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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2019

Charmant, aber als Krimi durchgefallen

Tod am Strand
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Phryne Fisher lebt im Melbourne der 20er Jahre. Sie ist sehr glamourös, sehr eigen, sehr ihrer Zeit voraus und vertreibt sich ihre Zeit als Privatdetektivin. Als ein Mädchen verschwindet und später halbtot ...

Phryne Fisher lebt im Melbourne der 20er Jahre. Sie ist sehr glamourös, sehr eigen, sehr ihrer Zeit voraus und vertreibt sich ihre Zeit als Privatdetektivin. Als ein Mädchen verschwindet und später halbtot wieder auftaucht, untersucht sie den Fall; da verschwindet eine ihrer Adoptivtöchter.

Um es vorweg zu nehmen: Als Krimi ist der Roman bei mir total durchgefallen. Die Spannung ist gleich Null und die Lösungen der Geheimnisse sind entweder früh zu erahnen, oder fallen einfach vom Himmel, bzw. werden von den unzähligen Kontakten geliefert. Trotzdem hat mir das Buch gefallen. Wenn man die (nicht-vorhandene) Krimihandlung beiseite lässt, bin ich sehr gut unterhalten worden. Das liegt vor allem an der liebenswürdigen Figur der Phryne Fisher. Sie ist ihrer Zeit weit voraus, gibt nichts um die Meinung der Anderen und lebt ihr Leben mit ihrem Liebhaber und dessen Frau und ihren beiden Adoptivtöchtern. Dazu gehören auf jeden Fall unzählige Flaschen Alkohol. Man muss sie einfach lieben. Dazu ist der Roman sehr gut übersetzt; die Sprache ist voll mit Bildern, voll mit unglaublich witzigen Sätzen. Das war alles sehr amüsant, deswegen sei der Autorin verziehen, dass sie das Krimischreiben nicht sonderlich gut beherrscht.

Anmerken möchte ich unbedingt, dass ich die Fernsehserie nicht kenne. Vielleicht ist der Roman mit den Bildern im Hinterkopf spannender. Wenn man sich an Sprache erfreuen kann, sollte man zugreifen und die Welt der Phryne Fisher kennenlernen. Krimiliebhaber können den Roman auslassen.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Kein Highlight der Serie

Ostseerache
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Ich bin ein Fan der Serie mit Pia Korittki; aber diesmal war ich vom Fall mäßig begeistert. Das wirkt auf mich alles zu konstruiert, zu abwegig und die Lösung der beiden Fälle ist zum einen im alten Fall ...

Ich bin ein Fan der Serie mit Pia Korittki; aber diesmal war ich vom Fall mäßig begeistert. Das wirkt auf mich alles zu konstruiert, zu abwegig und die Lösung der beiden Fälle ist zum einen im alten Fall schon zu erahnen, im aktuellen Fall zum anderen wird der Täter wie das Kaninchen aus dem Hut gezaubert. Also für mich war das nix.

Aber als Fan der Serie bemühe ich mich auch, den dreizehnten Fall als Umbruch in Pias Leben zu sehen. Die Autorin meint es wieder mal (!!!) nicht gut mit Pia. (Liebe Eva Almstädt, wenn Sie das lesen, Pia hat doch auch ein Recht auf ein geregeltes Privatleben...gönnen Sie es ihr bitte!) Der private Schicksalsschlag wird ihr bestimmt noch zu schaffen machen, die Farbenblindheit von Felix könnte ja auch auf einen anderen Vater hindeuten und beruflich steht eine große Herausforderung an. Deshalb gibt es dreieinhalb Sterne mit der Hoffnung, daß a) der nächste Fall wieder besser wird und b) daß Pia unbeschadet durch den Sturm kommt.

Veröffentlicht am 23.04.2020

Wie man aus geklauten Ideen Durchschnitt macht

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Nachdem dem Selbstmordversuch ihres Mannes möchte Kirsty in Wales neu anfangen. Zusammen mit ihrer Familie eröffnet sie in einem alten Pfarrhaus eine kleine Pension. Zur Eröffnung erscheint auch ihre Cousine ...

Nachdem dem Selbstmordversuch ihres Mannes möchte Kirsty in Wales neu anfangen. Zusammen mit ihrer Familie eröffnet sie in einem alten Pfarrhaus eine kleine Pension. Zur Eröffnung erscheint auch ihre Cousine Selena, zu der sie vor vielen Jahren den Kontakt abgebrochen hat. Als diese ermordet wird, kommen Geheimnisse ans Licht, die immer verschwiegen wurden. Gleichzeitig scheint die dunkle Vergangenheit des Pfarrhauses ihre Bewohner einzuholen.

Dieser Thriller bietet für mich in Sprache, Verwicklungen, Figurenzeichnung und Spannung nur Durchschnitt. Ständig werden Andeutungen gemacht, Gespräche angefangen und abgebrochen, so dass die Schlussfolgerung bleibt, hier sollten nur mehr Wörter, mehr Seiten generiert werden. Dadurch wird das Ganze aber auch nicht schlüssiger, bzw. realistischer. Bei Details wie den Blumen vor der Haustür, dem Strick an der Decke oder der mysteriösen Puppe hatte ich den Eindruck, ich bin in einem Horrorhaus gelandet, wobei da auch vieles geklaut ist. Dieser Erzählstrang wird dann auf zwei Seiten aufgeklärt...WOW!

Mein Hauptproblem liegt aber in der Ich-Erzählerin Kirsty, eine Helikoptermutter, die sich außerdem ständig nur selbst bemitleidet und natürlich die einzige ist, die immer recht hat; und zum Thema geklaut: Ständig sucht sie nach ihrem Asthmaspray. Jahrelang hatte sie den Kontakt zu ihrer Cousine abgebrochen, um sich jetzt nach einem halben Gespräch zu versöhnen. Nicht besonders glaubwürdig. Auch das Klischee der herrischen Mutter und des Ehemanns, der sich selber gefunden hat, hat mich sehr ermüdet.

Was mir gut gefallen hat: Die Figuren der Kinder sind die einzigen, die wirklich gelungen sind. Bei der Suche nach dem Mörder gelingt es der Autorin außerdem sehr gut, den Verdacht auf wirklich alle Charaktere zu lenken. Da hat jeder Motiv und Möglichkeit. Zumal ich auch nicht mehr wusste, wem ich trauen konnte und wer wie viel verschweigt. An dieser Stelle des Romans bricht die Spannung aus dem Durchschnitt aus. Die Auflösung hat mich überrascht, wenn auch nicht überzeugt.

Ein Thriller, den man nicht unbedingt gelesen haben muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2019

Überfrachtet

Die Vergessenen
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1944: Eine Krankenschwester entdeckt in einer Klinik Schreckliches. 2013: Ein Mann für besondere Aufträge versucht in den Besitz einiger Akten zu kommen. Eine Journalistin deckt ein Geheimnis auf.

Die ...

1944: Eine Krankenschwester entdeckt in einer Klinik Schreckliches. 2013: Ein Mann für besondere Aufträge versucht in den Besitz einiger Akten zu kommen. Eine Journalistin deckt ein Geheimnis auf.

Die Autorin hat in meinen Augen viel zu viel in einen einzigen Roman gepackt...oder hat das Lektorat geschlampt?

Euthanasie im Dritten Reich ist ein trauriges Thema, das auch nicht vergessen werden darf, aber das wird in diesem Roman einfach so nebenbei abgehandelt. Ich finde das nicht gut gemacht. Die Erzählperspektive wechselt zu oft, der Erzählstrang um Manolis Lefteris, den Mann für besondere Aufträge, wirkt zu bemüht und das, was aus der Perspektive der Krankenschwester Kathrin erzählt wird, wirkt für mich wie ein Fremdkörper im Roman, dazu ist ihr Charakter auch nicht schlüssig: Sie weiß Bescheid, hat die Fakten zur Hand, aber was macht sie? Nicht nur, dass sie nichts unternimmt, im Gegenteil, sie beginnt ein Verhältnis mit dem Oberschurken. Am Ende siegt die Gerechtigkeit, die für die Opfer im Zweiten Weltkrieg natürlich zu spät kommt, aber das Böse bekommt zumindest seine Strafe; ziemlich weichgespült und wirklich rund wird der Roman dadurch auch nicht.

Insgesamt hatte ich mir von dem Roman mehr versprochen, da die Autorin Krimis schreiben kann, die mehr als solide sind! Liebe Inge Löhnig: Bleiben Sie doch bei Kommissar Dühnfort, der hier auch seinen kleinen Auftritt hat.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Wenige gute Ideen ergeben keinen guten Roman

Mobbing Dick
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Dick Meier, der noch bei den Eltern wohnt, schmeißt sein Jurastudium und startet seine Karriere bei einer Schweizerischen Bankanstalt. Als der Druck zu groß wird, flüchtet er in sein Alter Ego Mobbing ...

Dick Meier, der noch bei den Eltern wohnt, schmeißt sein Jurastudium und startet seine Karriere bei einer Schweizerischen Bankanstalt. Als der Druck zu groß wird, flüchtet er in sein Alter Ego Mobbing Dick, das immer mehr die Kontrolle übernimmt.

Tom Zürcher entwirft hier eine bitterböse Geschichte über das Bankwesen. Auch wenn der Roman in der Schweiz spielt, denke ich, man könnte das Ganze auf deutsche Banken übertragen. Hier wird mit Ellenbogen gearbeitet; Hauptsache nach oben kommen, unten wird die Arbeit gemacht und der ahnungslose Kunde bezahlt. Ich glaube, so weit entfernt von der Wahrheit ist die ganze Geschichte nicht, wenn man bedenkt, dass in der Realität 80jährigen noch eine Rentenversicherung verkauft wird. Aber auch Dicks Familie kommt nicht gut weg. Da wird genauso gelogen und hintergangen, egal ob es ums Geld geht, oder um die Tatsache, dass man einen dritten Mitbewohner braucht, als Dick aus dem trauten Heim ins Rotlichtmilieu zieht.

Die einfache Sprache und der Wortwitz haben mich etwa hundert Seiten gut unterhalten, aber dann stagniert der Roman. Die ewige Diskussion über Dicks Vornamen war für mich irgendwann nicht mehr witzig. Die Charaktere sind bewusst einfach gehalten und entwickeln sich auch nicht (allerdings gehts hier auch nicht um die Charaktere). Auch der Einfall mit dem Zahnarztstuhl, den ich unglaublich gut fand, ist schnell im Nichts verlaufen. Da kommt nichts neues mehr und die Geschichte dümpelt vor sich hin, bis Mobbing Dick mehr und mehr beginnt, das Geschehen zu bestimmen. Das endet dann in einem Finale, das brutal daherkommen will, mich aber überhaupt nicht überzeugt hat. Das Ende des Romans war dann keine große Überraschung mehr.

Ein paar gute Einfälle machen für mich keinen guten Roman und unter dem Strich hat Mobbing Dick mich nur lauwarm zurückgelassen.