"Thomas-Katastrophe" von 1875 - Frauen gaben nicht auf
Träume von Freiheit - Flammen am MeerDer 11. Dezember 1875 war ein schwarzer Tag für Bremerhaven. Eine verheerende Dynamit-Explosion am Neuen Hafen forderte 81 Menschenleben, viele andere wurden schwer verletzt. Das Unglück hat unter anderem ...
Der 11. Dezember 1875 war ein schwarzer Tag für Bremerhaven. Eine verheerende Dynamit-Explosion am Neuen Hafen forderte 81 Menschenleben, viele andere wurden schwer verletzt. Das Unglück hat unter anderem zwei junge Frauen und ihre Familien getroffen: Johanne Claussen und Cecilia Thomas.
Johanne Claussen aus Bremerhaven verliert bei dem Unglück fast ihre ganze Familie und die rechte Hand. Zum Glück kann sie ihr kleines Töchterchen Elsie retten. Cecilia Thomas, die Witwe des Attentäters, bleibt mit 4 kleinen Kindern allein. Ab sofort müssen beide Frauen selbst für ihren Unterhalt sorgen und ihr Leben meistern.
Mit anschaulichen Bildern der Katastrophe am Neuen Hafen beginnt die Autorin die bewegende Geschichte über das Leben zweier Frauen, die von diesem Unglück betroffen waren.
Mit viel Feingefühl erzählt Silke Böschen, wie die 20-jährige Johanne Claussen mit nur einer Hand ihr Leben weiterzuführen versucht. Johannes Trauer um ihren geliebten Ehemann ist unbeschreiblich groß. Ihr einziger Trost ist ihr kleines Töchterchen Elsie, die im Moment des Unglücks nicht mal ein Jahr alt war.
Cecilia Thomas hat bisher ein unbeschwertes, verschwenderisches Leben geführt. Die Explosion, die ihr Mann geplant und verursacht hat, verändert ihr Leben total. Ab sofort muss sie selbst für ihre vier kleine Kinder sorgen. Dabei besitzt sie kein Vermögen, nur ein paar Schmuckstücke, die sie für den Start in ein neues Leben einsetzen will. Sie wandert nach Amerika aus, wo sie in New York ein Modegeschäft eröffnet.
Trotz dieser schweren Schicksalsschläge geben beide Frauen nicht auf und versuchen mit allen Mitteln ihre Leben in den Griff zu bekommen.
Nicht nur die Lebensgeschichte der beiden Protagonisten ist sehr interessant. Die Autorin liefert lebhafte Bilder der damaligen Zeit. Sie führt den Leser durch die bienenfleißige Stadt Bremerhaven des 19. Jahrhunderts, erzählt über die Menschen, die dort lebten und arbeiteten, über Straßen und Geschäfte, über Auswanderer, die durch die Stadt gezogen sind, über den betriebsamen Hafen.
Auch über das damalige New York erzählt sie ausführlich. Ich fühlte mich buchstäblich in diese Zeit hineinversetzt, vor meinem inneren Auge sah ich faszinierende Bilder dieser Epoche.
Ich kann das Buch nur empfehlen. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wurde von der Autorin sorgfältig recherchiert und mit viel Einfühlungsvermögen in einer wunderschönen bildhaften Sprache erzählt.
Das Buch „Träume von Freiheit – Flammen am Meer“ ist der erste Band der von der Autorin geplanten Trilogie. Ich bin schon gespannt auf weitere Bücher dieser Reihe.