynamik gab, als negative und dass ich mich alles in allem pudelwohl an der Seite, vor allem an der Seite der Protagonisten, fühlen konnte.
Zum einen lernen wir Sebastian kennen, erfahren schon während den Einstiegs sehr viel über seine Vergangenheit und bekommen einen Einblick in sein Innerstes. Seine Handlungen, Gedankengänge und Gefühle wurden durch die drei verschiedenen Perspektiven, in denen das Buch erzählt wird und eine davon Sebastian gehört, sehr ergreifend und realistisch dargestellt und so nochmal tiefergehend und intensiver transportiert. Ich muss sagen, ich hätte mich zwar nach seiner Vergangenheit wohl in eine andere Richtung entwickelt, doch ändert das überhaupt nichts daran, dass ich ihn unfassbar gerne mochte und sein Tun trotzdem problemlos verstand und für authentisch empfand. Schon nach den ersten Seite verlor ich mein Herz ein klein wenig an ihn und verliebte mich dann zunehmend mehr in ihn; und das obwohl er mir optisch gar nicht mal so sehr ansprach. Doch sein Charme, seine Eigenheiten und seine Ausstrahlung überdeckten den oberflächlichen Faktor problemlos. Die beachtliche Entwicklung, die er dann noch an den Tag legte, ohne seine markanten Eigenschaften einzubüßen, rundeten sein Profil für mich ab und machten ihn zur perfekten Besetzung für diese Geschichte.
Valentina, die weibliche Hauptfigur war zwar charakterlich gesehen, das pure Gegenteil von Sebastian, aber nicht minder greifbar. Sie überzeugte vor allem durch ihre Entwicklung, denn während wir zu Beginn noch eine völlig eingeschüchterte, fast leblose Gestalt kennenlernen, befinden wir uns zum Schluss an der Seite einer Person, die das Glück regelrecht ausstrahlt und einfach lebendig und lebensfroh wirkt. Den Weg, den Valentina bis dorthin zurücklegen musste, war interessant und spannend zu verfolgen und animierte mich sogar hin und wieder, selbst einmal nachzudenken. Das Eis, das sich um sie gelegt hatte, schmolz dahin und selbst ich hatte das Gefühl, aufzublühen. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich glückselig lächelte und ihr ihr Glück einfach gönnte. Ich konnte mit ihr, doch auch mit Sebastian wunderbar leicht mitfiebern, mitfühlen und mitleiden. Doch trotz der großen Sympathie zu beiden Protagonisten, war es Valentina, die aus der Masse an Buch-Charakteren herausstach und einfach was besonderes an sich hatte, das im Gedächtnis bleibt.
Die Randfiguren, die von Mia Asher in die Geschichte eingewoben wurden, waren trotz der wenigen Auftritte erschreckend lebendig. Es gab einige Figuren, die mein Blut zum Kochen brachten; oder um es klarer auszudrücken: die mich fuchsteufelswild machten. Man spürte förmlich diese ekelhafte Arroganz, die der alte Geldadel ausstrahlt und es widerte mich regelrecht an, diese Personen kennenlernen zu müssen. Gewissen? Fehlanzeige! Gefühle? Alles Schall und Rauch! Hier wurde deutlich, dass sich solche Leute um nichts anderes scheren, als ihr Vermögen noch größer zu machen und ihr Ruf so rein wie möglich zu halten, obwohl jeder einzelne Dreck am Stecken hatte. Skrupellos.
Mia Asher verzaubert mit ihrem Schreibstil, und entführte mich in ein Paris, das furchtbares Fernweh in mir weckte. Ich war völlig gefangen zwischen den Seiten und fühlte mich mit Haut und Haaren ins Geschehen hinein gezogen. Sie schafft es, mit einfachen Worten eine sehr einnehmende, gefühlvolle Atmosphäre zu schaffen, die sich jedes Mal beim Aufschlagen des Buches im Raum ausbreitete und mich nach Paris katapultierte. Gut platzierte Beschreibungen, schöne Details und trotzdem nicht zu ausschweifende Darstellungen sorgen für einen bildhaften Lesefluss, der zügig abläuft und über keine Stolpersteine verfügt. Ich kam wunderbar leicht und schnell voran, rauschte quasi nur so durch die Geschichte und hatte trotzdem nicht das Gefühl, was zu verpassen. Was ich vielleicht ein wenig bemängeln möchte, ist die stellenweise auftretende Derbheit, die in der Sprache durchscheint. Mich persönlich stört es nicht, es hat nur ein wenig die emotionale Stimmung ins Wanken gebracht.
Was wiederum gut war, war die Gliederung der Geschichte. Die Autorin hat sich dazu entschieden, das Buch aus gleich drei verschiedenen Perspektiven zu erzählen. Zum einen durchleben wir das Geschehen durch Valentina’s Augen, doch auch aus Sebastian’s Sicht; und zu guterletzt aus der Sicht von Valentina’s Ehemann William. Eine enorm gute Idee, denn so bekam man einen nicht uninteressanten Einblick in jedes einzelne Köpfchen und die Abgründe darin lassen nicht lange auf sich warten.
Inhaltlich unterscheidet sich das Buch jetzt nicht großartig von anderen New Adult Geschichten – zumindest dachte ich das – und lag damit komplett falsch. Am Anfang herrscht tatsächlich noch der stereotypische Charakter einer Lovestory; doch sehr schnell baute sich eine Spannung auf, die mich nicht nur auf emotionaler Ebene begeistern konnte. Ich wurde regelrecht davon überrumpelt, wie fesselnd die Handlung geworden ist und wie viel Herzklopfen sie hervor rief. Diese Spannung zog sich bis zur letzten Silbe und schaffte es so, mich bis zum Schluss an die Seiten zu bannen und jegliche Form von Langeweile im Keim zu ersticken. Die Idee, dass Valentina noch nicht frei, sondern mit einem anderen Mann verheiratet ist, bringt enorm viel Potential mit sich und meiner Meinung nach hat Mia Asher es geschafft, dies auf ganzer Linie auszuschöpfen. Sie verzichtete auf Banales, eigentlich auf alles, was man bisher aus dem Genre kennt und kreiert eine Storyline, die durchaus etwas dunkler angehaucht ist und fast schon einen Platz im Dark Romance Bereich verdient hätte. Es gibt einige Szenen, die alles andere sind als jugendfrei und genau die sind, die die perfekte Abwechslung zur ansonsten sehr leidenschaftlichen, emotionalen Geschichte abgeben. Dabei halten sich die beiden Aspekte aber definitiv die Waage und keins der beiden Elemente kommt zu kurz. Genau so wenig zu kurz kommen überraschende Wendungen und Plots. Manchmal konnte ich gar nicht fassen, was da geschah; manchmal war ich einfach nur tief berührt davon und manchmal war ich stinksauer.
Kurz um: „Love me in the dark“ ist ein Buch, das bewegt. Es ruft die ganze Bandbreite an Emotionen hervor, die im Leser verankert sind. Selbst das Ende, das alles war, nur nicht vorhersehbar, erhält von mir die höchste Kritik. Es gab noch einmal einen Wendepunkt, der mich überraschte; der aber wunderbar passte und so das Ganze nochmal sauber abrundete. Der Epilog hingegen war durchaus ein wenig vorhersehbar; was aber keineswegs heißt, dass er nicht schön insziniert war. Die Autorin hat nochmal bewiesen, dass die Kreativität und das Talent besitzt, um genau solche Liebesgeschichten zu schreiben.
FAZIT:
„Love me in the dark“ von Mia Asher ist eine Liebesgeschichte, die streckenweise nicht als New Adult, sondern als Dark Romance bezeichnet werden sollte. Jedem, der zu diesem Buch greift, sollte das von vorn herein klar sein. Ist das der Fall, kann man sich auf wunderbar vielschichtige und 100% realistische und lebendige Figuren freuen; auf einen wunderbar atmosphärischen und gefühlvollen Schreibstil (inklusive derberer Sprache) und nicht zuletzt auf eine unheimlich spannende, mitreißende und packende Storyline, die zu überraschen und überzeugen weiß. Von mir gibt’s keine Kritik und deshalb verdiente 5 Sterne.