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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Anspruchsvolle Abendlektüre

Der letzte Satz
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Eine anspruchsvolle Lektüre für einen Abend. 126 Seiten umfasst das kleine Buch nur. Aber diese sind um so gehaltvoller und sehr anspruchsvoll.

Es geht um die letzte Reise Mahlers von New York nach Wien. ...

Eine anspruchsvolle Lektüre für einen Abend. 126 Seiten umfasst das kleine Buch nur. Aber diese sind um so gehaltvoller und sehr anspruchsvoll.

Es geht um die letzte Reise Mahlers von New York nach Wien. Er reist mit Frau Alma und Tochter Anna. Mahler ist schwer krank, todkrank. Während der Schiffspassage erinnert er sich an vergangene Tage und Ereignisse privater und beruflicher Art.

Es wird klar, dass Mahler nicht unbedingt ein einfacher Mensch war. Auch das Verhältnis zu seiner Frau Alma ist nicht das beste. Man kann nach der Lektüre Alma nur bewundern, dass sie es bei ihrem Mann ausgehalten hat, seine Launen ertragen hat und ihn umsorgt hat. Eine Affäre mit einem "Baumeister" wird zunächst beendet. Wie wir aus der Geschichte wissen, nimmt Alma diese Beziehung nach dem Tode Mahlers wieder auf.

Das Buch ist keine Biografie im eigentlichen Sinne sondern ein Buch, das uns auf subtile und einfühlsame Weise mit einigen Aspekten aus Mahlers Leben bekannt macht und uns den Menschen Mahler näher bringt.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Entscheidungen

Ich bleibe hier
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Die Geschichte des Kirchturms im Reschensee in Südtirol, so zeigt es jedenfalls das Titelbild des Buches von Marco Balzano. Aber es ist mehr als die historische Geschichte um den Stausee. Graun im Vinschgau ...

Die Geschichte des Kirchturms im Reschensee in Südtirol, so zeigt es jedenfalls das Titelbild des Buches von Marco Balzano. Aber es ist mehr als die historische Geschichte um den Stausee. Graun im Vinschgau ist der zentrale Ort der Geschichte. Es ist eine wechselvolle Geschichte. Zuerst wird das Dorf von den Faschisten Italiens quasi okkupiert. Deutsch als Sprache ist verboten. Doch keiner der Bewohner ist des Italienischen mächtig. Trina, die zentrale Person des Romans ist Lehrerin geworden. Aber sie darf ihren Beruf nicht ausüben, da der Unterricht auf italienisch gehalten werden muss. In sogenannten Katakombenschulen, z. B. in Kellern oder Scheunen, unterrichtet sie im Geheimen Kinder in der deutschen Sprache.

Viele Bewohner des Dorfes fliehen vor den Faschisten nach Deutschland, weil sie Hitler und die NSDAP als Rettung ansehen. Trina bleibt mit ihrem Mann Erich im Dorf. Ein Staudamm soll gebaut werden. Das Wasser des Stausees würde Graun überfluten. Dann kommt ein Wechsel. Nach den Faschisten übernehmen die deutschen Soldaten von Hitlers Wehrmacht das Dorf. Der Weiterbau des Staudamms wird erstmal auf Eis gelegt.

Nach dem Krieg wird der Staudamm jedoch weiter gebaut und es geht wieder um die Entscheidung zu bleiben oder das Dorf zu verlassen. Eine Entscheidung, bei der aber nur eine Entscheidungsmöglichkeit besteht. Der Staudamm wird zu Ende gebaut.

Das Buch ist keine Geschichte des Staudamms sondern der Menschen von Graun. Trina erzählt ihre Geschichte und die Geschichte all der anderen Menschen im Dorf. Die Sprache ist einfach und klar, so wie die Menschen um die es geht. Die Personen werden einfühlsam geschildert und so eingeführt, dass man niemals die Übersicht verliert. Mir war der geschichtliche Hintergrund Südtirols zu der Zeit nicht in dem Umfang präsent. Aber das Buch macht mehr, als die Geschichte aufzuarbeiten. Es berührt durch die Schilderung der Menschen.

Ganz klar eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Dimma - Dunkel

DUNKEL
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"Dimma" bedeutet "Dunkel". Dimma ist der Name von Huldas verstorbener Tochter. Hulda Hermannsdóttir ist Kommissarin bei der Polizei Reykjavík. In einigen Monaten würde sie normal in den Ruhestand gehen. ...

"Dimma" bedeutet "Dunkel". Dimma ist der Name von Huldas verstorbener Tochter. Hulda Hermannsdóttir ist Kommissarin bei der Polizei Reykjavík. In einigen Monaten würde sie normal in den Ruhestand gehen. Aber jetzt soll sie frühzeitig in den Ruhestand versetzt werden, weil ein jüngerer Kollege ihr Büro und ihren Platz übernehmen soll. Hulda darf sich noch die letzten Tage bis dahin mit ein Cool Case beschäftigen. Es geht um den Tod von Elena, einer Asylantin, deren Tod durch einen Kollegen nur nachlässig untersucht und als Selbstmord eingestuft wurde. Hulda macht es sich zur Aufgabe, diesen Fall richtig aufzuklären und nachzuweisen, dass es sich um einen Mord gehandelt hat.

Ragnar Jónasson erzählt seine Geschichte in vielen meist recht kurzen Kapiteln. Dabei wechselt er regelmäßig zwischen drei verschiedenen Zeitebenen, Gegenwart, Huldas Kindheit und dem Geschehen vor einem Jahr, als der Mord geschah. Jónasson verwebt den Fall auf raffinierte Weise mit Huldas eigener Situation.

Jónasson benutzt eine klare leicht lesbare Sprache. Die Anzahl der handelnden Personen ist überschaubar.

"Dunkel" ist der erste Band einer Thriller-Trilogie, die vom Ende zum Anfang erzählt wird, wie es auf der Titelinnenseite steht. Man darf auf die beiden nächsten quasi Vorgängerbände gespannt sein.

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Wie ein Buch aus der Zeit

1794
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"1993" habe ich gelesen und war begeistert. In "1794" trifft man einige alte Bekannte wieder. Mickel Cardell wird diesmal von einer Mutter gebeten, eine Ermittlung wegen des Todes ihrer Tochter zu übernehmen, ...

"1993" habe ich gelesen und war begeistert. In "1794" trifft man einige alte Bekannte wieder. Mickel Cardell wird diesmal von einer Mutter gebeten, eine Ermittlung wegen des Todes ihrer Tochter zu übernehmen, die angeblich in der Hochzeitsnacht von ihrem Ehemann auf grausame Weise getötet wurde. Die Mutter ist davon überzeugt, dass jemand anders die Tat begangen hat.

Cecil Winge ist inzwischen an Schwindsucht gestorben. Sein Bruder Erik Winge, der allerdings nicht ganz richtig im Kopf ist, kommt Mickel bei den Ermittlungen zu Hilfe. Auch Anna Stina, die inzwischen hochschwanger ist, tritt wieder auf.

Wie ein Buch aus der Zeit von 1794 liest sich der Thriller von Niklas Natt och Dag. Das heißt, er trifft mit seinem Buch einfach die Zeit. Er trifft sie darin, was er beschreibt und wie er schreibt. Er geht sehr souverän mit Sprache um.

Man kann schlecht loslassen, wenn man erstmal angefangen hat zu lesen. Wegen einiger grausamer Szenen ist das Buch vielleicht nicht für alle Leser/innen. Ich warte jedenfalls schon auf "1795".

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Veröffentlicht am 09.10.2019

Subtile Spannung

Der Fund
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Rita arbeitet als Verkäuferin im Supermarkt. Eines Tages macht sie in einem Karton mit Bananen einen Fund, der ihr ganzes Leben verändern wird. Schließlich findet man eine verkohlte Leiche in Ritas Auto. ...

Rita arbeitet als Verkäuferin im Supermarkt. Eines Tages macht sie in einem Karton mit Bananen einen Fund, der ihr ganzes Leben verändern wird. Schließlich findet man eine verkohlte Leiche in Ritas Auto. Sie wird anhand des Zahnschemas als Rita identifiziert. Ein Racheakt der Albaner?

Der Ermittler der Mordkommission will die Vorgänge genauer aufklären und erkunden, was Rita für eine Persönlichkeit war und wie Ihre Handlungen zu erklären sind. Er führt Gespräche mit allen Personen, die Rita kannten.

Aichner hat das Buch raffiniert aufgebaut. Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit. Die Gegenwart bilden die Gespräche des Kommissars mit den einzelnen Personen. Sie sind ungewöhnlich aufgebaut. Nur die Aussagen und Fragen der beteiligten Personen ohne nähere Hinweise und ohne Anführungszeichen. Nur Spiegelstriche strukturieren das Gespräch. Immerhin wissen wir durch die Kapitelüberschrift, wer sich da unterhält.

Die Kapitel dazwischen enthalten die Vergangenheit aus der Sicht Ritas. In raffinierter Weise vom Geschehen her mit den Gesprächen in den Kapitel vorher oder hinterher verknüpft.

Das Buch hat einen subtilen Spannungsbogen. Nicht Effekthascherei bestimmt die Spannung. Sie ist quasi unterschwellig aber deutlich vorhanden, bis zum Ende, das eine gewisse Überraschung bereit hält.

Ein Buch, das ich an zwei Abenden durchgelesen habe, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte.