Ein großartiges Buch!
Das Original “A Death-Struck Year” hatte ich schon lange auf meinem E-Reader. Und ich glaube, da hätte es auch noch eine Weile geschmort, wenn ich nicht gesehen hätte, dass das Buch in der deutschen Übersetzung ...
Das Original “A Death-Struck Year” hatte ich schon lange auf meinem E-Reader. Und ich glaube, da hätte es auch noch eine Weile geschmort, wenn ich nicht gesehen hätte, dass das Buch in der deutschen Übersetzung erscheint. Dadurch wurde ich dann doch neugierig und habe es daher kurzerhand auf meine Leseliste gepackt. Zum Glück, denn mir wäre echt etwas entgangen, hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Ich bin völlig ohne Erwartungen an dieses Debüt herangegangen, wurde von der Autorin dafür total überrascht und sie hat mich komplett begeistert.
Einfach alles an diesem Buch hat mir gefallen. Cleo ist eine Hauptperson, mit der ich mich sofort identifizieren konnte und die ich direkt in mein Herz geschlossen habe. Ihre Zweifel, was sie nach Beenden der Schule mit sich und ihrem Leben anfangen soll, konnte ich total gut nachvollziehen. Und dazu ist sie so lieb und hilfsbereit, auch wenn sie sich damit leichtfertig selbst in Gefahr bringt. Aber sie stellt das Wohl der anderen ohne zu überlegen über ihr eigenes Wohl. Und dahinter steckt ein tieferer Sinn, den die Autorin nach und nach in die Handlung einbringt und der das Buch noch authentischer macht, als es sowieso schon ist.
Auch die anderen Charaktere sind unglaublich anschaulich und einfach echt gezeichnet. Irgendwie mochte ich jeden von ihnen, es gab keinen Charakter, der mir nicht gefallen hätte. Manche spielen dabei eine größere Rolle als andere, aber doch sind sie allesamt wichtig für die Handlung und das Buch insgesamt. Es entwickeln sich im Verlauf dieses Romans wundervolle Freundschaften und in dieser großen Zeit des Elends und der Not merken die jungen Menschen, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie lernen, sich aufeinander zu verlassen und fangen an, sich mit kleinen Dingen zufrieden zu geben. Es passiert einfach unglaublich viel auf zwischenmenschlicher Ebene. Normalerweise hätte ich es bei anderen Büchern kritisiert, dass natürlich eine Liebesbeziehung nicht fehlen durfte. Aber hier, in diesem Debüt, ist diese leise und zarte Liebe, die sich ganz langsam und vorsichtig zu einem Soldaten entwickelt, so passend, so stimmig und so authentisch, dass ich nicht das Gefühl hatte, die Autorin würde hier einen Handlungsstrang entwickeln, der nicht zum Buch passt. Nein, denn es sind wirklich ganz feinfühlige und leise Töne, die die Autorin in diesen Szenen anschlägt und die dem Buch neben dem vielen Leid und Elend einfach nur gut tun.
Dazu kommt der unglaublich lebendige und eindringliche Schreibstil der Autorin, der mich begeistert hat. Als Leser fühlt man sich mittendrin im Geschehen, als würde man die ganze Zeit direkt neben Cleo stehen und sie begleiten. Makiia Lucier schafft es einfach, ihre Leser zu fesseln. Mir ist es so schwergefallen, das Buch zur Seite zu legen, und ich habe mich dann den ganzen Tag lang darauf gefreut, das Buch abends endlich wieder in die Hand nehmen zu können (bzw. meinen Kobo). Ich war so gebannt, habe so mit Cleo und ihren Freunden mitgefiebert. Das Buch beginnt relativ ruhig, Cleo und die anderen wichtigen Charaktere werden langsam eingeführt. Aber schnell ändert sich alles, als die Krankheit, die zunächst so weit weg schien, plötzlich und völlig unverhofft die Westküste Amerikas erreicht. Schnell sind Streitereien unter Schulkameraden die geringsten Probleme und was erst nur Gerüchte und hinter vorgehaltener Hand erzählte Schreckensnachrichten waren, wird schnell zur Wirklichkeit. Denn die Spanische Grippe nimmt keine Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Ansehen. Sie wütet rücksichtslos und rafft die Bevölkerung dahin. Immer wieder wird auch der 1. Weltkrieg erwähnt, der aber im Vergleich zu der Spanischen Grippe fast eine untergeordnete Rolle spielt.
Es gab viele Szenen, die mich total bewegt und getroffen haben. Zum Beispiel die, als Cleo durch die Straßen ihrer Stadt streift, an jedem Haus klopft, um Atemmasken zu verteilen, und eine Frau ihre Haustür nur einen Spalt breit öffnet, um zunächst misstrauisch zu fragen, was die Atemmaske denn kostet, und ihre Tür dann ganz weit öffnet, als Cleo ihr erwidert, dass diese Atemmaske natürlich nichts kosten würde. Oder die Szene, als die Augenlider eines kleinen Jungen mit hohem Fieber plötzlich flattern und er zwar schwach, aber doch unmissverständlich nach Cleos Finger greift, den sie ihm hinhält. Freud und Leid liegen in diesem Buch so nah beieinander und teilweise gingen mir die Szenen so zu Herzen, es war fast grausam, was die Autorin mit mir gemacht hat, in was für ein Wechselbad der Gefühle sie mich gebracht hat, wie es mich teilweise gegruselt hat, weil Makiia Lucier es einfach versteht, enorme Spannung aufzubauen und dabei so realistisch zu beschreiben, was rund um ihre Hauptperson Cleo geschieht. Aber doch habe ich jede Seite dieses Buches so genossen.
Und dann hat es die Autorin kurz vor dem Ende des Buches tatsächlich geschafft, mich mit einem einzelnen Satz dazu zu bringen, hemmungslos zu weinen. Ich war auf einmal völlig geschockt, überfordert, fassungslos. Wie in einer Starre saß ich vor dem Buch, war nicht in der Lage, umzublättern. Ein paar Minuten hat das angedauert, in dem die Tränen einfach nur meine Wangen hinabgelaufen sind. Das zeigt, wie tief versunken ich in diesem Buch war und wie sehr es mich gefesselt und bewegt hat.
Und damit möchte ich diese Rezension beenden und hoffe einfach, dass ich euch neugierig auf dieses Buch machen konnte, dass meine Begeisterung für dieses Debüt euch erreicht hat und dass ihr dieser Autorin eine Chance gebt, denn ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser. :love:
Mein Fazit
So grausam dieses Buch doch stellenweise ist, habe ich selten eine Lektüre so sehr genossen.