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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2019

Eine wunderschöne, emotionale Geschichte!

Nicht weg und nicht da
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Meine Meinung
Mit „Den Mund voll ungesagter Dinge“ hat Anne Freytag mich absolut begeistern können, weswegen ich mir auch gleich zur Neuerscheinungen dieses Buch gekauft habe. Bisher hatte ich aber nicht ...

Meine Meinung
Mit „Den Mund voll ungesagter Dinge“ hat Anne Freytag mich absolut begeistern können, weswegen ich mir auch gleich zur Neuerscheinungen dieses Buch gekauft habe. Bisher hatte ich aber nicht das Gefühl, in der richtigen Stimmung für das Buch gewesen zu sein, weswegen es lange ungelesen in meinem Regal stand.

Luise hat gerade ihren Bruder verloren und trauert ihm natürlich sehr nach. Mit dem Rest ihrer Familie steht sie in einem „stummen“ Konflikt, in dem zwar niemand großartig etwas sagt, aber sie fühlt sich einsam und verloren. Bis sie eine E-Mail von ihrem verstorbenen Bruder erhält, in dem er sie zu Dingen auffordert, die sie sich sonst nie trauen würde. Gemeinsam mit dem ruhigen Jacob, den sie gerade kennen gelernt hat, versucht sie also, sich diesen Aufgaben zu widmen.
Ich mochte Luise relativ schnell, auch wenn sie ihren eigenen Kopf hat. Ich kann mich zwar nicht mit ihr identifizieren und glaube auch nicht, dass ich im realen Leben mit ihr befreundet wäre, aber ich mochte sie sehr. Gerade ihre Entwicklung, die sie in diesem Buch durchmacht ist wirklich wunderschön. In ihrem eigenen Tempo, auf ihre Art und Weise, aber sehr schön mit anzusehen.
Zu Jacob kann ich nicht ganz so viel sagen. Er ist sehr still, zurückhaltend und kümmert sich in erster Linie um Luise. Ich hätte so gerne, noch so viel mehr von ihm erfahren und fand es schade, dass es er ein wenig zurück stecken musste. Es geht natürlich in erster Linie um Luise und ihrer Geschichte mit ihrem Bruder, aber dennoch fand ich die Ansätze von Jacobs Geschichte auch sehr interessant. In diesem Roman hat er in meinen Augen aber zu sehr nur als Nebenfigur funktioniert. In den seltensten Momenten geht es um ihn als Figur, in den meisten darum, wie er sich im Zusammenhang mit Luise fühlt. Wie gesagt, sehr schade, aber ich weiß, dass das den Rahmen für dieses Buch ein wenig gesprengt hätte. Vielleicht kommt da ja noch ein Buch!

Der Schreibstil war mir aus ihren vorherigen Büchern bereits bekannt, dort mochte ich ihn auch schon sehr. Es ist sehr emotional geschrieben und meine Augen blieben auf keinen Fall trocken. Es wurde in der Ich-Perspektive aus jeweils Luises und Jacobs Sicht verfasst. Das Buch ist in Tagen eingeteilt, die jeweils ein Kapitel ausmachen. Innerhalb eines Tages wechseln die Perspektiven zwischen den beiden Protagonist häufiger. Anfangs waren mir diese Wechsel ein wenig zu schnell, häufig wurde schon nach nur ein einhalb Seiten die Sicht wieder gewechselt. Das wurde zum Glück im Laufe des Buches besser und hat mich auch nach wenigen Seiten gar nicht mehr gestört.

Die Handlung ist sehr schön aufgebaut. Ich habe bereits erwähnt, wie sehr ich Luises Charakterentwicklung mochte, diese ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen. Die Idee der E-Mails Luises verstorbenen Bruders fand ich sehr schön, gerade, dass dieser Luise immer zu „unmöglichen“ Aufgaben auffordert und ihr somit bei ihrer Trauerbewältigung hilft, fand ich super.

Fazit
Ich habe das Buch sehr geliebt und kann es wirklich jedem weiter empfehlen, der Taschentücher griffbereit hat. Es ist sehr ehrlich und emotional und konnte mich in sämtlichen Punkten überzeugen.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Faszinierend und fesselnd!

Gespräche mit Freunden
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Meine Meinung
Dieses Buch habe ich tatsächlich in irgendeiner Zeitung gefunden und es hörte sich wahnsinnig interessant an. Besonders der Satz wie „Sie ist die Stimme der jungen Generation“ hat sich sehr ...

Meine Meinung
Dieses Buch habe ich tatsächlich in irgendeiner Zeitung gefunden und es hörte sich wahnsinnig interessant an. Besonders der Satz wie „Sie ist die Stimme der jungen Generation“ hat sich sehr in meinem Kopf festgesetzt. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte der jungen Studentin.

Und damit wären wir bei Frances, die 21-Jährige Studentin in Dublin. Sie schreibt gerne, besonders Gedichte und ist allgemein nicht unzufrieden mit sich, obwohl sie es sich immer mal wieder in Erinnerung rufen muss. Sie studiert und macht Praktika, möchte aber mit diesem Leben am liebsten gar nicht mehr aufhören. Sie ist ein ruhiger Charakter, der vor Emotionen brodelt, diese aber aufgrund von Geschehnissen in der Vergangenheit kaum an die Außenwelt trägt. Dadurch wird sie oft als „die Coole“ oder „die Gelassene“ beschrieben, obwohl sie häufig alles andere als gelassen ist.
Sie hat mir gleich sehr gut gefallen, einerseits weil ich mich selbst sehr stark in ihr sehe und andererseits weil ich mich vielleicht ein kleines bisschen in sie verliebt habe.

Bei Nick wusste ich zu keinem Zeitpunkt, was genau ich von ihm halten sollte. Er war immer wieder sehr faszinierend, aber doch blieb seine Intention für mich sehr unklar, wobei es Frances da schließlich sehr ähnlich ergehen musste.

Die Handlung ist ebenso aufregend, wie alltäglich und normal. Es gibt keine wahnsinnig hohen Höhepunkte, auf die das Buch hin arbeitet, aber trotzdem ist es nicht langweilig, im Gegenteil.
Während Frances sich ihrer Leidenschaft zu Nick immer mehr hingibt, durchläuft sie eine wahnsinnige Entwicklung, die sehr spannend anzuschauen war. Sie lernt sich selbst immer weiter kennen und trifft Entscheidungen, die sie immer weiter verändern und trotzdem kommt sie immer wieder zu sich zurück.
Es geht viel um Frances‘ Emotionen und Gefühle und weniger darum, eine wahnsinnig fantasievolle Geschichte zu entwickeln. Es geht um eine Geschichte, die jede junge Frau erleben könnte, ohne dass Dinge geschönt werden. Ohne, dass alles perfekt läuft.

Es wird gezeigt, was Liebe und Wut aus einem Menschen machen könen, wie viel uns Freundschaft bedeutet und wie weit jemand gehen würde, wenn es um seine Gefühle geht und das ohne romantisierten Schnick Schnack, sondern als pure Realität.

Zudem geht es natürlich auch noch um die Gespräche unter Freunden – die vier Hauptfiguren diskutieren gerne über sämtliche Themen, besonders aber auch über Politik, Feminismus, Diskriminierungen und Sexualität. All diese Gespräche waren wirklich sehr interessant dargestellt, sodass es niemals zu viel von einem wurde. Es gab einen guten Wechsel und die Gespräche kann ich wahnsinnig gut auf mich un meine Freunde übertragen.

Fazit
Sally Rooney hat mich wahnsinnig begeistern können. Ihr Buch spiegelt ehrlich und unromantisiert die Emotionen einer jungen Studentin wieder, die sich in einem großen Gefühlschaos befindet und das in einem wundervollen Schreibstil. Die Handlung hat mich sowohl gefesselt, als auch süchtig gemacht und ich wollte nicht, dass dieses Buch endet.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Der perfekte Sommer-Abschluss!

Unter dem Zelt der Sterne
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Meine Meinung
Die Atmosphäre des Covers hat mich gleich in ihren Bann ziehen können und auch der Klappentext hat bei mir gleich ein wunderschönes Gefühl ausgelöst. Ich habe auf eine wunderschöne Spät-Sommer-Geschichte ...

Meine Meinung
Die Atmosphäre des Covers hat mich gleich in ihren Bann ziehen können und auch der Klappentext hat bei mir gleich ein wunderschönes Gefühl ausgelöst. Ich habe auf eine wunderschöne Spät-Sommer-Geschichte gehofft, die von mir unbedingt noch vor den kühleren Herbsttagen gelesen werden wollte.

Zorie liebt es zu planen, mehr als das, sie muss Pläne entwickeln und auf jegliche Situation vorbereitet sein. Sie ist nicht beliebt in der Schule, aber auch nicht unbeliebt, sie liebt Organisation und die Sterne, die sie gerne durch ihr Profi-Teleskop beobachtet und fotografiert. Eigentlich ist die Natur nicht ihr Ding – die Menschen haben doch nicht umsonst Häuser erfunden, oder? Doch als ihre ehemalig beste Freundin sie zum Camping Trip einlädt, hofft sie, ihre alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen.
Dass ihr Ex-Freund oder auch Ex-Nicht-Freund, Lennon, dabei sein würde, wusste sie nicht. Und dass auch die größte Shopping-Tour im Camping-Center sie nicht vor der Katastrophe im Camp retten würde, hätte sie auch nicht gedacht. Besonders aber, dass sie mit Lennon alleine in der Wildnis landen würde, war definitv nicht ihr Plan.Zorie war mir gleich sympathisch, weil sie sofort als ein wahnsinnig herzensguter Mensch auftritt. Ich hätte sie so oft einfach knuddeln können und würde sie sehr gerne als beste Freundin haben.

Noch nie waren wir so nah, noch nie waren wir weiter voneinander entfernt.

Seite 278
Sie entwickelt sich im Laufe des Buches wahnsinnig weiter, was wiederrum sehr schön war, mitzuerleben. Sie ist immer mutig und taff, auch wenn die Situation sie absolut überfordert und ist wie eine kleine Heldin für mich.

Der Roman ist in der Ich-Form aus Zories Sicht verfasst worden. Der Schreibstil hat mir wahnsinnig gut gefallen; er war so leicht und angenehm zu lesen, dass ich noch etliche Seiten weiter hätte lesen können. Zudem hat mir die Aufmachung des Buches super gut gefallen. Dass das Cover mir gefällt, habe ich bereits gesagt, aber die Haptik des Buches ist wunderschön. Das Papier fühlt sich hochwertiger an, als ich es gewohnt bin und auch der Einband ist aus einem anderen Material, wie sonst, was für mich sehr besonders macht. Zudem finden wir einige Karten, wie eine Zeichnung von Zories Heimatstadt, wieder. Diesen zusätzlichen Aufwand sollte man auf jeden Fall würdigen, weil die Zeichnungen super schön und besonders sind.

Planen kann einen nicht vor allem retten. Veränderungen sind unvermeidlich und Unsicherheit ist eine Tatsache.

Seite 373
Die Handlung ist genauso wundervoll, wie ich es mir vorgestellt hatte und doch war sie noch so viel mehr. Nachdem Zorie sich zu dem Camping-Trip hat überreden lassen, zerbricht die eigentliche Planung ziemlich schnell, sodass sie mit ihrem Ex-Freund, Lennon, wie gesagt alleine in der Wildnis landet. Nachdem er ihr Herz gebrochen hat, haben sie kaum ein Wort miteinander gewechselt und nun ist sie auf den campingerfahrenen Jungen angewiesen. So aber haben sie endlich die Chance sich auszusprechen, zu erklären und zu erfahren, was passiert ist und was sie füreinander empfinden. Die Entwicklung zwischen den beiden war so zaghaft und ruhig, dass es das ganze sehr authentisch gemacht hat und ich es gerne gelesen habe.

Beide müssen sich zudem familiären Problemen stellen, die aus meiner Sicht wahnsinnig schön gelöst worden sind und eine gewissen schöne Moral vertreten.

Fazit
In der wunderschönen und angenehmen Atmosphäre von der Camping-Tour, dem Schlafen im Zelt und dem Laufen durch die Natur habe ich mich super wohl gefühlt. Ich habe mich beim Lesen so sehr in einen lichtdurchfluteten Wald an ein Lagerfeuer gewünscht, ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr dieses Buch die Spät-Sommerzeit für mich atmosphärisch wiederspiegelt.Die Handlung ist aufregend, aber zudem sehr ruhig und angenehm zu lesen, ohne zu starke Schwankungen zwischen den Höhepunkten. Gemeinsam mit den beiden Protagonisten und dem ruhigen, schönen Schreibstil wirkte alles insgesamt sehr harmonisch und bildet für mich den perfekten Sommer-Abschluss.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Eine wunderbare Geschichte!

Prince of Passion – Nicholas
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Meine Meinung
Auf Instagram ist mir die Reihe „Royal Passion“ ständig ins Auge gesprungen, besonders wegen der so gut zusammen passenden Cover. Diese finde ich wirklich wunderschön, sie sind irgendwie ...

Meine Meinung
Auf Instagram ist mir die Reihe „Royal Passion“ ständig ins Auge gesprungen, besonders wegen der so gut zusammen passenden Cover. Diese finde ich wirklich wunderschön, sie sind irgendwie mal etwas anderes, aber trotzdem schlicht und edel. Vor der Handlung bin ich zunächst ein wenig zurück geschreckt: Royal Hotness und die unbürgerliche Kellnerin, die sich nicht für seinen Titel zu interessieren scheint? Klingt irgendwie so, als hätte ich es schon mal gelesen. Dennoch wollte ich dem Hype der Reihe nachgeben und mir nun selbst ein Bild von der Reihe machen.

Olivia ist nicht nur Kellnerin, sondern auch die (Ersatz-)Besitzerin und Bäckerin eines Pie-Ladens mitten in New York. Sie kämpft sich über die Runden und arbeitet rund um die Uhr, um ihrer kleinen Schwester ein gutes Leben geben zu können. Sie ist ehrgeizig und ihr Privatleben blieb in den Jahren ziemlich auf der Strecke. Obwohl sie einerseits selbstbewusst ist und weiß, was sie tut und sagen muss, ist sie sehr höflich. Sie war mir direkt sympathisch und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen. Ihre freundliche Art war so ansteckend, dass ich mich bei ihr gleich wohl gefühlt habe.

Nicholas ist Thronfolger der Queen aus Wesco und wird von seiner Fan-Gemeinde gerne Royal Hotness genannt. Und er widerspricht meinen Vorstellungen von ihm – in positiver Hinsicht! Ich hatte mir einen arroganten, gelangweilten und überheblichen Prinzen vorgestellt und wurde mit einem selbstbewussten, aber sympathischen, pflichtbewussten, aber doch irgendwie bodenständigen jungen Mann überrascht. Auch seine Art war sehr angenehm und ruhiger, als erwartet, auch wenn er anfangs wirklich meiner Erwartungshaltung nachgegangen ist. Aber das wirkte auf mich eher wie ein Schutzmechanismus, um nicht jedem sofort seinen wunderbaren Charakter zu offenbaren. Trotzdem ist er kein großer Rebell – das wird ja Henry im 2. Teil vermutlich schon sein – und das war irgendwie sehr erfrischend.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, auch wenn Nicholas‘ Ausdrucksweisen besonders am Anfang wirklich sehr vulgär waren. Das hat sich dann mit seinen schnellen und auffälligen Charakter-Wandel ins Positive schnell gelegt. Allgemein hat der Stil der Autorin mich schnell fesseln und mich sehr flüssig durch die Handlung führen können.

Die Handlung ist eigentlich wie erwartet gewesen, aber trotzdem hat sie mich süchtig gemacht, sodass ich sie gar nicht mehr loslassen konnte und lieben musste. Es wird sich an einigen Klischees bedient, was ich gar nicht anders erwartet habe. Es gibt die typischen Probleme, die zwischen Adel und Bürgerlich wohl so auftauchen können und eigentlich war alles relativ vorhersehbar. Dennoch hat es mich wie gesagt begeistern können. Ich könnte auch ehrlich gesagt gar keinen Punkt nennen, der mir nicht gepasst hat, den ich irgendwie schräg fand. Alles zusammen war es einfach eine wahnsinnig runde und schöne Geschichte.

Fazit
Trotz der Klischees und Vorahnungen hat diese Handlung etwas besonderes, was vielleicht von den Charakteren kommt, vielleicht von der interessanten Atmosphäre – ich weiß es nicht. Aber ich bin absolut begeistert und freue mich schon jetzt wahnsinnig auf den zweiten Teil.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Erschreckend real und fesselnd!

Exit Now!
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Meine Meinung
Nachdem ich sowohl die Gelöscht-Reihe von Teri Terry, als auch „Mind Games“ und „Book of Lies“ geliebt habe, war es direkt klar, dass ich „Exit Now!“ unbedingt lesen muss. Besonders als ich ...

Meine Meinung
Nachdem ich sowohl die Gelöscht-Reihe von Teri Terry, als auch „Mind Games“ und „Book of Lies“ geliebt habe, war es direkt klar, dass ich „Exit Now!“ unbedingt lesen muss. Besonders als ich erfahren habe, dass es die Vorgeschichte der beliebten Gelöscht-Reihe bildet, war ich sehr neugierig und gespannt.

Wir befinden uns in Englang, im Jahr 2024. Nach dem Brexit hat sich das Land und seine Regierung gewandelt, die Kluft zwischen Armut und Reichtum wird immer breiter und Demonstrationen, Aufstände und Terror-Anschläge gehören mittlerweile zum Alltag. Die 15-Jährige Samantha, Sam, sieht von all dem reichlich wenig. Von ihrem Vater, ein hohes Tier in der Politik, wird sie aus all dem raus gehalten und darf stattdessen auf Events und Presseverantstaltungen in Maßgeschneiderten Kleidern lächeln und Sekt trinken. Erst als sie Ava, ihre zwei Jahre ältere Nachhilfelehrerin, kennen lernt, scheint Sam die Situation in England besser zu verstehen. Sie beginnt, die Regierung zu hinterfragen, auch wenn das bedeutet, sich gegen ihren Vater zu stellen.

Sam ist reich, wohlhabend und wohl gehütet. Sie weiß nicht, was wirklich in ihrem Heimatland geschieht, aber nicht, weil sie es nicht wissen wollte, sondern weil ihr Vater sie von allem abschirmt. Sie fühlt sich von ihm nicht ernst genommen und versucht langsam, ihre eigene politische Haltung zu finden. Sie war mir gleich sehr sympathisch, auch wenn sie (durch ihren Vater erzwungenermaßen) sehr naiv durchs Leben läuft. Sie sieht vieles für selbstverständlich, aber lernt mit der Zeit, dass es auch ganz anders aussehen könnte. Sie merkt, wie absurd es ist, mit ihren Freunden shoppen zu gehen und zu feiern, obwohl sie weiß, wie viele Jugendliche auf den Straßen stehen und für ihr Leben protestieren. Sie durchlebt eine wahre Charakterwandlung, was mir sehr gut gefallen hat.
Auch Ava hat schnell mein Herz erobert. Sie lebt in einfachen Verhältnissen mit ihrem Vater zusammen, der Taxi fährt, um die Miete zahlen zu können. Ich hatte mir Ava anders vorgestellt, deutlich rebellischer. Ich habe vermutet, dass sie Sam erst überhaupt aus ihrer Scheinwelt wachrüttelt. Aber eigentlich tritt eher das Gegenteil ein. Ava ist relativ unscheinbar und hat zwar ihre politische Meinung, gibt sie öffentlich aber nicht kund. Sie ist sogar eher die vorsichtigere der Beiden, was ich zwar anders erwartet habe, was aber perfekt passte.

Der Roman ist in der Ich-Form, abwechselnd aus den Perspektiven von Ava und Sam verfasst worden. Den Schreibstil habe ich schon in ihrem anderen Büchern geliebt, wobei mir hier das erste Mal aufgefallen ist, dass die Kapitel jeweils relativ kurz sind. Nicht zu kurz, dass es mich stören würde – es hat ziemlich gepasst -, aber es st mir auf jeden Fall aufgefallen. Nichtsdestotrotz ist ihr Schreibstil wahnsinnig fesselnd und angenehm zu lesen. Die Autorin kann Szenen wahnsinnig bildhaft beschreiben, was mich gleich zu Beginn in die Szenerie setzen konnte. Obwohl es mit fast 500 Seiten nicht gerade dünn ist, konnte ich nicht aufhören zu lesen, bis ich es durch hatte, was überraschend schnell gegangen ist.

Der Roman ist deutlich politischer, als ich anfangs vermutet hatte. In anderen Jugend-Dystopien hängt zwar auch immer alles mit der Regierung und Politik zusammen, aber so vertieft wie in diesem Buch habe ich es noch nie gelesen. Mir wurde natürlich nicht das gesamte politische System Englands erklärt, dennoch hatte ich das Gefühl, näher dran zu sein. Ich hatte das Gefühl, besser zu verstehen, warum etwas passiert, wie es dazu kam. Und das auch besonders in Hinblick auf die Gelöscht-Trilogie. Es erklärt in meinen Augen perfekt, wie es zu dem dystopischen England 2054 in „Gelöscht“ kommen konnte und das macht ein gutes Prequel aus!

Aber 2024 liegt gar nicht so weit entfernt und es ist erschreckend, wie real dieser Roman wirkt. Der Brexit steht uns bevor und keiner weiß so wirklich, was dann eigentlich passieren wird. „Exit Now!“ ist eine Art Warnung, die aufzeigt, was der Austritt einer Nation für negative Folgen mit sich ziehen könnte. Die Grenzen sind geschlossen, Krankenversicherungen gibt es nur noch bedingt, viele Menschen landen auf den Straßen, das Sprechen andere Sprachen ist verboten, es gibt Ausgangssperren und noch so vieles mehr.
Gleichzeitig aber gibt es Bewegungen gegen die Regierung, gegen die strikten Vorschriften und schlimmen Verurteilungen und diese Proteste werden häufig von Jugendlichen bestritten. Jugendliche, die nicht in der Welt leben wollen, die die ältere Generation geschaffen hat. Jugendliche, die gegen Korruption kämpfen. Jugendliche, die für ihre eigenen Rechte einstehen. Und das ist genau das, was wir aktuell auch wöchentlich in Form von Fridays for Future auf unseren Straßen sehen. Es ist so erschreckend nah an unserer heutigen Zeit, dass dieses Buch dem ein oder anderen vermutlich die Augen öffnen könnte, dass es genau jetzt an der Zeit ist, etwas zu verändern.

Fazit
Ein wahnsinnig starker Roman, der die Augen öffnet und die dystopischen Folgen des Brexits aufzeigt – so real, dass es schon gruselig ist. Gepaart mit sehr interessanten und sympathischen Protagonisten und einem aufregenden und fesselnden Schreibstil der Autorin hat diese das perfekte Prequel der Gelöscht-Trilogie geschaffen, die ich unbedingt noch einmal rereaden werde.