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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2020

Qualitativ extrem unterschiedlich

Wir sind das Feuer
1

Neuen AutorInnen muss immer eine Bühne bereitet werden, denn wie sonst sollen sie überhaupt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken? Dennoch ist es auch stets schwierig, nach dem ersten veröffentlichten ...

Neuen AutorInnen muss immer eine Bühne bereitet werden, denn wie sonst sollen sie überhaupt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken? Dennoch ist es auch stets schwierig, nach dem ersten veröffentlichten Titel eine abschließende Bewertung über die Fähigkeiten des Schreibers abzugeben, denn je mehr man schreibt, umso mehr stellt sich eine Routine ein, desto mehr kann man Feedback berücksichtigen und verarbeiten. Demnach ist aller Anfang schwer und so würde ich es auch für Neuling Sophie Bichon zusammenfassen. Ihre Dilogie ist bei Heyne erschienen und nachfolgend kommt die Bewertung des Auftakts „Wir sind das Feuer“.

Da ich im NA-Genre so belesen bin, ist natürlich nicht zu leugnen, dass hier ein Schema F oft nicht zu leugnen ist. Daher sind eher ungewöhnliche Stilelemente sicherlich keine schlechte Idee. Bichon arbeitet hier mit schnellen Perspektivwechseln innerhalb eines Kapitels. Sowas habe ich gerne in Krimis oder Thrillern, da so ein schnelles Lesetempo gefördert wird und auch die Spannung ins Unermessliche gesteigert wird. Diese Anforderungen stelle ich an einen Liebesroman nun mal nicht, deswegen hat sich mir auch schnell gezeigt, dass mir diese Stilistik für die Geschichte nicht gefällt. Die Wechsel kamen oft auch zur völligen Unzeit und haben Gedankengänge unterbrochen. Wechsel sogar mitten im Satz sollten wohl raffiniert wirken, mir haben sie aber den Lesefluss behindert.

Insgesamt wurde im gesamten Buch auf Schnelligkeit gesetzt: schnelle Wechsel, schnelles Vorantreiben von Handlung und schnelle Charakterentwicklungen. Auch wenn Schnelligkeit nicht generell falsch ist, so gibt es in diesem Genre gewisse Kernpunkte, in denen Schnelligkeit völlig fehl am Platz ist. Das ist zum einen in den Momenten, wo es intensiv und gefühlvoll zugehen muss. Dort lässt man einfach etwas liegen, wenn man zehn Zwischenschritte überspringt. Und auch die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren muss dem Leser so transportiert werden, dass er die Anziehung zwischen ihnen nachvollziehen kann. Das gelingt aber nicht, wenn jetzt auf gleich von Liebe die Rede ist und sich nach diesem Liebesgeständnis noch nicht mal sicher ist, ob man ein Paar ist. Für mich hat es demzufolge zwischen Paul und Louisa nicht gefunkt. Das ist für eine Liebesgeschichte aber der entscheidende Punkt und der wurde eben nicht erfüllt.

Das ist besonders schade, weil man eben zwischendurch immer wieder merkt, dass die Autorin erzählen kann. Gerade gegen Ende des Buchs hin gibt es viele tolle Momente und die vor allem auf der Ebene der Freundschaft. Gerade die Szenen auf der Hütte waren gesellig, spaßig, rund und berührend. Auch die Fokussierung auf die Sprache zeugt von einer Sprachaffinität, die immer für sich spricht. Hier blitzte eben durch, was sein kann. Aber wie erwähnt darf man bei einem Debüt die Schwächen nicht zu hochhängen und sich stattdessen auf die Stärken konzentrieren. Die gibt es und das muss man am Ende mitnehmen.

Fazit: „Wir sind das Feuer“ kann mich leider in den zentralen Aspekten nicht überzeugen, da der Erzählstil in weiten Teilen und die Schnelligkeit und damit verbundene Oberflächlichkeit der Erzählung nicht für eine gefühlvolle Erzählung passen. Dennoch sind Aspekte zu erkennen, die Bichon als eine vielversprechende Autorin einordnen lassen. Hier macht Übung sicherlich den Meister.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Zu besessen

Follow Me Back
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„Follow me back” sah von der Covergestaltung tatsächlich wie ein klassisches Lyx-Buch aus. Auch aufgrund des Klappentexts kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass viele auf die Lektüre reingefallen sind, ...

„Follow me back” sah von der Covergestaltung tatsächlich wie ein klassisches Lyx-Buch aus. Auch aufgrund des Klappentexts kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass viele auf die Lektüre reingefallen sind, aber da ich nun sehr spät mit dem Buch dran bin, war ich natürlich gewarnt. An einigen Stellen bekam man ja auch zu lesen, dass es eher einem Thriller gleiche. Okay, habe ich mir gedacht, ein Genre, das du ja gerne liest, also warum nicht? Das, was ich bekommen habe, fand ich aber aus ganz anderen Gründen problematisch.

Dank Netflix hat „You“ von Caroline Kepnes einen riesigen Erfolg gefeiert. Auch hier geht es um Besessenheit und Stalking und einige waren besorgt, wie ein Publikum von der Hauptfigur fasziniert sein kann, die sämtliche Grenzen überschreitet. Ich habe die Serie nicht unter diesen Aspekten geschaut, gehöre also nicht zu dieser „gefährdeten“ Gruppe. Ich finde aber auch, dass es jetzt hier an „Follow me back“ nichts geben kann, was einen ansonsten begeistern kann, auch wenn ich natürlich mitbekommen habe, dass es begeisterte Stimmen gegeben hat. Die Thrillerelemente sind ganz okay. Die Auszüge aus dem Verhör und die Erzählung sind geschickt gegeneinandergesetzt, um Spannung zu erzeugen. Gerade am Ende will man natürlich in einer Tour weiterlesen und diesen Vorteil will ich der Geschichte auch gar nicht absprechen.

Aber im Grunde ist es doch eine Liebesgeschichte und wenn man nach einem Cliffhanger liest, dass Lyx damit wirbt, dass man im zweiten Band erfährt, wie es mit Tessa und Eric weitergeht, dann wird das auch durch das Marketing unterstrichen. Aber es ist keine Liebesgeschichte, die ich empfehlen würde, da vor allem die Charakterarbeit der beiden Protagonisten in meinen Augen eine Katastrophe ist. Tessas traumatisches Erlebnis hin oder her ich fand sie als Person unerträglich. Sie hatte immer mal wieder kurze gute Momente, wo ich dachte, „Jetzt ja!, nur damit doch wieder alles den Berg hinunterging. Zwar wurde mit vielen Begriffen des Psychologie um sich geschmissen, ich hatte aber dennoch nicht den Eindruck, dass eine tatsächlich authentische Darstellung geboten wurde. Dafür ging der Blick hinter ihre Fassade nicht tief genug.

Bei Eric wiederum musste ich die ganze Zeit an Justin Bieber denken. Ob die Autorin ihn vielleicht auch im Hinterkopf hatte, ich weiß es nicht, jedenfalls fand ich die Parallelen schon extrem. Auch ihn sieht man ja regelmäßig vollkommen fertig abgelichtet, da könnte ich mir oft vorstellen, dass es ihm einfach zu viel ist. Diesen Teil fand ich bei Eric sehr gut nachvollziehbar, aber alles andere war auch hier oberflächlich noch und nöcher. Wie impulsiv er in den Medien agiert hat, wie unfair er sich Tessa gegenüber verhalten hat, um dann den oberflächlichen Macker raushängen zu lassen, der unbedingt wissen will, wie sie aussieht. Der dann auch schnell zweideutige Nachrichten schickt und schwupps die große Liebe in ihr gefunden hat. Als die beiden dann erstmals aufeinandertreffen, war er so unsensibel, dass er definitiv eine Lektion verdient hätte. An dieser Stelle merke ich, dass ich mich in Rage reden könnte, was ich hier aber abbrechen will. Eine Liebesgeschichte war das der beiden für mich einfach nicht.

Fazit: Was soll „Follow me back” eigentlich sein? Wirklich eine Liebesgeschichte, doch ein Thriller? Die Thrillerelemente sind zwar halbswegs okay, aber für die Verbindung von Tessa und Eric das Wort Liebe in den Mund zu nehmen, wäre eine Beleidigung. Der zweite Teil wird mir definitiv nicht ins Regal kommen.

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Veröffentlicht am 08.10.2019

Märchen brauchen keine Fortsetzung

Cinder & Ella
2

„Cinder & Ella“ von Kelly Oram wurde von Anfang als Neuinterpretation eines Märchenklassikers beworben. Dieser Eindruck hat sich bei der Lektüre des ersten Teils auch absolut aufgedrängt, denn die Geschichte ...

„Cinder & Ella“ von Kelly Oram wurde von Anfang als Neuinterpretation eines Märchenklassikers beworben. Dieser Eindruck hat sich bei der Lektüre des ersten Teils auch absolut aufgedrängt, denn die Geschichte ist märchenhaft und hat viele Elemente, die auch das klassische Cinderella-Märchen zu bieten hatte. Daher gab es am Ende auch ein Happy End, ein zufriedenstellendes. Dennoch ist relativ schnell bekannt geworden, dass es noch einen zweiten Band geben wird, der sich der Zeit nach dem Happy End widmet. Die Skepsis war von Anfang groß bei mir, denn Märchen brauchen keine Fortsetzungen. Sie leben davon, dass die Geschehnisse nach dem „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ für immer ein Geheimnis bleiben werden. Daher sind auch die weiteren Teile von einigen Disney-Verfilmungen, die teilweise auf Märchen beruhen, meist qualitativ zurückstehend. Kann Oram mit dem zweiten Teil nun das Gegenteil beweisen?

Ich habe gut in den zweiten Band hineingefunden, da er nahtlos an den ersten anknüpft. Wir sind also mitten dabei, wie sich Ella und Brian erst jetzt so richtig kennenlernen, von Angesicht zu Angesicht, aber halt nein?! Das passiert ja gar nicht! Relativ schnell driftet die Geschichte nämlich in das neue Starleben von Ella ab, das nur so von Absurdität und übertriebenen Entwicklungen geprägt ist. Was eigentlich so schön anfing mit Paarmomenten, Schwesternmomenten, einem besinnlichen Weihnachtsfest, wird leider zu einer oberflächlichen Betrachtung des Lebens eines Stars, was überhaupt nicht zu der süßen Liebesgeschichte passt, die wir im ersten Band so gefeiert haben.

Mit Ellas Selbstzweifeln bezüglich ihrer Narben haben wir wenigstens noch ein Thema, das konsequent an ihre Situation erinnert, aber ansonsten werden die therapeutischen Sitzung, die Physiotherapie und weitere medizinische Eingriffe einfach unter den Tisch gekehrt. Genau das waren aber die Stärken von Band 1, wo Oram vor einer einfühlsamen Geschichte noch keine Distanz gewahrt hat. Zwar haben wir noch das Thema der Narben, aber dieses wird durch Dessous- und schließlich sogar Nacktshootings in Bahnen gelenkt, wo ich nur noch den Kopf schütteln konnte. Die Botschaft, die Ella damit nach außen tragen sollte, finde ich zwar wichtig und nachvollziehbar, aber in ihrem ganzen Entwicklungsprozess, der auch daraus besteht, dass sie Brian körperlich kaum an sich heranlässt, wirkt es überstürzt und unlogisch. Als authentisch empfinde ich all das nicht mehr.

Auch die übrigen Entwicklungen sind von extremem Drama geprägt, so dass die dargebotenen Szenen (aufdringliche Fans, ein als Passant getarnter Gossip-Reporter und ein großer Streit mit Ellas Vater) aufgesetzt und unnatürlich wirken. Sie sollen Botschaften vermitteln, das ist klar, aber Band 1 ist auch ohne diese übertriebene Dramatik ausgekommen und konnte dennoch überzeugen. Es ist auch einfach nur lächerlich, wenn Ella, nur weil sie die Freundin eines bekannteren Mannes ist, selbst zum größten Star der Welt wird und nur so kann man all die Erzählungen und die Werbung um sie als Klientin interpretieren. In all diesem Wirrwarr gefällt mir wenigstens, dass Ella als Person stabil bleibt. Sie ist immer noch die intelligente junge Frau, die eine klare Meinung vertritt, die aber auf ihr Äußeres ihre Selbstzweifel aufbaut. Sie bleibt in all dieser Oberflächlichkeit auf dem Boden und sorgt für die ein oder andere starke Retourkutsche. Ansonsten kann ich in dieser überhastet erzählten Geschichte, in der auch viele heimliche Helden des ersten Bandes zu kurz kommen, nicht viel abgewinnen.

Fazit: Leider bestätigt die Fortsetzung von „Cinder & Ella“, warum man von Fortsetzungen oftmals lieber die Finger lassen sollte. Vor allem Märchen sind in sich abgeschlossen perfekt, hier an Dingen zu rütteln, kann nur schlechter werden. Daher kann ich nur allen unentschlossenen LeserInnen raten, dass sie lieber die Finger von Band 2 lassen sollte, denn er wird zwangsweise eine Ernüchterung folgen, denn die Geschichten haben qualitativ nichts gemein.

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Veröffentlicht am 24.06.2019

Wenig Inhalt

With or Without You - Mein Herz gehört dir
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Geneva Lee ist eine Autorin, mit der ich durchaus so meine Probleme habe. Ihre „Royal“-Saga hat mich überhaupt nicht angesprochen. Mit der „Love Vegas“-Reihe habe ich es ebenfalls versucht, habe aber schnell ...

Geneva Lee ist eine Autorin, mit der ich durchaus so meine Probleme habe. Ihre „Royal“-Saga hat mich überhaupt nicht angesprochen. Mit der „Love Vegas“-Reihe habe ich es ebenfalls versucht, habe aber schnell feststellen müssen, dass mir das Setting und auch die Oberflächlichkeit des Auftaktbandes nicht vom Hocker gehauen hat. Eigentlich hätte ich da ja einen klaren Trennungsstrich ziehen können, aber dennoch konnte ich bei den wunderschönen Covern der „Girls in Love“-Reihe nicht nein sagen. Der erste Band „Now and Forever“ hat mich sogar absolut positiv überraschen können, da die Chemie zwischen den Protagonisten großartig war und zudem eine interessante, ernste Geschichte verarbeitet war. Daher war es natürlich klar, dass ich bei „With or Without You“ auch reinlesen würde.

Jessica hat mich in Jillians Geschichte schon überzeugen können, da sie eine wirklich treue Freundin ist, die immer mit einem offenen Ohr parat steht. Sie nun mit dem Tutor aus dem Kommunikationskurs zusammenzubringen, konnte man vom Verlauf des ersten Bands her schon erahnen, aber ich hätte nie gedacht, dass die sich entwickelnde Beziehung zwischen den beiden so öde gestalten würde. Roman hat in meinen Augen kaum Profil erfahren, er war einfach nur immer lieb und nett. Zudem sind die Gefühle zwischen den beiden in Mexiko ja praktisch sofort übergesprungen, so dass sich nichts langsam aufgebaut hat, bei dem man mitfiebern konnte. Aber auch ansonsten ist überhaupt nichts passiert. Stattdessen Liebe und Sex überall, dazu noch die völlig verrückte Cassie, die ich nach diesem Band auch nicht mehr ernstnehmen kann.

Aber letztlich kam es sogar noch schlimmer. Wenn normalerweise das Drama erzeugt wird, um dem Pärchen Steine in den Weg zu legen, da passierte auch so gut wie nichts. Es wurde zwar eine Geschichte geboten, aber die war inhaltlich doch an den Haaren herbeigezogen. Selbst das Pärchen merkt ja am Ende, wie blöd sie waren. Hier ist also noch nicht mal Spannung aufgekommen. Dann schwebt eine wichtige Person aus Romans Leben in Lebensgefahr, aber er hat nichts besseres zu tun, als sich über die Versöhnung und alles andere mit Jess zu freuen. In dieser Geschichte war in meinen Augen überhaupt nichts rund, weswegen ich mir den letzten Band auch sparen werden.

Fazit: So langsam kristallisiert sich für mich heraus, dass Lee als Erzählerin mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht meinen Geschmack trifft. Zwar fand ich den ersten Band echt gut, aber der zweite bestätigt mir nun wieder überdeutlich, dass mich ihre Geschichten emotional und inhaltlich nicht so packen können. Aber Leser, die schon an all ihren anderen Reihen etwas für sich finden konnten, die werden auch hier zufrieden sein können.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Konnte nie seine Magie entfalten

Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten
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Manchmal wundert man sich ja wirklich, was einen zum einem Buch gezogen hat, vor allem, wenn man die Buchdeckel sehr enttäuscht wieder schließt. Für mich war es wohl definitiv das tolle Cover, das den ...

Manchmal wundert man sich ja wirklich, was einen zum einem Buch gezogen hat, vor allem, wenn man die Buchdeckel sehr enttäuscht wieder schließt. Für mich war es wohl definitiv das tolle Cover, das den Titel mit seiner Farbgebung sehr schön aufgegriffen hat. Der Klappentext war sehr minimalistisch und dabei auch sehr stereotyp, aber das hat mich nicht abschrecken können. Aber ich kann auch versichern, dass mich das Buch nicht aus dem Grund nicht überzeugt hat, dass es zu stereotyp war, sondern weil es schlicht in den meisten Belangen zu wenig angeboten hat.

Man wird regelrecht in die Geschichte hineingeworfen. In zwei Kapiteln passiert unheimlich viel und es werden einem so viele Informationen an den Kopf geknallt, dass es bei mir regelrecht dampfte. Zudem war aber auch das Problem, dass sie Informationen keinen Zusammenhang zu haben schienen, denn es fiel mir unheimlich schwer, dadurch das World Building nachzuvollziehen. Wer ist jetzt wer? Was ist Lichtwelt, was Dunkelwelt? Wie genau funktioniert die Magie? Soll ich mir die Welt eher mittelalterlich oder doch eher futuristisch vorstellen? All diese Dinge schwirrten mir ständig durch den Kopf, aber Antworten gab es keine. Im dritten Kapitel dann plötzlich nimmt sich die Protagonistin, die als Erzählstimme fungiert, Zeit, um den LeserInnen einiges zu erklären. Für mich war es an dieser Stelle aber schon zu spät, ich war bereits zu sehr genervt. Ob es nun daran lag oder ob es tatsächlich so war, auch die Erklärungen haben das Bild nicht viel klarer gemacht. Auch mit Beendigung der Geschichte habe ich noch kaum einen Schimmer, wie das Ganze jetzt in meinem Kopf aussehen müsste.

Ein weiteres großes Problem hatte ich mit der Protagonistin, Lucie. Mir ist vor allem säuerlich aufgestoßen, als die Autorin im Nachwort verriet, dass sie sich von einer Geschichte von Charles Dickens inspiriert fühlte und vor allem die starke Protagonistin nachempfinden wollte. Wo aber bitte war diese starke Protagonistin? Im ganzen Buch hat sie eine starke Szene gehabt und die wurde uns auch nur im Rückblick erzählt. Natürlich will ich ihr Empathie nicht absprechen, aber ansonsten war sie vor allem Spielball, ohne eigene Meinung. Ich fand es sehr ernüchternd, dass sowas als starke Protagonistin gelten soll.

Auch bei den restlichen Figuren wollte der Funke nie überspringen. Als spannende Ausgangslage empfand ich eigentlich die Gegenüberstellung der beiden Doppelgänger, wie konträr sie erst wirken sollen, um sich dann immer mehr aneinander anzunähern. Aber die einzelnen Entwicklungen waren entweder zu abrupt oder nicht nachvollziehbar. Auch die beiden Antagonisten haben viel zu wenig Profil bekommen. Menschlich waren sie dieselben Personen, aber sie konnten dennoch nie die Wucht entfalten, die ich mir von einer Hassfigur erhoffe. Hinzu kommt, dass auch keine Spannung aufkommen wollte, da sich die Autorin oftmals in ellenlangen Gedankengängen verloren hat und dabei die eigentliche Action aus dem Blick verloren hat. Das Ende kommt sehr abrupt und mir ist nicht klar, ob es hier weitergehen soll. Für mich wäre an dieser Stelle aber bereits klar, dass es das gewesen ist, denn ich habe keinen Aspekt gesehen, den ich gerne weiterergründen wollen würde.

Fazit: Dieses Jugendbuch hat es leider zu keinem Zeitpunkt geschafft, dass ich mich in der dargebotenen Welt einfinden und mich mit den Charakteren identifizieren konnte. An allen Ecken gab es zu wenig Informationen oder zu überhastete Entwicklungen. Der Schreibstil ist zwar vom Prinzip her sehr schön, aber er verliert sich auf Dauer in zu vielen Gedankengängen anstatt in spannenden Handlungen. Ich warne, sich von dem tollen Cover nicht verführen zu lassen, lieber Finger weg.