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Veröffentlicht am 12.10.2019

Überzeugendes Debüt

LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel
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Eigentlich dachte ich, ich hätte mich sattgelesen an Dystopien. Aber der Klappentext von “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” klang einfach zu gut, da konnte ich nicht widerstehen. :wink: Zum Glück! Denn dieses ...

Eigentlich dachte ich, ich hätte mich sattgelesen an Dystopien. Aber der Klappentext von “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” klang einfach zu gut, da konnte ich nicht widerstehen. :wink: Zum Glück! Denn dieses Debüt von Eva Siegmund hat mir sehr gut gefallen. Bis auf den Schluss, den ich etwas übereilt fand. Aber der Reihe nach …

Ich war von Anfang an gefangen in der Welt, in die Eva Siegmund ihre Leser entführt. Ich habe mich darin sofort zurecht gefunden, weil die Autorin die Trümmerstadt Adeva und auch Lúm, die Hauptstadt des Unionsstaats des Lichts, total anschaulich beschreibt. Man erfährt nicht sofort, was in dieser Welt, in der Meleike und Flynn leben, passiert ist. Aber ich konnte der Autorin einfach dahingehend vertrauen, dass sie mich nicht im Dunkeln lassen würde und sie mit der Zeit schon erklären würde, was die Hintergründe für die Handlung sind. Und so war es auch. Der Prolog, der das Vorwort eines Völkerauflösungsvertrags darstellt, führt schon mal gut in die Handlungshintergründe ein und immer wieder streut Eva Siegmund ein paar Informationen aus, die schließlich ein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Dabei hat man weder das Gefühl, zu spärlich informiert zu werden, noch wird man mit Informationen erschlagen. Eva Siegmund hat da ein gutes Mittelmaß gefunden.

Wenn man möchte, findet man sicherlich Gemeinsamkeiten zwischen “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” und anderen Dystopien. Ganz neu sind die Ideen von Eva Siegmund nicht. Es gibt bereits Bücher, in denen am Anfang eine Zeremonie beschrieben wird, die über das Schicksal der Heldin entscheidet. Und es gibt bereits Dystopien, in denen die Hauptfiguren besondere Fähigkeiten haben. Zum Glück bin ich eine Leserin, die nicht ständig Vergleiche zu anderen Büchern zieht und daher ganz unbefangen an Bücher herangehen kann. Und ja, auch wenn die Ideen der Autorin vielleicht nicht alle total neu und andersartig sind, konnte mich Eva Siegmund doch komplett überzeugen mit ihrer Geschichte.

Denn die Handlung dieses Debüts ist ganz wunderbar konstruiert und spannend. Abgesehen von dem Schluss, in dem sich die Ereignisse für meinen Geschmack zu sehr überschlagen, ist “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” ein eher ruhiges und angenehm zu lesendes Buch. Das heißt nicht, dass nicht viel passieren würde. Im Gegegenteil: Das Buch ist sehr ereignisreich. Aber es steht nicht die Action im Vordergrund, sondern die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander machen das Buch aus. Meleikes Beziehung zu ihrer Mutter, zu ihrem Großvater, zu ihrer Großmutter, zu ihren besten Freunden, zu Flynn, den sie erst später kennenlernt – all diese Dinge nehmen ganz viel Raum ein in diesem Buch und geben ihm das gewisse Etwas. Überhaupt sind mir die Charaktere total ans Herz gewachsen. Die guten, natürlich. :wink: Es gab auch einige echt fiese Figuren, die aber ebenso ihre Daseinsberechtigung haben und toll gezeichnet waren.

Der wunderbar beschreibende und detaillierte Stil der Autorin hat mich völlig für sich eingenommen und ich habe es total genossen, dieses Buch zu lesen. Schön ausführlich beschreibt Eva Siegmund die Handlungsumgebung und die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten. Dabei war für mich kein Wort zu viel oder überflüssig. Geschrieben ist “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der von Zeit zu Zeit den Standpunkt wechselt und mal Meleike begleitet, mal Flynn, mal Meleikes Großvater, mal zu einem Handlungsstrang wechselt, dessen Bedeutung erst im späteren Verlauf des Buches wichtig wird.

Tja, und damit kommen wir nach den vielen positiven Dingen zu meinem kleinen Kritikpunkt – dem Ende. Nachdem sich auf fast 500 Seiten alles in einem so angenehmen Tempo entwickelt, geht am Ende alles viel zu schnell. Außerdem waren mir da ein paar zu viele Zufälle eingebaut und die Handlung wirkte auf mich am Ende dann doch zu konstruiert und manipuliert. Das kannte ich von dem Buch bis zu diesem Punkt gar nicht und umso mehr ist es schade, dass meine Begeisterung für dieses Debüt nicht bis zum Schluss aufrecht erhalten blieb.

Mein Fazit

Ein überzeugendes Debüt mit tollen Charakteren und einem tollen Handlungshintergrund – allein der Schluss kommt etwas zu plötzlich.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Hat mich sofort gepackt

Endgame 1. Die Auserwählten
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“Endgame 01. Die Auserwählten” ist viel mehr als “nur” ein Buch, denn gleichzeitig ist es auch ein großes Rätsel. Und auf den, der in der Lage ist, die kryptischen Symbole und die geheimen Botschaften ...

“Endgame 01. Die Auserwählten” ist viel mehr als “nur” ein Buch, denn gleichzeitig ist es auch ein großes Rätsel. Und auf den, der in der Lage ist, die kryptischen Symbole und die geheimen Botschaften im Text zu entschlüsseln, wartet ein gigantischer Gewinn. Ich habe das Buch als “normale” Leserin gelesen, da ich weiß, dass ich für die vielen Andeutungen und Rätsel, die sich im Buch verstecken, nicht clever genug bin. Mir ging es nicht darum, Stunden mit dem Entschlüsseln von Hinweisen zu verbringen, ich habe das Buch rein zur Unterhaltung gelesen.

Und unterhalten wurde ich sehr gut von James Frey. Ich kenne den Autor bereits durch sein Buch “Strahlend schöner Morgen”, das mich total begeistert hat. Und auch sein neuestes Werk habe ich sehr gern gelesen. Rückblickend liegt wohl weniger die Handlung im Vorderung als vielmehr die Darstellung und Entwicklung der Figuren. Das hatte ich so nicht erwartet. Klar, es ist nicht so, als würde in dem Buch gar nichts passieren. Auf knapp 600 Seiten hätte ich mich da wohl auch schnell gelangweilt. Aber James Frey lässt sich sehr viel Zeit damit, seine Hauptfiguren – 12 Stück sind es an der Zahl, manche mehr, manche weniger wichtig für das Gesamtbild des Buches – einzuführen und vorzustellen. Das hat mir richtig gut gefallen, denn jede der Hauptfiguren bekommt dadurch schnell ein Gesicht und eine Geschichte, anhand dessen sie sich unterscheiden lassen. Auch ist die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere sehr interessant zu beobachten. Unterschiedliche Strategien werden verfolgt, es gibt die Einzelgänger, aber auch die Verbündeten. Fragt sich nur, welche Strategie am Ende zum Erfolg führt.

Während der Leser die Wahl hat, ob er die versteckten Hinweise entziffern und die Rätsel lösen möchte, bleibt den 12 Spielern von “Endgame” keine Wahl. Seit Tausenden von Jahren wird das Geschlecht, dem sie angehören, auf das Spiel vorbereitet und nun ist die Zeit heran und die Wahl ausgerechnet auf sie gefallen, “Endgame” zu spielen. Nur einer von ihnen kann gewinnen und somit sein Geschlecht retten. Die Idee hinter dem Buch finde ich super und sie ist auch schlüssig umgesetzt. Teilweise hätte ich mir durchaus noch mehr Hintergrundinformationen gewünscht, aber zumindest andeutungsweise äußert sich der Autor doch zu den grundlegensten Dingen, sodass keine drängenden Fragen für mich offen geblieben sind.

Aufgrund der Vielzahl an Figuren umfasst “Endgame 01. Die Auserwählten” mehrere Handlungsstränge, die teilweise parallel zueinander verlaufen, sich teilweise aber auch verbinden und wieder trennen. Jeder Spieler möchte “Endgame” für sich entscheiden. Und so beginnt eine Schnitzeljagd rund um den Globus. Ich hatte schnell meine Lieblingsfiguren gefunden und auch diejenigen unter den Spielern ausgemacht, die ich gar nicht leiden konnte. Insgesamt fand ich es aber schon echt krass, wie trainiert die Charaktere, auch die weiblichen, sind. Sie wurden ja zu wahren Kampfmaschinen entwickelt und teilweise war mir das etwas zu viel. Auch wurde nicht immer nachvollziehbar erklärt, wie die Charaktere auf die Lösungen der Rätsel gekommen sind. Manchmal waren das reine Eingebungen, wo ich mir doch mehr Informationen gewünscht hätte, um die Gedankengänge logisch nachzuvollziehen.

Am Ende des Buches ist der erste von drei Schlüsseln, mit denen sich das “Endgame” gewinnen lässt, gefunden. Logisches Kombinationsvermögen und die passende Taktik haben den Spieler an das erste Ziel gebracht. Wer den Schlüssel gefunden hat und welcher Weg den Finder zum Schlüssel führte – das lest ihr am besten selbst. :wink: Auf die Fortsetzung bin ich schon sehr gespannt. Ich hoffe, dass der Ideenreichtum des Autors nicht nachlässt.

Nicht zu Unrecht wird “Endgame 01. Die Auserwählten” erst für Leser ab 16 Jahren empfohlen. Teilweise ist es recht kaltblütig, kaltschnäuzig und brutal. James Frey hält sich zwar nicht lange mit diesen Szenen auf, es fließt aber doch das ein oder andere Mal Blut und letztlich ist “Endgame” ein Spiel um Leben und Tod.

Mein Fazit

“Endgame” hat begonnen. Und mich hat es sofort gepackt.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Hat mich total umgehauen

WALLBANGER - Ein Nachbar zum Verlieben
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Ich muss ehrlich zugeben, dass ich “Wallbanger” allein vom Cover her wohl niemals gelesen hätte. Und auch der Klappentext hat mir nicht gerade das Gefühl gegeben, dass dieses Buch in mein Beuteschema passt ...

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich “Wallbanger” allein vom Cover her wohl niemals gelesen hätte. Und auch der Klappentext hat mir nicht gerade das Gefühl gegeben, dass dieses Buch in mein Beuteschema passt und ich es unbedingt lesen müsste. Aber dann habe ich doch immer wieder Positives über das Debüt von Alice Clayton gehört und wurde immer neugieriger. Kurzerhand habe ich mir das Buch dann im Original geschnappt (meine Bibliothek hatte das Buch vorrätig, das Risiko war daher nicht besonders groß, falls mir das Buch doch nicht gefallen sollte) – und in einem Rutsch verschlungen. Denn dieses Buch ist einfach so so so gut. Und im Nachhinein bin ich sogar froh darüber, dass der Sieben Verlag das Cover der Originalausgabe übernommen hat.

Ich muss an dieser Stelle deutlich betonen, dass ich “Wallbanger” im Original gelesen habe. Über die Qualität der Übersetzung kann ich daher nichts sagen. Ich hoffe aber, dass es Julia Weisenberger gelungen ist, den grandiosen Erzählstil der Autorin in der Übersetzung beizubehalten. Denn dieser Erzählstil ist es, was für mich den größten Reiz an diesem Buch ausgemacht hat. Alice Clayton versteht es, ihre Leser bei Laune zu halten. Sie erzählt so kurzweilig und unterhaltsam und dabei mit so einem niveauvollen und feinfühligen Humor, dass es einfach eine wahre Freude ist. Ich habe so oft gelacht und vor mich hin gekichert, hatte so viel Spaß beim Lesen des Buches, es war einfach herrlich. Caro, die weibliche Hauptperson, ist eine wundervolle Erzählerin, ihre Gedanken und Kommentare fand ich großartig und ich mochte ihre kesse Art, die in den Gesprächen mit ihren Freundinnen oder ihrer Chefin deutlich wird.

Aber noch großartiger waren ihre Schlagabtäusche mit Simon, der männlichen Hauptperson. Die beiden liegen genau auf einer Wellenlänge und es war einfach nur ein großer Spaß und ein großes Vergnügen, sie zusammen zu beobachten. Nicht nur ihre Dialoge waren so unterhaltsam, wenn sie sich kesse Sprüche nur so um die Ohren werfen. Dazu gab es auch Kapitel, die allein aus SMS bestehen. Diese waren so kreativ und witzig. Ich hab so gelacht. Es war einfach wundervoll. Ich kann meine Begeisterung dafür hier gerade gar nicht so richtig in Worte fassen. Ich hoffe, ihr lasst euch trotzdem ein wenig davon anstecken und lest dieses Buch selbst, denn es ist einfach großartig.

Natürlich dauert es seine Zeit, bis es zu diesen großartigen Dialogen und Flirts zwischen Caro und Simon kommt. Denn am Anfang des Buches ist Caro so gar nicht begeistert von ihrem Nachbarn. Kein Wunder, wenn er sie auch regelmäßig mit seinem nächtlichen “Wallbanging” weckt. :wink: Aber schnell entwickelt sich ein wundervolles Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden. Und dabei habe ich mich in die beiden Figuren verliebt. Caro ist so wundervoll schlagfertig, so herrlich unterhaltsam, einfach so liebenswert. Ich hätte sie sehr gerne zur Freundin. Und Simon ist der perfekte Gegenpart für Caro mit seiner rotzfrechen Art und seinem Humor und … hach, er ist einfach toll. :love:

Übrigens fand ich nicht nur Caro und Simon ganz wundervoll gezeichnet und habe sie auf Anhieb in mein Herz geschlossen, auch alle anderen Charaktere in diesem Buch fand ich einfach klasse. Caros beste Freundinnen und Simons beste Kumpel, sogar Clive – Caros Katze – habe ich geliebt, obwohl ich Katzen normalerweise überhaupt nicht mag und definitiv ein Hundemensch bin. Aber hier war einfach alles so perfekt.

Natürlich ist in diesem Buch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Neben dem vielen Flirten und den frechen Sprüchen gibt es auch ernste Szenen, die mich stellenweise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben. Denn ich war für eine Weile in einer anderen Welt, auf Wolke 7, habe zusammen mit Caro und Simon alles um mich herum vergessen. Bis der Moment kam, an dem die Seifenblase geplatzt ist und Caro und ich unsanft zurück in die Realität geholt wurden. Auslöser dafür war Simon, mit einer Kleinigkeit hat er eine gewisse Ernsthaftigkeit in das Buch gebracht, die diesem aber auch ganz gut tut. Es geht hier nicht wirklich um großes Drama, die Charaktere haben keine schlimme Vergangenheit, die sie bewältigen und verarbeiten müssen. Aber dennoch kommt irgendwann der Moment, wo der ganze Humor, der ganze Spaß einfach umschlägt und die Figuren auch mit schwierigen Situationen klarkommen müssen.

Neben den vielen “Young Adult”- und “New Adult”-Büchern, die ich sonst hauptsächlich lese, war es übrigens sehr erfrischend, es hier mit Charakteren zu tun zu haben, die etwas reifer sind. :wink:

Nur eine Kleinigkeit hat mich gestört: Caro spricht von Zeit zu Zeit mit sich selbst, mit den unteren Regionen ihres Körpers, mit ihrem Herzen, mit ihrem Verstand. Ein wenig habe ich mich da an die “innere Göttin” der Ana von “Shades of Grey” erinnert … Mit diesen Szenen konnte ich nicht besonders viel anfagen.

Mein Fazit

Ich hätte es niemals gedacht, aber dieses Buch hat mich total umgehauen und ich freue mich darauf, noch mehr von Alice Clayton zu lesen. :love:

Veröffentlicht am 12.10.2019

Emotionale Lektüre

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Zac liebt Statistiken und Zahlen. Er beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: der Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, mit zwei Würfeln zweimal eine 3 zu würfeln; ...

Zac liebt Statistiken und Zahlen. Er beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: der Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, mit zwei Würfeln zweimal eine 3 zu würfeln; der Wahrscheinlichkeit, dass ein 32-jähriger Mann überlebt, dem ein Hirntumor entfernt wurde und dessen Krebs nach acht Monaten zurückgekehrt ist. Zac klammert sich an Fakten. So fällt es ihm leichter, mit seiner Krebserkrankung umzugehen. Zac redet nichts schön, dafür hat er zu viel durchgemacht. Schonungslos beschreibt er die Begleiterscheinungen seiner Krankheit. Er macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Schließmuskel nach der Chemotherapie nicht unter Kontrolle hat und dass er sich fühlt wie ein Kleinkind mit Schamhaar. Und genau das macht dieses Buch so authentisch. Denn wenn man mitten drin steckt in der Scheiße, hilft keine Schönmalerei.

Während Zac sich mit Statistiken ablenkt und sich intensiv mit seiner Krebserkrankung auseinandersetzt, fährt Mia eine ganz andere Strategie: Sie zieht sich zurück, geht ihren Freundinnen aus dem Weg und hält lediglich ihren Facebook-Status aktuell. Dort tut sie so, als wäre alles in Ordnung, als wäre sie nur wegen eines gebrochenen Fußes im Krankenhaus.

Zac und Mia könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch entwickelt sich etwas ganz Wundervolles zwischen ihnen. Viel passiert zwischen den Zeilen, Zac und Mia sind beide keine Ich-Erzähler, die sich viel mit ihren Gefühlen beschäftigen. Und so merkt man fast gar nicht, wie sie sich immer weiter annähern. Und wie auch ich als Leser mich ihnen immer weiter annähere. Denn am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten mit den beiden. Sie sind beide sehr speziell, reden einfach drauflos und aus irgendeinem Grund war da ständig eine Distanz zwischen ihnen und mir. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber es hat einfach nicht von Anfang an gepasst. Zum Glück kam dann jedoch irgendwann der Punkt, wo es einfach Klick gemacht hat. Und ab diesem Moment habe ich total mit den beiden Charakteren mitgefiebert und mitgelitten. Denn “Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” ist defintiv kein schönes Buch. Es ist traurig und es ist unfair. Inbesondere die Wut von Mia hat sich während des Lesens auf mich übertragen. Und doch hat mich das Ende versöhnt und ich konnte die letzte Seite zufrieden umblättern.

“Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” erzählt vom wahren und vom echten Leben. Es erzählt von Angst, von Hoffnungslosigkeit, von Wut und von Trauer. Aber es erzählt auch davon, wie sich zwei junge Menschen gegenseitig einfach nur guttun können. Wie Zac durch Mia endlich aufhört, sich hinter seinen Zahlen zu verstecken und anfängt, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Und wie Mia lernt, ihr Schicksal zu akzeptieren, wie sie anfängt, das Glück um sie herum endlich wahrzunehmen und wie sie endlich beginnt, zu kämpfen.

Die Aufmachung des Buches ist einfach wundervoll. Der Schutzumschlag ist so schlicht und doch so wunderschön gestaltet. Das Buch selbst ist in drei Teile unterteilt, die “Zac”, “und” und “Mia” heißen. Dementsprechend kommt im ersten Teil nur Zac als Ich-Erzähler zu Wort, im zweiten Teil wechseln sich Zac und Mia mit dem Erzählen ab und im dritten Teil kommt nur (fast) Mia zu Wort. Ich finde es toll, was sich die Autorin hier überlegt hat.

Mein Fazit

“Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe” ist nicht einfach nur ein weiteres Krebs-Buch, sondern eine sehr bewegende und emotionale Lektüre.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein ganz besonderes Buch

Wo steckst du, Bernadette?
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Als ich “Wo steckst du, Bernadette?” in der Verlagsvorschau entdeckt habe, war ich mir nicht sicher, ob das Buch etwas für mich sein könnte. Der Klappentext klang für mich schon ziemlich verrückt und ich ...

Als ich “Wo steckst du, Bernadette?” in der Verlagsvorschau entdeckt habe, war ich mir nicht sicher, ob das Buch etwas für mich sein könnte. Der Klappentext klang für mich schon ziemlich verrückt und ich wusste nicht so recht, was ich mit diesem Buch anfangen sollte. Die Bewertungen der Originalausgabe “Where’d You Go, Bernadette” waren aber so positiv und auch einige Blogger, denen ich folge, hatten das Original so überzeugend besprochen, dass ich einfach immer neugieriger wurde. Und nachdem ich das Buch vor ein paar Tagen beendet habe, bin ich sehr froh, ihm eine Chance gegeben zu haben.

Obwohl ich sagen muss, dass ich den Anfang etwas gewöhnungsbedürftig fand. Als Leser wird man förmlich hineingeschmissen in ein Sammelsurium an Emails, Notizen, Arztberichten, Gutachten – denn aus mehr besteht die Handlung fast gar nicht. Fast wahllos erscheint die Aneinanderreihung von Fakten und einzelnen Szenen, mit denen man zunächst nur wenig anfangen kann. Auch muss man sich erst einmal einen Überblick über die Personen verschaffen, denn direkt zu Beginn des Buches wird man mit Charakteren konfrontiert, die zwar im Verlauf des Buches eine große Rolle spielen, aber zum Beispiel im Klappentext nicht erwähnt werden und daher zunächst nur schwer einzuschätzen sind.

Dazu kommt, dass in diesem Buch sehr selten wirklich “erzählt” wird. Nur an einigen Stellen tritt die 15jährige Ich-Erzählerin Bee, Bernadettes Tochter, auf, um den Leser ein wenig an die Hand zu nehmen und das eine oder andere zu erklären. Aber ansonsten ist dieses Buch eine Sammlung von Schnippseln, die man als Leser zu einem großen Ganzen zusammenfügen muss. Es fällt zunächst schwer, sich zurecht zu finden und sich einen Überblick zu verschaffen. Aber nach und nach kommt man doch rein in die Handlung und vor allem rein in die Welt von Bernadette. Denn obwohl das Buch nicht aus ihrer Perspektive geschrieben ist, war sie für mich die absolute Hauptperson in diesem Debüt von Maria Semple und gleichzeitig auch meine Lieblingsfigur. Alles dreht sich um Bernadette, die völlig überfordert ist mit sich selbst, ihrem Leben und ihrer Vergangenheit. Da es bis auf Bee keinen richtigen Erzähler in diesem Buch gibt, sondern die Handlung nur anhand von Notizzetteln oder Emails vorangetrieben wird, gibt es auch niemanden, der die Figuren beschreibt und charakterisiert. Das passiert indirekt bzw. muss man es als Leser selbst übernehmen und schafft sich dadurch sein ganz eigenes Bild von den Figuren.

Dabei ist das Buch rückblickend aufgebaut, denn zu Beginn des Buches weiß man direkt, dass Bernadette verschwunden ist. Wie es dazu kam und vor allem, wo Bernadette steckt, wird sich im Laufe des Buches bzw. erst ganz zum Schluss erklären. :wink: Dabei hat die Autorin Großes geleistet, denn dieses Debüt ist einfach nur genial und großartig konstruiert. Es ist faszinierend, wie wunderbar durchdacht die Handlung ist, wie wichtig selbst das kleinste Detail für die Auflösung des Buches ist und wie spannend dieser Roman doch tatsächlich auch ist. Denn obwohl er sich mit dem Alltag einer Familie beschäftigt, steckt doch so viel hinter diesem Buch. Und das fängt damit an, dass der Alltag von Bernadette, Elgie und Bee alles andere als normal ist. Elgie ist ein Workoholic, Bee ist ein enorm wissbegieriges Kind und Bernadette ist eine Einzelgängerin, die deswegen bei den Eltern der Schule, die Bee besucht, gar nicht gut ankommt. Denn Engagement der Eltern wird dort enorm hochgeschrieben. Und so nimmt alles seinen Lauf. Bis zu dem Punkt, an dem Bernadette einfach verschwindet.

Stellenweise liest sich “Wo steckst du, Bernadette?” wie eine Satire, denn es gibt viele Szenen, bei denen ich nur mit dem Kopf schütteln konnte und nicht wusste, ob ich lachen oder weinen soll. Die Autorin hat einen gewissen Hang zur Übertreibung. Doch außerhalb des Möglichen liegt es nicht, was Maria Semple in ihrem Debüt beschreibt. Gerade in Amerika kann ich mir vorstellen, dass es die Unikate dieses Buches auch als reale Personen gibt.

So genial ich die Konstruktion des Buches, seine Durchdachtheit und auch die Charaktere mochte, gab es für mich doch die eine oder andere Länge. Manche Emails waren mir einfach zu ausschweifend, manche Gutachten zu umfangreich. Dazu kommt, dass ich mir die Auflösung um Bernadettes Verschwinden doch spektakulärer vorgestellt hatte. Zwar ist das Ende total stimmig und passt auch perfekt zu den Charakteren, aber es war mir fast etwas zu einfach.

Davon abgesehen war das Lesen von “Wo steckst du, Bernadette?” ein ganz tolles Erlebnis. Ich habe zusammen mit den Charakteren viel erlebt und werde die Autorin Maria Semple auf jeden Fall im Auge behalten. Auf ihre weiteren Veröffentlichungen bin ich schon jetzt sehr gespannt.

Mein Fazit

“Wo steckst du, Bernadette?” war für mich ein ganz besonderes Buch mit einem ganz besonderen Aufbau, einer ganz besonders durchdachten Handlung und ganz einzigartigen Charakteren.