Emotionale Lektüre
Die Unwahrscheinlichkeit von LiebeZac liebt Statistiken und Zahlen. Er beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: der Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, mit zwei Würfeln zweimal eine 3 zu würfeln; ...
Zac liebt Statistiken und Zahlen. Er beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: der Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, mit zwei Würfeln zweimal eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, dass ein 32-jähriger Mann überlebt, dem ein Hirntumor entfernt wurde und dessen Krebs nach acht Monaten zurückgekehrt ist. Zac klammert sich an Fakten. So fällt es ihm leichter, mit seiner Krebserkrankung umzugehen. Zac redet nichts schön, dafür hat er zu viel durchgemacht. Schonungslos beschreibt er die Begleiterscheinungen seiner Krankheit. Er macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Schließmuskel nach der Chemotherapie nicht unter Kontrolle hat und dass er sich fühlt wie ein Kleinkind mit Schamhaar. Und genau das macht dieses Buch so authentisch. Denn wenn man mitten drin steckt in der Scheiße, hilft keine Schönmalerei.
Während Zac sich mit Statistiken ablenkt und sich intensiv mit seiner Krebserkrankung auseinandersetzt, fährt Mia eine ganz andere Strategie: Sie zieht sich zurück, geht ihren Freundinnen aus dem Weg und hält lediglich ihren Facebook-Status aktuell. Dort tut sie so, als wäre alles in Ordnung, als wäre sie nur wegen eines gebrochenen Fußes im Krankenhaus.
Zac und Mia könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch entwickelt sich etwas ganz Wundervolles zwischen ihnen. Viel passiert zwischen den Zeilen, Zac und Mia sind beide keine Ich-Erzähler, die sich viel mit ihren Gefühlen beschäftigen. Und so merkt man fast gar nicht, wie sie sich immer weiter annähern. Und wie auch ich als Leser mich ihnen immer weiter annähere. Denn am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten mit den beiden. Sie sind beide sehr speziell, reden einfach drauflos und aus irgendeinem Grund war da ständig eine Distanz zwischen ihnen und mir. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber es hat einfach nicht von Anfang an gepasst. Zum Glück kam dann jedoch irgendwann der Punkt, wo es einfach Klick gemacht hat. Und ab diesem Moment habe ich total mit den beiden Charakteren mitgefiebert und mitgelitten. Denn “Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” ist defintiv kein schönes Buch. Es ist traurig und es ist unfair. Inbesondere die Wut von Mia hat sich während des Lesens auf mich übertragen. Und doch hat mich das Ende versöhnt und ich konnte die letzte Seite zufrieden umblättern.
“Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” erzählt vom wahren und vom echten Leben. Es erzählt von Angst, von Hoffnungslosigkeit, von Wut und von Trauer. Aber es erzählt auch davon, wie sich zwei junge Menschen gegenseitig einfach nur guttun können. Wie Zac durch Mia endlich aufhört, sich hinter seinen Zahlen zu verstecken und anfängt, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Und wie Mia lernt, ihr Schicksal zu akzeptieren, wie sie anfängt, das Glück um sie herum endlich wahrzunehmen und wie sie endlich beginnt, zu kämpfen.
Die Aufmachung des Buches ist einfach wundervoll. Der Schutzumschlag ist so schlicht und doch so wunderschön gestaltet. Das Buch selbst ist in drei Teile unterteilt, die “Zac”, “und” und “Mia” heißen. Dementsprechend kommt im ersten Teil nur Zac als Ich-Erzähler zu Wort, im zweiten Teil wechseln sich Zac und Mia mit dem Erzählen ab und im dritten Teil kommt nur (fast) Mia zu Wort. Ich finde es toll, was sich die Autorin hier überlegt hat.
Mein Fazit
“Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” ist nicht einfach nur ein weiteres Krebs-Buch, sondern eine sehr bewegende und emotionale Lektüre.