Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2019

Rund um die Bahn und ihre Fahrgäste

„Grund dafür sind Verzögerungen im Betriebsablauf“ – Wie die Bahn uns alle irre macht
0

Es gab einmal Zeiten, da machte die Bahn Werbung mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter, wir nicht“. Dann kam irgendwann die politische Entscheidung, dass die Bahn an die Börse müsse. Spätestens von da ...

Es gab einmal Zeiten, da machte die Bahn Werbung mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter, wir nicht“. Dann kam irgendwann die politische Entscheidung, dass die Bahn an die Börse müsse. Spätestens von da an ging’s bergab.
Ich bin kein regelmäßiger Bahnfahrer, aber auch ich kann ein Lied davon singen, was so bei der Bahn abgeht. Verspätungen unter fünf Minuten sind keine Verspätungen und ausgefallene Züge natürlich auch nicht. So kann man sich alles schönrechnen. Es hat mir aber gefallen, dass nicht nur auf der Bahn und ihrem Personal herumgehackt wurde, sondern auch ein Blick auf die Fahrgäste geworfen wurde.
Manchmal denkt man sich beim Lesen: Das kann doch wohl nicht wahr sein. Nur leider ist es real und ärgerlich.
Beim Lesen des Buches habe ich einiges wiedererkannt und anderes könnte ich auch noch dazu beitragen. Auch wenn man sich vor der Fahrt vornimmt, dass man alles, was da kommt, mit Humor nehmen wird, wenn man betroffen ist, ist es plötzlich gar nicht mehr lustig, sondern nur noch ärgerlich.
Umso schönes ist es, Zuhause im warmen zu sitzen und das Buch zu lesen, denn wenn man nicht betroffen ist, kann man gut darüber schmunzeln.
Vielleicht sollten sie bei ihrer Fahrt mit der Bahn, ein wenig in diesem Buch lesen. Man spürt dann, dass man nicht alleine ist.
Ein unterhaltsames Buch, solange man nicht betroffen ist.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Forever young

Die Frau, die nicht alterte
0

Fotos aus Martines Kindheit zeugen davon, dass sie ganz normal aufgewachsen ist. Ihr Vater war in Algerien stationiert und kommt als anderer Mensch nach Hause. Ihre Maman ist eine lebensfrohe Person. Als ...

Fotos aus Martines Kindheit zeugen davon, dass sie ganz normal aufgewachsen ist. Ihr Vater war in Algerien stationiert und kommt als anderer Mensch nach Hause. Ihre Maman ist eine lebensfrohe Person. Als Martine dreizehn ist, stirbt ihre Mutter durch einen Unfall. Als Martine studiert, lernt Sie André kennen. Sie weiß genau, dass er die Liebe ihres Lebens ist. Sie sind glücklich, ganz besonders als ihr Sohn Sébastien geboren wird. Doch etwas bringt ihr Leben ins Wanken. Ihr Äußeres verändert sich nicht. Alle bewundern ihr jugendliches Aussehen. Doch ihr selbst bereitet es zunehmend Probleme. Fabrice, der Freund ihrer Freundin Odette, nimmt sie für sein großes Fotoprojekt mit dem hochtrabenden Titel „Die Zeit“ auf. Jedes Jahr wird er nun ein neues Foto von ihr machen - mit den gleichen Kleidern und in der gleichen Pose. Es lässt sich nicht verheimlichen, sie altert nicht.
Es ist ein interessantes Buch, dass sich sehr angenehm lesen lässt. Schon bei „Das Leuchten in mir“ hat mit der einfühlsame Schreibstil des Autors Grégoire Delacourt gut gefallen.
Ich konnte mit Martine fühlen. Was sich zunächst gut anfühlt, wird immer mehr zu einem Problem. Während Odette mit ihrem Älterwerden hadert, muss Martine feststellen, dass das jugendliche Aussehen auch unangenehme Seiten hat. Sie macht das mit sich alleine aus, doch dann kommt der Tag, an dem ihr geliebter Mann sie darauf anspricht. Er wollte mit ihr zusammen alt werden, doch sie bleibt äußerlich jung.
Was tun Menschen nicht alles für ihr Aussehen, doch das Beispiel Martine zeigt, dass es vorteilhaft ist, in Würde altern zu können. Es ist eine Geschichte, die nachdenklich macht.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Sehr lesenswerter und schockierender Krimi

Sterbekammer
0

Durch Hundegebell wurde die Nachbarin von Frida darauf aufmerksam gemacht, dass an der Deichmühle etwas nicht stimmt. Frida fährt zur Deichmühle und findet dort den alten Eigenbrötler Josef Hader tot auf ...

Durch Hundegebell wurde die Nachbarin von Frida darauf aufmerksam gemacht, dass an der Deichmühle etwas nicht stimmt. Frida fährt zur Deichmühle und findet dort den alten Eigenbrötler Josef Hader tot auf der Treppe. Es sieht nach einem Unfall aus. Doch dann findet Frida auch noch eine Bodenklappe in der Küche. Darunter ist eine Kammer, die wohl als Gefängnis gedient hat. Bjarne Haverkorn erinnert sich an einen lange zurückliegenden Fall; die junge Mutter Anneke Jung verschwand damals spurlos. Die Ermittlungen ergeben, dass Anneke in dieser Kammer gefangen gehalten wurde. Was ist mit ihr geschehen?
Dieses Buch hat mir genau wie die Vorgängerbände „Totenweg“ und „Bluthaus“ gut gefallen. Auch wenn es genügend Hinweise auf die vorigen Fälle gibt, so ist es doch schön, die Entwicklung der Protagonisten zu erleben; daher ist es empfehlenswert, alle Bände in der Reihenfolge zu lesen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Rückblicke in die Vergangenheit geben einen guten Überblick auf das Geschehen. Diese Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Sie zeigt wieder einmal, welche Abgründe sich in Menschen auftun können.
Auch bei diesem Krimi nimmt das Privatleben der Protagonisten wieder viel Raum ein, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Inzwischen mag ich Frida Paulsen sehr gerne, mit der ich am Anfang der Reihe so meine Schwierigkeiten hatte. Aber auch Bjarne Haverkorn ist ein sympathischer Kommissar. Die beiden ergänzen sich gut. Ganz besonders aber habe ich mit Anneke gefühlt, die wirklich viel in dieser kleinen Kammer über Jahre erdulden musste und trotzdem viel Stärke zeigt.
Wieder ermitteln die Kommissare in einem Fall, bei dem es Verbindungen zu einem Fall in der Vergangenheit gibt. Es gibt eine ganze Reihe von falschen Fährten, doch am Ende löst sich alles schlüssig auf.
Ein sehr spannender Krimi mit einer ganze besonderen, etwas düsteren Atmosphäre.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Absoluter Spitzen-Thriller

Todesmal
0

Eine Nonne betritt das BKA-Gebäude in Wiesbaden und will unbedingt Maarten S. Sneijder sprechen. Doch der hat gerade seinen Job gekündigt, weil er nicht die Freiheiten bekommt, die er braucht, um erfolgreich ...

Eine Nonne betritt das BKA-Gebäude in Wiesbaden und will unbedingt Maarten S. Sneijder sprechen. Doch der hat gerade seinen Job gekündigt, weil er nicht die Freiheiten bekommt, die er braucht, um erfolgreich ermitteln zu können. Sabine Nemez versucht herauszufinden, was die Nonne will. Doch die will nur eines, nämlich Sneijder sprechen. Sie gibt Sabine einen kryptischen Hinweis, ansonsten schweigt sie beharrlich. Nemez geht dem Hinweis nach und kommt zu spät. Sie trifft eine falsche Entscheidung und das Opfer stirbt unter furchtbaren Qualen. Auf Sabines Wunsch hin kommt Sneijder zurück, aber auch er erfährt nicht viel, nur dass es innerhalt von sieben Tagen jeden Tag ein weiteres Opfer geben wird, wenn sie nicht schnell genug sind. Die Nonne muss also Helfer haben. Doch worum geht es? Die Spuren führen in die Vergangenheit und was die Ermittler herausfinden, ist erschreckend.
Dies ist der fünfte Band um Maarten S. Sneijder. Ich liebe den egozentrischen, aber genialen Profiler des BKA. Aber auch Sabine Nemez, die in Sneijders Schule gegangen ist, ist eine tolle und sehr fähige Polizistin. Sneijder bildet ein ungewöhnliches Team. Nicht nur Sabine, Tina und Marc gehören dazu, sondern auch Horowitz im Rollstuhl und Krzysztof, den er aus dem Gefängnis holt. Dieser Fall macht es ihnen schwer und Sneijder verlangt seinem Team alles ab, aber sich selbst schont er auch nicht. Marihuana und Akkupunkturnadeln wirken gegen Maartens Cluster-Kopfschmerzen, aber der Joint hilft ihm auch bei seinen Überlegungen.
Anscheinend ist jemand auf einem furchtbaren Rachefeldzug, doch was dahintersteckt, erschließt sich erst so nach und nach. Die Täter gehen sehr brutal, aber dennoch überlegt vor. Erst am Schluss erfahren wir, warum dieser Plan genau so durchgezogen wurde und es hätte wohl keinen anderen Weg gegeben, der zum Erfolg geführt hätte.
Am Ende ist der Fall zwar gelöst, aber es ist ein ziemlich ramponierter Haufen, der nach den internationalen Ermittlungen wieder in Wiesbaden landet.
Obwohl es so brutal und erschreckend zugeht, gibt es auch immer wieder Humorvolles.
Der komplexe Thriller ist sehr fesselnd und man möchte das Buch überhaupt nicht aus der Hand legen, obwohl die Beschreibungen der grausamen Verbrechen einen oft erschaudern lassen. Ungewöhnliche Charaktere und viele unverhoffte und dramatische Wendungen sorgen für eine temporeiche und sehr spannende Geschichte.
Ein überzeugender Thriller.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Komplex und spannend

Öxit
0

Reporterin Lou Sorko ist einer großen Sache auf der Spur. Ihr Artikel wird für ein Beben in Wien sorgen, denn ihre Informationen über den Kanzlerkandidaten Moritz Petrell sind sehr brisant. Nur soweit ...

Reporterin Lou Sorko ist einer großen Sache auf der Spur. Ihr Artikel wird für ein Beben in Wien sorgen, denn ihre Informationen über den Kanzlerkandidaten Moritz Petrell sind sehr brisant. Nur soweit wird es nicht kommen, denn Lou stirbt. Die Ermittlungen werden durch Oberst Radek Kubica, Chef der Wiener Mordkommission, und seinem Kollegen Chefinspektor Franz Dvorak geführt. Sie glauben nicht an einen Unfall. Schon bald müssen sie feststellen, dass sie in einen Sumpf geraten. Sie stoßen auf ein Netzwerk, dem aus Machtgier jedes Mittel recht ist und das in allerhöchste kreise reicht.
Die Vorgängerbände habe ich noch nicht gelesen, aber „Öxit“ lässt sich auch alleine lesen.
Ich habe mich eine ganze Zeit etwas schwergetan, da es nicht einfach war, die vielen beteiligten Personen auseinander zu halten, zumal es auch noch einige Namensähnlichkeiten gibt. Der Schreibstil ist gut zu lesen, erfordert aber Aufmerksamkeit. Kurze Kapitel und häufige Perspektivwechsel sorgen für Tempo und Spannung. Die Örtlichkeiten sind schön dargestellt. Obwohl ich nicht so oft in Wien war, hatte ich doch alles gut vor Augen.
Aber auch die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben. Die Ermittler sind beharrlich, sie wollen ihre Fälle lösen – selbst dann, wenn ihnen vom Vorgesetzten Knüppel zwischen die Füße geworfen werden. Sie machen weiter, auch wenn ihnen der Mörder das Leben schwermacht. Dazu bekommt es Radek auch noch mit persönlichen Problemen zu tun. Bei Petrell kommt zu der Skrupellosigkeit auch noch ein gewisses Charisma dazu, so dass er andere um den Finger wickeln kann.
Die Geschichte kommt sehr realistisch herüber, denn wenn wir uns in Europa und der Welt umschauen, kann man nicht übersehen, dass rücksichtslose Machtmenschen lügen und betrügen, um nach vorn zu kommen. Sie wurden als Vertreter des Volkes gewählt, doch das Volk ist ihnen nur so lange wichtig bis sie an der Macht sind. Eine Hand wäscht die andere und so reichen die Connections nicht nur nach oben, sondern auch in die Ordnungsbehörden.
Gerade weil es so realistisch erscheint, ist dieser Krimi, der eigentlich ein Politthriller ist, so erschreckend und macht einen wütend.
Es ist ein sehr spannender und komplexer Krimi mit einem überraschenden Ende.