Komplexer und temporeicher zweiter Band
Zimmer 19Nach "Schlüssel 17" hat Marc Raabe seinen zweiten Band um seinen LKA Ermitttler Tom Babylon und Psychologin Sita Johanns veröffentlicht. Ich habe Band 1 gelesen, aber ausnahmsweise hier keine Rezension ...
Nach "Schlüssel 17" hat Marc Raabe seinen zweiten Band um seinen LKA Ermitttler Tom Babylon und Psychologin Sita Johanns veröffentlicht. Ich habe Band 1 gelesen, aber ausnahmsweise hier keine Rezension geschrieben.
Auch der zweite Band startet rasant. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale kommt es zu einem Skandal. Statt des Eröffnungsfilmes wird den Zuschauern ein Snuff-Video geboten, in dem eine Frau brutal ermordet wird. Es ist Sinje, die Tochter des Berliner Bürgermeisters Otto Keller, die seit kurzem als vermisst gilt. Die Polizei ist sich nicht sicher, ob es sich hier um einen wahren Mordfall handelt oder um einen gestellten Film, denn Sinje ist Schauspielerin. Was ist real und was manipuliert? Der Täter hinterlässt jedoch eine unmissverständliche Botschaft für einen bestimmten Personenkreis. Geschockt registriert Sita, dass die Zahl 19, die im gezeigten Video eine besondere Bedeutung hat, auch in ihrer Vergangenheit eine Rolle spielte. Das LKA ermittelt auf Hochtouren, als ein weiteres junges Mädchen als vermisst gemeldet wird.
Wie bereits in "Schlüssel 17" ist der Spannungslevel den ganzen Thriller über sehr hoch. Von Beginn an ist man gefesselt von der Geschichte, die nicht nur in Sitas, sondern auch in Toms und in die deutsche Vergangenheit führt - zur Zeit des eisernen Vorhangs. Es geht um Macht, Korruption und alte Schuld. Tom wird außerdem von einer seltsamen Begegnung abgelenkt. Auf dem Video zur Eröffnungsfeier sieht er ein cirka elfjähriges Mädchen an der Hand eines älteren Mannes, das seiner vor 20 Jahren vermissten Schwester Viola wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Schon im ersten Band ist Tom erfolglos auf der Suche nach einer Spur zu seiner vermissten Schwester. Dieses Ereignis lässt ihn bis heute nicht los.
Im Vordergrund steht diesmal aber Sita. Sie hatte alles andere als eine behütete Kindheit. Es verwundert, dass sie aus diesem Sumpf herausgefunden hat und Psychiaterin geworden ist. Beide kämpfen mit den Dämonen der Vergangenheit, wobei Sitas früheres Leben Einfluss auf die aktuellen Ereignisse im Fall hat. Rasante Szenenwechsel und überraschende Wendungen erhöhen den Spannungsbogen.
Raabe erzählt seine komplexe Story nicht nur in der Gegenwart, sondern er blendet auch zurück ins Jahr 2001. Hier liegt das Geheimnis betreffend den Entführungen und Morde begraben, das sich dem Leser erst zum Ende hin eröffnet und sich schlussendlich beide Zeitebenen zu einem Ganzen zusammenfügen.
Schreibstil:
Marc Raabe schreibt fesselnd und temporeich. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.
Tom und Sita sind zwei sympathische und vielschichtige Charaktere. Beide haben ihr Bündel zu schleppen. Tom reagiert oftmals bei den Ermittlungen unüberlegt und setzt sich über die Anordnungen seines Chefs hinweg.
Fazit:
Ein temporeicher und komplexer zweiter Teil um LKA Ermittler Tom Babylon und der Psychiaterin Sita Johannis, der fesselt und süchtig macht. "Zimmer 19" hat mir noch besser gefallen, als "Schlüssel 17". Ich werde definitiv auch den nächsten Band der Reihe lesen.