Gute Geschichte jedoch mit zu wenig Emotionen
Tränen der ErdeTränen der Erde ist ein historischer Roman des Autorenduos Zach/Bauer, es erschien im Heyne Verlag und hat 555 Seiten.
Es ist eine Familiensaga, eingebettet in die Jahre der Religionsstreitigkeiten vor ...
Tränen der Erde ist ein historischer Roman des Autorenduos Zach/Bauer, es erschien im Heyne Verlag und hat 555 Seiten.
Es ist eine Familiensaga, eingebettet in die Jahre der Religionsstreitigkeiten vor dem 30-jährigen Krieg. Es geht darin um zwei eng befreundete - jedoch konfessionsverschiedene - Familien, die sich nach einem grausamen Schicksalsschlag in der Reichsstadt Schwäbischwerd (heute Donauwörth) niederließen. In ihrer neuen Heimat konnten sich die beiden Männer ein florierendes Unternehmen aufbauen und brachten es so zu Macht und Einfluss. Doch gleichzeitig wurde ihr Leben durch Neid und Rachsucht anderer bedroht, die den Freunden im aufkeimenden Religionskrieg den Untergang wünschten. Während sich in der Stadt die Lutheraner und die Katholiken um die Vormachtstellung stritten, gerieten die beiden Familien in einen Strudel aus Intrigen.
Diese Handlung hat mich sofort angesprochen. Dennoch muss ich sagen, dass sie mich gelegentlich etwas gelangweilt hat. Zudem finde ich das Cover leider nicht sehr aussagekräftig.
Das Buch beginnt im Jahre 1583 mit dem schicksalshaften Ereignis, welches den Grundstein für das weitere Familiendrama legte. Anschließend steigt man im Jahre 1606 wieder ein und erfährt, wie es den befreundeten Familien Heidfeld und Ackermann in den dazwischenliegenden Jahren erging und was sich gerade aktuell in ihrem Leben abspielt. Immer wieder wird auf die fast familienähnliche Freundschaft aufmerksam gemacht, die ihre Krönung in der Heirat von Anna Heidfeld und Lorenz Ackermann findet. Doch dieser Frieden währt nur kurz, denn schon bald erschüttert der nächste Schicksalsschlag die Familie und alles geht den Bach hinab, was sich natürlich auch in der Freundschaft äußert. Doch irgendwann glätten sich zumindest diese Wogen wieder.
Dennoch waren mir die Charaktere durch ihre Handlungsweisen bisweilen ausgesprochen unsympathisch. Ich mochte weder den blinden Gehorsam der katholischen Anna gegenüber dem Prior, noch die dumme und alles verachtende Entwicklung von Lorenz.
Insgesamt konnte ich mich mit den Charakteren nämlich wenig identifizieren, was sicherlich auch der auktorialen Erzählperspektive geschuldet ist. Durch den Blick in das Innenleben sämtlicher Personen erhält man zwar einen sehr guten Überblick über die Geschehnisse und Entwicklungen sowie deren Hintergründe, doch bleibt eine Distanz zu den Handelnden. Es kamen trotz einiger geschilderter Schicksalsschläge keine Emotionen bei mir auf. Alles wurde sehr nüchtern gehalten. Auch die Beschreibung des Todes ist sehr sachlich. Dazwischen fanden sich vor allem Anfangs ein paar erotische Szenen, welche aber für meinen Geschmack in diesem Roman eher unnötig waren.
Auch der Spannungsbogen ist sehr flach gehalten, denn schnell ist klar, wer den Familien auf intrigante Weise nach dem Wohlstand trachtet. Zudem ist die Entwicklung in der Stadt Schwäbischwerd natürlich von vornherein klar, nur ärgert man sich extrem über die Dummheit der Einwohner. Ihre Possen - nicht anders kann man ihr eigennütziges und überhebliches Verhalten nennen - haben mich stark an die Schildbürger erinnert. Leider hatte das, wie hier geschichtlich belegt ist, die Reichsacht der Stadt zufolge.
Insgesamt habe ich das Buch aber doch gerne gelesen. Es hat mich sehr geärgert, wie die Lutheraner sich gegenüber den Katholiken der Stadt verhielten, doch kann ich als gläubige Katholiken aus heutiger Sicht auch über deren Verhalten nur den Kopf schütteln. Dies hat mir dieses Buch deutlich vor Augen geführt. Ich finde, dazu wäre diese sehr konstruiert wirkende Familiensage dazwischen eigentlich gar nicht notwendig gewesen, denn dadurch taten sich so viele weitere Nebenhandlungen auf, die ich nur schnell überflogen habe.