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Veröffentlicht am 11.10.2019

Mut zur Rebellion

Wo die Freiheit wächst
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„Funkenflug“ und der Sommer 1939 erzählt den Beginn des Kriegs. Nahtlos geht es mit den Edelweißpiraten weiter, die in einem Briefwechsel aus ihrem Leben während des Krieges erzählen.

Leni und ihre Geschwister ...

„Funkenflug“ und der Sommer 1939 erzählt den Beginn des Kriegs. Nahtlos geht es mit den Edelweißpiraten weiter, die in einem Briefwechsel aus ihrem Leben während des Krieges erzählen.

Leni und ihre Geschwister erleben mit der verwitweten Mutter den Krieg in Köln hautnah.

Im Jahr 1942 wird Lenis Bruder Franz an die Front nach Osten geschickt. Stalin leistet bissigen Widerstand. Röschen, die beste Freundin von Leni wird mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder auf einen Bauernhof zur Unterstützung der Ernte verfrachtet.

Beide halten untereinander Kontakt per Briefpost, Telegramm und mehr schlecht als Recht mit der Feldpost nach Russland.

Anfänglich erlebt Leni den Krieg nicht als eine wirkliche Einbuße in ihrem Leben. Die Lebensmittel sind zwar rationiert, aber dank dem Schrebergarten von den Großeltern kommt man gut zurecht.

Während die Mutter sich mit ihrem neuen Freund, einem SA-treuen Angestellten bei der Stadt einlässt, gelingt es Leni über den doch schon frühen Tod ihres Vaters klar zu kommen.

Röschen lernt einen hübschen ehemaligen Adligen kennen und Leni freundet sich mit Erich an.

Erich, kein Freund der HJ und der BDM lebt sein ganz eigenes Leben und hinterfragt. Leni, die ebenfalls mit offenen Augen durch die Welt geht, hinterfragt ebenfalls. Aus Freundschaft wird Liebe.

Doch dann hält der Krieg auch Einzug in Köln. Die nächtlichen Luftangriffe der Engländer bringen Leid, Not und den Tod.

Um Leni herum sterben Freunde, Bekannte und Verwandte. Franz wird hart unter Beschuss genommen und zweifelt an seinem Tun, während Kalli, der jüngere Bruder eine steile Karriere in der HJ hinlegt.

Leni ist entsetzt und rebelliert, auch dank Erich immer lauter.

Frank Maria Reifenberg hat Lenis Geschichte in einen Briefroman gepackt. Man erhält einen beeindruckenden Einblick in die unterschiedlichen Leben, ob an der Front oder in der zerbombten Stadt Köln.

Mit viel Frohsinn erträgt Leni das Leid der gesamten Familie und steht als junge Frau, gepackt von Zwiespälten trotzdem mitten im Leben.

Mutig hinterfragt sie und schreibt offen über ihre Ängste, Erkenntnisse und Verdächtigungen.

Während sich Röschen und Franz um Lenis Mut sorgen, hat Kalle hingegen seine ganz eigenen Entscheidungen getroffen.

Reifenberg schildert das Leben der Jugendlichen während der Kriegszeit. Die ständige Angst, ob an der Front oder bei Luftangriffen in der heimischen Wohnung. Nur scheinbar gewöhnen sich die Kinder und Jugendliche an diese Situationen. Die Rebellion beginnt leise und still und weitet sich dann über Köln hinaus. Mit Flugblättern, Einbrüchen und Diebstählen wehren sich die Edelweißpiraten gegen die Diktatur Hitlers. Bewachung, Diskreditierung und Bespitzelung stehen an der Tagesordnung und alle Mitglieder wissen, was ihnen droht.

Reifenbergs Briefroman hinterlässt einen Schatten. Dieser ist richtig und gut und soll uns jeden Tag vor Augen führen, wie einfach und friedlich unser Leben ist und wie schnell sich das auch ändern kann.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Die Macht der Bücher

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Für Emmet Farmer nimmt das Leben eine bittere Wendung. Nach langer Krankheit noch nicht ganz genesen hilft er mehr schlecht als recht auf der Farm seiner Eltern.

Eines Tages erhalten diese einen Brief, ...

Für Emmet Farmer nimmt das Leben eine bittere Wendung. Nach langer Krankheit noch nicht ganz genesen hilft er mehr schlecht als recht auf der Farm seiner Eltern.

Eines Tages erhalten diese einen Brief, der sie dazu auffordert, das Emmet in die Lehre einer Buchbinderin gehen soll. Lange schon hatten diese geahnt, dass Emmets Krankheit nicht normal und schon gar nicht heilbar sei.

Emmet, der sich erst überrascht, aber dann hoffnungslos mit seinem Schicksal abfindet, macht sich auf den Weg zu seinem neuen Schicksal.

Die Buchbinderin kommt ihm Anfangs wie eine alte Hexe vor. Lebt sie doch fernab direkt in einem Moor in einem urigen kalten Haus. Sie bringt ihm nach und nach ein paar Details des Buchbindens bei, doch verbirgt dabei unübersehbar den Zugang zu ihrer eigenen Werkstatt und des dahinter gelegenen Gewölbes.

Emmet, der sich so langsam nicht mehr mit den paar Handgriffen täglich zufrieden geben will, drängt nach mehr Wissen.

Erst als die Buchbinderin unverhofft stirbt und ein alter dubioser Kollege beginnt, den Keller und Teile des Gewölbes leerzuräumen, ahnt Emmet, das noch viel mehr hinter seiner Tätigkeit steckt.

Als nunmehr neuer Lehrling in der Stadt wird Emmet gleich zu seinem ersten Einsatz geschickt und lernt schneller als erhofft, seine Fähigkeiten einzusetzen.

Dunkle Ahnungen befallen ihn, seine Krankheit und seine Fähigkeit sieht er als Fluch. Bücher dienen den Menschen als Flucht in das Vergessen und stehen geradezu hoch in Mode.

Als Emmet ausgerechnet bei seinem ersten Auftrag erneut auf den ihn scheinbar schon bekannten Lucian Darnay trifft, beginnt er langsam zu verstehen.

Von nun an kämpft Emmet um seine eigene Geschichte, die in irgendeinem dieser Bücher geschrieben steht.

Bridget Collins überzeugt mit ihrer Geschichte, die ebenfalls gebunden vor mir liegt. Die Erinnerungen, die in Bücher gefesselt, verborgen bleiben sollen bringen viel Leid, aber auch viel Liebe mit sich.

Die zarten Bande, die hier in dieser Liebesgeschichte aufkeimen, werden erst mit der ganzen Bedeutung dieser gebundenen Bücher sichtbar und stehen für Aufrichtigkeit, Hoffnung und wahre Liebe.

Besonders hübsch sind der Einband des Buches und der blaugefärbte Schnitt zu erwähnen, die Emmets Buchbindekünsten eine wahre Ehre machen.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Entspannung pur!

Restorative Yoga
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Yoga? Genau mein Ding! Ist es schon lange und wird es für immer bleiben. Dennoch bin ich immer auf der Suche nach einer neuen Richtung. Und so ist es auch Lorna Neuber gegangen.

Nach langen Tagen im Bürostuhl ...

Yoga? Genau mein Ding! Ist es schon lange und wird es für immer bleiben. Dennoch bin ich immer auf der Suche nach einer neuen Richtung. Und so ist es auch Lorna Neuber gegangen.

Nach langen Tagen im Bürostuhl machen die Rückenschmerzen es deutlich! Hier muss etwas getan werden. Yoga mit all ihren bekannten Varianten im Flow half da schon mal gut weiter.

Doch was trägt noch etwas zur mentalen Entspannung dazu?

Mit Lorna Neuber begeben wir uns also zwar nicht in Neuland, aber mit Restorative Yoga doch schon mal auf ganz andere „Mattenwege“.

Einfach, mit wenigen Hilfsmitteln, erklärt, findet man auch schon für kurze Zeit einen Weg zum Entspannen.

Das Buch ist als Sachbuch gut aufgegliedert, bietet zu allem die passenden Bilder und macht ein Nachüben leicht und einfach.

Welche Übungen für welche „Probleme“ oder Haltungsfehler passend sind, findet man leicht und kann diese auch umgehend umsetzen. Man benötigt auch keine Hilfe, die Übungen sind Schritt für Schritt erklärt und bebildert.

In diesem handlichen Sachbuch geht es nicht darum, möglichst lange in irgendwelchen Positionen zu atmen und die Körperspannung zu halten. Hier geht es um die pure Entspannung, Stressabbau und der Wiedergutmachung falscher Körperhaltung.

Es hat mir viel Spaß und viel Ruhe gebracht und wird definitiv nie weit weg von meiner Yogamatte einen Platz finden.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Wer Tempo liebt, wird hier die richtige Rennbahn finden!

Ultimatum
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Kommissar Eugen de Bodt ermittelt wieder. In seinem fünften Fall geht es für Deutschland drunter und drüber.

Der Ehemann der Kanzlerin wird entführt und tags darauf erhält sie seine Hand per Lieferdienst. ...


Kommissar Eugen de Bodt ermittelt wieder. In seinem fünften Fall geht es für Deutschland drunter und drüber.

Der Ehemann der Kanzlerin wird entführt und tags darauf erhält sie seine Hand per Lieferdienst. Für de Bodt steht fest, dass dies erst der Anfang ist.

Während unerwartet seine russischen Bekannten eintreffen und den Mord an der russischen Diplomatin aufklären sollen, fühlt sich auch de Bodts Team verantwortlich und stellt schnell fest, dass die ehemalige Leistungsschwimmerin nicht ertrunken, sondern vergiftet wurde.

Die erste Forderung der Entführer trifft ein und lässt de Bodt aufhorchen. Ausgerechnet sein in letzten großen Fall festgenommener Erzfeind Rob soll umgehend freigelassen werden. Der kriminelle Meisterstratege kann fliehen.

Yussuf und auch Sahlinger müssen mit ansehen, wie ihr Chef sich durch den Behördendschungel schlägt und dabei seine Hegel-Zitate wie eine scharfe Machete einsetzt und sich damit wie immer so gar keine Freunde machen will.

Während die Konkurrenzabteilung es mit der Presse fast zu weit treibt, gelingt es den Entführern, auch noch die französische Präsidentengattin einzusammeln.

Dubiose Forderungen ergehen weiterhin an beide Länder. Die Regierungen wissen, dass keine dieser Wünsche erfüllbar und ausführbar sind.

Die Kanzlerin steht hinter de Bodt und lässt ihm seine gewohnten Freiheiten. Doch dann schlagen die Entführer erneut zu und de Bodts Team gerät in große Gefahr.

Mit Ditfurth scheint das politische System in Berlin und anderer Staaten gewaltig überfordert. Uns allen ist klar, dass solche überdimensionalen Staatsapparate vor Versagen nicht gefeit sind und politische Machtspielchen und meisterhafte Deals mit der Privatwirtschaft mehr zählt als dem normalen Bürger und Steuerzahler lieb ist.

Dieser gewaltige Spiegel, den Ditfurth Berlin und dem Regierungsviertel vor das schon zu oft verlorene Gesicht hält, zeigt mehr, als dem Leser lieb ist.

Dennoch versteht sich Ditfurth mit seinem Eugen de Bodt hervorragend auf Freundschaft, Zuverlässigkeit und Hoffnung. Gewohnt schlagen wir uns mit grünem Tee, zischenden Kaffeeautomaten und unerwiderter Liebe durch die kriminelle Welt. Dank der Unterstützung muffiger Franzosen, glühenden Tauchsiedern aus Moskau und Hegel, Hobbs und Marx fällt es allerdings leicht, das Geschehen zu verfolgen.

Wer Tempo liebt, wird hier die richtige Rennbahn finden!

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ist das unsere Zukunft?

Connect
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Colt findet sich in der realen Welt nur schwer zurecht. Er leidet an Autismus. Daher flüchtet er sich die meiste Zeit in seine Spielwelt, die er zum großen Teil mit erschaffen hat. In dieser Welt ist er ...

Colt findet sich in der realen Welt nur schwer zurecht. Er leidet an Autismus. Daher flüchtet er sich die meiste Zeit in seine Spielwelt, die er zum großen Teil mit erschaffen hat. In dieser Welt ist er für viele andere Gamer ein Held. Die Probleme beginnen, als er einen Aufsatz seiner Mutter Naomi für eine Konferenz einreicht. Naomi Chiang ist Wissenschaftlerin und befasst sich mit der Transformation der Raupe zum Schmetterling und versucht dies auf den Menschen anzuwenden. Als sie den Vortrag auf der Konferenz hält, sorgt sie damit für mächtig Wirbel.

Kurz danach werden alle Kopien des Vortrags von allen Servern und Geräten von der NDSA gelöscht.

Man möchte verhindern, dass der Feind an dieses Wissen gelangen könnte. Gleichzeitig möchte man Naomi davon überzeugen, für die Regierung bzw. das Militär zu arbeiten. Sie würde dann ihrem Ex-Mann Ryan unterstehen, der mittlerweile einen ziemlich hohen Rang im Militär bekleidet. Doch sie möchte das nicht. Sie möchte weiterhin für ihren Sohn da sein, der Veränderungen nur schwer ertragen kann.

Colt hingegen hat die Zeit, in der seine Mutter auf der Konferenz war, für seine eigene Veränderung genutzt. Er hat die Transformation an seinem eigenen Gehirn vorgenommen…

Die Handlung ist wie ein reißender Strom. Ich habe selten ein Buch so schnell ausgelesen wie dieses!

Julian Gough versteht es ausgezeichnet, sich eine Zukunft auszumalen, die erschreckend nah an der Gegenwart ist und gleichzeitig so überwältigend neu. Er beschreibt Techniken, die (hoffentlich) nie Wirklichkeit werden und deren Anfänge jetzt schon erkennbar sind.

Die Story um Colt, seine Krankheit und seine Familie werden grandios in den rasanten Plot eingebettet. Gleichzeitig entwickelt sind eine Liebesgeschichte und am Ende des Buches befasst man sich mit den ganz großen Themen unserer Welt: Mythen, Religionen, politische Systeme, Wirtschaftssysteme, Armut…

Was läuft da eigentlich in unserer Zeit so grundlegend verkehrt?

Julian Gough ist hier ein ganz großer Thriller gelungen, der eine dunkle Zukunft heraufbeschwört. Unbedingt lesen!