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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2019

Nicht nur für Fans empfehlenswert

Mein Leben nach dem Tod
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Mark Benecke ist wohl einer der bekanntesten Forensiker Deutschlands und hat schon mit einigen Büchern und im TV dem Laien sein Fachgebiet näher gebracht. In diesem Buch erzählt er, wie aus dem ursprünglich ...

Mark Benecke ist wohl einer der bekanntesten Forensiker Deutschlands und hat schon mit einigen Büchern und im TV dem Laien sein Fachgebiet näher gebracht. In diesem Buch erzählt er, wie aus dem ursprünglich bayrischen Jungen, später Kölsche Jung, der Kriminalbiologe von heute wurde. Eine Biografie mit Witz und interessanten Anekdoten.
Benecke fängt ganz vorne, in seiner bayrischen Herkunft an, erzählt von seinem Leben in Köln und wie er sich nach und nach entwickelt hat. Manches war mir bereits bekannt, trotzdem hat es mich interessiert und er erzählt auch nicht ohne einen gewissen Witz. Gekonnt bindet er noch den einen oder anderen seiner Fälle mit ein (allerdings sind diese nicht sehr stark ausgearbeitet). Natürlich erzählt er nur, was er auch erzählen will (Lydia Benecke wird mit keinem Wort erwähnt – passt zu seinem Wesen auch, dass er keine schmutzige Wäsche wäscht), doch das ist spannend und interessant genug, also warum mit Dingen oder Menschen beschäftigen, die keine Rolle (mehr) spielen.

Insgesamt erhält man ein rundes, stimmiges Bild von dem Menschen hinter dem Wissenschaftler. Dabei schildert er nicht nur den Berufsalltag, sondern scheut sich auch nicht, klar seine Meinung zu vertreten, wenn auch manches sicher nicht ganz so mainstreamfähig ist. Besonders gefallen hat mir, dass er auch in dem Buch authentisch zeigen konnte, wie tolerant er ist. Er lebt eben „Et is, wie et ist“ oder „jeder Jeck is anders“. Das, aber auch kleine Anekdoten, wie zu Tintenfischen haben mich in meiner Ansicht bestätigt.

Der Schreibstil ist rund, gut lesbar und es macht einfach Spaß mehr zu erfahren. Er hält sich nicht streng an die Chronologie, sondern erzählt thematisch von seinem Leben, seiner Entwicklung und seinen teils nerdigen Angewohnheiten.

Als „Fan“ liest man sicher nicht ganz so objektiv (die Stimme in meinem Kopf beim Lesen klang sehr stark nach Mark, zumal ich manches auch bei einem Vortrag tatsächlich fast eins zu eins aus seinem Mund gehört habe, z.B. alles zum Thema Gerechtigkeit und Wahrheit…), aber trotzdem glaube ich, dass es auch ein gutes Buch für Leser ist, die ihn und seine Arbeit noch nicht kennen.

Veröffentlicht am 12.11.2019

Derber Humor

Bülent Rambichler und die fliegende Sau
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Bülent Rambichler erwischt es hart. Eigentlich will der Kriminaler bis zur Rente nur ruhig sein Dasein fristen, doch er bekommt eine neue Kollegin, die so gar nicht zu seinem Wesen passt und muss in einem ...

Bülent Rambichler erwischt es hart. Eigentlich will der Kriminaler bis zur Rente nur ruhig sein Dasein fristen, doch er bekommt eine neue Kollegin, die so gar nicht zu seinem Wesen passt und muss in einem Mordfall in seiner Heimat ermitteln.

Dieser erste Band der Reihe ist einfach zum Niederknien! Ist der Provinzkrimi ein wenig skurril? Ein eindeutiges Ja, aber genau das habe ich so erwartet und auch erhofft. Es ist ein Krimi, bei dem sich die Lachmuskeln mal so richtig austoben können, sei es weil eine „Besonderheit“ die nächste jagt oder auch aufgrund der Ausdrucksweise, die oft mehr als überdeutlich ist. Das ist sicherlich nicht jedermanns Humor, denn es wird schon ziemlich derb, aber mir hat es gefallen. Wortwitz, Situationskomik und schwarzer Humor haben mich überzeugt.

Trotz Dialekt ist die Geschichte sehr gut und flüssig zu lesen. Ich finde das Bayrische sehr gut getroffen und es hat einfach Witz – auch die fränkische Mentalität finde ich (als „Laie“) sehr gut, wenn auch wie erwartet sehr überspitzt, dargestellt. Dazu kommen noch sehr besondere Charaktere, die alle auf ihre Art sehr nett und sympathisch sind, allen voran natürlich Bülent (und dessen Vater…). Bayern meets Türkei – eine interessante Mischung! Aber auch Franz und die Zwillinge sind unterhaltsame Charaktere.

Wer (bayrische) Provinzkrimis mag, ist mit dem unterhaltsamen Buch sehr gut beraten, aber eine Leseprobe empfehle ich, denn der Humor ist schon ein bisschen speziell und sicher nicht jedermanns Sache.

Veröffentlicht am 28.10.2019

In Erinnerungen schwelgen leicht gemacht

Die Kunst der guten Erinnerung
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Wer erinnert sich nicht gerne an glückliche Momente, ob nun an Lebenshöhepunkte oder Kleinigkeiten wie zarte Sonnenstrahlen, der Duft nach Kaffee oder, oder, oder… Autor Meik Wiking ist Glücksforscher ...

Wer erinnert sich nicht gerne an glückliche Momente, ob nun an Lebenshöhepunkte oder Kleinigkeiten wie zarte Sonnenstrahlen, der Duft nach Kaffee oder, oder, oder… Autor Meik Wiking ist Glücksforscher und hat sich beruflich und auch privat dem Thema verschrieben. Neben wissenschaftlichen Fakten bringt er zahlreiche, eigene Erfahrungen in das Buch ein. Wer ein reines Sachbuch erwartet, wird das so nicht in der klassischen Form vorfinden (und eventuell enttäuscht, allerdings lässt schon ein Blick ins Buch erkennen, dass es kein „richtiges“ Sachbuch ist), trotzdem hat es mich überzeugt.

Schnell habe gemerkt, dass das Buch als solches viele schöne Erinnerungen weckt und es enthält neben den schönen, ansprechenden Bildern so tolle Zitate und auch sprachliche Bilder (das Seepferdchen im Regiesessel werde ich wohl nicht mehr vergessen). Mich hat das wirklich sehr positiv überrascht.
Das Buch muss nicht streng chronologisch gelesen werden und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich immer wieder mal nach hinten blättere und schon Sachen lese, die gerade mein Interesse wecken. Gelegentlich lockten mich auch die wunderschönen Bilder an, meist waren es aber die gut übersichtlichen und ansprechenden Grafiken, die mein Interesse weckten. Bei den Bildern fand ich es schade, dass nicht überall dabei stand, wo die Bilder aufgenommen wurden.

Obwohl das Buch einlud immer wieder in Erinnerungen zu schwelgen, hatte ich es recht schnell gelesen. Mich hat es sehr gut unterhalten, wenn ich auch gemerkt habe, dass es für mich selbst kaum Neues bietet, da ich sehr viel davon schon mal irgendwo mitbekommen oder gelesen habe oder aber intuitiv richtig gemacht habe . Trotzdem ist es schön alles Mal so nett zusammengestellt zu sehen.
Toll finde ich, dass der Autor ermutigt immer wieder Neues auszutesten, Einmaliges zu erleben und auch Peinlichkeiten mehr oder weniger was abgewinnen kann.

Der Autor gibt Tipps, wie man mit Peinlichkeiten umgehen kann oder auch, wie man sich mit einer Ananas unvergesslich machen kann. Im Übrigen hat das Buch auch so manches Alltagsproblemchen nachvollziehbar erklärt. Stichwort ist hier der „Tür-Effekt“, zu dem ich aus Gründen des Spoilerns nicht näher eingehen möchte.

Am Ende gibt der Autor noch in einer Art Kalender Tipps zum Schaffen schöner Erinnerungen – diesen fand ich nicht ganz gelungen, aber das fällt nicht zu sehr ins Gewicht.

Neben dem ansprechenden Inhalt ist das Buch auch optisch und haptisch einfach gelungen und bietet sich daher auch als Geschenk an.

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Veröffentlicht am 16.10.2019

Fesselnder Thriller

Dinge, die mir gehören
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Kriminalhauptkommissar Paul Simon hat eine Frau und eine Tochter, die er über alles liebt. Sein Beruf erfüllt ihn und er hat einen wirklich guten Partner und Freund an seiner Seite. Alles wäre perfekt, ...

Kriminalhauptkommissar Paul Simon hat eine Frau und eine Tochter, die er über alles liebt. Sein Beruf erfüllt ihn und er hat einen wirklich guten Partner und Freund an seiner Seite. Alles wäre perfekt, wäre er nicht ins Visier eines Wahnsinnigen geraten. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel, von dem Simon eine ganze Weile gar nichts ahnt… Doch er wird es schon noch merken – nur früh genug??

Schon der Beginn hat mich gefesselt, denn es beginnt schon sehr dramatisch, wenn die Betroffenen davon auch noch nichts ahnen…Warum bricht der Täter ausgerechnet bei einem Kriminalkommissar ein? Der Leser hat keine Zeit das Geschehene zu verdauen, dann kommt auch schon der nächste Fall und der nächste. Es passiert sehr viel fast zeitgleich, trotzdem schafft es der Autor nicht zu sehr auf die Tube zu drücken und sorgt zwischendurch auch immer wieder für kurze Verschnaufpausen. Das Geschehen ist extrem fesselnd und je mehr man liest, desto mehr stellt man sich die Frage, was hinter allem steckt und wie das enden wird. Irgendwann wird deutlich, dass dieser persönliche Rachefeldzug nur einen Schluss zulässt, aber trotzdem bleibt es bis zur letzten Seite spannend und an nicht wenigen Stellen überraschend.

Die Perspektivwechsel haben mir sehr gut gefallen, der Schreibstil ist insgesamt sehr rund, mit dem genau richtigen Tempo und zahlreichen kurzen Kapiteln versehen und auch wenn furchtbare Themen (Pädophilie und widerliche Morde) dabei sind, so ufert das Ganze nicht allzu sehr aus – trotzdem würde ich Zartbesaiteten eher abraten. Sehr gelungen ist hier die Verbindung von Ermittlungen und Privatleben, aber auch die Hintergründe zum Tatgeschehen sind stimmig und überzeugend.

Ein echter Thriller, der von der ersten bis zur letzte Seite zu überzeugen weiß.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Wunderbare Geschichte, die auf historischen Fakten basiert

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Die eigensinnige Engländerin Alice heiratet den Amerikaner Benett und zieht mit ihm nach Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Anstelle des schönen Lebens, erwartet Alice im ländlichen Kentucky ...

Die eigensinnige Engländerin Alice heiratet den Amerikaner Benett und zieht mit ihm nach Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Anstelle des schönen Lebens, erwartet Alice im ländlichen Kentucky jedoch wenig Erbauliches, denn ihr Mann ist nicht ganz der, den sie in England kennengelernt hatte und ihr tyrannischer Schwiegervater macht ihr das Leben schwer – bis sie endlich einen Ausweg aus der bedrückenden Enge ihres Zuhauses findet. Mit anderen Frauen beginnt sie eine Satteltaschenbibliothek auf Initiative Eleanor Roosevelts aufzubauen, welche Bildung auch in die entlegensten Bergfamilien bringen soll. Das passt jedoch nicht jedem...


Schon der Prolog hat es richtig in sich. Man ist sofort von der Geschichte gefesselt und möchte wissen, wie es zu dieser bedrohlichen Situation kam - und auch wie es danach weitergeht. Verraten möchte ich dazu nichts im Detail. Versprechen kann ich jedoch, dass es wirklich nicht ohne ist.

Die Zusammenhänge ergeben sich erst nach und nach. Aber zunächst einmal lernt man die Protagonisten kennen und ihr Vorhaben mit einer Satteltaschenbibliothek Bildung in die Berge zu bringen. Diese Initiative gab es tatsächlich, daher beruht der Roman auf historischen Tatsachen und ich finde, dass das Jahr 1937 authentisch und packend dargestellt wurde.

Ich mag Jojo Moyes Schreibstil, ihren Humor, den lockeren Schreibstil und wie sie mich immer und immer wieder zu fesseln vermag, ob sie nun eine Geschichte in London/New York in der Gegenwart oder wie hier im tiefsten Kentucky in den 1930ern spielen lässt.

Hier hat sie mich in eine ziemlich fremde Welt entführt. Die entstandene Geschichte um die Satteltaschenbibliothekarinnen und Bewohner einer Kleinstadt, hat mich sehr berührt. Alle haben ihre speziellen Schwierigkeiten, sei es mit der Familie, der Vergangenheit oder gesundheitlich, ebenso haben sie Geheimnisse und trotzdem entsteht eine tiefe Freundschaft, die mit der Liebe zu den Büchern angefangen hat. Sehr tiefgründig und ohne je ins Klitschige abzurutschen, beweisen die Frauen unglaublichen Mut sowie große Stärke sich auch gegen alle Widerstände für die gute Sache einzusetzen und eine kleine Liebesgeschichte fehlt natürlich auch nicht.
Die Geschichte ist herzerwärmend, man hofft und bangt mit und für Bücherfreunde ist der Roman quasi ein Muss.