Die realste der drei Königinnen
Matilda wächst am flandrischen Hof ganz in der Tradition des frühen kontinentalen Hochmittelalters auf – gebildet und recht selbstbewusst. Ihr Vater, Graf Balduin von Flandern sieht für sich und die Grafschaft ...
Matilda wächst am flandrischen Hof ganz in der Tradition des frühen kontinentalen Hochmittelalters auf – gebildet und recht selbstbewusst. Ihr Vater, Graf Balduin von Flandern sieht für sich und die Grafschaft einen politischen Gewinn darin, seine Tochter mit William, dem Herzog der Normandie zu verheiraten. Und auf ihrer ganz eigene Art scheinen die beiden gut zueinander zu passen, denn in beiden schlummern politische Ambitionen.
In ihrem dritten Band widmet sich die Autorin Matilda von Flandern, die an der Seite ihres Mannes schließlich zur Königin von England aufstieg. Auch über Matildas Leben ist – wie über sie beiden anderen Königinnen – relativ wenig historisch genau überliefert. So konnte die Autorin auch hier viel Freiraum für eine passende Geschichte finden.
Matilda wird für mich als die der Realität der politischen Welt ihrer Zeit am festesten verbunden Perönlichkeit dargestellt. Dabei tritt sie gar nicht so sehr als Herrscherin in Erscheinung. Allein über die Darstellung ihres Ehelebens mit William und die Ereignisse um dessen Thronansprüche in England gelingt es Joanna Courtney diesen Eindruck hervor zu rufen. Und wenn man genauer darüber nachdenkt steht bisweilen William dadurch viel mehr im Vordergrund des Buches als Matilda. Das ist jedoch gut so, da Matildas Leben über die Beziehung zu William wiedergegeben wird.
Zudem schneidet die Autorin die Handlung des ersten Bandes Das purpurne Herz noch einmal an. Denn Judith, Matildas Tante tritt regelmäßig in Erscheinung. Beide Frauen wachsen am gleichen Hof auf. Doch Judith wird durch ihren Bruder nach England verheiratet, an Torr Godwinson. Dieses Mal wird die Beziehung der beiden jedoch nicht aus englischer Sicht beschrieben, sonders aus Judiths Sicht heraus. Und damit bekommen einige Ereignisse einen ganz anderen Blickwinkel.
Auch wenn das dritte Buch der Saga für mich der „nüchternste“ Band war, finde ich es schon bedauerlich, dass die Reihe beendet ist.
Wer genau liest erhält einen tollen Einstieg in das beginnende Hochmittelalter. Und alle drei Bände stecken voller Emotionen, jeder auf eine andere und sehr spezielle Weise.
Diese Bücher wollen und sollten gelesen werden.