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Veröffentlicht am 10.10.2019

ein starker Roman über den langen Weg einer syrischen Flüchtlingsfamilie

Das Versprechen des Bienenhüters
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Der andauernde Krieg in Syrien und die Flüchtlingsproblematik sind durch die aktuellen Berichterstattungen allgegenwärtig. In der Masse geht jedoch oftmals unter, dass sich darin unzählige Einzelschicksale ...

Der andauernde Krieg in Syrien und die Flüchtlingsproblematik sind durch die aktuellen Berichterstattungen allgegenwärtig. In der Masse geht jedoch oftmals unter, dass sich darin unzählige Einzelschicksale verbergen. Hier setzt Christy Lefteris Roman „Das Versprechen des Bienenhüters“ an, der im September 2019 bei Limes veröffentlicht wurde.
Beispielhaft steht hier die Geschichte von Nuri und Afra Ibrahim aus Aleppo für das Schicksal vieler, die vor Gewalt und Zerstörung in ihrer Heimat nach Europa geflohen sind. Vor dem Krieg führen Nuri und Afra ein erfülltes und glückliches Leben, Afra ist passionierte Malerin, Nuri arbeitet in dem Imkerei-Geschäft seines Cousins Mustafa mit, die Familien haben ein enges Verhältnis zueinander. Der Krieg zerstört nicht nur ihre Lebensgrundlage, in einem Bombenanschlag verliert ihr Sohn Sami das Leben, Afra ihr Augenlicht und beide die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.
Nuri kann seine Frau nur mit Mühen überreden, die Heimat zu verlassen und zu versuchen, sich auf den Weg nach England zu machen, wo Mustafas Familie auf sie wartet.
Das Buch ist in zwei Handlungsstränge untergliedert, die sich abwechseln. In der Gegenwart warten Nuri und Afra in England auf die Anhörung für ihr Asylverfahren, in der Vergangenheit lernt der Leser zunächst ihr Leben in Aleppo kennen und begleitet sie im Verlauf der Geschichte auf den Stationen ihrer Flucht.
Der Kontrast zwischen dem Leben vor dem Krieg, das abgesehen von der Landschaft gar nicht so anders ist als das Leben bei uns, und der Wucht der Zerstörung im Krieg mit seiner sinnlosen Gewalt hat mich beim Lesen sehr bewegt. Christy Lefteri verwendet eine sehr bildhafte Sprache, die Intensität der Geschichten war oft nur schwer zu ertragen. Ich finde es wundervoll, wie sehr es die Autorin versteht, den Leser an den Gefühlen ihrer Hauptpersonen teilhaben zu lassen. Und dabei wird wenig von Gefühlen gesprochen, im Gegenteil, Afra und Nuri sind in sich selbst gefangen, die Stimmung entwickelt sich aus ihren Eindrücken.
Als Leser begleitet man Nuri und Afra nicht nur auf ihrer Reise sondern nimmt Anteil an ihren unterschiedlichen Wegen, die traumatisierenden Ereignisse zu kompensieren und an den Veränderungen innerhalb ihrer Beziehung. Der sporadische Email-Kontakt zu Mustafa, der in England bereits mit neuen Bienenstöcken experimentiert, bietet einen Hoffnungsschimmer, um das eigene Überleben zu kämpfen.
Man spürt in diesem Roman deutlich das emotionale Engagement der Autorin, sie hat selbst zwei Sommer lang in Athen in einem Hilfszentrum für Geflüchtete gearbeitet und dort Einblick in viele individuelle Schicksale erhalten. Diese Erfahrungen verleihen der hier erzählten Geschichte zusätzliche Authentizität und Bedeutung. Diese Buch für mich eines des Highlights des Jahres.

Veröffentlicht am 07.10.2019

spannender Abschluss eines märchenhaften Fantasy-Abenteuers

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg
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„Bücherkrieg“, der dritte Band aus Akram El-Bahays Reihe um „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“, bietet einen spannenden Abschluss der Trilogie.
Die Handlung schließt direkt an das Ende des Vorgängerbandes ...

„Bücherkrieg“, der dritte Band aus Akram El-Bahays Reihe um „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“, bietet einen spannenden Abschluss der Trilogie.
Die Handlung schließt direkt an das Ende des Vorgängerbandes „Bücherkönig“ an. Die Fabelwesen, die erfolgreich aus der Gefangenschaft in der Bücherstadt Paramythia befreit wurden, sind in der Nähe des Berges, der auch „Tor zum Himmel“ genannt wird, versammelt und beraten über ihre Zukunft und ihr weiteres Vorgehen, während Kani Thalia, die steinerner Wüstenhexe auf dem Gipfel des Berges, um Rat fragt. Noch befinden sich die Fabelwesen nicht in Sicherheit, denn die dunkle Sahira Layl ist im Besitz des Buches mit den Geheimen Namen, das sie befähigt, die Fabelwesen in neue Büchergefängnisse hinein lesen zu lassen und der Herrschaft des Weißen Königs zu unterstellen. Sam wird als ehemaliger Dieb dazu bestimmt, in die Stadt einzudringen, um das Buch an sich zu bringen, während der Bücherkönig Nusar mit seiner Armee die Stadt Mythia angreift. Dieser Plan klingt simpel, doch Layls Macht und Gerissenheit stellt die Verbündeten auf eine große Probe.
Wie schon in den ersten beiden Bänden haben mich auch hier wieder die bildhafte Sprache und die märchenhafte Welt, die Akram El-Bahay mit seinen Worten erschaffen hat, restlos begeistert. Die Geschichte ist sehr komplex, es hat den Einstieg in den Abschlussband erleichtert, dass auf den ersten Seiten ein paar Rückblenden eingebaut wurden, die die Erinnerung an die Vorgeschichte aufleben lassen. Während insbesondere im ersten Band viele Beschreibungen das Buch dominieren, in dem die märchenhafte Welt zum Leben erweckt wird, überwiegen hier die Aktionen und Hintergrundinformationen, die wichtig sind, um die Geschichte der Fabelwesen und das Wirken der Sahiras zu verstehen. Aber auch hier entfachen die Beschreibungen der vielfältigen Kreaturen und fremdartigen Szenerien immer wieder das Kopfkino und haben vor meinem inneren Auge faszinierende Bilder aufleben lassen.
Die Stimmung ist zum Teil düster und bedrückend entsprechend der sich zuspitzenden Lage der Fabelwesen aber auch der Bewohner Mythias. Mir hat es auch hier wieder gefallen, wie lebendig die Charaktere wirken und wie diese Raum bekommen, sich weiter zu entwickeln. Viele Dialoge und auch trotz der überwiegend ernsten Situation ein paar humorvolle Elemente lockern die Geschichte auf, neben spannenden Szenen gibt es viele nachdenkliche Momente. Das Miteinander der verschiedenen Kreaturen lässt sich durchaus auf unsere multi-kulturelle Gesellschaft projizieren.
Das Ende wirkt einerseits abgerundet, ist in meinem Augen allerdings ein wenig zu märchenhaft positiv gestaltet. Ansonsten hat mich hat dieses epische Fantasy-Abenteuer rundum überzeugt.

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  • Fantasie
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Veröffentlicht am 24.09.2019

Ein spannender Thriller, in dem vieles ganz anders ist, als es anfänglich scheint

Tagebuch meines Verschwindens
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In dem kleinen Ort Ormberg haben Malin und ihre Freunde vor acht Jahren bei einer Geröllhalde ein Kinderskelett gefunden. Aber da niemand wusste, wer das kleine Mädchen war und niemand es als vermisst ...

In dem kleinen Ort Ormberg haben Malin und ihre Freunde vor acht Jahren bei einer Geröllhalde ein Kinderskelett gefunden. Aber da niemand wusste, wer das kleine Mädchen war und niemand es als vermisst gemeldet hat, blieben die intensiven Ermittlungen erfolglos.
Jetzt ist Malin als Polizistin in ihr Heimatdorf zurückgekehrt mit und wird erneut mit diesem Fall konfrontiert. Nach der Abschaffung der Verjährungsfrist für Mord, wird der Tod des Mädchens noch einmal untersucht. Bereits zu Beginn der Untersuchung verschwindet die Verhaltensforscherin Hanne, die als Unterstützung bei den Ermittlungen mitarbeitet. Als sie im Wald aufgegriffen wird, kann sich niemand erklären, was passiert ist, Hanne selbst, kann sich an den Verlauf der letzten Tage nicht erinnern. Auch von Hannes Partner und Lebensgefährten Peter Lindgren, der ebenfalls mit dem Fall gearbeitet hat, gibt es keine Spur.
„Tagebuch meines Verschwindens“ ist eine Geschichte, die aus drei Perspektiven von drei Menschen erzählt wird, die alle mit ihren geheimen Dämonen ringen. Malin, die geprägt von ihrer Vergangenheit in die Heimatstadt zurückkehrt, Hanne, die ihre Krankheit vor der Umwelt zu verbergen versucht und Jake, der sich komisch und irgendwie falsch fühlt. Dazu kommt das fiktive Dorf Ormberg als düstere und winterkalte Kulisse. Im Ort sind alle Läden und Fabriken geschlossen, den übrig gebliebenen verbitterten Bewohnern stößt das in den ehemaligen Gebäuden des Trikot-Königs ansässige Flüchtlingslager sauer auf, sie betrachten die wechselnden fremden Bewohner mit Argwohn und stehen ihnen feindlich gegenüber. Selbst Malin geht es nicht viel anders, auch in ihrem Kopf haben sich Vorurteile den Flüchtlingen gegenüber festgesetzt, gleichzeitig löst die Rückkehr nach Hause eine Flut von Gedanken über ihr eigenes Leben aus und macht es ihr schwer, unvoreingenommen die Ermittlungen anzugehen.
Camilla Grebe hat nicht nur einen Krimi geschrieben, sie möchte mit dieser Geschichte den Leser sensibilisieren, sich in die hinein zu versetzen, die als Fremde in unser Land kommen. In ihrem Kommentar am Ende des Buches zitiert sie einen Ausspruch ihrer Krimifigur Malin, der mich während der Lektüre schon sehr bewegt und nachdenklich gestimmt hat. "Du könntest die sein, die vor Krieg und Hunger geflohen ist, sagt Andreas zu Malin." Dieser Satz gilt nicht nur Malin, sondern allen von uns. Es ist immer einfacher, dem zu Misstrauen, den man nicht kennt, als sich einzugestehen, sich im eigenen Menschenverstand getäuscht zu haben.
Der Krimi ist ganz anders, als ich es erwartet hätte, Hanne spielt eine deutlich kleinere, aber dennoch bedeutsame Rolle im Vergleich zu dem ersten Band „Wenn das Eis bricht“. Mir gefällt die komplexe und tiefgreifende Geschichte, der Verlauf hat mich an vielen Stellen überrascht, ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben und habe erfreut gesehen, dass im schwedischen Original Ende des Jahres bereits Teil 4 um die Profilerin Hanne veröffentlicht wird.

Veröffentlicht am 17.09.2019

grandios erzählter Krimi voll schwarzem Humor

Achtsam morden
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Wieso habe ich um „Achtsam Morden“ von Karsten Dusse eigentlich so lange einen Bogen gemacht? Das frage ich mich, nachdem ich das grandiose Hörbuch dazu gerade beendet habe. Mich hat in erster Linie der ...

Wieso habe ich um „Achtsam Morden“ von Karsten Dusse eigentlich so lange einen Bogen gemacht? Das frage ich mich, nachdem ich das grandiose Hörbuch dazu gerade beendet habe. Mich hat in erster Linie der Titel abgeschreckt und in die Irre geführt, Achtsamkeit war mir zu esoterisch, hier wird das Thema jedoch ausgesprochen humorvoll neu interpretiert.
Björn Diemel ist ein hochbezahlter Anwalt in einer renommierten Kanzlei, sein Job nimmt ihn derart mit Beschlag, dass wenig Zeit für seine Frau Katharina und die kleine Tochter Emily bleiben. Björn wird deshalb von seiner Frau ein Achtsamkeits-Seminar aufgezwungen, um seine innere Balance wiederzufinden und sich wieder mehr auf seine Familie besinnen zu können. Nach anfänglichen Vorbehalten bekommt Björn immer mehr Gefallen an den Prinzipien der Achtsamkeit, er fühlt sich entspannt und genießt die intensiven „Zeitinseln“ mit seiner Tochter. Gerade will er mit Emily zu einem Wochenendausflug starten, als sein Hauptmandant, ein brutaler Mafiaboss, in einer dringenden Angelegenheit seine Dienste benötigt. Nach 12 Wochen Achtsamkeitstraining ist Björn in der Lage, den aufkommenden Stress einfach weg zu atmen und sich ebenso ruhig wie selbstbewusst des Problems anzunehmen.
Es ist grandios, wie Karsten Dusse, selbst von Haus aus Jurist, hier seinen eigenen Berufsstand aufs Korn nimmt, aber auch andere Bevölkerungsgruppen bekommen ihr Fett weg.
Als roter Faden ziehen sich durch den Krimi einige Tipps zum Thema Achtsamkeit in Form von Zitaten aus dem Ratgeber von Björn Diemels Coach Joschka Breitner, die hier auf amüsante Weise sehr frei ausgelegt werden und in konsequenter Auslegung im Zweifelsfall auch zu einen Mord als logische Lösung eines Problems führen.
Björns innere Ruhe und bedächtige Handlungsweise steht im Kontrast zu den eskalierenden Umständen, es ergeben sich groteske und zum Teil brutale Szenen, der schwarze Humor hat mich an vielen Stellen an Filme von den Brüdern Ethan und Joel Cohen erinnert.
Matthias Matschke liest das Buch und insbesondere die Figur Björn Diemels überzeugend ruhig und tiefenentspannt, aber auch den anderen Figuren verleiht er glaubhafte Stimmen und Akzente, so dass das Hören der Geschichte zum Genuss wird. Ich habe mich so köstlich amüsiert, dass ich meinem Mann und meinem 17-jährigen Sohn unbedingt ein paar Stellen habe vorspielen müssen und sie davon überzeugen, sich den Krimi ebenfalls anzuhören. Die Geschichte ist nichts für zartbesaitete Seelen, Liebhabern schwarzen Humors kann ich insbesondere das Hörbuch wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 27.07.2019

urkomisch und tragisch zu gleich

Wanka würde Wodka kaufen
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In den Romanen um „Max Leif“ spielt Jekaterina Poljakow nur eine Nebenrolle, hinterlässt dort aber schon einen bleibenden Eindruck mit ihrer direkten Art und dem Herz am rechten Fleck. In „Wanka würde ...

In den Romanen um „Max Leif“ spielt Jekaterina Poljakow nur eine Nebenrolle, hinterlässt dort aber schon einen bleibenden Eindruck mit ihrer direkten Art und dem Herz am rechten Fleck. In „Wanka würde Wodka kaufen“ steht sie nun im Mittelpunkt des Geschehens und der Leser erfährt mehr über ihren persönlichen Hintergrund.
Sie wurde in Leningrad geboren als Wanka Nikolajewna Iwanowa, ihr Herz gehört Russland und dem Zirkus. Doch nach einem folgenschweren Zusammentreffen mit der russischen Mafia ist sie gezwungen, im Rahmen eines Zeugenschutzprogrammes nach Deutschland zu ziehen, dort einen neuen Namen anzunehmen und eine Scheinehe einzugehen.
Wanka sieht sich sich mit einer fremden Kultur konfrontiert, deren Regeln und Sprache sie vor einige Herausforderungen stellen, ihr Ehemann Vladimir und seine beiden halbwüchsigen Kinder kümmern sich ebenso wenig um sie wie ihr Betreuer Herr Lehmann. Im Arbeitsleben eckt Wanka mit ihrer direkten und unverblümten Art ebenso schnell an, wie sie ihre Jobs wieder los wird.
Doch nach und nach lernt sie, mit ihrem neuen Umfeld umzugehen, sich in das Herz ihrer neuen Familie zu schleichen und sich mit ihrer neuen Identität als Jekaterina Poljakow anzufreunden.
Wie schon in den Geschichten um Max Leif hat mich auch hier wieder begeistert, wie lebensnah die Autorin ihre Charaktere erschafft, man spürt beim Lesen immer wieder, wie sehr ihr ihre Figuren ganz offensichtlich ans Herz gewachsen sind. Dazu kommt eine ausgewogene Mischung aus humorvollen und traurigen bis tragikomischen Szenen. Ich habe mehrfach lauthals gelacht, mir aber ebenso oft Tränen der Rührung aus den Augen wischen müssen, die Geschichte dabei aber nie als kitschig empfunden. Wanka eröffnet dem Leser eine ganz andere Sicht auf unsere Sitten und Gebräuche, hinter den komisch anmutenden Szenen steckt eine Menge Gesellschaftskritik.
Mich hat dieser neue Roman von Juliane Käppler alias Jule Kaspar rundum begeistert.