Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2016

Land unter Besatzung

Tibetisches Feuer
0

Der Chinese Shan war früher ein erfolgreicher Ermittler in Peking. Den korrupten Parteiführern kam er mit seinen Ermittlungen in die Quere und nun lebt er in Tibet. Sein Freund, der Mönch Lokesh, und er ...

Der Chinese Shan war früher ein erfolgreicher Ermittler in Peking. Den korrupten Parteiführern kam er mit seinen Ermittlungen in die Quere und nun lebt er in Tibet. Sein Freund, der Mönch Lokesh, und er werden verhaftet, aber nicht wie sie vermuten wegen Widerstand gegen die chinesische Besatzung, sondern man will ihn dazu bringen, dass er wieder ermittelt. Der tibetischen Bevölkerung geht es nicht gut unter ihren Besatzern und sie wollen die Welt auf ihr Problem aufmerksam machen. Daher gab es eine Reihe von Selbstverbrennungen. Das kann China natürlich nicht so stehen lassen, sie wollen der Welt weismachen, wie gut es den Tibetern unter ihrer Führung geht. Shan hat keine Wahl. Die Aufgabe ist gefährlich, denn sein Vorgänger wurde ermordet. Schon bald erkennt Shan, dass es sich bei einer Selbstverbrennung in Wirklichkeit um Mord handelt.
Dies ist ein weiteres Buch mit dem Ermittler Shan. Er ist eine interessante Persönlichkeit. Nun lebt er in Tibet, hat immer mehr von der tibetischen Lebensweise angenommen und tiefgehende Kenntnisse über Land und Leute. Trotzdem kann er seine Wurzeln nicht verleugnen. Er steht zu seinen Freunden und sieht die Probleme im Land, was dazu führt, dass auch er Widerstand leistet. Immer wieder merkt man ihm seinen Beruf an. Er will die Wahrheit ans Tageslicht bringen und nimmt dabei keine Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten.
Ich lese sehr gerne Krimis, die in anderen Ländern spielen, weil man dadurch einen Einblick in fremde Kulturen gewinnen kann. Dem Autor ist es sehr gutgelungen, mir Tibet, seine Menschen und seine Mystik nahe zu bringen. Man muss dieses Buch konzentriert lesen und sich darauf einlassen, denn die Geschichte ist komplex und das Spirituelle der Tibeter uns sehr fremd. Dazu kommt, dass der Schreibstil ein wenig langatmig ist. Trotzdem hat mir diese Geschichte gut gefallen.
Ein Roman mit Krimianteilen, welcher uns Tibet wunderbar nahebringt.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Turbulenzen

Die Feuerprobe
0

Carolina ist eine außergewöhnliche und selbständige Frau mit zwei Kindern. Neben ihrem Job als Mechatronikerin werkelt sie ständig an ihrem Häuschen. Kontakt hat sie nur zu ihren direkten Nachbarn Maike ...

Carolina ist eine außergewöhnliche und selbständige Frau mit zwei Kindern. Neben ihrem Job als Mechatronikerin werkelt sie ständig an ihrem Häuschen. Kontakt hat sie nur zu ihren direkten Nachbarn Maike und Jon. Nick ist schwer beeindruckt, als er die Frau sieht, die unter Jons altem Auto hervorkommt.
Dann brennt Carolinas Haus ab. Nick bietet ihr an, mit den Kindern bei ihm zu wohnen.
Die Geschichte lässt sich gut und zügig lesen. Kommt zu Beginn Spannung nur durch das Zusammentreffen von sehr unterschiedlichen Menschen auf, so wird es zum Ende hin spannend, weil es immer mehr seltsame Vorgänge gibt. Auch der Grund, warum das Haus abbrannte, ist nicht so leicht herauszufinden und die Versicherung windet sich.
Carolina hat Enttäuschungen hinter sich und will nicht, dass ihr noch einmal jemand zu nahe kommt. Sie ist eine liebevolle Mutter, handwerklich sehr geschickt und eine nicht so gute Hausfrau. Sie lässt sich ungerne sagen, was sie tun soll und kann schlecht Hilfe annehmen.
Nick geht es finanziell sehr gut, aber auch er ist vom Schicksal geschlagen. Er ist ein sehr hilfsbereiter Mensch.
Wenn so unterschiedliche Menschen aufeinander treffen, bleibt es nicht aus, dass es hin und wieder turbulent wird. Es ist sehr schön beschrieben, wie Carolinas Gefühle verrücktspielen. Die Charaktere sind sehr realistisch und sympathisch dargestellt, ich konnte gut mit ihnen fühlen. Das Ende hielt dann noch eine Überraschung bereit.
Farblich passt das Cover sehr schön zur Geschichte, aber vom Motiv hätte ich mir eher etwas anderes gewünscht.
Eine schöne Geschichte, die auch Spannungselemente bereithält.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Corrida de toros

Im Schatten der Alhambra
0

Beim Tauchen entdeckt Kommissar Rubén de Freitas einen alt aussehenden, versiegelten Behälter. Das Dokument, welches sich darin befindet, sieht aus, als stamme es aus der Zeit des Untergangs der spanischen ...

Beim Tauchen entdeckt Kommissar Rubén de Freitas einen alt aussehenden, versiegelten Behälter. Das Dokument, welches sich darin befindet, sieht aus, als stamme es aus der Zeit des Untergangs der spanischen Armada. Da er das Schriftstück nicht entziffern kann, wendet er sich an eine Professorin. Sie teilt Rubén mit, dass der Fund ohne Wert ist. Doch kurze Zeit später ist die Frau tot. Auch Rubéns Wohnung wird durchsucht. Hängt die Vorgänge mit dem Dokument zusammen? Rubén nutzt seinen Urlaub und macht sich mit seinen Freunden zu einer Bootstour auf, die zu einer Hippie-Kommune führt, denn dort gibt es einen weiteren Experten. Und wieder gibt es Tote.
Der schnörkellose Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Eine gehörige Portion Situationskomik macht das Ganze sehr unterhaltsam, so dass die sehr drastischen Beschreibungen nicht so stark in den Vordergrund treten.
Die Charaktere sind authentisch beschrieben und jeder hat eine Besonderheit, die ihn sehr plastisch darstellt. Dem Kommissar und seinen Freunde stehen eine perfektionistische Auftragskillerin und ihr sadistischer Auftraggeber gegenüber. Rubén, etwas dunkelhäutig aufgrund seiner karibischen Wurzeln, kifft gerne und hält sich selten an Regeln. Sein Auftreten, auch Kollegen gegenüber, ist oft drastisch, so dass sein Vorgesetzter von einem Tobsuchtsanfall in den nächsten kommt. Aber Rubén ist ein guter Ermittler und sieht Details, die andere nicht bemerken. Ihm zur Seite steht seine Kollegin Lucia Cienfuegos, die eher auf die Vorschriften achtet, aber im Notfall genauso impulsiv handelt wie Rubén.
Neben dem Kriminalfall lernen wir vieles aus dem persönlichen Umfeld unserer Protagonisten kennen. Da dies der dritte Band der Andalusien-Trilogie ist, wird natürlich auf die Vorgeschichte von Joana, Kilian, Maite und Rubén hingewiesen.
Dieser spannende und humorvolle Krimi hat viele unverhoffte Wendungen und ist sehr actionreich.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Schlimme Zeiten in der Tuchvilla

Die Töchter der Tuchvilla
0

Als ich das Buch begonnen habe, war das ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Tuchvilla ist ein Kosmos für sich.
Inzwischen sorgt der erste Weltkrieg dafür, dass die Männer eingezogen werden, die Versorgung ...

Als ich das Buch begonnen habe, war das ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Tuchvilla ist ein Kosmos für sich.
Inzwischen sorgt der erste Weltkrieg dafür, dass die Männer eingezogen werden, die Versorgung immer schwieriger wird und überall Hunger und Not herrschen. Auch wenn die Menschen in Augsburg und vor allem in der Fabrik denken, dass es den Fabrikbesitzern und den Bankern besser geht, so ist das ganz und gar nicht. Auch in der Tuchvilla fehlt es an allen Ecken und Enden, aber man hält zusammen und spart wochenlang, um ein Fest würdig begehen zu können.
Johann Melzer ist weiterhin der Chef und lässt sich ungern in seine Angelegenheiten hineinreden, auch wenn er heimlich vieles akzeptiert und anerkennt. Seine adlige Frau Alicia kümmert sich um alle und bewahrt Haltung, auch wenn das Schicksal zuschlägt. Paul, der einzige Sohn, wird wie die anderen jungen Männer eingezogen, und die Töchter Kitty und Elisabeth müssen ihren Weg gehen. Die vernünftige Elisabeth wächst über sich hinaus bei der Pflege von Kriegsverletzten, selbst die überdrehte Kitty schafft es irgendwann reifer zu werden und trotzdem Kitty zu bleiben. Dazu kommen die Bediensteten, die alle mit zur Familie gehören, von den Melzer geschützt werden und treu zur Familie stehen. Besonders gefallen hat mir da der etwas schräge Humbert, der einerseits der perfekte „Butler“, aber total kriegsungeeignet ist.
Aber im Mittelpunkt steht Marie, die Frau von Paul. Sie steht mit beiden Beinen auf der Erde, hat eine künstlerische Ader, ist diplomatisch, beharrlich und sehr praktisch veranlagt. Immer hat sie ein offenes Ohr und rückt den anderen auch schon mal den Kopf zurecht, wenn es sein muss. Vor allem aber hat sie auch Mitgefühl für die Arbeiter und findet einen Weg, zu helfen. Mir fehlt manchmal ein wenig der Fleck auf ihrem makellosen Charakter.
Der Krieg zeigt sich von seiner schrecklichen Seite, aber auch die Nachkriegszeit ist nicht einfach. Man trauert dem Kaiser nach und sieht politischen Veränderungen skeptisch entgegen. Es ist noch nicht sicher, was die Zukunft bringt, doch es gibt wieder Hoffnung.
Am Ende gibt es einige offene Fragen, die hoffentlich im nächsten Band beantwortet werden.
Eine unterhaltsame Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Familiengeheimnis

Die Tuchvilla
0

August 1913: Die Tuchvilla beherbergt neben der Familie Melzer auch noch eine Reihe Dienstboten. Johann Melzer hat sich hochgearbeitet und führt sein Leben in der Fabrik. Seine Frau Alicia stammt aus verarmtem ...

August 1913: Die Tuchvilla beherbergt neben der Familie Melzer auch noch eine Reihe Dienstboten. Johann Melzer hat sich hochgearbeitet und führt sein Leben in der Fabrik. Seine Frau Alicia stammt aus verarmtem Adel und ist für die häuslichen Belange zuständig. Die Kinder Paul, Elisabeth und Katharina führen ein privilegiertes Leben. Paul soll eigentlich Jura studieren, was ihm nicht so liegt und sein Vater wirft im Unfähigkeit vor. Die hübsche und sehr kapriziöse Kitty wirbelt einiges durcheinander, was man ihr nachsieht, da sie unter Schlaflosigkeit leidet. Da ist es kein Wunder, dass ihre Schwester Elisabeth von Neid zerfressen ist.
Aber auch die Waise Marie, die neu in diesen Haushalt als Küchenmagd kommt, sorgt für eine gewisse Unruhe, denn obwohl sie auf der untersten Stufe in der Dienstbotenhierarchie steht, lässt sie sich nicht unterbuttern. Bald schon stellt sie fest, dass es eine Verbindung zwischen ihr und der Familie Melzer geben muss. Sie versucht herauszufinden, wo ihre Wurzeln sind und was in der Vergangenheit, über die keiner reden will, geschehen ist.
Aber auch unter den Dienstboten gibt es sehr eigenwillige Persönlichkeiten, sei es Robert, der in Kitty verliebt ist oder Auguste mit dem losen Mundwerk oder die Zofe Maria Jordan mit Ihre Vorhersagen. Die resolute Köchin Fanny Brunnenmayer ist eine wahre Künstlerin in ihrem Metier und kann einem schon Angst machen, wenn sie herumwirbelt. Alle Dienstboten unterstehen der Hausdame Eleonore Schmalzler. Marie aber ist die zentrale Figur in dieser Geschichte.
Man bekommt einen guten Eindruck, wie es in jener Zeit zuging. Standesdünkel werden gepflegt, der Schein muss gewahrt werden, ganz egal was passiert. Der Vater ist der Herr im Haus, auch wenn er durch ständige Abwesenheit glänzt. Geschäftsinteressen bestimmen, welchen Partner man heiraten darf.
Alle Charaktere sind sehr ausführlich und glaubwürdig beschrieben und gerade weil sie Ecken und Kanten haben, ist für Konfliktpotenzial gesorgt. Zum Ende lösen sich die Probleme und dennoch bleiben Fragen, die sich wohl in einer Fortsetzung des Buches klären werden.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, das Tempo der Erzählung eher ruhig, hin und wieder hätte ich mir ein wenig mehr Straffung gewünscht. Da die Charaktere sehr ausführlich beschrieben sind, waren ihre Verhaltensweisen und Entscheidungen nachvollziehbar, dennoch konnte ich mich nicht immer in sie hineinversetzen. Der politische Hintergrund und die Auswirkungen der Industrialisierung sind nur angerissen.
Eine unterhaltsame Familiengeschichte.