Cover-Bild Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
Band der Reihe "detebe"
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 26.02.2014
  • ISBN: 9783257242805
Thomas Meyer

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Motti Wolkenbruch ist ein junger orthodoxer Jude aus Zürich, der sich zum Entsetzen seiner Familie in eine Schickse, eine Nichtjüdin, verliebt. Ein Einblick in eine unbekannte Welt, eine berührende und schelmische Geschichte – mit jiddischem Wortwitz und unwiderstehlichem Humor.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2020

Von der Mutter eine Ehefrau vorsetzen lassen? Das klingt für Unsereins ziemlich meschugge!

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Mordechai "Motti" Wolkenbruch ist ein 25 Jahre alter Schweizer, studiert Wirtschaft und arbeitet nebenher in der Versicherungsagentur seines Vaters. Soweit, so normal. Allerdings stammt er aus einer chassidisch-jüdischen ...

Mordechai "Motti" Wolkenbruch ist ein 25 Jahre alter Schweizer, studiert Wirtschaft und arbeitet nebenher in der Versicherungsagentur seines Vaters. Soweit, so normal. Allerdings stammt er aus einer chassidisch-jüdischen Familie und da ticken die Uhren ein wenig anders, ist er doch mit seinen 25 Jahren bald schon überreif für eine Heirat. Also versucht ihn seine Mame (Mutter) mit allen Mitteln an die Frau zu bringen. Zum Leidwesen Mottis schleppt sie sie ihn von einem Schidech zum nächsten (Dates, aus denen bestenfalls eine Beziehung und eine darauf resultierende Heirat hervorgeht), stellt ihm allerdings nur Damen vor, die ihr selber ähneln (inklusive eines großen Tuches = Hinterns). Motti will sich seine zukünftige Frau selbst heraussuchen, verguckt sich aber an der Uni ausgerechnet in eine Schickse (Nichtjüdin) und damit beginnen seine Probleme. Als der Pakt, den er mit Michéle schließt, einem Mitglied aus der jüdischen Gemeinde, die ebenfalls unter den vielen Schidechs leidet, die ihre Mutter organisiert, nämlich so zutun, als hätten sie aneinander Interesse, um ihre Ruhe vor den ewigen Verkupplungsversuchen ihrer Mütter zu haben, wird er zu seinem Rabbi geschickt, damit dieser ihm den Kopf geraderückt. Der schlägt ihm allerdings vor, nach Isreal zu fliegen, denn da wären die jüdischen Frauen anders als die in der Schweiz und man könne sich dort schneller verlieben. Gesagt getan: Motti reist nach Israel, aber statt von dort eine Braut mit heim zu bringen, bringt er die Erkenntnis mit, dass er aus den engen Strukturen des chassidischen Judentums ausbrechen und sein eigenes Leben leben will.

Es heißt ja, man solle seine lokalen Buchhandlungen unterstützen und so ist mein Freund bei einem Besuch in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung hier in Leipzig auf "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" gestoßen. Der Klappentext hat uns beide angesprochen und so haben wir kurz hintereinander dieses lustige, aber auch zeitweilen ernste und traurige Buch gelesen. Da chassidische Juden jiddisch sprechen ist auch das Buch von Thomas Meyer in Jiddisch geschrieben worden, womit ich aber keinerlei Probleme hatte, im Gegenteil. Wenn ich einen Begriff nicht verstanden habe, habe ich im Glossar nachschlagen können oder, wie der Autor auf der Umschlagseite vorgeschlagen hat, das Wort einfach laut vor mich hingesprochen.

Das Buch bietet einen wunderbaren Einblick in die jüdische Kultur, in die Lebensweise und Gedankengänge. Manchmal ist es nötig, dass wir Gojeten (Nichtjuden) über unseren Tellerrand hinauszuschauen und andere Kulturen kennenlernen, um sie besser verstejen zu können und Vorurteile abzubauen. Wie ginge das besser, als mit einem so lustigen Roman zur Verständigung. Der jüdische Humor kann im Übrigen so bissiger oder schwärzer sein, als der britische, nur so zur Warnung.

Und apropos Tellerrand: Das Buch enthält auch ein Rezept für Matzenknödel, dass man nachkochen kann. Schon mal Matzenknödelsuppe gegessen? Nein? Dann besteht hier dringend Nachholbedarf, denn diese schmeckt echt gut. Man kann sie in etwa mit Grießklößchen vergleichen, nur das Matzen keine so trockene Konsistenz hat wie Grieß.
Wie Markus Kavka bei MTV immer so schön sagte: "Haben wir wieder was gelernt."

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Veröffentlicht am 03.11.2019

Emanzipation auf Jiddisch

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Motti Wolkenbruch ist ein junger Mann, der sich sein gesamtes Leben von seiner gluckenden mame hat bevormunden lassen. Durch Tradition und Glaube sind nicht nur Kleidungsstil und Ernährungsregeln für Motti ...

Motti Wolkenbruch ist ein junger Mann, der sich sein gesamtes Leben von seiner gluckenden mame hat bevormunden lassen. Durch Tradition und Glaube sind nicht nur Kleidungsstil und Ernährungsregeln für Motti festgelegt. Durch die Mutter scheint auch seine weitere Entwicklung streng nach Plan verlaufen zu sollen. Die vorgezeichnete Zukunft lässt sich bereits am schweigsamen tate ablesen, der sich andauernd hinter einer Zeitung versteckt. Als die mame nun Motti mit einem Ebenbild von sich selbst verheiraten möchte, entwickelt dieser Störgefühle.

So beginnt Motti sich von seiner mame, aber auch von seiner Kultur zu emanzipieren. Unkoscheres Essen gehört nun genauso zu ihm wie ein urbanes Outfit. Als Leser hat man den Eindruck, Motti mag all das besonders gern, was goisch ist. Vermutlich macht das Verbotene den Reiz aus. Mottis Entwicklungsprozess endet schließlich, wie es der Buchtitel verspricht.

Die aufbegehrenden Gedanken unseres Protagonisten und sein rebellisches Verhalten wirken auf mich wie eine verspätete Pubertät. Dadurch entsteht eine skurrile, ein Dauerschmunzeln verursachende Komödie. Durch den Gegenpol der übertriebenen strengen mame, die teilweise aus der Zeit gefallen scheint und in ihrer eigenen Erwartungshaltung längst nicht fehlerfrei ist, wird die Situationskomik auf die Spitze getrieben.

Gefallen hat mir zudem die von Thomas Meyer verwendete Sprache. Er spielt mit jüdischen und goischen Klischees, ist dabei niemals anmaßend oder unangenehm. Der Text ist gespickt mit ganz vielen jiddischen Worten. Aber keine Angst, wer ein bisschen Platt versteht kommt gut damit zurecht. Außerdem gibt es ein entsprechendes Glossar am Ende des Buches. Die drei Teile des Buches gliedern sich in kurze Kapitel mit witzigen Titeln. Die Titel lassen sich dann auch im Kapiteltext wiederfinden, was ich ziemlich charmant finde.

Eine erfrischende Lektüre, die ich gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Höchst amüsant, dennoch aber auch nachdenklich stimmend

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"Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer war ein herrlich ausgewogener Lesegenuss.
Der Schreibstil ist locker und mitreißend. So manche Szene ist höchst amüsant, so ...

"Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer war ein herrlich ausgewogener Lesegenuss.
Der Schreibstil ist locker und mitreißend. So manche Szene ist höchst amüsant, so dass ich einige Male herzhaft lachen konnte. Gleichzeitig gelingt es jedoch Thomas Meyer in seiner lockeren Schreibweise auch Kritik anklingen zu lassen. So befasst er sich mit Übermüttern, Männern, die sich nicht trauen gegenüber ihren Frauen ihre Meinung zu vertreten, Vorurteilen gegenüber jüdischen Menschen und erzwungenen Lebenswegen, die jungen Menschen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten berauben.
Die Sprache ist etwas ganz besonderes und neu für mich. Die Protagonisten sprechen überwiegend jiddisch und so musste mancher Satz ein zweites Mal gelesen und dabei auf Anregung des Autors laut mitgesprochen werden. Damit findet man sich dann sehr gut zurecht und notfalls besteht die Möglichkeit im Glossar nachzusehen. Da ich sehr gerne Bücher mit außergewöhnlicher Sprache lese, hatte ich viel Freude beim Lesen.
Die Protagonisten selbst sind ebenfalls jiddisch dargestellt. Das hat mir gut gefallen, gewinnt man doch einen guten Einblick in die Umgangsformen und Gebräuche einer jüdischen Familie. Auch wenn vermutlich einiges humoristisch-überspitzt dargestellt ist, habe ich noch einiges neue Wissen vermittelt bekommen.
Mordechai - Motti - Wolkenbruch kann sich nicht mehr mit dem Leben identifizieren, das seine Eltern, insbesondere seine Mame, für ihn vorgesehen haben. Ist er Anfangs noch sehr unsicher und rebelliert eher innerlich, beginnt er immer mutiger zu werden. "Den eigenen Weg zu gehen, überlegte ich, heißt wohl nichts anderes, als sich den Dingen zu stellen, die einem begegneten. Nicht zu versuchen, sie zu umschleichen. Nicht vor ihnen stehen zu bleiben. Sondern durch die Schwierigkeiten hindurchzumarschieren."
Mitzuerleben, welche Schwierigkeiten ihn alles erwarten, ist teils sehr komisch, teils auch tragisch. Es ist ein leichtes, Motti gegenüber Sympathie zu entwickeln und mit ihm mitzufühlen.
Die größte Schwierigkeit, die Motti auf seinem Weg zu sich selbst begegnet, ist seine Mame. Seine "stets leicht agitierte, überpräsente Mutter, um alles besorgt und unnachgiebig in ihrem Willen". Diese Frau sympathisch zu finden, ist bei weitem nicht so leicht, macht sie doch ihrer Familie so manches Mal das Leben unnötig schwer. Aber dennoch geht gerade von ihr auch durchaus ein Teil des Humors dieses Buches aus.
"Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer hat mir vergnügliche Lesestunden beschert. Ich kann diesen Roman allen Lesern empfehlen, die Freude an speziellen Charakteren und einem höchst amüsanten Schreibstil haben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Eine jiddische Familie in moderner Zeit

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Doch hat sich in den Traditionen und (Vor)Bestimmungen kaum etwas geändert - die mame hält das Heft in der Hand, ist quasi die Matriarchin der Familien (und bei den Nachbarn ist es nicht anders) und hat ...

Doch hat sich in den Traditionen und (Vor)Bestimmungen kaum etwas geändert - die mame hält das Heft in der Hand, ist quasi die Matriarchin der Familien (und bei den Nachbarn ist es nicht anders) und hat ihrer eigenen Ansicht nach eine zentrale Bestimmung - ihre Kinder zu Verheiraten. Das sind in Frau Wolkenbruchs Fall drei Söhne, von denen sie bereits zwei erfolgreich verkuppeln konnte, bei dritten, nämlich Motti, gestaltet sich das etwas sperrig.

Denn: wie kann er es wagen, nicht so zu wollen, wie sie! Nein, er will kein prall watschelndes Ebenbild seiner Mutter, sondern schielt vielmehr nach einer schickse, nämlich nach seiner Kommilitonin Laura an der Uni Zürich.

Dass er nicht einfach so seinen Weg gehen kann, wird ihm erst spät - nach einem Abstecher nach Israel zu überaus verständnisvollen Verwandten - klar.

Was den Leser einiges an Konzentration abverlangt, denn der Roman ist mehr oder weniger in jiddisch verfasst bzw. wimmelt er vor Begriffen in dieser Sprache. Wobei man den zu Beginn stehenden Rat, sich diese laut vorzulesen, durchaus ernst nehmen sollte - in den meisten Fällen hilft es weiter und wenn nicht, gibt es immer noch ein Glossar am Ende des Bandes. Trotzdem hat mir die Lektüre höchste Konzentration abverlangt

Sehr unterhaltsam und auf gewisse Weise ungewöhnlich ist dieser Roman von Thomas Meyer - ich fühlte mich in eine völlig andere Welt entführt, eine Parallelwelt sozusagen. Wer Spaß hat an dieser jüdischen Welt, dem jüdischen Alltag mit all seinen Widrigkeiten, dem sei der Roman von Herzen empfohlen!

Veröffentlicht am 16.06.2017

Motti und die Schickse

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Ich habe dieses Buch mit Freude gelesen. Mottis Weg ist so wunderbar beschrieben, dass man aus dem Schmunzeln und Lachen gar nicht herauskommt und dabei kommt einem manches doch auch selbst bekannt vor. ...

Ich habe dieses Buch mit Freude gelesen. Mottis Weg ist so wunderbar beschrieben, dass man aus dem Schmunzeln und Lachen gar nicht herauskommt und dabei kommt einem manches doch auch selbst bekannt vor.

Die besondere Würze in diesem Buch ist die jiddische Sprache, die hier und dort eingebaut ist und somit das Bild von Mottis Umgebung abrundet.