Wenn Freundschaft zur Obsession wird
Sieben LügenDas Buch von Elizabeth Kay sprang mir - wie es so oft passiert - durch das interessante Cover ins Auge.
Im Buch selbst geht es um Jane und ihre beste Freundin Marnie. Jane, die auch als Erzählerin des ...
Das Buch von Elizabeth Kay sprang mir - wie es so oft passiert - durch das interessante Cover ins Auge.
Im Buch selbst geht es um Jane und ihre beste Freundin Marnie. Jane, die auch als Erzählerin des Romans fungiert, ist eine sehr interessante Figur. Während des Lesens haben sich meine Gefühle ihr gegenüber mehrfach gewandelt: von Mitleid, über Gleichgültigkeit bis hin zu Abscheu. Wieso erzähle ich euch natürlich nicht, da ich hier den interessierten Noch-nicht-aber-bald-Lesern nicht vorgreifen möchte.
Das Buch hat eine clevere Aufteilung in drei Abschnitte, die die sieben Lügen des Titels beinhalten. Begonnen hat es mit Lüge Nummer eins, einer Notlüge: "Ja, ihr seid ein tolles Paar." Ich denke, eine Lüge dieser Art könnte jedem von uns herausrutschen, wenn man eine Freundin nicht verletzen möchte oder gar Angst um die Freundschaft zueinander hätte. Genauso geht es Jane. Doch diese eine Lüge zieht immer weitere und schwerwiegendere Lügen mit sich.
Jane spricht im Verlauf des Buchs zu uns Lesern und man wundert sich über diese direkte Ansprache. Sie macht das Buch aber auch besonders. Im zweiten Abschnitt drängte sich mir der Verdacht auf, dass Jane vielleicht doch eine andere Person anspricht, ob ich Recht hatte, müsst ihr selbst herausfinden.
Der Schreibstil des Buchs ist ähnlich speziell wie die Freundschaft der beiden Frauen. Wirklich oft tauchen Sätze und Abschnitte auf, die ich enorm sprachgewaltig und feinfühlig fand. Jedes Wort saß und verlieh dem Gesagten eine große Bedeutung. Ich denke, Beispiele zeigen am besten, was ich meine:
"Ich hasste ihn. Ich hasste ihn auf eine allumfassende, brennende, biblische Art."
"Marnie ist das Licht, und ich bin die Dunkelheit."
"Dein Herz ist nun zwei Herzen geworden, und eines davon wird stets irgendwo anders schlagen."
"Die Trauer folgt keiner Logik. Es gibt schlicht Zeiten, in denen es erträglich ist, und dann ist sie es wieder nicht."
Diese Sätze fand ich so kraftvoll und schön, dass ich sie beim Lesen aufgeschrieben habe.
Für manche Leser mag der Roman so scheinen als gäbe es Längen. Ich jedoch empfand jedes Kapitel über die Vergangenheit, die Freundschaft, die Familie, die Partner als wichtig. Wichtig um Jane zu verstehen und das Bild, was sich uns zeigt Stück für Stück zusammenzusetzen. Auch wenn der vermeintliche "Showdown" recht früh im Buch erfolgt ist, so wurde es auch danach für mich nicht langweilig. Die Dynamik zwischen den beiden Frauen hat sich verändert und unterschwellig merkte ich die ganze Zeit eine Bedrohung, die über allem schwebte. Diese bedrückende Stimmung hat mich regelrecht durch die Seiten getrieben.
Das Buch würde ich dabei trotzdem nicht als Thriller einstufen. Für mich ist es eher ein Psychogramm einer Freundschaft in Form eines psychologischen Spannungsromans.
Das Ende gefiel mir gut und hat das Buch abgerundet. Nicht alles wurde dabei auserzählt. Für einige mag das vielleicht unbefriedigend sein. Ich jedoch empfand es als passend und würdigen Abschluss. Für alle Liebhaber von psycholgisch ansprechenden Büchern gibt es daher eine klare Leseempfehlung.