❧ Zusammenfassung:
Sera ist eine Cerulean. Sie lebt auf einem Planeten, der mit der Erde verbunden ist. Das Besondere an den Cerulean ist ihr Blut. Es ist magisch. Sera wird von ihrer Hohepriesterin auserwählt eine wichtige Aufgabe zu übernehmen, um das Überleben ihres Volkes zu retten. Doch letzten Endes kann Sera weder ihre Aufgabe erfüllen, noch stirbt sie, wie es ihr aufgetragen wurde. Sera landet auf einem anderen Planeten und muss um ihr Überleben kämpfen, wie nie zuvor.
Agnes lebt auf der Erde zusammen mit ihrem Bruder Leo und ihrem Vater. Sie kann die Erwartungen ihres Vaters niemals erfüllen. Denn Agnes interessiert sich nicht für Männer im heiratsfähigen Alter oder schicke Kleider. Ihre Leidenschaft gilt der Naturwissenschaft. Sie möchte die Welt erforschen und einmal in das verfeindete Land reisen, in dem ihre Großmutter lebt, die sie kennen lernen durfte.
Als Agnes und Sera aufeinander treffen ändert sich für beide so viel. Agnes sieht ihre Chance gekommen aus ihren derzeitigen Verhältnissen zu fliehen und somit auch Sera zu retten. Doch warum kämpft Leo dagegen an?
❧ Meine Meinung:
Das Cover ist einfach wunderschön und spiegelt für mich eine wichtige Szene im Buch wieder. Die verschiedenen Blautöne erinnern an die Cerulean. Die Figur auf dem Cover zeigt für mich Sera und gefällt mir sehr gut, da die Frau mit dem Rücken zu mir steht, sodass ich kein Gesicht „vorgesetzt“ bekomme, sondern mich meiner eigenen Vorstellung hingeben kann.
Das Buch gehört für mich zum Urban Fantasy Genre, da das Buch hauptsächlich auf der Erde spielt, es aber gleichzeitig auch eine magische Welt gibt, die parallel zu unserer existiert und in diesem Fall auch von uns abhängig zu sein scheint.
Dabei gibt es einige magische Elemente, die auch auf der Erde zu existieren scheinen, aber nur einer kleinen Gruppe von Menschen bekannt sind, wie die Meeresspitze oder der Aboreal.
Die Hauptfiguren sind Sera, Leo und Agnes.
Sera nimmt im gesamten Buch die Figur des Opfers ein, wobei sie sich nicht einfach ihrem Schicksal ergibt, sondern um ihr Überleben und für ihre Zukunft kämpft. Sie ist mutig, freundlich und kämpferisch und man fiebert wirklich mit ihr mit.
Agnes ist als Figur sehr interessant. Sie passt einfach nicht in ihr Umfeld und beugt sich ungern den Regeln ihrer Gesellschaft. Ihr Vater unterdrückt sie regelrecht, woran auch ihr Bruder Leo nicht ganz unschuldig ist, der einfach alles dafür tut es seinem Vater recht zu machen. Wichtig ist hierbei, dass das Buch nicht in der heutigen Zeit spielt, sondern eher in einem früheren Jahrhundert, in dem Frauen noch keinerlei Rechte hatten und ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes oder dem Familienoberhaupt überhaupt nichts durften.
Für Leo ist es am wichtigsten in das Geschäft seines Vaters einzusteigen und es später einmal zu übernehmen. Dafür geht er über Leichen. Er ist arrogant, teilweise gemein und unaufmerksam. Er idealisiert seinen Vater und erkennt nicht, was genau vor seiner Nase passiert. Ich hatte das Gefühl, dass Leo, durch sein Bedürfnis nach der Liebe und Anerkennung seines Vaters, total verblendet war und nichts anderes mehr von Bedeutung für ihn war. Das machte ihn für mich ziemlich unsympathisch.
Xavier McLellan, der Vater, kann als der „Bösewicht“ angesehen werden. Einem ekligeren Menschen ist man wohl selten begegnet. Im Verlauf des Buches wird sein Charakter immer deutlicher, aber es kristallisiert sich auch heraus, dass es noch andere Motive gibt, die ihn antreiben. Diese werden jedoch in diesem Band nicht aufgelöst und machen mich regelrecht verrückt! 😫
Die Erzählung ist aufgeteilt in sechs Teile und wird abwechselnd von Sera, Agnes, Leo und seltener auch von Leela, Seras bester Freundin, erzählt. Mich hat der Wechsel an sich nicht gestört, aber ich hätte mir gewünscht, dass es etwas tiefer geht und nicht so oberflächlich bleibt. Ich hätte mir eine stärkere Ausarbeitung der Figuren gewünscht, wobei Sera für mich am besten ausgearbeitet wirkte, da ich einen guten Einblick in ihre Gefühlslage und ihr Leben auf ihrem Planeten erhalten habe. Dahingegen erfährt man über die anderen Figuren wenig bis gar nichts, aber es werden viele Andeutungen gemacht, die dann in der Luft schweben und rätselhaft blieben.
Es gab leider einige Punkte, die mich doch sehr gestört haben. Ich versuche immer mich auf das Setting und generell die Geschichte einzulassen, aber in diesem Fall wurde mein kritisches Denken übermächtig. In dem Buch werden unglaublich viele Themen angeschnitten, wie Religion, Homosexualität, Umweltbewusstsein und Umweltverschmutzung, Egoismus und Ignoranz der Menschheit, als auch Akzeptanz und Offenheit. Dabei werden die Themen in die fiktive Welt adaptiert, aber hatten für mich einen unterschwelligen oder versteckten Appell an den Leser. Teilweise wirkte es auf mich nahezu vorwurfsvoll und hat die Erzählung ein wenig kaputt gemacht für mich. Solche Szenen wirkten auf mich wie Metaphern für heutige gesellschaftliche Probleme. Beispielsweise der Hass der Kaoliner auf die Pelagier wirkte auf mich ziemlich rassistisch und heftig, genauso wie der Umgang mit Homosexualität. In meinem Kopf ging es nach solchen Szenen drunter und drüber und ich konnte das schöne Fantasy Setting nicht mehr wirklich genießen und hatte Schwierigkeiten mich wieder darin einzufinden.
Die Menschen bzw. das vermittelte Menschenbild war sehr negativ geprägt. Die meisten Menschen werden als opportunistisch, egoistisch und vollkommen ignorant gegenüber ihrer Umwelt und den Mitmenschen dargestellt und „nette Menschen“ wurden als etwas Besonderes beschrieben. Aufgrund dessen bahnte sich in mir ein Gefühl der Enttäuschung an und verfolgte mich eine ganze Weile. Es gab für mich viel zu viele Baustellen, die angeschnitten, aber nicht ausreichend behandelt werden. Zudem war für mich der Spannungsaufbau etwas unglücklich. Es gab eine wirklich sehr lange Hinführung zum „großen Finale“, welches dann ziemlich schnell abgehandelt, bzw. gar nicht aufgelöst wurde und mit einem Cliffhanger endet. Am Höhepunkt der ganzen Erzählung ist einfach Ende. Ohne einen Hinweis auf Band 2 oder ähnliches und ich konnte bei meiner Recherche auch keine Informationen dazu finden, ob Band 2 geplant ist oder wann dieser veröffentlicht werden soll.
Jedoch kann ich bei all den negativen Punkten sagen, dass es auch positives gibt. Die Welt der Cerulean hat mich wirklich begeistert. Ihre Bräuche und Gesellschaft generell hat mich total in ihren Bann gezogen und ich habe noch so viele Fragen! Es war wirklich für mich komplett neu und hat sehr viel Potenzial. Die Beschreibungen der Heimstätten und des Tempels, als auch der wunderschönen magischen Wälder waren unglaublich detailliert und ich konnte mir die Schauplätze gut vorstellen. Wirklich eine spannende Idee eine Welt ohne Männer zu erschaffen und polyamoröse Beziehungen zwischen Frauen zu thematisieren!
Als Zielgruppe würde ich Teenager ab 14 Jahren nennen. Ich glaube, dass ich beim Lesen wirklich sehr kritisch war, da mich die vielen Andeutungen und unterschwelligen Kritiken an der Gesellschaft wirklich getriggert haben und ich diese nicht mehr ausblenden konnte. Bei manchen Teenagern wird das vielleicht anders sein. Die Fantasyelemente haben mir jedenfalls sehr gut gefallen und ich glaube, dass junge Mädchen oder Jungs von der Welt der Cerulean fasziniert sein werden.
❧ Mein Fazit:
Auch wenn ich wirklich viele Kritikpunkte habe muss ich sagen, dass mir die Grundidee ganz gut gefallen hat und ich gerne weiterlesen würde. Das Ende war sehr unbefriedigend, da das eigentliche Abenteuer jetzt erst losgeht. Dabei stört mich am meisten, dass es noch keine Hinweise zu Band 2 gibt 😀
Wie bereits erwähnt fand ich die ceruleanische Gesellschaft absolut spannend und faszinierend und würde gerne mehr darüber erfahren. Ich würde mir aber wünschen, dass es in dem zweiten Band nicht so viele Andeutungen gibt, sondern mehr Auflösungen! Ich brauche Antworten!!! 😫